1 Audiofilter Einsatz von Audiofiltern. Korrektur- und Effektfilter

Transkript

1 1 Audiofilter Neben den zahlreichen Videofiltern von Final Cut Pro finden sich auch einige Effekte für die Audiobearbeitung im Browser. Wir werden Ihnen in diesem Abschnitt die gebräuchlichsten kurz vorstellen, weisen aber auch gleich darauf hin, dass Sie von den Audioeffekten nicht allzu viel erwarten können. Nicht ganz zu Unrecht schlagen Audioprofis immer wieder die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie die Benutzerfreundlichkeit der Audioeffekte in Final Cut Pro sehen. Für eine einfache Audiobearbeitung sollte das Angebot aber allemal ausreichen, und für alles Weitere haben wir ja schließlich auch ein Kapitel über Soundtrack geschrieben. Korrektur- und Effektfilter Auch bei den Audiofiltern unterscheiden wir wieder zwischen Korrekturfiltern, beispielsweise dem Bandpass, und Effektfiltern wie dem Echo, der einem Audioclip nachträglich klanglich-perspektivische Tiefe verleiht. Der Einfachheit halber haben wir die beiden Filterarten jedoch nachfolgend nicht getrennt Einsatz von Audiofiltern Die Anwendung von Audiofiltern unterscheidet sich im Allgemeinen nicht vom Einsatz der Videofilter. Um einen Audiofilter anzuwenden, aktivieren Sie das Audioelement in der Timeline und wählen aus dem Menü EFFEKTE AUDIOFILTER GEWÜNSCHTER FILTER, oder ziehen Sie den Filter aus dem Browser (Bin EFFEKTE AUDIOFILTER) direkt auf das Element in der Timeline. Per Doppelklick auf das Audioelement in der Timeline und einen anschließenden Klick auf das Tab FILTER gelangen Sie in die individuellen Einstellungen. 1

2 Abbildung 1.1: Audiofilter können per Drag & Drop aus dem Browser direkt auf ein Audioelement in der Timeline angewandt werden. Audiofilter rendern Je nach Art benötigen Audiofilter mehr oder weniger Spuren in Echtzeit, um ohne vorheriges Abmischen abgespielt werden zu können (BENUTZEREINSTELLUNGEN AUDIO MISCHEN IN ECHTZEIT). Stehen nicht genügend Echtzeit-Spuren zur Verfügung, erscheinen rote Renderbalken für das Audiomaterial in der Timeline, und die betroffenen Bereiche müssen gerendert werden. Wählen Sie hierfür aus dem Menü SEQUENZ AUDIO MISCHEN. Jedwede nachfolgende Änderung, sei es nur am Filter, an der Lautstärke oder an der Balance, erfordert eine neue Berechnung Band-Equalizer Den meisten wird der 3-Band-Equalizer von der heimischen Stereoanlage bekannt sein. Genutzt wird dieser Filter hauptsächlich bei der Nachbearbeitung von Musik, 2

3 um Mitten und Höhen dem Klang entsprechend anzupassen oder um einen Bass pumpender zu gestalten. Der 3-BAND-EQUALIZER ist in die drei Bereiche (Bänder) Höhen, Mitten und Tiefen unterteilt, sodass Sie jeden Frequenzbereich individuell aussteuern können. Über die Einstellung FREQUENZEN geben Sie an, welchen Frequenzbereich Sie bearbeiten möchten, und über die individuelle Aussteuerung passen Sie die Lautstärke des gewählten Bereichs an. Abbildung 1.2: Über den 3-Band-Equalizer können Sie Frequenzbereiche individuell aussteuern, also lauter und leiser gestalten Kompressor/Begrenzer Ist das Audiomaterial eines Clips unregelmäßig ausgesteuert wird er also lauter und leiser, weil sich beispielsweise die aufgenommene Person immer wieder vom Mikrofon entfernt oder an dieses heranrückt, so können Sie den KOMPRESSOR einsetzen. Dieser Filter bewirkt, dass das Audiomaterial ab einer bestimmten Untergrenze, beispielsweise 20 db, automatisch höher ausgesteuert, sprich lauter gemacht wird; auf der anderen Seite regelt er zu laute Stellen herunter. Der Kompressor komprimiert also den Dynamikumfang einer Audiodatei. Zur Anwendung dieses Filters analysieren Sie zunächst Ihren Clip mit dem Audiometer. Notieren Sie sich den Dezibel-Wert an den Stellen, wo das Audiometer besonders hoch ausschlägt, und geben Sie diesen Wert als SCHWELLENWERT (DB) an. Der Filter setzt nur dann ein, wenn der Audiopegel diesen Dezibel-Wert überschreitet. Meist benutzen wir den Filter, um den gesamten Audiolevel ein wenig niedriger 3

