HäMMERLE MASchinen. Text: Matthias Abplanalp, Bilder: Benno Leinen

Transkript

1 EINE Xcite unter lauter HäMMERLE MASchinen Die Hans ZEWE GMBh setzt auf HäMMERLE Abkantpressen. Das seien die BESTEn, sagt ihr LeiTER FERTigung GerhARD Zwing. Kein Wunder, muss sich die Xcite, die das UnternehMEn jetzt gekauft hat, in diesem Umfeld erst einmal behaupten. Aber die Xcite schafft das WEil sie schnell und erstaunlich genau ist. Weil sie eine intuitive STEuerung hat. Und weil sie gut aussieht. Text: Matthias Abplanalp, Bilder: Benno Leinen

2 FOKUS Xcite ALS die HANS ZEWE GMBH letzten November ihre Xcite Abkantpresse erhalten hat, ist die Maschine erst einmal stillgestanden. «Ich hatte das Gefühl, es traut sich keiner so richtig an die Maschine heran», erzählt Gerhard Zwing. Der elektrische Antrieb, das neue Design das war ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Also fragte Gerhard Zwing seine Bediener: «Was ist jetzt? Nehmen wir die Neue auch mit ins Programm?» Sie kommt wie gerufen Dieses Programm haben bisher drei Hämmerle Abkantpressen bestritten. Die älteste noch im blauen Hämmerle Design, die anderen beiden in Bystronic Rot, stehen sie fein säuberlich aufgereiht in einer riesigen Fertigungshalle bei der Hans Zewe GmbH in Theley im westdeutschen Saarland. Hier ist Gerhard Zwing einer von vier Geschäftsführern und Leiter der Fertigung. Er kennt die Hämmerle Abkantpressen seit 25 Jahren. «Für das große Spektrum, das wir bearbeiten, gibt es nichts Besseres auf dem Markt als die Hämmerle», glaubt Zwing. Er schätzt die Genauigkeit der Maschinen sowie ihre Langlebigkeit: «Die funktionieren über Jahre reibungslos.» Wieso also auf einmal fremdgehen mit einer Xcite? «Bislang mussten wir alles auf den Hämmerle Maschinen biegen», erklärt Zwing. Auch kleine Biegeteile mit einem einzigen 90-Grad-Bug; auch Teile mit einer etwas höheren Winkeltoleranz. Gerhard Zwing brauchte also eine Abkantpresse für kleine, einfache Biegeteile, damit er auf den Hämmerle Maschinen den nötigen Freiraum hat für Aufträge, die auf die Genauigkeit des 3-Punkt-Biegens nicht verzichten können. Da kam ihm die Xcite ge rade recht. Denn bei einfachen Biegeteilen fahre die 21

3 FOKUS Xcite Blechverarbeiter auf der Überholspur: Firmengründer Hans Zewe (links), Anuschka Zewe, zweite Generation des Familienunternehmens, und Gerhard Zwing, Co-Geschäftsführer und Leiter Fertigung. «Anfangs hatte ich das Gefühl, es traue sich keiner so richtig an die Maschine heran.» Gerhard Zwing, Leiter Fertigung Xcite sehr hohe Biege- und Positioniergeschwindigkeiten, sagt er, und sei dabei trotzdem sehr genau. Sie verschafft sich RESPEKT Schon vor der Euroblech hat Gerhard Zwing beschlossen, die Xcite zu kaufen. Sein Bystronic Verkäufer Bernd Eid erzählte ihm von der Maschine, schickte ihm ein Bild, sagte ihm, was die Maschine alles könne. Und Gerhard Zwing glaubte dem Verkäufer. Er kenne Herrn Eid schon lange und wisse dessen Aussagen zu werten. Herr Eid haue nicht auf den Putz und am Schluss gehe es nicht, betont Zwing. «Und ich kenne Bystronic ja. Ich weiß, dass die Qualität bauen.» Also packte der Leiter Fertigung noch vor der Euroblech in Hannover zu und ließ den Besuch an der Messe aus. Von der Euroblech wurde die Xcite direkt zur Hans Zewe GmbH ins etwa 500 Kilometer entfernte Saarland gefahren. Gerhard Zwing und seine Biegeleute stellten die Maschine neben die drei Hämmerle Abkantpressen und schauten sich an, was ihnen Bystronic da geliefert hatte. Keiner von ihnen hatte die Xcite vorher in voller Größe, geschweige denn in Aktion gesehen. Erstens ist das Design neu. «Klasse», sagt Gerhard Zwing trocken. «Das ipad ist mein absoluter Favorit.» Er meint natürlich die neue ByVision Steuerung, die auf einem 22-Zoll-Touchscreen daherkommt. Maschinenbediener Edwin Henkel ergänzt: «Das Design hat bis jetzt jedem gefallen.» Und wie arbeitet die Maschine? «Nach meinem Gefühl ist sie schneller als die Hämmerle», sagt der Bediener. Aber Gefühl reicht nicht bei der Hans Zewe GmbH machen sie keine halben Sachen. Also hat Edwin Henkel die Xcite gegen die hämmerle 3P mit 130 Tonnen Presskraft antreten lassen. Auf beiden Maschinen hat er hundertmal ein 1,5-Millimeter-Stahlteil mit fünf Bügen gefertigt. Das Resultat: Auf der Xcite war er deutlich schneller fertig. Der Geschwindigkeitsrekord verschafft der Xcite Respekt gegenüber den Hämmerle Abkantpressen. Schnell ist gut. Aber wie steht es um die Qua 22 BystronicWorld 1/2013

