Grußwort. Junge Islam Konferenz Freitag, 23. September 2016, 13 Uhr Landtag Nordrhein-Westfalen, Plenarsaal. Es gilt das gesprochene Wort!
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- Florian Wagner
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1 Grußwort Junge Islam Konferenz Freitag, 23. September 2016, 13 Uhr Landtag Nordrhein-Westfalen, Plenarsaal Es gilt das gesprochene Wort! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jungen Islam Konferenz! Liebe Organisatorinnen und Organisatoren! Liebe Gäste! I. Zur ersten Veranstaltung der Jungen Islam Konferenz hier im Haus der Bürgerinnen und Bürger Nordrhein-Westfalens, also im Landtag NRW, darf ich Sie persönlich und im Namen der insgesamt 237 Abgeordneten ganz herzlich begrüßen! Gerne haben wir Ihnen die Türen unseres Landesparlaments geöffnet, damit Sie hier Ihr Planspiel zu gesellschaftlicher Toleranz und Akzeptanz, zu unterschiedlichen kulturellen Identitäten und zum friedlichen Miteinander der Religionen ausrichten können. Ich persönlich finde: Die Idee dieser Konferenz wie sie in Berlin und Hamburg ja bereits erfolgreich realisiert wurde ist sehr zu
2 unterstützen, und für das heutige Planspiel kann es wirklich keinen geeigneteren Ort als den Landtag Nordrhein-Westfalen geben. II. Dafür gibt es ganz unterschiedliche und gewichtige Gründe, und drei davon möchte ich an dieser Stelle nennen: Erstens: Unser Nordrhein-Westfalen ist das Bundesland mit den meisten Menschen muslimischen Glaubens in der Bundesrepublik. Rund 1,5 Millionen Menschen an Rhein, Ruhr und Lippe sind muslimisch. Das ist ein gutes Drittel aller in Deutschland lebenden Musliminnen und Muslime. Sunniten, Aleviten, Schiiten sie alle sind hier zuhause, genauso wie Menschen mit christlichem oder jüdischem Glauben, Angehörige anderer Religionsgemeinschaften oder Menschen ohne Glaubenszugehörigkeit. Damit ist das friedliche Miteinander der Kulturen und Religionen im bevölkerungsreichsten Bundesland von ganz besonderer Bedeutung. Gesellschaftlicher Zusammenhalt über kulturelle und religiöse Unterschiede hinweg ist hier ein alltäglicher Auftrag an uns alle. 2
3 Zweitens: Der Landtag Nordrhein-Westfalen ist das Haus aller Bürgerinnen, in dem die Vielfalt unseres Landes seit nun schon 70 Jahren in besonderer Weise, auf demokratischem Wege, zum Ausdruck gelangt. Damit geht es in den politischen Debatten und den vielen Gesprächen, die wir Abgeordneten hier im Landesparlament und in unseren Wahlkreisen führen immer auch um die Frage, wie wir gesellschaftliche Vielfalt und Freiheit auf der Grundlage gemeinsam geteilter Werte schützen und diese zum Wohle unseres Miteinanders auch weiterhin positiv gestalten können. Das ist eine Frage, die gerade jetzt in den Integrationsdebatten höchst zentral ist und noch lange höchst aktuell bleiben wird. Mit einem Blick auf die Geschichte unseres Landes und unseres Parlaments wird schnell deutlich: die Vielfalt und die Freiheit der Meinungen, der Lebensweisen, der Kulturen und Religionen hat Nordrhein-Westfalen in den vergangenen sieben Jahrzehnten stark und einzigartig gemacht. Und genauso soll und muss es auch in Zukunft bleiben! Nordrhein-Westfalen ist und bleibt ein tolerantes und weltoffenes Land! Gerade in schwierigen Zeiten gilt es, genau das immer wieder zu betonen. Gilt es, unser Miteinander daran auszurichten. 3
4 Und damit, drittens, komme ich zu dem wichtigsten Punkt, warum ich eine Veranstaltung wie die Junge Islam Konferenz in Nordrhein- Westfalen gerade in diesen Wochen und Monaten für wichtig und besonders wertvoll halte. Denn in herausfordernden Zeiten wie diesen, in denen das Miteinander der Religionen mehr denn je von verschiedenen Seiten akut bedroht ist, müssen wir gemeinsam alles daran setzen, im Gespräch miteinander zu bleiben, uns auszutauschen, uns zu begegnen, um so Vorurteile weiter ab- statt wieder aufzubauen. Ich sage es in meinen Reden immer wieder, und ich wiederhole es auch heute mit einem großen Ausrufezeichen: Aus dem Miteinander der Kulturen und Religionen darf kein Gegeneinander werden! Wir dürfen es nicht zulassen, dass Menschenhasser, dass Extremisten und Rassisten, Fanatiker und Terroristen die Vielfalt und Freiheit, in der wir leben, durch das Säen von Lügen und Hass, Angst und Gewalt zerstören. Und wir dürfen es nicht dulden, dass sie gar versuchen, die Deutungshoheit über Glaubensrichtungen und kulturell unterschiedliche Lebensweisen zu erlangen, wie wir es leider vor allem mit Blick auf die Fanatiker des Islamischen Staates in extrem schockierender Weise beobachten müssen. 4