4 auszupegeln; diesen Verlust können Sie zum Beispiel durch das Anheben der Gesamtlautstärke ausgleichen. Damit der Einsatz des Filters so wenig wie möglich zu hören ist, können Sie eine Anfalls- und eine Abfallszeit spezifizieren. Hierbei geben Sie an, über welche Dauer das Audiomaterial langsam leiser gemacht respektive nach Einsatz des Filters wieder lauter gemacht wird. Die Einstellung VERHÄLTNIS bestimmt hierbei, um wie viel Prozent die Aussteuerung beim Einsetzen des Filters verringert wird. Aktivieren Sie noch die Checkbox LAUTSTÄRKE BEWAHREN, so erfolgt eine automatische Abgleichung mit der Lautstärke vor und nach dem Einsatz des Filters, die das angegebene Verhältnis teilweise außer Kraft setzt. Der Filter AU DYNAMICS PROCESSOR aus dem Menü AUDIOFILTER APPLE bietet Ihnen ähnliche Möglichkeiten. Abbildung 1.3: Über den Kompressor kann eine automatische Angleichung von ungleichmäßiger Lautstärke der Aufnahme erfolgen. Dieser Filter ist im Übrigen ein gutes Beispiel für die Defizite in der Benutzerfreundlichkeit. Bei dem Versuch, den Dynamikumfang eines Interviews auf ein sendesicheres Maß zu bringen (6 db) und gleichzeitig den maximalen Ausschlag auf 9 db einzustellen, kann man schon mal verzweifeln Audio normalisieren Bevor Sie mit anderen Filtern die Lautstärke der Clips aneinander angleichen, wenden Sie am besten eine Normalisierung an. Mit diesem Filter durchsucht Final Cut Pro das Audiomaterial nach der lautesten Stelle im Clip. Dieser sogenannte Peak wird dann auf einen von Ihnen definierten Wert angehoben, und gleichzeitig 4

5 wird der Rest der Spur proportional dazu ebenfalls angehoben. Der NORMALISIERUNG ANWENDEN-Filter hat zwei entscheidende Vorteile: Sie können den Clip nicht zu stark anheben, sodass Sie Clipping vermeiden, und der Filter arbeitet verlustfrei. Der Nachteil: Sie heben auch alle Hintergrundgeräusche und Töne, die Sie eigentlich nicht hören möchten, automatisch mit an. Insgesamt können Sie den Pegel um zusätzliche 96 db anheben. Damit sollten selbst Fluggeräusche von Stubenfliegen zu einem satten Brummen werden. Den NORMALISIEREN-Filter gibt es kurioserweise zweimal in Final Cut Pro. Einmal liegt er nicht im EFFEKTE-Bin, sondern Sie rufen ihn über das Menü MODI- FIZIEREN AUDIO NORMALISIERUNG ANWENDEN auf. Die zweite Version desselben Filters finden Sie unter der Bezeichnung AUSSTEUERUNG in den Audioeffekten. Abbildung 1.4: Über die Normalisierung heben Sie den Audiopegel sicher und kontrolliert an Expander/Rauschgatter Das genaue Gegenteil des Kompressors ist der Expander: Dieser Filter hebt die Lautstärke automatisch an, sobald diese einen festgelegten Schwellenwert unterschritten hat. Dementsprechend sollten Sie auch hier vor dem Einsatz des Filters Ihren Clip analysieren und am Audiometer ablesen, ab welcher Lautstärke (Untergrenze) der Filter einsetzen soll. Die Einstellungen für Verhältnis und Einsatz- /Abfallszeit arbeiten nach demselben Schema wie beim KOMPRESSOR/BEGRENZER. 5

