deutschen und europäischen Einigungsprozess zuschreiben können. So ist es auch diesmal. Mit dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion in der einzigen frei gew

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1 Begrüßung der Präsidentin des Kuratoriums Deutsche Einheit e.v. Ministerpräsidentin a. D. Christine Lieberknecht MdL zur Point-Alpha-Preisverleihung an Professor Dr. Richard Schröder am Sonntag, 19. Juni 2016 um 11:00 Uhr auf Point Alpha Herzlich Willkommen zur Point-Alpha-Preisverleihung 2016! zum 9. mal seit 2005 vergibt das Kuratorium Deutsche Einheit heute den Point-Alpha- Preis für herausragende Verdienste um die Einheit Deutschlands und Europas in Frieden und Freiheit. Bis auf zwei Ausnahmen, nämlich im Jahr 2008, als wir in der Deutschen Botschaft in Prag den Point-Alpha-Preis an Václav Havel übergaben; und im Jahr 2012 mit dem ehemaligen spanischen Ministerpräsident Felipe Gonzalez als hier auf Point Alpha gebaut wurde und wir nach Geisa ausweichen mussten, waren wir immer hier, direkt auf der ehemaligen Grenze, am authentischen Ort. Dieser Ort und die Spuren seiner Geschichte als heißester Punkt im Kalten Krieg, wie ihn Peter Ustinow einmal bezeichnete, trennte nicht nur die beiden Teile Deutschlands, sondern hier befand sich über vier Jahrzehnte die Trennlinie, der eiserne Vorhang, der die beiden Hälften Europas hermetisch voneinander abriegelte. NATO und Warschauer Pakt standen sich hier unmittelbar, Auge in Auge, Tag für Tag und Jahr für Jahr gegenüber. Wir können auch heute noch von einem riesigen Glück, von einem absoluten Ausnahmegeschehen der Geschichte, ja: von einem Wunder sprechen, dass diese auf der einen Seite mit Selbstschussanlagen und Todesstreifen gegen die eigene Bevölkerung und auf beiden Seiten mit Panzern und Soldaten, Beobachtungstürmen, Ferngläsern und Radarschirmen hoch nervös bewachte Grenze mit der friedlichen Revolution in der DDR friedlich abgerissen und überwunden worden ist und wir heute genau hier an diesem Ort danken, würdigen, ehren und feiern können. Ich werde das für alle Zeiten als eine bleibende Freude und ein großartiges Geschenk empfinden. Seien Sie alle dazu noch einmal sehr herzlich hier auf Point-Alpha willkommen. Wir haben in den vergangenen Jahren große Europäer geehrt, unter Ihnen die deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl und Helmut Schmidt. Wir haben Staatspräsidenten mit dem Point-Alpha-Preis gewürdigt die beiden ersten waren Georg Bush Senior und Michael Gorbatschow. Es folgten die eben genannten Präsidenten Václav Havel und Ministerpräsident Felipe González ebenso wie Lech Wałęsa, der Begründer der Solidarnosc, und Miklós Németh, der den Mut für den ersten Schnitt in den Eisernen Vorhang zwischen Ungarn und Österreich hatte. Wir haben den Point-Alpha-Preis an die Bürgerbewegung in der DDR verliehen und wir haben im vergangenen Jahr den großen Deutschen und Europäer, einen der maßgeblichen Architekten des Einigungsvertrages 1990, Wolfgang Schäuble, ausgezeichnet. Jedem Preisträger haben wir als Kuratorium Deutsche Einheit dabei einen ganz besonderen, einen herausragenden und einen jeweils ganz besonderen, ganz eigenen Baustein im Seite 1 von 5

