Landesmuseen Potentiale und Perspektiven Vortragsreihe im Toskana-Saal der Würzburger Residenz
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- Monica Amsel
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1 1 Landesmuseen Potentiale und Perspektiven Vortragsreihe im Toskana-Saal der Würzburger Residenz Veranstaltet vom Mainfränkischen Museum, von den Freunden Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.v. sowie der Professur für Museologie der Universität Würzburg Blick auf die Würzburger Festung im September 2016, Foto: Thomas Obermeier Das Mainfränkische Museum befindet sich aktuell im Umbruch: Das künftige Museum für Franken soll als Landesmuseum in der Trägerschaft des Freistaates Bayern ganz Franken in seiner geschichtlichen und kulturellen Vielfalt im Blick haben. Solche Landesmuseen widmen sich einer Region und verbinden vor dem Hintergrund der im 19. Jh. aufkommenden Nationalstaaten die Geschichte vor Ort mit konkreten Personen, Orten oder Ereignissen (Jan Gerchow). Ihre Sammlungen gehen auf herrschaftliches und/oder bürgerliches Engagement zurück, durch das Objekte aus persönlicher Sammelleidenschaft oder als Zeugnisse regionaler Historie zusammengetragen wurden. Mit authentischen Exponaten sowie vereinfachten historischen Narrativen stimulieren sie eine sinnliche Geschichtserkenntnis (Hans-Ulrich Thamer) und wecken Erinnerungen an eine immer ferner werdende Vergangenheit. Dabei stellen ihre identitätsstiftenden und volksbildnerische Absichten eine Gegenreaktion auf den rasanten gesellschaftlichen, technischen und industriellen Wandel dar. Kulturelle Pluralisierung, Globalisierung und Digitalisierung veränderten jedoch in den letzten Jahrzehnten das Selbstverständnis von Museen erneut. Und so haben sich viele der angestammten, kulturgeschichtlich
2 2 ausgerichteten Landesmuseen in jüngster Zeit erneuert: Sie haben eigene Wege beschritten, ihre Aufgaben neu und zeitgemäß definiert, ihre Sammlungen entsprechend präsentiert, so dass die Museumslandschaft heute Regionalmuseen ganz unterschiedlicher Prägung zeigt, was deren Besuch immer wieder spannend und anregend macht. Innovative Perspektiven für Landesmuseen präsentiert diese Vortragsreihe, um den bürgerschaftlichen und inhaltlichen Diskurs um das neue Museum für Franken zu befördern. Denn auch in Würzburg stehen wir in den nächsten Jahren vor der Aufgabe, das traditionsreiche Mainfränkisches Museum in ein modernes und zukunftsweisendes Haus zu verwandeln. Diesbezüglich geben folgende Referenten Einblick in Konzeptionen, Planungen und (Er-)neuerungsprozesse. Montag, 24. Oktober 2016, Uhr: Prof. Dr. Helmut Flachenecker (Inhaber des Lehrstuhls für Fränkische Landesgeschichte der Universität Würzburg und 1. Vorstand der Freunde mainfränkischer Kunst und Geschichte e.v.): Museum für Franken - erste konzeptionelle Überlegungen aus landeshistorischer Sicht Die inhaltliche Konzeption des neuen Museums hat sich zum Einen an einem, nicht nur ausschließlich chronologisch konnotierten Leitfaden zur fränkischen Geschichte in allen Landesteilen, zum Anderen an den vorhandenen Ausstellungsobjekten zu orientieren. Zudem muss die Geschichte des Ausstellungsortes stärker als bisher berücksichtigt werden. Fränkische Regionalgeschichte deckt einen Zeitraum vom 7. Jahrhundert bis zur Gegenwart ab. Diese kann wegen ihrer Vielfalt und Kleinräumigkeit nur exemplarisch aufgezeigt werden und die Notwendigkeit einer zusammenfassenden Darstellung in Buchform nicht vorab leisten. U.a. müssen Schwerpunkte auf die Multikulturalität ihrer Bewohner, auf die unterschiedliche Ausprägung einer lange Zeit königsnahen Kulturlandschaft, auf die unterschiedlichen geistlichen wie weltlichen Herrschaftsformen, auf die Kommunikationsfähigkeit des territorial nicht einheitlichen Raumes zu den Nachbarregionen gesetzt werden. Die frühneuzeitliche Mehrstaatlichkeit bildet, trotz vielleicht integrierender Klammern (Fränkischer Reichskreis), konfessionell gespaltene Gesellschaften mit unterschiedlichen Gewohnheiten heraus. Der Übergang an das Königreich Bayern markiert kein Ende der fränkischen Geschichte, diese setzt sich vielmehr bis in die Gegenwart fort. Das derzeitige Gemeinschaftsbewusstsein kennt vielerlei Brechungen und muss in seinen Wurzeln hinterfragt werden. Montag, 21. November 2016, Uhr: Dr. Richard Loibl (Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, Augsburg): Das neue Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg
