Gott meint es gut mit dir!

Transkript

1 Gott meint es gut mit dir! Klagelieder 3, Ihr Lieben, heute habe ich eine Frage an Euch: wer kann eine Ermutigung gebrauchen? Vielleicht sollte ich lieber fragen, wer etwa keine Ermutigung gebrauchen kann. Ich habe Euch etwas wirklich ermutigendes mitzuteilen! Ich lese Euch jetzt etwas vor: Wegen der Gnadenerweisungen des HERRN ist es nicht aus mit uns, denn Seine Erbarmungen haben nicht aufgehört; sie sind jeden Morgen neu - groß ist deine Treue! Mein Teil ist der HERR, spricht meine Seele; darum hoffe ich auf Ihn. Klagelieder 3, (meine Übersetzung) 1) Der BEWEIS der Güte Gottes: unsere Existenz 2) Der GRUND Güte Gottes: Seine Barmherzigkeit 3) Die KONSEQUENZ aus der Güte Gottes: neues Vertrauen 1) Der BEWEIS der Güte Gottes: unsere Existenz (V. 22a) Das Buch Klagelieder besteht aus fünf verschiedenen Trauergesängen, die in anspruchsvoller hebräischer Poesie geschrieben sind. Anlaß war der Fall Jerusalems und Judas. Der Verfasser ist wahrscheinlich Jeremia. 1 Jeremia hatte immer wieder vergeblich sein Volk auf dessen Sünden hingewiesen, es zur Buße gerufen und vor Gottes Gericht gewarnt. Nun war eingetreten, was der Prophet angekündigt hatte: Gott hatte zugelassen, daß die Babylonier das Reich Juda besiegt und es zum Vasallenstaat gemacht hatte, daß sie Jerusalem belagert und zerstört (die Häuser, den Tempel und die Stadtmauern), die Zivilbevölkerung ausgehungert, mißhandelt, vergewaltigt und getötet hatten. Deshalb litt Jeremia unter dem Elend und der Schande seines Volkes. Klagelieder 2, 11 13: 11 In Tränen vergehen meine Augen, mein Inneres glüht, meine Leber hat sich zur Erde ergossen wegen des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes, weil Kind und Säugling auf den Plätzen der Stadt verschmachten. 12 Zu ihren Müttern sagen sie: «Wo ist Brot und Wein?», während sie wie tödlich Verwundete verschmachten auf den Plätzen der Stadt, während ihre Seele sich ergießt in den Schoß ihrer Mütter. 13 Womit soll ich dir aufhelfen, womit dich vergleichen, Tochter Jerusalem? Was soll ich dir gleichstellen, damit ich dich tröste, du Jungfrau, Tochter Zion? Denn so groß wie das Meer ist dein Zusammenbruch. Wer kann dich heilen? Er wußte: Hinter diesem Elend stand Gott selbst, und das Volk hatte das alles verdient: Klagelieder 4, 6 Und die Schuld der Tochter meines Volkes war größer als die Sünde Sodoms, das plötzlich zerstört wurde, ohne daß Hände sich rührten. 1 Dafür sprechen die jüdische und die christliche Tradition sowie inhaltliche und sprachliche Gründe. Seite 1