4 Im Jahr 2007 hat die Hans Zewe GmbH einen Großteil des Laserschneidens automatisiert: mit vier Bystronic Laserschneidmaschinen, vier ByTrans Einheiten und zwei Lagertürmen. lität der gebogenen Teile? Für die Genauigkeit sorgt bei der Xcite die von Bystronic entwickelte spezielle Auslegung des Maschinenrahmens in Verbindung mit dem elektrischen Antriebssystem. Dieses Antriebssystem heißt Force Dynamic Drive und gewährleistet, dass sich Oberwange und Unterwange praktisch nicht durchbiegen. «Das Antriebssystem gefällt mir», betont Gerhard Zwing. Kein Wunder, denn keine Durchbiegung von Ober- und Unterwange bedeutet hohe Wiederholgenauigkeit. Ein weiterer Vorteil des Force Dynamic Drive: Der Antriebsriemen ist nicht irgendwo in der Oberwange vergraben, sondern einfach zu erreichen. Das wiederum freut Maschinenbediener Edwin Henkel: «Die Maschine ist sehr leicht zu warten.» Sie ist sparsam Der elektrische Antrieb bringt dem Bediener noch einen weiteren Vorteil: «Er macht die Maschine leise», berichtet Henkel. Denn der Motor läuft nur, wenn der Bediener auch tatsächlich biegt. Befindet sich die Maschine im Stillstand, verbraucht nur der 22-Zoll-Bildschirm von ByVision Bending Strom. «Die Xcite ist sparsamer als eine Bohrmaschine», scherzt Henkel. Der stromsparende Betrieb passt ins Konzept der Hans Zewe GmbH: Die neuste Fertigungshalle des Unternehmens sei auf Energieeffizienz ausgerichtet, erklärt der Leiter Fertigung Gerhard Zwing: «Die Halle hat eine Lichtsteuerung. Wenn es draußen hell genug ist, geht drinnen die Beleuchtung aus.» Gebaut wurde diese Halle im Jahr Mit ihren 7800 Quadratmetern ist sie größer als ein Fußballfeld und der dritte Neubau in weniger als zehn Jahren die Hans Zewe GmbH ist auf der Überholspur (siehe Kasten Seite 25). Das Unternehmen ist ein klassischer Lohnfertiger ohne eigene Produkte. Oder wie es Gerhard Zwing sagt: «Man weiß nie, was morgen ist.» Viele Kunden sind Land- und Baumaschinenhersteller, die Karosserieteile für Traktoren oder Mähdrescher brauchen. Auf die extremen Losgrößen der Automobilindustrie, die heute das Saarland prägt, sei der Maschinenpark nicht ausgerichtet, meint Zwing Teile Jahresbedarf seien aber durchaus okay. «Aber wir machen auch Einzelteile.» Und welche Aufträge in diesem riesigen Spektrum passen jetzt auf die neue Xcite Abkantpresse? Das herauszufinden ist unter anderem Aufgabe von Anuschka Zewe, Tochter von Firmengründer und Inhaber Hans Zewe. Nach ihrer Ausbildung zur diplomierten Kauffrau ist sie als zweite Generation ins Familienunternehmen eingestiegen und unter- BystronicWorld 1/

5 24 Maschinenbediener Edwin Henkel hat die Xcite einem Geschwindigkeitstest unterzogen: Hundertmal hat er ein 1,5-Millimeter- Stahlteil mit fünf Bügen gefertigt und war dabei auf der Xcite deutlich schneller fertig als auf der Hämmerle.