6 1.1.6 Tiefpass und Hochpass Diese beiden Filter reduzieren zu hohe bzw. zu tiefe Töne innerhalb des Audiomaterials. Das»-pass«steht hierbei für das englische Wort»to pass«(dt.: vorbeilassen). Je nach Filter werden nur die tiefen Frequenzen (Tiefpass) oder nur die hohen Frequenzen (Hochpass) durchgelassen, während die jeweils anderen Frequenzen herausgefiltert werden. Ein typisches Beispiel für den Einsatz eines solchen Filters sind Windgeräusche. Das Pfeifen von Wind gegen ein Mikrofon ist zumeist ziemlich hoch. Um nun nur die tiefen Frequenzen, zum Beispiel die Stimme des Moderators, durchzulassen, wenden Sie den Tiefpass-Filter an. Dieser Filter versucht sein Bestmögliches, um das hohe Windpfeifen zu unterdrücken, die tiefe Stimme des Moderators jedoch durchzulassen. Über die Eingabe der Frequenz können Sie angeben, wo sich das Pfeifen ungefähr befindet, während der Q-Wert den durchzulassenden Bereich angibt. Je höher Sie den Q-Wert setzen, desto geringer wird die Bandbreite für die Tiefe. Liegt Ihnen statt hohem Pfeifen oder tiefem Brummen ein Frequenzbereich vor, der sich irgendwo in der Mitte befindet, jedoch übersteuert wirkt, können Sie über den Kerbfilter einen Mittelbereich einschränken. Auch hier geben Sie wieder die betroffene Frequenz des übersteuerten Tons an und bestimmen über den Q-Wert, wie groß der Passing-Bereich sein soll Echo und Nachhall Der Einsatz der Filter ECHO und NACHHALL simuliert räumliche Tiefe im Klang durch Wiederholung der Samplings. Der ECHO-Effekt wirkt hierbei wie in einem Gebirge, das heißt, der Schall wird von virtuellen Wänden reflektiert und trifft als Wiederholung ein, während der NACHHALL eher den Klang in Hohlräumen simuliert, der sich langsam ausbreitet und wieder zurückschlägt. Der EFFEKTMISCHER und die EFFEKTSTÄRKE legen bei beiden Filtern fest, wie laut der Effekt im Vergleich zum Ursprung ist. Über die HELLIGKEIT stellen Sie ein, wie»durchsichtig«der Klang hierbei ist, sprich, wie sehr der Effekt den Originalton überlagern soll. Über den NACHHALL und die VERZÖGERUNG des ECHO- Effekts können Sie die Entfernung der Schallreflexion einstellen. Je höher Nachhall und Verzögerung sind, umso weiter wirken die virtuellen Wände entfernt. Etwas einfacher ist die Einstellung des Filters NACHHALL, da Sie hier über ein Pulldown-Menü auswählen können, um was für einen virtuellen Raum es sich handelt. Einem mittelgroßen Zimmer entspräche die Einstellung RAUM (MITTEL), einer großen Halle, wer hätte es gedacht, HALLE (GROSS). 6

7 Abbildung 1.5: Räumliche Klänge, sei es eine Wiederholung oder ein Nachklingen, lassen sich über die beiden Filter ECHO und NACHHALL erzeugen De-Popper und De-Esser Die Filter DE-POPPER und DE-ESSER dienen zur Reduzierung von besonders lauten Konsonanten, die beim Sprechen plötzlich eine Menge Luft gegen das Mikrofon blasen. Das»S«gleicht hierbei einem hohen Zischlaut, das»p«einer eher dunklen Schallwand, die gegen das Mikro schlägt. Wenden Sie daher den De-Popper bei zu plötzlich gesprochenem»p«an, den De-Esser bei zu scharf gesprochenem»s«. 7