Straßenbenennungen: ein Spiegel lokaler Gendersensibilität
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- Astrid Breiner
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1 Pressemappe Wolfsberg Straßenbenennungen: ein Spiegel lokaler Gendersensibilität Autoren: Andreas Kirisits Helmut Uranc Lehrveranstaltung: Seminar zur Fachdidaktik: Die Straße der Straßenname LV-Leiter: Prof. Mag. Dr. Friedrich Palencsar Patricia Schober A. Kirisits H. Uranc 1
2 Einleitung Ein Blick in die Stadtpläne von Kärnten zeigt, dass nicht viele Verkehrswege nach Frauen benannt sind. In Wolfsberg sind es sogar nur zwei. Das ist kein Grund um Stolz zu sein. Um mehr Sensibilität für diese Tatsache zu schaffen wurde an der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt eine Lehrveranstaltung abgehalten. Diese Lehrveranstaltung war das Seminar: Die Straße der Straßennamen. Hier forschten Lehramtsstudenten und Studentinnen der Geographie nach Frauen, die es verdient hätten, dass Verkehrswege nach ihnen benannt werden. Meinem Kollegen und mir fiel die Aufgabe zu uns mit Wolfsberg zu beschäftigen. Die Pressemappe ist so aufgebaut im ersten Bereich die von uns kreierten Karten zu sehen sind. Mit den Karten wurden vier Themenbereiche abgedeckt nämlich die Einteilung nach dem Geschlecht, der Zeitraum der Benennung, die Benennungsgrundlage sowie die Art des Verkehrsweges. Wir haben auch eine Exceltabelle angelegt sowie eine Interpretation dazu verfasst. Im letzten Teil unserer Pressemappe möchten wir die zwei Frauen vorstellen die wir für eine Benennung vorschlagen, nämlich Frau Gertrud Schmirger und Frau Emma Gross. 2
3 Karte & Interpretation Karte 1 Nach Personen benannte Verkehrswege : Anhand dieser Karte ist eindeutig ersichtlich, dass Frauen bei der Benennung von Verkehrswegen benachteiligt sind. Lediglich 2 von 51 nach Personen benannten Verkehrswege wurden nach Frauen benannt. Des Weiteren ist ersichtlich, dass die beiden Verkehrswege die nach Frauen benannt wurden relativ kurz sind. Sie spielen demnach in der Verkehrshierarchie keine gewichtige Rolle. Männliche Straßennamen gibt es insgesamt 49. Im Vergleich zu den weiblichen Straßennamen sind das deutlich mehr. Insgesamt gibt es in Wolfsberg 218 Straßennamen. Demnach spielen die männlichen Straßennamen keine übergeordnete Rolle. 3
4 Vorgeschlagene Frauen Gertrud Schmirger war eine bekannte Wolfsberger Schriftstellerin und Emma Gross, die in Wolfsberg lebte, wurde als Jüdin Opfer des Holocausts. Gertud Schmirger musste ihre Romane unter dem männlichen Pseudonym Gerhart Ellert veröffentlichen. Es gibt in Wolfsberg sogar einen Gerhart Ellert Platz und einen Gerhart Ellert Weg. Wir glauben, die Zeit ist reif, nun auch ihren richtigen Namen zu verwenden. Eine Benennung eines Verkehrsweges nach Emma Gross würde zeigen, dass uns das Schicksal der Juden zur Zeit des Nationalsozialismus in Kärnten nicht gleichgültig ist. Zudem könnte sich Kärnten von seinem negativen Image, das es im Umgang mit diesem dunklen Kapitel unserer Geschichte hat, distanzieren. Unten stehend finden Sie eine kurze Biographie der beiden Damen. Gertrud Schmirger ¹ Gertud Camila Olga Gabriela Schmirger wurde am 26. Jänner 1900 in Wolfsberg geboren. Sie war das einzige Kind des Wolfsberger Primar-Arztes Camillo Schmirger und von Gabrielle Schmirger. Die Mutter entstammte der Industriellenfamilie Geinsperger-Soltschegg aus dem kärntnerisch-kroatischen Grenzgebiet. Gertrud Schmirger lernte zu Hause Lesen und Schreiben und nahm Privatstunden im Benediktinerstift St. Paul. Der Kontakt zu den Mönchen riss ihr Leben lang nie mehr ab. Sie bestand die Matura mit Auszeichnung und nahm ein Hochschulstudium in Wien und Graz auf hauptsächlich um ihr Allgemeinwissen zu erweitern starb ihr Vater. Das zwang sie nach einer Einnahmequelle zu suchen. Sie bewirtschaftete zusammen mit ihrer Mutter ein Obstgut und eine Baumschule. Im Winter hatten die 4