2 deutschen und europäischen Einigungsprozess zuschreiben können. So ist es auch diesmal. Mit dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion in der einzigen frei gewählten Volkskammer 1990 und dem heutigen Vorsitzenden der einst u.a. von Helmut Schmidt gegründeten Deutschen Nationalstiftung, dem stets hellwachen und streitbaren intellektuellen Kopf der Deutschen Sozialdemokratie, mit dem in seiner nüchternen Analyse und pointierten Aussage gefragten (von manchen auch ungefragten, aber trotzdem sein Wort machenden) Begleiter und Ratgeber für Politik, Wissenschaft, Kultur, Kirche, Gesellschaft und Medien ehren wir heute wiederum einen aufrechten Patrioten, einen Akteur der friedlichen Revolution des Herbstes 1989 und des Einigungsprozesses 1990; einen Rat-, Impuls- und Ideengeber für die Einheit Deutschlands und Europas bis zum heutigen Tag: Wir ehren den Theologen und Philosophen Professor Dr. Richard Schröder. Seien Sie uns gemeinsam mit Ihrer Begleitung und Ihren Freunden herzlich willkommen! Ganz besonders freue ich mich, dass auch ehemalige Kollegen aus der damaligen Volkskammer der Einladung zu Ihrer heutigen Ehrung gefolgt sind. Auch Ihnen ein herzliches Willkommen! Sehr geehrter Herr Schröder, Sie sind bereits gestern mit Ihrer Familie und Ihren Freunden angereist. Sie haben in Geisa übernachtet und sich ein Bild von dem wunderbaren Land der offenen Fernen", der Rhöner Landschaft machen können. Junge Leute von heute können sich gar nicht mehr vorstellen, dass das einmal anders war. Auch deswegen sind wir am authentischen Ort: Um zu erinnern und nicht zu vergessen. So begrüße ich Sie, sehr geehrter Herr Professor Schröder, auch als ein namhaftes Beiratsmitglied des Vereins Gegen das Vergessen und für Demokratie e. V.. Der Name dieses Vereins ist zugleich Programm und Auftrag, dem auch die Point Alpha Stiftung mit großem Einsatz seit vielen Jahren nachgeht. Ich darf an dieser Stelle den Vorsitzenden des Stiftungsrats der Point Alpha Stiftung, den ehemaligen Thüringer Minister und Richter am Bundesverfassungsgericht, einen unmittelbaren Zeitzeugen der Geschehnisse von 1989 und 1990 und aktiven Mitgestalter der Deutschen Einheit, Sie, sehr geehrter Herr Professor Dr. Jentsch ebenfalls sehr herzlich unter uns begrüßen. Danken möchte ich Ihnen und Ihrem Team für die tatkräftige Unterstützung, dass wir auch logistisch wieder in die Lage versetzt worden sind, die Preisverleihung in dieser Weise vorzunehmen. Zu den unverzichtbaren Teilen einer Preisverleihung gehört die Laudatio. Ich freue mich sehr, dass wir dafür einen wichtigen Akteur und Zeitzeugen der Verhandlungen über den Einigungsvertrag von 1990 begrüßen dürfen. Sie, sehr geehrter Herr Dr. Clement sind nicht nur ehemaliger Ministerpräsident des größten Flächenlandes im Westen der Republik und ehemaliger Bundesminister, sondern Sie waren 1990 als Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei auch der Koordinator der 11 Länder der damaligen Bundesrepublik für die Verhandlungen des Einigungsvertrages. Wer ein wenig Erfahrungen mit den föderalen Strukturen unseres Landes hat, der weiß, dass das eine alles andere als einfache Aufgabe gewesen ist. Herzlich Willkommen - Dr. Wolfgang Clement. Seite 2 von 5

3 Neben vielen Verbindungen zu unserem Preisträger einen Sie und ihn vor allem Ihre ähnlich nüchterne Analyse unseres heutigen Zeitgeschehens und Ihre darauf aufbauenden möglichen wenn nicht gar notwendigen Therapieverschläge. Auch Sie äußern sich mit klarer Haltung und pointierter Stimme. Ich danke Ihnen sehr dafür, dass Sie die Laudatio auf unseren Preisträger übernommen haben und bin gespannt auf Ihr Wort. Ich freue mich und bin dankbar, dass wiederum viele Gäste aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft, Bürgerinnen und Bürger der Region, besonders aus Hessen und Thüringen, aber auch aus entfernteren Gegenden unseres glücklich wieder vereinten Vaterlandes meiner Einladung zur heutigen Preisverleihung gefolgt sind. Lassen Sie mich stellvertretend für Sie alle die Spitzen unserer staatlichen Gewalten aus Legislative, Exekutive und Judikative der benachbarten Länder, aus Hessen und Thüringen begrüßen. Es wäre schön, wenn Sie Ihrer Freude über die Anwesenheit derer, die