Macht das Geschlecht einen Unterschied?
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- Regina Meyer
- vor 8 Jahren
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1 Macht das Geschlecht einen Unterschied? Ergebnisse der Tandem- Studie zu professionellem Erziehungsverhalten von Männern und Frauen Prof. Dr. Holger Brandes Markus Andrä Wenke Röseler Petra Schneider- Andrich Evangelische Hochschule Dresden, Zentrum für Forschung, Weiterbildung und Beratung ggmbh Gefördert vom:
2 Die Tandem- Studie Die Tandem- Studie (Nov Mai 2014) ist Teil des BMFSFJ- Bundesprogramms Mehr Männer in Kitas. Sie untersucht und vergleicht das Verhalten von männlichen und weiblichen FachkräRen in alltagsnahen pädagogischen SituaSonen. Grundlage ist eine ad hoc- SSchprobe aus dem Kindergartenbereich (Kinder zw. 3 und 6 Jahren) von je 41 männlichen und weiblicher FachkräRen (Mann/Frau- Tandems), die jeweils als Tandems gemeinsam in einer Gruppe arbeiten. Zusätzlich sind 12 Frau/Frau- Tandems als Kontrollgruppe einbezogen. Insgesamt basiert die Studie auf 106 FachkräRen (41 männlich, 65 weiblich) aus mehreren Bundesländern (Schwerpunkt Sachsen).
3 Die Tandem- Studie - Design Videos: Alltagsnahe quasiexperimentelle Einzelsituationen (mit multiplem Material) Videos: Quasiexperimentelle Gruppensituationen mit beiden Fachkräften Qualitative Interviews Persönlichkeitstests Ratingverfahren zur Einschätzung des Verhaltens der Fachkräfte in den Einzelsituationen. Quantitative Auswertung. Auswertung Materialgebrauch und Produkte aus den Einzelsituationen Gesamtauswertung Qualitative Analyse der Einzel- & Gruppensituationen; Identifizierung von Schlüsselszenen für doing gender Qualitative Auswertungen der Interviews
4 Standardisierte EinzelsituaSon Standardisierte Situation von Erzieherin/Erzieher mit jeweils einem Kind: Zwei Koffer, mit deren Inhalt sie über ca. 20 Min. beliebig etwas machen können.
5
6 Auswertung EinzelsituaSonen Dimension Items RaMng Skala 1-5 RaMnggruppe (3 w, 3 m) Einfühlsamkeit Herausforderung Dialogische InterakSon Art der AkSvität KommunikaSons- inhalte 3 Items 4 Items 3 Items 4 Items 3 Items MW, Mediane, Signifikanz Interraterreliabilität : ICC MW unjust, random; Modell:Two- Way- Random; Typ: Absolut Agreement ; Werte für alle Items (außer 2.4) im Bereich über ICC =.70, damit reliabel nach Wirtz und Caspar (2002).
7 RaSngergebnisse für die Dimension Einfühlsamkeit Item (1= triw nicht zu, 5= triw sehr zu) 1.1 Erzieher/in reagiert auf Äußerungen und Regungen des Kindes angemessen und prompt Männer Frauen 1.3 Erzieher/in unterstützt das Kind angemessen (ohne unerbetene Einmischungen und Vorschri^en) 1.4 Erzieher/in gibt angemessen posimve und wertschätzende Rückmeldungen
8 Ergebnis des quanstasv- deskripsven Vergleichs männlicher/weiblicher FachkräRe In der SSchprobe bestehen hinsichtlich Einfühlsamkeit, Heraus- forderung, dialogischer Qualität der InterakSon, KommunikaSons- inhalten und Art der AkSvität nur minimale und nicht signifikante Unterschiede zwischen Erziehern und Erzieherinnen. Insgesamt unterscheiden sich Männer untereinander wie auch Frauen untereinander etwa genauso stark wie die Männer von den Frauen. Zumindest gilt dies, wenn man das Verhalten in Bezug auf die Gesamtgruppe der Kinder (männlich und weiblich) untersucht. Gibt es also keine geschlechtsspezifischen Unterschiede? 8
9 Ergebnisse bei BerücksichSgung des Geschlechts der Kinder (weibliche FachkräRe) Frau/Junge Frau/Kind Frau/Mädchen Item (1= Trih nicht zu 5 = Trih sehr zu) 2.5 Erzieher/in äußert sich primär sachlich- gegenstandsbezogen und funkmonal über die AkMvität bzw. grei^ auf, wenn dies vom Kind kommt. 2.6 Erzieher/in begleitet die AkMvität durch assoziamve Phantasien und NarraMonen bzw. grei^ auf, wenn dies vom Kind kommt. 2.7 Erzieher/in themamsiert die Beziehung oder Persönliches (Adribute, Erfahrungen, Gefühle) oder grei^ auf, wenn dies vom Kind kommt. 3.3 Erzieher/in und Kind verfolgen unterschiedliche Teilprojekte in paralleler AkMvität und nur punktueller AbsMmmung. In der Kontrollgruppe der Frau/Frau-Tandems ist diese Tendenz noch ausgeprägter und schließt weitere Items mit ein.
10 Ergebnisse bei BerücksichSgung des Geschlechts der Kinder (männliche FachkräRe) Mann/Junge Mann/Kind Mann/Mädchen Item (1= Trih nicht zu 5 = Trih sehr zu) 2.5 Erzieher/in äußert sich primär sachlich- gegenstandsbezogen und funksonal über die AkSvität bzw. greir auf, wenn dies vom Kind kommt. 3.3 Erzieher/in und Kind verfolgen unterschiedliche Teilprojekte in paralleler AkSvität und nur punktueller AbsSmmung.