5 beiden Frauen Zeit Reisen ins Ausland zu machen. Gertrud Schmirger verfasste zahlreiche Prosawerke über Geschichte, einige Bühnenstücke und Sachbücher stellt sie ihren ersten Roman, mit dem Titel Der Zauberer, dem Speidel-Verlag vor. Der Verlag äußerte den Wunsch nach einem männlichen Autorennamen. Gertud Schmirger wählte den Namen Gerhart Ellert. Er ist inspiriert von dem Namen ihrer Mutter Gabrielle und dem Namen des Paters Engelbert Olbert, aus dem Stift St.Paul. Ab der zweiten Hälfte der Fünfziger Jahre schrieb sie Jugendbücher. Darunter Das blaue Pferd, Das war eine Sammlung von Erzählungen, die jungen Menschen Kunstwerke näher bringen wollte schrieb sie Auf endlosen Straßen. Episoden aus der Kulturgeschichte der Menschheit in 17 Bildern Dafür erhielt sie den österreichischen Staatspreis für Jugendliteratur. Mit den Jugendbüchern Der Goldschatz, Das blaue Pferd, Gregor der Große König Tassilos Troßbub und Lösegeld für Dorothy wurde sie in die Ehrenliste zum Österreichische Staatspreis für Jugendliteratur aufgenommen bekam sie den Ehrenring der Stadt Wolfsberg, 1966 wurde sie zur Professorin ernannt. Gertrud Schmirger starb am 7. Mai 1975 in Wolfsberg. Sie ist auf dem Friedhof in Wolfsberg begraben. 1) Pucker Hartwig, Porträt Gerhart Ellerts. In: Schatzhaus Kärntens. Landesausstellung St. Paul Jahre Benediktinerstift. Teil 1: Katalog. Herausgegeben vom Ausstellungskuratorium. Klagenfurt. Universitäts-Verlag Carinthia, Objekt-Nr.: 25.49, S
6 Emma Gross ² Emma Gross wurde am 11. September 1893, in Tachov, in Tschechien, in eine jüdische Familie geboren. Sie war die Tochter von Max und Lotte Popper. Emma Gross hatte sieben Geschwister, ihre Eltern besaßen eine Wein-Likör-Fabrik. Am 8. Juli 1914 wurden Emma Popper und Adolf Gross vom Rabbiner Dr. Armin Abeles in Wien getraut. Das Ehepaar übersiedelte nach Wolfsberg. Während des Ersten Weltkrieges war ihr Ehemann an der Front. Das Ehepaar Gross hatte zunächst eine Wohnung im Haus Nr. 152 ( Am Weiher ), ab 1915 im Haus Nr. 188, ab April 1916 in der Sporergasse Nr. 123 und ab August 1930 in der Wiener Straße 196. Adolf Gross betrieb eine Gemischtwarenhandlung, Emma Gross übernahm Aufgaben im Geschäft und 1921 brachte sie Töchter zur Welt. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten im März 1938 zwang die Familie Gross im September 1938 Wolfsberg zu verlassen. Über Wien zog die Familie Gross weiter nach Zilina in der Slowakei. Von hier wurden Emma Gross und ihr Mann, Ende Mai 1942 nach Auschwitz deportiert. Hier starb sie am 19. September Emma Gross war die einzige Jüdin, aus Wolfsberg, die dem Holocaust zum Opfer fiel. Abschließend möchten wir noch einmal betonen dass durch unsere eigenen Vorschläge verdienstvoller Frauen für Straßenbenennungen die bestehende Asymmetrie verringert werden kann. 2) Lauritsch Andrea, Die Juden von Wolfsberg. Nationalsozialistische Judenverfolgung am Beispiel Wolfsberg. ( Hrsg. Kulturamt der Stadtgemeinde Wolfsberg, 2000) 6
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