5 III. Wie also schaffen wir es, dass unsere Gesellschaft kulturell bunt, religiös vielfältig und damit stark im Zusammenhalt bleibt? Ich erwähnte es bereits: indem wir uns begegnen, indem wir offen gegenüber uns und anderen bleiben und indem wir auch Probleme im Zusammenleben ehrlich ansprechen und nach gemeinsamen Lösungen suchen. Kurzum also: Wir müssen noch vielmehr miteinander statt übereinander reden. Wie das gelingen kann, dafür ist die Junge Islam Konferenz ein ganz besonderes und wunderbares Beispiel. Sie, die jungen Menschen aus Nordrhein-Westfalen, haben sich ganz bewusst dazu entschieden, sich aufeinander einzulassen, miteinander zu diskutieren und religiöse Unterschiede und Rollenbilder im eigenen Erfahren kennenzulernen. Sie lassen sich nicht durch Vorurteile blenden, sondern gehen einfach neugierig, wissbegierig und weltoffen aufeinander zu. Für diese Bereitschaft und dieses keineswegs selbstverständliche, zeitlich aufwendige Engagement im Konferenzprogramm gilt Ihnen mein ganz herzlicher Dank! 5
6 Ebenso herzlich danke ich den Organisatorinnen und Organisatoren der Konferenz sowie den vielen Unterstützern im Hintergrund, ohne die ein solches Projekt mit Sicherheit nicht möglich wäre. Danke für Ihre ideellen, organisatorischen und nicht zuletzt auch finanziellen Beiträge! IV. Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer! Ich selbst habe vor sechs Jahren, damals noch als 1. Vizepräsidentin des Landtags, den Vorsitz der Parlamentariergruppe NRW-Türkei übernommen. Ich sage ehrlich: mein persönliches Wissen über die unterschiedlichen Ausprägungen des muslimischen Glaubens, die religiösen und kulturellen Besonderheiten waren zu diesem Zeitpunkt noch überschaubar. Und auch heute noch bin ich immer wieder überrascht, wie differenziert und komplex das muslimische Leben in Nordrhein- Westfalen ist. Was ich damit sagen möchte: 6
7 Es ist alles andere als einfach, sich einen umfassenden Überblick über das zu verschaffen, was muslimisches Leben und Zusammenleben in unserer Mitte ausmacht, und welche Glaubensrichtungen einzelne Akteure in Nordrhein-Westfalen nach außen vertreten. Denn wie bei allen Religionen ist auch der muslimische Glaube äußert facettenreich, er ist lebendig, und er ist vielfältig ausgeprägt. Das macht die persönliche Beschäftigung mit dem Islam besonders spannend. Aber das ist zugleich auch eine Herausforderung: Denn umso mehr müssen wir als Nicht-Muslime aufpassen, in unseren Einschätzungen und Sichtweisen nicht doch wieder all zu leicht auf Stereotype und Vorurteile zurückzugreifen. Umso wichtiger ist das persönliche Erleben und der niederschwellige, interreligiöse Austausch, so wie wir ihn hier im Landtag Nordrhein- Westfalen zum Beispiel mit dem alljährlichen Fastenbrechen im Ramadan und gemeinsame Veranstaltungsformate mit Akteuren aller Glaubensrichtungen pflegen. V. Die Junge Islam-Konferenz ist in Nordrhein-Westfalen ein einzigartiges und bisher einmaliges Projekt, das erfreulicherweise in den kommenden Jahren weitere Neuauflagen erfahren soll. 7
8 An dieser Stelle bleibt mir nur, Ihnen, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, nachhaltige Eindrücke, spannende Erfahrungen und prägende Erlebnisse im Planspiel und in den folgenden Projekt- Terminen zu wünschen. Damit verknüpfe ich zugleich meine herzliche Bitte: Berichten Sie möglichst vielen Menschen im Freunde- und Familienkreis von Ihren Eindrücken und geben Sie Ihr neu hinzugewonnenes Wissen über den Islam weiter. Damit leisten sie einen ganz praktischen Beitrag dazu, gegenseitiges Verständnis zu fördern und Toleranz im Miteinander der Religionen, Kulturen und Lebensweisen zu stärken. Die Organisatoren dieser Konferenz haben es ganz richtig formuliert: Es geht um Haltung, nicht um Herkunft! Und dafür sind wir alle gemeinsam, im Kleinen wie im Großen, verantwortlich. Herzlich willkommen im Landtag Nordrhein-Westfalen! Schön, dass Sie heute Gäste unsere Gäste sind! 8
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