In den Tuilerien Die streitenden Kinder nach dem Spiel

Transkript

1 34 THEMA Miniklassik Musik und Spiel In den Tuilerien Die streitenden Kinder nach dem Spiel Ein Stabpuppenspiel zur Musik von Modest Mussorgsky Frigga Schnelle

2 Klasse Die Tuilerien Streitende Kinder nach dem Spiel heißt der dritte Satz der Suite Bilder einer Ausstellung, die der russische Komponist Modest Mussorgsky nach dem Besuch einer Gemäldeausstellung mit Bildern des verstorbenen Malers Viktor Hartmann als Klavierzyklus komponierte. Mussorgsky, der mit Viktor Hartmann befreundet war und den dessen Tod schwer getroffen hatte, wählte aus der Ausstellung, die etwa 400 Bilder umfasste, zehn aus, die er lautmalerisch als Klavierfassung vertonte. Dabei durchzieht ein Promenadenthema, das in unterschiedlichen Variationen dargestellt wird, das gesamte Werk. Nach Mussorgsky haben zahlreiche Komponisten die Suite neu arrangiert, interpretiert und orches - triert, z. B. die Rockband Emerson, Lake and Palmer auf Ihrer LP Pictures At An Exhibition; der Japaner Tomita spielte die Musik auf einem Synthesizer und der französische Komponist Maurice Ravel schrieb den Klaviersatz um in eine Orchesterfassung. Heute ist diese Fassung bekannter als das Original. Auch in der Grundschule sind einzelne Sätze der (Orchester-)Suite oft Unterrichtsgegenstand des Musikunterrichts. Besonders beliebt sind der erste Satz Der Gnom, der fünfte Satz Ballett der Kücklein in ihren Eierschalen und der neunte Satz Die Hütte der Baba- Yaga. Die Tuilerien Streitende Kinder nach dem Spiel gehört zu den weniger bekannten Sätzen aus Bilder einer Ausstellung. Ganz zu unrecht, denn die lebhafte Musik ist leicht verständlich und lässt sich gut in ein darstellendes Spiel mit Stabpuppen umsetzen. Der etwa einminütige sehr kurze Satz besteht aus 30 Takten; ihm liegt eine A-B-A -Form zugrunde, die sich spielerisch leicht herausarbeiten lässt. Das Originalbild Streitende Kinder nach dem Spielen von Viktor Hartmann gibt es leider nicht mehr. Es soll eine Bleistiftzeichnung gewesen sein, auf der die spielenden und streitenden Kinder und ihre Kindermädchen in den Tuilerien, dem Jardin des Tuileries einem Pariser Park, dargestellt waren. Viktor Hartmann besuchte Frankreich häufig und hat dort viele Skizzen und Zeichnungen angefertigt. Hinweise zu den Materialien In den Hörbeispielen ist die Orches - terfassung des Satzes Tuileries von Ravel zu hören. Es spielen die Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan. Die Aufnahme entstand Die Klavierfassung befindet sich ebenfalls auf der CD zum Heft 29. Die Einspielung stammt von Lazar Berman aus dem Jahr Der Infotext zu Modest Mussorgsky ist sehr kurz gefasst und benennt nur wenige Stationen aus dem Leben des Musikers 2. Er ist so geschrieben, dass Kinder ihn verstehen und nacherzählen können. Die Stabpuppen zeigen Kinder beim Spielen und Streiten. Sie tragen die typische Kleidung des 19. Jahrhunderts und spielen mit damals üblichem Spielzeug wie Kreisel und Reifen. Sie können von den Kindern nachkoloriert werden. Damit die Stabpuppen nicht verloren gehen, werden sie nach Beendigung des Spiels auf ein Arbeitsblatt geklebt 1. Reflektierend schreiben die SchülerInnen daneben, welche Rolle ihre Spielfigur während der Musik hatte. Während die Musik noch mehrere Male hintereinander abgespielt wird, zeichnen die SchülerInnen in den Gemälderahmen ihr Bild zur Musik 1. Der Beginn Aus den vielen Möglichkeiten, ein Thema einzuführen oder Kinder auf einen Unterrichtsgegenstand neugierig zu machen, sind nachfolgend vier Einstiege aufgeführt. Einstieg über einen stummen Impuls Die Zeichnungen mit den Spielfiguren werden auf Folie kopiert und den SchülerInnen ohne Erklärung präsentiert. In Klassen, die an solche stummen Impulse gewöhnt sind, melden sich meistens sehr viele Kinder und mutmaßen, was es mit den Zeichnungen auf sich habe. Alle Äußerungen werden kommentarlos stehen gelassen. Nach dem letzten Schülerbeitrag spielt die Lehrerin die Orchesterfassung vor Einstieg mit einer Geschichte In eine kleine Geschichte verpackt (siehe Kasten auf Seite 36), erzählt die Lehrkraft über die Musik von Mussorgsky und spielt anschließend die Klavierversion vor 29. Danach äußern sich die SchülerInnen zu dem Gehörten. Einstieg mit Musik Die Lehrerin sagt, dass sie ein Musikstück ohne Gesang mitgebracht habe und bittet die Kinder, den Kopf auf den Tisch zu legen und die Augen zu schließen. Beine, Arme und Hände haben Ruhepause. Wenn es ganz still ist, wird die Orchesterfassung der Tuilerien abgespielt Danach heben die SchülerInnen den Kopf und äußern sich zu dem Gehörten. Einstieg über den Komponisten Ein Foto von Modest Mussorgsky wird den Kindern präsentiert und sie äußern sich zu Aussehen, Kleidung usw. Mit wenigen Sätzen erzählt die Lehrerin aus dem Leben von Modest Mussorgsky und verteilt den Infotext mit der Aufgabe, ihn durchzulesen und unbekannte Wörter zu unterstreichen. Nach Klärung von nicht bekannten Begriffen wird der Text laut vorgelesen und bearbeitet 2. Das Stabpuppenspiel Der Titel ist Programm, wenn die Kinder mit ihren Stabpuppen zu der Musik Die Tuilerien Streitende Kinder nach dem Spiel die Szene nachempfinden. Die A-B-A -Form des Satzes lässt sich dabei leicht nachvollziehen. Die Stabpuppen werden mehrere Male auf Karton kopiert. Für das Stabpuppenspiel mit Musik sucht Hörbeispiele auf der CD: 26 Die Tuilerien, aus: Bilder einer Ausstellung Orches - terfassung, Teil A (Modest Mussorgsky, Maurice Ravel) 27 Teil B 28 Teil A 29 Die Tuilerien, aus: Bilder einer Ausstellung Klavierfassung (M. Mussorgsky) Arbeitsblätter Aufgaben 1-2

