zehn Haustiere in ihrer Familie. Verdammt viel für die kleine Zweizimmerwohnung. Aber so früh konnten sie die Babys sowieso nicht weggeben.
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- Miriam Gerhardt
- vor 7 Jahren
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Transkript
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2 zehn Haustiere in ihrer Familie. Verdammt viel für die kleine Zweizimmerwohnung. Aber so früh konnten sie die Babys sowieso nicht weggeben. Sie brauchten noch Muttermilch und waren viel zu klein, um irgendwo anders klarzukommen. Jenny sah auf. Die 5 fuhr ein. Ein Typ sprintete in einem Affenzahn die Rolltreppe hinunter. Trotzdem zu spät. Pech gehabt, die Bahn fuhr ohne ihn weiter. Wo der wohl hinwollte? Bestimmt nicht in ihre Gegend, das war klar. Der sah nach Schotter und wohlbehütet aus. Mit goldenen Löffeln im Mund geboren oder so. Jenny rief sich ihr Prepaid-Guthaben auf. Noch zwei Euro dreiundfünfzig. Ab jetzt hieß das, jeden Anruf genau zu überlegen. Das Geld musste noch bis Ende des Monats reichen. Der Typ lief auf dem Bahnsteig auf und ab.
3 Ein paar Jahre älter und mindestens zwei Köpfe größer als sie. Keine Angeber- Muckis, trotzdem irgendwie sportlich. Einer, der erst auf den zweiten Blick gut aussah. Mit einer Hand fuhr er sich durch die kurzen Haare, schüttelte sie aus. Himmel, der war richtig nass geworden! Sie hatte es grade noch bis zur Haltestelle geschafft, bevor es anfing zu schiffen. Noch sieben Minuten bis zur Ankunft der Linie 12. Ihr Blick fiel auf die Plakatwand mit der Türkeiwerbung. Sah toll aus der Strand. Echte Palmen, klares Wasser, immer blauer Himmel und das Hotel superschick. Da würde sie gerne mal Urlaub machen. Selmin aus ihrer Klasse war schon dreimal in so einer Ferienanlage gewesen, weil sie Verwandte hatte, die dort arbeiteten. Sie hatte leider keine Verwandten in einem
4 Land mit Sonne, Strand und Meer. Nur eine Oma mit einem Wohnwagen an der Sieg. Jenny trainierte noch eine Runde Snake auf dem Handy. Damit sie ihren kleinen Bruder Joe-Joe bald schlagen konnte, der das Spiel besser beherrschte als sie. Und sie holte auf. Ihre Schlange wurde von Mal zu Mal länger. Dann steckte sie das Handy weg und zog stattdessen ihren Schülerausweis aus der Tasche. Furchtbares Foto! Das Klirren von Glas ließ sie aufhorchen. Getrampel auf der Rolltreppe. Schnell schob sie den Ausweis in ihre Jackentasche und suchte hinter einer Betonsäule Schutz. Drei Typen, die schwer getankt hatten, stolperten auf den Bahnsteig. Alarmstufe rot. Sie umklammerte den Kuli in der anderen Jackentasche. Damit konnte sie zur Not zustechen. Hey, der Kleine war ja Toni. Ihr Toni aus der Roten
5 Burg, mit dem sie ausprobiert hatte, wie Lakritzküsse schmecken. Was hatte der mit diesen Typen zu schaffen? Jenny waren beide fremd. Keiner von denen wohnte in der Roten Burg. Zufallsbekannte einer Sauftour? Oder trieb sich Toni jetzt mit einer Straßengang herum? Besser in Deckung bleiben. Aber die drei hatten sich eh schon den Typen mit den goldenen Löffeln ausgeguckt. Am besten du rückst Knete und Handy sofort raus, dachte Jenny, dann lassen sie dich vielleicht in Ruh. Sie traute ihren Augen nicht, als sie sah, wie das goldene Löffelchen die drei mit ein paar Münzen besänftigen wollte und behauptete, kein Handy zu haben. Wie kann man nur so blöd sein!»junge, die sind zu dritt und auf Krawall gebürstet«, hätte sie am liebsten gerufen, aber sie traute sich
6 nicht. Sie gingen gemeinsam auf den Jungen los. Auch Toni.»Was tust du da? Warum hältst du die nicht zurück?«, wollte sie rufen, tat es aber nicht. Toni war doch ein Ruhiger, einer, der sich, wenn irgendwie möglich, darum kümmerte, dass eine Keilerei nicht aus dem Ruder lief. Jetzt aber verpasste er dem Jungen einen Kinnhaken. Musste er sich vor den anderen beweisen oder war s der Suff? Die beiden anderen standen Toni in nichts nach. Das war keine Abreibung, die sie dem Jungen verpassten, das war mehr. Einer wollte brutaler sein als der andere, bescheuertes Imponiergehabe. Immer diese dämliche Machonummer, Jenny wusste, wie das enden konnte. Zittrig griff sie nach ihrem Handy und wählte die 110.»Schlägerei Haltestelle Friesenplatz«, flüsterte sie ins
Aber ich will der Reihe nach erzählen. Und ich will durch mein Erzählen vielleicht auch um Vergebung bitten.
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