Studentischer Erfahrungsbericht. ERASMUS in Athen/Griechenland

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1 Studentischer Erfahrungsbericht ERASMUS in Athen/Griechenland von Birte Geißler birte81 (at) freenet de Vom Oktober 2005 bis Februar 2006 habe ich an der National and Kapodistrian University of Athens Klassische Archäologie studiert. Dieses Semester in Griechenland habe ich hauptsächlich genutzt, um die archäologischen Stätten des Landes kennen zulernen. Die Anmeldung für meinen ERASMUS- Aufenthalt in Griechenland war trotz meiner späten Entscheidung, im Mai 2005, völlig problemlos. Das einzige Hindernis welches sich auftat, war, dass ich keine Sprachkenntnisse besaß. Aber das ERASMUS-Programm bietet im Vorfeld bei einem Aufenthalt in Griechenland Sprachkurse an. Es werden Kurse auf Kreta und in Thessaloniki angeboten. Ich habe mich für den 6-wöchigen Kurs auf Kreta, an der University of Creme, entschieden. Es empfiehlt sich, diese Kurse zu besuchen, denn so findet man schnell Anschluss zu anderen ERASMUS-Studenten und man kann nützliche Kontakte für den weiteren Aufenthalt knüpfen. Die Studenten, die an meinen Kurs teilgenommen haben, studierten an den verschiedensten Orten in Griechenland. Durch diese Kontakte hätte sich die Möglichkeit ergeben, kostenlose Unterkünfte in Anspruch zu nehmen. Aber auch ohne Sprachkenntnisse ist der Aufenthalt in Griechenland kein Problem, denn man kann die Sprache auch während des Studienaufenthaltes erlernen. Griechenland Griechenland bildet den südlichen Abschluss der Balkan-Halbinsel und ragt mit seinen Inseln weit in das östliche Mittelmeer hinaus. Küsten und Berge prägen die Landschaft Griechenlands. Aber nicht nur die Landschaft ist eine Reise wert, sondern auch das Klima in Griechenland verspricht einen schönen Aufenthalt. Der griechische Sommer ist heiß und trocken und die Wintermonate sind mild. Aber es gibt auch Kälteperioden, in denen es auch schon mal scheinen kann. Falls das der Fall sein sollte versinkt das Land scheinbar im Chaos.

2 Über 90% der Griechen gehören der griechisch-orthodoxen Kirche an, die eine wichtige Stellung im Staat und im Alltag der Griechen einnimmt. Die Kirchen sind sehr prächtig und wenn man sie besichtigt, sollte man sehr viel Rücksicht auf die Gläubigen nehmen. Die enge Bindung an die Kirche erklärte sich aus der Geschichte Griechenlands. Während der über 400 Jahre andauernden Türkenherrschaft, hütete die orthodoxe Kirche die Idee von der nationalen Einheit Griechenlands. Im griechischen Alltag finden sich Eigenheiten, die uns aus Deutschland nicht bekannt sind, aber auf die man auch ungern wieder verzichten möchte. So stehen auf den Plätzen der Ortschaften oder an Straßenkreuzungen kleine Kioske (Periptero), deren Angebot sich den Bedürfnissen der Gegend angepasst hat. Dort kann man praktisch rund um die Uhr Regenschirme, Aspirin, Telefonkarten, Getränke und Schokoriegel kaufen. Ebenso zum griechischen Straßenbild gehört das Kafenion. Diese Art von Cafe ist ausschließlich den griechischen Männern vorbehalten. Sie treffen sich dort, um politische Diskussionen zuführen und Tavli/Tabli zu spielen. Des weiteren werden einem die Komboloi in Auge fallen. Es sieht aus wie ein Rosenkranz, hat aber keine religiöse Bedeutung. Die Perlen des Komboloi lässt man durch die Finger gleiten als Zeitvertrieb oder als Ersatz für eine Zigarette.