3 36 THEMA Miniklassik Musik und Spiel Sie kommen dann im Mittelteil (B) zum Spiel, wenn die streitenden Kinder sich zurückziehen oder am Rand weiterstreiten. Am Schluss des Satzes (A ) verstecken die SchülerInnen ihre Stabpuppe oder lassen sie weglaufen. Mit den drei Hörbeispielen A, B und A können die einzelnen Teile eingeübt werden. Wenn das Stabspiel in der nächsten Musikstunde wiederholt werden soll, müssen die Kinder ihre Figur mit dem Namen kennzeichnen und der Lehrer stellt sie in ein leeres Marmeladenglas. sich jedes Kind mindestens eine Stabpuppe aus und schneidet sie an den Hilfslinien aus. Nach Bedarf und Gefallen können die Figuren mit Filzstiften oder weichen Buntstiften nachkoloriert werden. Dann werden sie mit Klebeband an einem Schaschlikspieß oder einem Mundspachtel befestigt. Schnellen SchülerInnen sollte die Möglichkeit gegeben werden, eine weitere Puppe anzufertigen. Im Kreis sitzend lassen die Kinder nun ihre Stabpuppen zur Musik miteinander spielen und streiten. Ein differenziertes Spiel zu den Formteilen der Musik kann dann so aussehen: Am Anfang (A) treten nur die Stabpuppen in Aktion, die sich streiten. Die friedlich Spie - len den haben noch Pause oder spielen am Rande des Geschehens. Der Lebenslauf Zu einem Musikstück gehört auch immer ein Mensch, der es sich ausgedacht hat, der Komponist. Auf dem Infoblatt über Modest Mussorgsky erfahren die SchülerInnen in sehr knapper Form etwas über sein Leben 2. Es gibt immer Kinder, die darüber hinaus noch Informationen suchen. Sie können als Forscherauftrag im Internet unter mit dem Suchwort Modest Mussorgsky weitere Materialien abrufen. Vielleicht findet sich sogar eine Gruppe, die in der nächsten Stunde einen kleinen Vortrag halten möchte. Nachdem die SchülerInnen den Text leise gelesen haben, stellt der Lehrer ein paar Verständnisfragen und skizziert in Stichpunkten die Antworten, z. B.: Wann wurde Mussorgsky geboren? Wo kam er zur Welt? Welches Instrument spielte er? Wie alt war er, als er nach St. Petersburg geschickt wurde? Was tat er dort? Was machte er nach der Schule? Warum kündigte er den Militärdienst? Wie hieß sein Malerfreund? Wann starb er? Wie heißt eines seiner berühmten Musikwerke? Wer war Maurice Ravel? Auf dem Arbeitsblatt verfolgen die SchülerInnen noch einmal den Lebensweg und verbinden chronologisch Station für Station 2. Haben sie alles richtig gemacht, entsteht ein M. Unterrichtseinstieg mit einer Geschichte Vor mehr als hundertfünfzig Jahren, als die Kinder noch solche Kleidung trugen (ein oder zwei Spielpuppen werden an die Tafel geklebt oder auf Folie gezeigt), lebte in Russ land ein Maler namens Viktor Hartmann. Oft fuhr er in die französische Hauptstadt Paris und zeichnete dort die Menschen. Eines Tages saß er auf einer Bank in den Tuilerien und beobachtete die Kinder und ihre Kindermädchen. Tuilerien so heißt ein großer Park in Paris. Die Kinder stritten und hauten sich und die Kindermädchen schimpften und meckerten. Dann war Ruhe und sie spielten wieder friedlich miteinander. Doch schon bald begann der Streit von vorne. Und zum Schluss liefen alle weg und versteckten sich. All das zeichnete der Maler Hartmann auf ein Blatt Papier. Als nach seinem Tod dieses Bild und viele andere in Paris ausgestellt wurden, kam sein Freund, der Musiker Modest Mussorgsky, zu Besuch in die Galerie. Er war so begeistert von dem Bild mit den streitenden und spielenden Kindern, dass er sich vornahm, ein Klavierstück darüber zu komponieren. 29