6 Fokus Xcite «Die Bedienung von ByVision Bending ist intuitiv. Nach ein, zwei Tagen bist du voll drin.» Edwin Henkel, Maschinenbediener sucht derzeit die Abläufe in der Blechfertigung: Läuft jedes Teil über die richtigen Maschinen? Arbeiten zum Beispiel die Kantbank und die Schweißerei optimal zusammen? «Wir versuchen Prozesse auszukitzeln», betont sie. Das gilt auch für das Laserschneiden, wo ein großer Teil der Fertigung automatisiert ist. Zum Glück für Bystronic. Denn als die Hans Zewe GmbH im Jahr 2007 ihre Laserschneidmaschinen mit Lagertürmen und Elementen für das automatisierte Materialhandling ausstatten wollte, hat Gerhard Zwing etwas gelernt: «Bei solchen Anlagen ist nicht die Laserschneidmaschine ausschlaggebend, sondern das Handling drum herum.» Und betreffend dieses Handlings habe Bystronic die Konkurrenz ausgestochen. Die Vorgabe von Gerhard Zwing lautete folgendermaßen: «Wir haben eine Fläche von 25 x 25 Metern und da würden wir gerne zwei Maschinen automatisiert reinstellen. Wir erbitten Vorschläge.» Die Bystronic Maschinen seien schon bestellt gewesen, als die Konkurrenz erst ihre Angebote gemacht habe, erzählt Zwing. «Und von Bystronic haben wir sogar drei Vorschläge gekriegt und sie haben gesagt: Sucht euch den schönsten aus.» Deshalb stehen heute eine Byspeed, eine Bystar, zwei BySpeed Pro, vier Bytrans Einheiten u nd zwei Bystronic Lagertürme in Theley. Sie findet ihren Platz Beim Biegen ist die Geschichte eine andere: Die Hans Zewe GmbH hat von Anfang an auf Hämmerle Maschinen gesetzt. Und wurde damit 1997, als Bystronic die Sparte Abkantpressen von der Hämmerle AG übernahm, zum Bystronic Kunden. Dass sie es geblieben ist, liegt nicht nur an der hohen Qualität der Hämmerle Abkantpressen, sondern auch am Bystronic Service. «Bystronic hat es immer geschafft, unsere Hämmerle Maschinen am Laufen zu halten», erzählt Zwing. Fünf Jahre lang hatte die Hans Zewe GmbH nur eine einzige Abkantpresse. Die Maschine sei manchmal sechs oder acht Wochen am Stück gelaufen Tag und Nacht, auch an den Wochenenden. Und bei Problemen habe Bystronic immer schnell reagiert, sagt Zwing. «Das hat schließlich den Ausschlag für Bystronic gegeben, als wir den Maschinenpark mit weiteren Abkantpressen erweitert haben.» An die neuste Errungenschaft in diesem Maschinenpark, die Xcite, gewöhnen sich die Bediener bei der Hans Zewe GmbH langsam, aber sicher. Neu ist ja nicht nur der Antrieb, sondern auch die Steuerung: Für die Xcite wurde die ByVision Steuerung, die Bystronic seit Jahren auf ihren Laser- und Wasserstrahlschneidmaschinen einsetzt, auf Abkantpressen ausgedehnt und völlig neu gestaltet. Maschinenbediener Edwin Henkel lobt die übersichtliche Darstellung auf dem 22-Zoll-Touchscreen: «Die Bedienung ist intuitiv. Du brauchst nur ein, zwei Tage, dann bist du voll drin.» Weil er alle Biegeteile direkt an der Maschine programmiert, hat er auch den Profile Editor innerhalb der ByVision Steuerung schon ausgiebig kennengelernt. «Wenn ich ein Teil falsch programmiere und die Maschine es nicht biegen kann, gibt die Steuerung eine Warnung heraus: Hier stimmt etwas nicht», berichtet Henkel. Klar ist der Bediener am Ende dafür verantwortlich, dass die Teile ordentlich gebogen werden seine Erfahrung ist unverzichtbar. Aber es kann nicht schaden, eine Maschinensteuerung zu haben, die ein bisschen mitdenkt. Dank all ihrer Vorteile ist die Xcite die Kleine, wie sie sie bei der Hans Zewe GmbH nennen auf gutem Weg, ihren Platz neben den drei Hämmerle Abkantpressen zu finden. Im Moment sei die Maschine noch nicht 100 Prozent ausgelastet, sagt Edwin Henkel. «Aber jeden Tag kommt etwas neues dazu.» Sie läuft immerhin schon zweischichtig. Hans Zewe GmbH Stahlhandel Nur wer seine eigenen Wege geht, wird von niemandem überholt. So steht es in großen Buchstaben bei der Hans Zewe GmbH Stahlhandel in Theley. Wer die Geschichte des Unternehmens liest, kommt noch auf einen anderen Gedanken: Wer nicht überholt werden will, begibt sich am besten gleich selbst auf die Überholspur. Die Geschichte ist relativ kurz: Hans Zewe hat 1983 ein Einmannunternehmen gegründet. Er verkaufte Walzstahl und Röhren, zum Beispiel an die Bergbauunternehmen im Saarland einer Region, die zu dieser Zeit noch vom Steinkohlebergbau geprägt war. Mitte der 1990er Jahre erkannte Hans Zewe: «Der Kunde will seinen Stahl schon auf die gewünschte Länge gesägt erhalten.» Also baute er sein Unternehmen vom reinen Stahlhändler Richtung Schneiden, Biegen und Schweißen aus. Im Jahr 2004 baute das Unternehmen eine erste Halle für die Blechfertigung folgte die zweite, fast doppelt so groß, für die Bearbeitung von schwerem Material: Bleche bis zu 160 Millimeter dick und 15 Meter lang. Die Angebotspalette wurde breiter, das Unternehmen wuchs und wuchs, von etwa 60 Angestellten im Jahr 2007 bis auf 130 Angestellte Anfang Die dritte Halle für die Blechfertigung, die 2012 eröffnet wurde, ist noch einmal ein bisschen größer als die zweite. Das ergibt eine totale Hallenfläche von mehr als Quadratmetern. Heute halten sich Stahlhandel und Lohnfertigung in etwa die Waage mit je 50 Prozent Anteil am Geschäftsumsatz. BystronicWorld 1/