2 Aber das änderte nichts daran, wie furchtbar das alles war. Gab es in dieser Lage noch eine Hoffnung, die den Propheten wieder trösten und aufrichten konnte? Oder würde er nur noch Gottes Zorn erleben müssen? Die Antwort haben wir in den Versen 22 24: Der Beweis der Güte Gottes liegt in unserer Existenz: Wegen der Gnadenerweisungen des HERRN ist es nicht aus mit uns Die Gnadenerweisungen des HERRN sind das Gute, das Gott uns tut, aus Gnade; also ohne, daß wir es verdient oder einen Anspruch darauf haben. Mit anderen Worten: Nur der Gnade Gottes verdanken wir es, daß wir überhaupt noch am Leben sind. oder In Seiner Gnade hat Gott es nicht zugelassen, daß unsere Feinde uns völlig vernichtet haben, was wir wegen unserer Sünde eigentlich verdient hätten. Juda hatte so bewußt, anhaltend und massiv Gottes berechtigten Zorn erregt durch seinen fortgesetzten Bruch des Bundes Gottes mit ihnen durch die Übertretung der Gebote, durch ihre Gleichgültigkeit Gott gegenüber, durch ihren Götzendienst sowie durch ihre Unterdrückung und Ausbeutung der Armen, der Witwen und Waisen und der Ausländer, daß das Gott wütend machen mußte! Deshalb wäre es nur gerecht gewesen, wenn Sein Volk bis auf letzten Mann ausgerottet worden wäre. Aber das hatte Gott nicht zugelassen. Das bloße Überleben einiger Juden war also bereits ein Beweis der Güte und Gnade Gottes. Wegen der Gnadenerweisungen des HERRN ist es nicht aus mit uns Haben wir nicht manchmal auch Zweifel an Gottes Güte und Liebe wegen der Nöte und Schwierigkeiten, die Gott auch in unserem Leben zuläßt durch Krankheit, durch die altersbedingt nachlassende Kräfte, durch Einsamkeit, durch Streß, durch Probleme in der Familie, durch Enttäuschungen und Verletzungen, die wir in der Gemeinde erlebt haben, und durch unerfüllte Wünsche? Einerseits sind wir nicht unbedingt selbst schuld an unseren Nöten; andererseits: Wenn Gott so mit uns umgehen würde, wie wir es verdient haben wegen unsere Sünde (auch nach unserer Bekehrung), wegen unseres Ungehorsams, unserer Lauheit, Halbherzigkeit und unserer mangelnden Liebe zu Gott und den Menschen, dann wäre niemand von uns mehr hier. Daß Gott nicht so mit uns umgeht, wie wir es verdient haben, sondern uns leben läßt, uns bewahrt und erhält, uns versorgt mit allem, uns führt, uns segnet mit Frieden, Freude und Geborgenheit auch in der Traurigkeit, daß Er uns in Seinem Dienst gebraucht und uns ein lohnendes, erfülltes Leben schenkt, das sind Gottes Gnadenerweisungen; das ist der Beweis dafür, daß Er es trotz allem gut mit uns meint. Manchmal ist das sogar in Schwierigkeiten zu erkennen. Ich denke da an eine alte Dame. Sie ist Heimatvertriebene. Schon als junge Frau hatte sie Brustkrebs, so daß sie ihre neugeborene Tochter nicht stillen konnte und kurz nach der Entbindung operiert werden mußte. Auch später hatte sie immer wieder gesundheitliche Probleme. Eine ihrer erwachsenen Töchter ist seit Jahren spurlos verschwunden, vermutlich in der Drogenszene. Diese alte Dame sagte mir neulich, sie denke viel über ihr Leben nach und erkenne im Rückblick, daß so manches Schwere in ihrem Leben doch auch sein Gutes gehabt habe. Und diese Frau ist nicht gläubig in unserem Sinne. Auch dann, wenn es uns schlecht geht, haben wir noch genügend Gründe, Gott zu danken. Und das zieht uns ein gutes Stück aus der Traurigkeit heraus. Manchmal ist das allerdings zunächst nicht möglich. Aber Seite 2