3 wird zum Jubiläum 100 Jahre Freistaat Bayern in Regensburg das Museum der Bayerischen Geschichte eröffnen. Verantwortlich für die Konzeption des Museums ist das Haus der Bayerischen Geschichte, zugleich Veranstalter der Bayerischen Landesausstellungen. Das neue Museum in Regensburg wird die Entwicklung Bayerns zum modernen Staat präsentieren, also zeitlich von etwa 1800 bis zur Gegenwart reichen. In diesem Vortrag werden Konzept und Perspektiven des neuen Museums vorgestellt. (Abb.: Luftbild und Donauansicht des Museums der Bayerischen Geschichte, wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh, Frankfurt am Main; Staatliches Bauamt Regensburg) Montag, 5. Dezember 2016, Uhr: Prof. Dr. Cornelia Ewigleben (Direktorin des Landesmuseums Württemberg, Stuttgart): Altes Schloss Neu gedacht. Der Masterplan des Landesmuseums Württemberg, Stuttgart 1862 als Königliche Staatssammlung Vaterländischer Kunst- und Altertumsdenkmale gegründet, ist das Landesmuseum Württemberg in Stuttgart heute das größte kulturhistorische Museum in Baden-
4 4 Württemberg. Sein Hauptgebäude, das Alte Schloss, war einst die Residenz der württembergischen Herzöge und ist somit ein geschichtsträchtiger Ort im Zentrum der Landeshauptstadt. Das 1944 fast vollständig zerstörte Gebäude wurde nach Kriegsende wiederaufgebaut und als Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nachdem in den Jahren 90iger Jahre bereits wenige Teilbereiche eine Modernisierung erhielten, erfolgte 2005/2006 die Erarbeitung eines Masterplans zur Sanierung und Neueinrichtung der Ausstellungsräume. Es galt, das Gebäude zu einem attraktiven Kulturstandort zu entwickeln, der den heutigen Anforderungen an ein zeitgemäßes Museum gerecht wird. Der Vortrag stellt diesen Masterplan, den Umsetzungsprozess und die Überlegungen zur Profilierung des Museums vor. (Abb.: Das Württembergische Landesmuseum im Alten Schloss, Stuttgart, WLM) Montag, 16. Januar 2017, Uhr: Dr. Andreas Rudigier (Direktor des vorarlberg museums, Bregenz): Vorarlberg oder so. Grundsätzliche Gedanken zur Konzeption eines Landesmuseums am Beispiel des neuen vorarlberg museums Es ist ja ganz anders, als ich dachte! Diese Aussage gehört zu am häufigsten zu hörenden Reaktionen von Menschen, die das neue vorarlberg museum besucht haben. Museen werden gedacht, und Landesmuseen wohl erst recht. Der Vortrag wird anhand einiger einfacher Grundsätze das Konzept des vorarlberg museums erläutern und auf die Reaktionen des Umfeldes (Fachwelt, Medien vor Ort, Publikum) eingehen. Im Mittelpunkt stehen dabei Grundhaltungen, wie die Verbindung von Geschichte und Gegenwart, die Verbindung von Objekt und Mensch, die Offenheit gegenüber unterschiedlichen Herangehensweisen und manches mehr. (Abb.: Depot-Ausstellung und neue Außenfassade, vorarlberg museum, Bregenz und Darko Todorovic) Montag, 30. Januar 2017, Uhr: Dr. Gottfried Fliedl (Museologe, Graz): Land - Museum - Identität. Das Steiermärkische Landesmuseum als Modellfall
5 Landesmuseen sind als Orte der regionalen Identitätsbildung entstanden. Diese Aufgabe soll am Beispiel des Steiermärkischen Landesmuseums untersucht werden, das 1811 als "Joanneum" in Graz gegründet, seit einigen Jahren als Universalmuseum Joanneum" geführt wird. Die über zweihundertjährige Geschichte dieses Museums erlaubt es, an Hand seiner Organisation, seiner Sammlungsschwerpunkte, seiner wechselnden inhaltlichen Ausrichtungen, seines unorganischen Wachstums zum aus vielen Abteilungen und Standorten gebildeten heutigen Konzern, den Wandel der Idee des Museums und der des Typs Landesmuseum nachzuzeichnen und Fragen der aktuellen Positionierung generell aufzuwerfen. Politischideologische Implikationen werden dabei ebenso zur Sprache kommen wie die Öffentlichkeiten, die ein solches Museum tragen, sich vom Museum selbst aus formieren bzw. von ihm noch angesprochen werden. (Abb.: Gründungsmedaille des Joanneum, Kunsthaus Graz) 5
Im Jahr 2012 hat die Staatsregierung beschlossen: In jedem Regierungsbezirk soll künftig ein staatliches Museum beheimatet sein.
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