11 Unterschiede gegenüber Jungen und Mädchen Die FachkräRe beiden Geschlechts verhalten sich Jungen gegenüber anders als Mädchen. Am Deutlichsten ist dies hinsichtlich eines sachlich- funksonalen SSls gegenüber Jungen und eines eher persönlich- narrasven gegenüber Mädchen sowie hinsichtlich der AkSvitätsform (parallel vs. gemeinsam). Dieser Unterschied ist auf Seiten der weiblichen FachkräRe ausgeprägter als auf Seiten der männlichen. 11
12 Geschlechtseffekte hinsichtlich Materialen und Produkten Das Untersuchungsdesign erlaubt wegen des vorgegebenen vielfälsgen Materials und der diesbezüglichen Entscheidungsmöglichkeiten Aussagen zur unterschiedlichen Neigung von männlichen und weiblichen FachkräRen bzw. Jungen und Mädchen, auf bessmmte Materialien zurückzugreifen und unterschiedliche Projekte zu realisieren. 12
13 Geschlechtseffekte hinsichtlich Materialen und Produkten Die in den EinzelsituaSonen aus dem Material entstandenen Produkte lassen sich dahingehend unterscheiden, ob sie Subjekte im Sinne lebender Wesen symbolisieren, wie Menschen oder Tiere (operasonalisiert als verfügt über Augen ), bzw. Objekte wie Autos, Bauwerke oder Flugzeuge ( verfügt nicht über Augen ). 13
14 Produkte aus den EinzelsituaSonen Geschlechtseffekte Produkte nach Geschlecht der Fachkräfte: Produkte nach Geschlecht sowohl der Fachkraft als auch des Kindes: 14
15 Unterschiedlicher Material/Werkzeug- Gebrauch Material Erzieher Erzieherin Jungen Mädchen Märchenwolle 34,1% 51,2% 31,7%* 53,7%* Biegeplüsch (Chenilledraht) 56,1%* 75,6%* 53,7%* 78,0%* Perlen 22,0%* 43,9%* 26,8% 39,0% Nägel 31,7% 24,4% 41,5%** 14,6%** Buntpapier 46,3% 51,2% 34,1%** 63,4%** Styroporkugeln 61,0% 65,9% 51,2%* 75,6%* Unterlegscheiben 17,1%* 2,4%* 9,8% 9,8% Hammer 26,8% 29,3% 39,0%* 17,1%* MalsSRe 78,0% 80,5% 68,3%* 90,2%* ** = signifikant p o.o1 * = signifikant p 0.05; Basis: 41 Mann/Frau-Tandems, 82 Kinder
16 Geschlechtstypische Neigungen, unterschiedliche Interessen von Jungen und Mädchen zu bedienen Ein Geschlechtseffekt zeigt sich in dem, was die FachkräRe mit den Kindern tun, zu welchen Themen und Materialien sie neigen und welche Interessen von Mädchen und Jungen sie aufgreifen. (erklärt unterschiedliche Aktivitätsformen) In den Interviews bestäsgen die FachkräRe diese Tendenzen generell für AkSvitäten im Kita- Alltag. Zudem betonen sie, dass die Männer zu grobmotorischem Spiel, Toben und Weskampf neigen und von den Kindern stärker hierzu animiert werden. Die qualitasven Analysen der GruppensituaSonen (Twister ) zeigen zudem, dass männliche FachkräRe eher den Weskampfcharakter fördern, weibliche dagegen choreografische Darstellungen. Damit bedienen sie von Jungen und Mädchen unterschiedlich bevorzugte Spielprinzipien. 16
17 Ergänzende Ergebnisse der qualitasven Analyse Die qualitasve Analyse lenkt den Blick auf Schlüsselszenen für doing gender, geprägt durch beidseisge Begeisterung, Mitreißen und emosonalen Gleichklang. Sie entstehen zumeist in gleichgeschlechtliche KonstellaSonen an Materialien, die eine geschlechtliche KonnotaSon aufweisen. Erzieher- Junge: Wir könnten ja eine Kanone bauen (geflüstert im Kontext der Riserburg) Erzieherin- Mädchen: Ich liebe das Rosa mit Glitzer ich Orange.. (beim Auffädeln von Perlen) Kontrast beim Thema Haare (Styroporkugel und Märchenwolle ) Hier agieren. die FachkräRe intuisv und geschlechtsstereotyp eigenen Neigungen entsprechend. Sie wirken in diesen Szenen besonders authenssch und emosonal engagiert, aber häufig auch wenig refleksert.
18 Zusammenfassung Männliche und weibliche FachkräRe: unterscheiden sich nicht hinsichtlich fachlicher Standards und der Art und Weise der InterakSon mit den Kindern; gehen mit Jungen anders um als mit Mädchen; dies ist auf Seiten der Frauen ausgeprägter; unterscheiden sich dahingehend, was sie mit den Kindern tun und welche Themen, Neigungen und Spielprinzipien von Mädchen und Jungen sie bevorzugt aufgreifen; wirken in Schlüsselszenen mit geschlechtlicher KonnotaSon besonders authenssch, aber auch wenig refleksert.
19 Schlussfolgerung Mehr männliche FachkräRe in Kindertageseinrichtungen können neue Angebotsräume für die Kinder eröffnen. Dies führt aber nicht automassch zur Überwindung geschlechtstypischer Strukturierungen im Kita- Alltag. Vielmehr stellt sich als Herausforderung, Geschlechts- stereotype (noch) stärker zu reflekseren, und damit die Verfügung über männliches Personal nicht zu neuen geschlechtstypische Zuordnungen führt.
20 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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