3 Der Beweis dafür ist unsere Existenz: Wegen der Gnadenerweisungen des HERRN ist es nicht aus mit uns 2) Der GRUND Güte Gottes: Seine Barmherzigkeit a) Ihre Unerschöpfbarkeit... denn Seine Erbarmungen haben nicht aufgehört; sie sind jeden Morgen neu... Eine andere Übersetzungsmöglichkeit ist: Seine Erbarmungen hören nicht auf Erbarmungen sind praktische Erfahrungen, die wir mit Gottes Barmherzigkeit machen. Auch, wenn es manchmal anders zu sein scheint - Gottes Güte und Gnade sind unwandelbar! Daran ändern auch unsere Nöte und Schwierigkeiten nichts. Jeden Tag wieder neu dürfen wir Gottes Barmherzigkeit erfahren, z.b. die Vergebung unserer Schuld. sie sind jeden Morgen neu... Stellen wir uns vor: Eines Tages wird es überhaupt nicht hell die Sonne geht nicht mehr auf. Das wäre furchtbar: Auf die Dauer müßten alle Menschen, Tiere und Pflanzen sterben. Das ist für uns unvorstellbar und einfach unmöglich (allerdings haben uns partielle Sonnenfinsternisse einen kleinen Eindruck davon gegeben, wie das wäre). Aber das wird auch nie geschehen, denn Gott hat versprochen: 1. Mose 8, 22: Von nun an, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Stellen wir uns vor: Eines Tages bekennen wir Gott unsere Schuld und bitten Ihn um Vergebung. Und Er antwortet: Das ist leider nicht möglich: Mein Vorrat an Gnade und Barmherzigkeit ist erschöpft, alle, aufgebraucht. Ich kann dir nicht mehr vergeben! Das wäre noch viel, viel schlimmer, als wenn die Sonne nicht mehr aufgehen würde. Es ist aber auch noch viel unmöglicher (sofern hier überhaupt eine Steigerung möglich ist!). Gottes Gnade und Barmherzigkeit sind jeden Morgen neu. Bildlich gesprochen, erneuern sie sich über Nacht wie unsere Kräfte im Schlaf. Gottes Gnade und Barmherzigkeit hören nie auf! Wer sie ausschöpfen wollte, wäre wie jemand, der mit einem Fingerhut einen Ozean entleeren will. All Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu. Sie hat kein End den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag. Wir wissen nicht, was in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten und Jahren mit uns geschehen wird. Und das ist auch gut so. Aber eins wissen wir ganz genau: Die Gnade und Barmherzigkeit Gottes, die uns bis hierher getragen, bewahrt, geführt und getröstet haben, sind auch in 10, 20, 50, 100, 1000 Jahren nicht am Ende! Weil Gott unendlich ist, darum hat auch Seine Gnade kein Ende. Gott meint es gut mit uns! Seite 3

4 b) ihre Quelle (V. 23b) - groß ist deine Treue! Jeremia staunt über die Größe der Gnade Gottes und betet Ihn dafür an: So groß ist deine Treue! Vorher war er bewegt vom enormen Ausmaß des Elends seines Volkes; jetzt ist er überwältigt von der unendlichen Größe der Gnade Gottes. Die Quelle dieser Gnade ist nicht unsere Not. Sie liegt auch nicht in unseren Verdiensten oder Ansprüchen, sondern ausschließlich in Gottes Treue. Gott erbarmt sich immer wieder über uns, weil Er zu Seinen Verheißungen steht Er kann gar nicht anders! Psalm 33, 4 (Luther) Denn des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was Er zusagt, das hält Er gewiß. 2. Timotheus 2, 13 Wenn wir untreu sind - Er bleibt treu, denn Er kann sich selbst nicht verleugnen. Ich weiß nicht, warum Gott die Nöte zuläßt, in denen Du stehst und die Dich belasten und bedrücken. Ich weiß aber: Auch für Dich gilt, was Jeremia hier sagt: Seine Erbarmungen (auch in Deinem Leben) haben nicht aufgehört; sie sind (auch für Dich) jeden Morgen neu (auch heute) - (so) groß ist Gottes Treue (auch Dir gegenüber). Daß Du noch am Leben bist, daß Du heute hier sein kannst und trotz Deiner Fragen und Zweifel den Glauben nicht verloren hast, das sind Beweise der Gnade Gottes. Das zeigt, wie unerschöpflich Gottes Barmherzigkeit ist und wie groß Gottes Treue an Dir ist. Gott hat das Recht, jeden von uns jederzeit wie eine heiße Kartoffel fallenzulassen wegen unserer vielfachen Untreue Ihm gegenüber. Aber Gott sei Dank Er tut es nicht, weil Er absolut treu ist und weil Er uns versprochen hat: Matthäus 28, 20 (Übersetzung: Hoffnung für Alle) Ihr dürft sicher sein: Ich bin immer und überall bei euch, bis an das Ende dieser Welt! Hebräer 13, 5b Ich will dich nicht versäumen noch verlassen. Gott meint es gut mit uns, auch, wenn Er uns nicht nur angenehme und leichte Wege gehen läßt. 3) Die KONSEQUENZ aus der Güte Gottes: neues Vertrauen (V. 24) Mein Teil ist der HERR, spricht meine Seele; darum hoffe ich auf Ihn. a) Die Grundlage dieses Vertrauens Zum Wort Teil steht in Fußnote 19 in der Revidierten Elberfelder Bibel: w. Losanteil. - Der Begriff wird ursprünglich im Zusammenhang mit der Verlosung des Landes durch Josua verwendet und steht dann allgemein für den Landbesitz der Stämme und des einzelnen. In 4. Mose 18, 20 wird, wie hier, dieser Ausdruck auf Gott bezogen Und fast trotzig sagt Asaph in Seite 4