ich jetzt namentlich nenne, mit einem großen Sammelapplaus am Ende meiner Begrüßungsliste bedenken würden. So begrüße ich namentlich für alle Abgeordneten der Landtage und des Deutschen Bundestages vom Thüringer Landtag Herrn Landtagspräsidenten Christian Carius, für die Landesregierungen von Hessen und Thüringen die Stellvertretende Thüringer Ministerpräsidentin Heike Taubert und den hessischen Regierungssprecher Staatssekretär Bußer, für die Gerichtsbarkeiten den Präsidenten des Thüringer Verfassungsgerichts Herrn Professor Dr. Manfred Aschke. Ich grüße die Anwesenden Landräte und Bürgermeister, die Vertreter des Consularischen Corps, die Mitstreiter im Förderkreis der Point-Alpha- Stiftung unter Vorsitz des Landtagsabgeordneten Raymond Walk und in bewährter Verbundenheit Berthold Dücker. Ich grüße unsere Sponsoren und Unterstützer, insbesondere der Hessisch-Thüringischen Landesbank und dem Thüringer Finanzministerium. Mein besonderer Dank gilt dem Vorstand der Helaba und noch einmal Ihnen, sehr geehrte Frau Ministerin Taubert. Schließlich begrüße ich die Schülerinnen und Schüler der Musikschule des Wartburgkreises unter der bewährten Leitung von Bernhard Hergert. Für die musikalische Mitwirkung in dieser festlichen Stunde danke ich schon jetzt sehr herzlich. Und last but not least: Ich grüße und danke sehr herzlich Ihnen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Mitteldeutschen Rundfunks für die Begleitung unserer Preisverleihung und die Live-Übertragung auf den Sendern des MDR, so wie ich allen anwesenden Medienvertretern für eine wohlwollende Berichterstattung vielmals danke. Jetzt ist der Moment für den freundlichen Applaus zur Begrüßung aller genannten Gäste auch von Ihrer Seite. Heißen Sie sie herzlich willkommen. Seite 3 von 5

4 Richard Schröder wird heute nicht zum ersten Mal aus Anlass der Point-Alpha- Preisverleihung auf dieser Bühne stehen hielt er die Laudatio bei der bis heute unvergessenen Preisverleihung an Helmut Schmidt, dessen wir als Kuratorium im vergangenen Jahr anlässlich seines Todes noch einmal besonders gedacht haben. Heute steht nun Richard Schröder selbst im Mittelpunkt der Preisübergabe. Als er einmal vor etlichen Jahren aus einem bestimmten Anlass gebeten wurde, sich selbst vorzustellen, tat er dies mit den Worten: Im Herbst 1989 bin ich in die Politik gegangen und als SPD-Fraktionsvorsitzender mitschuldig an der Großen Koalition, auch daran, dass es nach Artikel 23 gegangen ist, und auch an der frühen Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion am 2. Juli. Diejenigen, die mich dafür prügeln wollten, sind im Laufe des vorigen Jahres immer weniger geworden; aber für Nachzügler stehe ich natürlich immer noch zur Verfügung. Einfache Worte, die aber eines zeigen: Haltung! Haltung auch gegen Widerstände! Arbeiten um der Sache Willen über Parteigrenzen hinweg! Selbstverständlich, möchte man da meinen, wie denn sonst! Wie sehr die Zeit 1990 drängte, wie übermächtig der Problemdruck 1990 war und wie schmal das für die deutsche Einheit geöffnete Zeitfenster war, das sehen wir heute im Nachhinein noch wesentlich schärfer als Heute wissen wir, eine Alternative zum schnellen Beitritt nach Artikel 23 des Grundgesetzes hätte es gar nicht gegeben. Die Geschichte wäre völlig anders verlaufen und Deutschland wahrscheinlich bis heute nicht wieder vereint. Diese Erkenntnis gehörte 1990 nicht unbedingt zum Mainstream seiner Partei, der SPD. Die SPD aber war notwendig, sie war unverzichtbar, sie musste gewonnen werden, mitgenommen werden auf den schnellen den direkten Weg zur Deutschen Einheit. Denn ohne die Zweidrittelmehrheit, ohne die SPD ging es in Sachen Deutsche Einheit nicht. Dass diese parteiübergreifende