3 Eine ganz wichtige Information am Schluss. Egal in welcher Situation man sich gerade befindet, es heißt immer Ruhe bewahren. So kann es schon mal passieren, dass man 20 Minuten auf einen Bus wartet. Aber an dieser Stelle sei eines noch gesagt: die Griechen sind Meister der Improvisation. Athen Die Hauptstadt von Griechenland liegt auf der Halbinsel Attika, die sich im Süden des Landes befindet. Die 4 Millionen Metropole bietet dem Besucher die Gegensätze von Antike und Moderne. Die Orientierung in der Stadt ist sehr einfach. Markante Punkte sind die Hügel Lykabettos und Akropolis. Ein weitere Orientierungshilfe sind außerdem die drei Plätze, die mitten im Zentrum der Stadt liegen. Einen zentralen Anlaufpunkt bildet der Sindagma-Platz, an dem sich die nobelsten Hotels der Stadt und das Parlament, ein großer langgestreckter gelber Bau befinden. Der Omonia-Platz ist scheinbar übersäht von Kiosken. Man kann dort alle möglichen Telefonkarten und Zeitungen erwerben, ebenso haben sich dort viele Fast-Foodketten niedergelassen. Das Dreieck der Plätze schließt sich durch Monastiraki. Dieser Platz befindet sich direkt im alten Athen. Es ist nicht sehr weit zu den antiken Stätten der Stadt. Aber auch einkaufen kann man hier sehr gut. Man findet neben den typischen Touristenläden auch Trödler. Diese drei Plätze haben alle eine eigene Metrostation. Das Metrosystem von Athen ist sehr einfach. Es besteht aus drei Linien, die sich jeweils kreuzen. Neben der Metro gibt es auch Busse und eine Straßenbahn, sie fährt vom Sindagma-Platz direkt bis an Strand. Die Ticketpreise sind im Gegensatz zu Deutschland sehr günstig. Aber dafür werden die öffentlichen Verkehrmittel sehr oft bestreikt. Auch Taxifahren ist innerhalb der Stadt sehr billig. Aber die Taxifahrer suchen sich ihre Gäste aus und es kommt nicht selten vor, dass man erst mit dem 10. Taxi mitgenommen wird oder man sich doch entschließt, die Metro zu nehmen. Befindet man sich im Zentrum der Stadt kann man eigentlich alles problemlos zu Fuß erreichen. Allerdings sollte man gerade als Fußgänger sehr aufmerksam durch die Stadt laufen, weil die Athener Fußgängerwege und der Straßenverkehr eine Katastrophe sind. Athen hat nicht nur chaotischen Verkehr zu bieten, sondern auch viele Sehenswürdigkeiten. Ein Besuch auf der antiken Agora und der Akropolis, sowie im Nationalmuseum gehört auf jeden Fall zum klassischen Pflichtprogramm in der Stadt. Darüber hinaus kann man

4 noch viele weitere Sehenswürdigkeiten aus der Geschichte Athens entdecken. Zu beachten sind dabei die Öffnungszeiten: im Sommer (April September)von 8-18 Uhr und im Winter (Oktober März)von 8-15 Uhr. Im Winter ist jeden Sonntag der Eintritt frei. Studenten haben überall freien Eintritt. Alle Studentenausweise der EU werden akzeptiert. Der Parthenon auf der Athener Akropolis Universität (Panepistimio) Die einzelnen Fakultäten der Universität sind in verschieden Stadtteilen von Athen angesiedelt. Ich habe an der Philosophischen Fakultät studiert. Diese Fakultät liegt hingegen ein wenig außerhalb in Zographou, so musste ich vom Stadtzentrum aus ca. 45 min. mit dem Bus fahren. Aber der erste Besuch führt einen jeden ERASMUS- Studenten in das beeindruckende Hauptgebäude der Universität. Es befindet sich im Stadtzentrum und ist mit der Metro (Station Panepistimio) leicht erreichbar. Hier bekommt man Adressen und nähere Informationen über die einzelnen Institute, denn diese sind die nächste Station in dem Anmeldungsmarathon. Man wird registriert und bekommt eventuell schon nach drei Tagen einen Studentenausweis. Mit diesen Ausweis kann man jetzt diverse andere Karten beantragen, zum Beispiel die