4 Klasse Die Stabspielpuppen Die Vorlagen für die Stabspielpuppen werden auf Karton kopiert. Die SchülerInnen schneiden die Puppen an den Hilfslinien aus und malen sie an. Anschließend werden sie an die Mundspachteln oder Schaschlikspieße geklebt. Zum Basteln bereithalten: Kopierkarton (180 g/m 2 ), Scheren, Tesafilm, Mundspachtel oder Schaschlikspieße, Filz- oder Buntstifte.

5 38 THEMA Miniklassik Musik und Spiel

6 Klasse

7 40 In den Tuilerien 1 Streitende Kinder nach dem Spiel Hier kannst du dein eigenes Bild von den streitenden Kindern nach dem Spielen hineinzeichnen, denn die Zeichnung von Viktor Hartmann gibt es leider nicht mehr. Klebe hier deine Stabspielpuppe auf! Schreibe auf, was deine Puppe zur Musik alles gemacht hat:

8 In den Tuilerien 41 2 Mussorgskys Lebenslauf Auf dem Foto seht ihr den russischen Komponisten Modest Mussorgsky. Er kam zum Frühlingsanfang, am 21. März 1839, in dem kleinen Dorf Karewo zur Welt. Seine Eltern hatten einen großen Hof. Modest lernte sehr früh das Klavier spielen. Als er zehn Jahre alt war, schickten ihn seine Eltern in die große Stadt St. Petersburg zur Schule. Nach der Schule wurde Modest Offizier. Der Militärdienst machte Modest Mussorgsky keinen Spaß. Er wollte lieber Musikstücke schreiben, deshalb kündigte er den Dienst und widmete sich ganz der Musik. Als sein Freund, der Maler Viktor Hartmann ganz plötzlich starb, schrieb Mussorgsky zu einigen der Bilder, die Viktor Hartmann gezeichnet hatte, eine passende Klaviermusik. Die meisten der Gemälde gibt es heute nicht mehr, aber die Musik ist immer noch auf der ganzen Welt bekannt. Mussorgsky hat sie Bilder einer Ausstellung genannt. Im Jahr 1881 starb Modest Mussorgsky in einem Krankenhaus. Er wurde nur 42 Jahre alt. Vierzig Jahre nach seinem Tod hatte der französische Komponist Maurice Ravel die Idee, dass ein ganzes Orchester die Musik zu den Bildern einer Ausstellung spielen sollte und nicht nur das Klavier wurde Ravels Musik in Paris mit großem Erfolg von einem Orchester aufgeführt. Modest Petrowitsch Mussorgsky, geboren am 21. März 1839 in Karewo, Oblast Pskow; gestorben am 28. März 1881 in Sankt Petersburg. Joseph-Maurice Ravel, geboren am 7. März 1875 in Ciboure, Département Pyrénées- Atlantiques; ge storben am 28. Dezem ber 1937 in Paris. Lies den Infotext gut durch! Zeichne nun den Lebensweg von Modest Mussorgsky auf! Ziehe einen Strich von einem Punkt zum anderen! Beginne bei dem Geburtshaus. Wenn du die Punkte richtig verbunden hast, erkennst du einen Buchstaben. Das ist der Maler Viktor Hartmann. Zu seinen Bildern schrieb Mussorgsky die Klaviermusik Bilder einer Ausstellung. Diese russische Stadt heißt St. Petersburg. Dieses Bild von Mus sorgsky wurde kurz vor seinem Tod 1881 gemalt. So sah Modest Mussorgsky als junger Offizier aus. Das ist das Geburtshaus von Modest Mussorgsky. Seine Eltern hatten einen großen Hof. 40 Jahre später komponierte Maurice Ravel eine Orchesterfassung zu den Bildern einer Ausstellung.