Zweidrittelmehrheit damals gelungen ist, verdanken wir dem klaren Blick und Durchsetzungsvermögen von Menschen wie Richard Schröder. Unser Preisträger fand übrigens eine sehr nüchterne wie bildhafte Beschreibung dessen, was sich manche gestandene Politiker bei aller Dramatik der Probleme der damaligen Zeit dennoch meinten leisten zu können: Seinen damaligen Lernprozess beschreibt er so: Ich habe mit Verwunderung im Bundestag festgestellt, dass man vor den Kameras oder vor der Öffentlichkeit nicht mit Angehörigen der anderen Partei spricht. Das halte ich für ein Affentheater bei solchem Problemdruck, bei dem eigentlich jeder, der irgendetwas zu einer genauen Kenntnis der Problemlage beizutragen hat, gefordert ist. Das ist immerhin die Erkenntnis eines Mannes, dessen DDR-staatlich anerkannte Mitgift nach 40 Jahren Sozialismus nicht allzu groß war. Sie beschränkte sich auf die Anerkennung des Schulabschlusses der 8. Klasse und die Fahrerlaubnis. So haben zumindest Sie selbst, lieber Herr Schröder, das Anfang der 90er Jahre bilanziert. Dass ich daran hier vor Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren erinnere, hat allerdings weniger mit den kleinen rückblickenden Überlieferungen zu tun. Genauso wenig, wie die heutige Preisverleihung eine rein in die Vergangenheit gerichtete Würdigung zu- Seite 4 von 5

5 rückliegender Leistungen ist, sondern wir fragen uns als Kuratorium immer auch nach den Botschaften für heute und für die Zukunft. Da haben uns sowohl unser Preisträger wie unser Laudator viel mitzugeben. Vor allem dann, wenn man bedenkt, dass 1990 eben nicht das Ende der Geschichte eingetreten ist wie der amerikanische Politologe Francis Fukuyama der Welt nur zu gern ins Stammbuch geschrieben hätte. Was für ein großer Irrtum. Inzwischen mitten in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts angekommen, erleben wir jeden Tag, wie es an allen Ecken und Enden der Welt brodelt, wir erleben die weltweit größten Flüchtlingsbewegungen seit dem 2. Weltkrieg. Wir sehen, wie Menschen und Völker unmittelbar vor unserer Haustür in Europa in Kriege verwickelt sind und wie die Arme der Terrormilizen des Islamischen Staates bis auf die Straßen und Plätze der Gründungsstaaten unserer Europäischen Union reichen. Auch da tut nüchterne Analyse not, Kenntnis der Völker und ihrer Geschichte, der Prägekräfte von Kultur und Religion sind Voraussetzung für jeglichen sinnvollen Dialog. Was wissen wir überhaupt von unserem eigenen Land? Von unserer eigenen Geschichte, Kultur und Religion. Geschweige denn von der Geschichte, Kultur, von den Sitten und Gebräuchen anderer? Ein eigenes Koordinatensystem zur Einordnung der komplexen Lagen ist unerlässlich. Jemandem wie Ihnen, sehr geehrter Herr Professor Schröder, der vor der friedlichen Revolution, vor dem Fall der Mauer und vor der Deutschen Einheit in den Jahren 1988/89 an zentraler Stelle für die Ökumenische Versammlung der Kirchen für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung gearbeitet hat, müssen manche Debatten wie ein Déjà-vu vorkommen. Damals wie heute waren und sind ein festes Wertefundament, Haltung, Mut und Unbeugsamkeit gefragt. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue mich jetzt sehr auf den Blick, den uns unser Laudator, den Sie, sehr geehrter Herr Dr. Clement auf unseren Preisträger entfalten werden. Ich danke Ihnen noch einmal sehr herzlich, dass Sie die Aufgabe der Laudatio übernommen haben. Und Ihnen, sehr geehrter Herr Professor Schröder danke ich nochmals von ganzem Herzen, dass wir Ihnen im Anschluss an die Laudatio den Point-Alpha- Preis 2016 überreichen können. Ich gebe das Wort an Sie, Herr Dr. Clement und danke vielmals für die Aufmerksamkeit. Seite 5 von 5