5 Tranportationcard (Rabatte auf alle Tickets), und die Mealcard (kostenlose Mahlzeiten). An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass man für jeden Ausweis o.ä. mindestens ein Passbild braucht, man sollte ca. 12 stück einplanen. Die Mahlzeiten in der Mensa sind zwar kostenlos und typisch griechisch, aber leider nicht sehr empfehlenswert für empfindliche Mägen oder Feinschmecker. Hauptgebäude der Universität Athen Studium Das Studium an der Universität ist schon eine Herausforderung. In den Veranstaltungen der Philosophischen Fakultät wird griechisch gesprochen. Dadurch ist es nicht leicht, dem Seminar zu folgen. Erleichternd ist, dass die Dozenten mehrere Sprachen beherrschen. Sie vergeben für ERASMUS-Studenten Sonderaufgaben, um den Kurs zu bestehen. Man gerät als ERSMUS-Student immer wieder in komische Situationen. So ist es keine Seltenheit, dass man allein im Seminarraum sitzt. Dann ist mal wieder Streik und man kann unverrichteter Dinge nach Hause fahren. Um dies zu vermeiden, empfiehlt es sich, einen griechischen Kommilitonen um Hilfe zu bitten, denn die Streiks werden am Abend

6 vorher in den Nachrichten durchgesagt. Was auch vorkommen kann ist, dass die Räume einfach von anderen Seminargruppen belegt werden, der Professor dann sehr hilflos erscheint oder auch Seminare aus diversen Gründen abgebrochen wird. Ein Grund für den Ausfall des Seminars kann auch Schneefall sein. Trotz der vielen Ausfälle kommt man in einem Seminar sehr schnell voran, denn man hat nicht wie in Deutschland üblich 2 SWS pro Seminar, sondern 4 SWS. Leben in Athen Das Leben in Athen ist sehr teuer. Die Lebenshaltungskosten sind enorm. Das erste Problem vor dem man steht, ist die Suche, nach einer geeigneten Unterkunft. Man kann nur für eine Woche in der Jugendherberge verbleiben. Während dieser Zeit suchen die meisten Studenten sich private Wohnungen. Das ist in Athen auf jeden Fall eine Herausforderung. Es ist nicht leicht Verträge in Englisch abzuschließen oder eine verhältnismäßig günstige Wohnung zu finden. Zum Einkaufen empfiehlt es sich, die Wochenmärkte zu besuchen. Dort bekommt man frisches Obst und Gemüse, welches oft sehr viel schmackhafter ist als das Angebot in den Supermärkten. Die kleineren Supermärkte in der Stadt sind relativ teuer. Mit etwas Zeit lohnt es sich, in Randgebiete zu fahren und die großen Einkaufszentren aufzusuchen. Zum Schoppen geht man in die Ermou. Diese Straße beginnt direkt am Sindagma-Platz und endet in der Gegend von Monastiraki. Weitere gute Geschäfte findet man im Stadtteil Exarchia und in der Umgebung vom Omonia-Platz, wo man so ziemlich alles kaufen kann. Ausgehen kann man in Athen sehr gut. In Exarchia befinden sich viele nette Cafes und Kneipen, die einigermaßen erschwinglich sind. Die besten Partys finden auf dem Gelände der Universität statt. Weitere Stadtteile in denen man ausgehen kann sind Gazi und Psirri. Über Veranstaltungen und Ausstellungen informiert man sich am besten durch die Athens News, eine englischsprachige Wochenzeitung. In dieser Zeitung befindet sich auch ein aktuelles Kinoprogramm. Es ist in Athen problemlos in Kino zu gehen, denn die Filme werden in der Originalsprache mit griechischen Untertiteln gezeigt. Von Athen aus lassen sich viele Ausflüge mit Bus und Bahn machen. Attika kann man mit Tagesausflügen sehr gut erkunden. Bei weiteren Trips sollte man Übernachtungen einplanen. Die beste Anlaufstelle ist

7 die Touristeninformation, die sich in der Nähe vom Sindagma-Platz befindet, dort bekommt man Fahrpläne für Busse und Bahnen und den doch komplizierten Weg zu den Busbahnhöfen erklärt. Kap Sunion Literatur M. Brinke P. Känzle, Athen und Umgebung (Reise Know-How), Stand: September 2003 L. Senne, Nord- und Mittelgriechenland (Iwanowski s), Stand: 2003 In diesem Verlag erscheint im Mai 2006 in Führer durch die Peloponnes.