5 Psalm 73, 26 Mag auch mein Leib und meine Seele vergehen - meines Herzens Fels und mein Teil ist Gott auf ewig. Alles kann man uns wegnehmen: Besitz, Ansehen, Anerkennung und Gesundheit, aber nicht unseren Gott und Seine Treue! Auch, wenn Er so manche Traurigkeiten, Belastungen und Probleme in unserem Leben zuläßt, ändert das doch nichts an Seiner Barmherzigkeit, Treue und Liebe uns gegenüber - die kann uns nichts und niemand nehmen! Mein Teil (mein unvergänglicher und unverlierbarer Besitz ) ist der HERR, spricht meine Seele Das können auch wir sagen! Wichtig ist, daß wir uns daran erinnern, wenn es uns nicht gut geht. Wir sollten nicht nur das sehen, was deutlich vor Augen ist, also die Nöte und Schwierigkeiten, sondern auch, was ebenso real ist: daß Gott es dennoch gut mit uns meint! b) Die Art dieses Vertrauens (V. 24b)... darum hoffe ich auf Ihn. Was ich mit hoffen übersetzt habe, bedeutet wörtlich harren, warten. Es bedeutet hier: vertrauensvoll auf Gottes Handeln warten (vgl. Psalm 38, 16/ 42, 6/ 43, 5/ 130, 5/ Mich 7, 7). Der Prophet sagt: Auch, wenn so furchtbare Dinge geschehen sind, daß alles hoffnungslos erscheint und ich fast verzweifle, weiß ich doch: Gott meint es dennoch gut mit mir; Seine Barmherzigkeit und Gnade sind unerschöpflich; Er wird mich nie im Stich lassen. Darum will ich trotz allem weiter mein ganzes Vertrauen auf Ihn setzen. Ich wurde hier an eine Strophe aus dem Lied Der Mond ist aufgegangen erinnert: Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn. (Matthias Claudius) Der Mond ist hier ein Bild für Gottes Liebe, Fürsorge und Barmherzigkeit. Manchmal sind sie nur teilweise sichtbar (Halbmond), und zeitweise sind sie scheinbar nicht mehr vorhanden (Neumond) und dennoch sind sie immer da! Wegen der Gnadenerweisungen des HERRN ist es nicht aus mit uns, denn Seine Erbarmungen haben nicht aufgehört; sie sind jeden Morgen neu - groß ist deine Treue! Mein Teil ist der HERR, spricht meine Seele; darum hoffe ich auf Ihn. Gott meint es gut mit uns! Daß wir noch am Leben sind, beweist das schon. Seite 5

6 Der Grund dafür, daß Gott es gut mit uns meint, liegt in Gottes Barmherzigkeit, die unerschöpflich ist und ihre Quelle in der unvorstellbar großen Treue Gottes hat. Das sollte auch für uns Grund genug sein, trotz unserer Nöte und Schwierigkeiten wieder neu unser Vertrauen auf Ihn zu setzen, denn nichts und niemand kann uns die Verheißungen unseres treuen Gottes nehmen. Und so können wir uns darauf verlassen, daß Er uns durch die Tiefen hindurchtragen wird und zu Seiner Zeit und auf Seine gute Weise eingreifen wird. AMEN Copyright 2012 Detlev Fleischhammel Alle Rechte vorbehalten Seite 6