ERASMUS ERFAHRUNGSBERICHT LMU MÜNCHEN, MEDIZIN PJ-TERTIAL CHIRURGIE HOSPITAL GERAL SANTO ANTÓNIO DIE ORGANISATION

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1 ERASMUS ERFAHRUNGSBERICHT LMU MÜNCHEN, MEDIZIN PJ-TERTIAL CHIRURGIE HOSPITAL GERAL SANTO ANTÓNIO DIE ORGANISATION Da ich persönliche Beziehungen zu Portugal habe und es von Anfang an klar war, dass ich das PJ nicht komplett in Deutschland machen wollte habe ich mich für ein Tertial Chirurgie in Porto entschieden. Die vielleicht erst einmal letzte Chance weitere Auslandserfahrung zu sammeln konnte ich mir im PJ natürlich nicht entgehen lassen. In Porto gibt es zwei große Universitätskliniken und zwei Fakultäten der Medizin. Das eine Krankenhaus ist das Hospital São João welches zur medizinischen Fakultät der Universidade do Porto gehört. Das zweite Krankenhaus Hospital Geral Santo António gehört zu dem jüngeren Instituto de Ciências Biomédicas Abel Salazar (ICBAS). Ich habe zuerst die Erasmus-Büros beider Universitäten angeschrieben. Keine der beiden Fakultäten ist Partner der LMU, zumindest bei ICBAS haben sie mir aber angeboten als sogenannter Free Mover an den Rotationen der portugiesischen Studenten teilzunehmen. Leider dauert die Chirurgie-Rotation im sechsten Jahr in Portugal nur zwei und nicht wie in Deutschland vier Monate. Auch die Daten passten nicht zu den vom Prüfungsamt vorgegebenen Terminen. Bei der Universidade do Porto hieß es gleich, es sei nicht möglich. War also vorerst nichts Daraufhin entschied ich mich dazu, ganz unbürokratisch einfach die Chefärzte vor Ort anzuschreiben. Inklusive Lebenslauf und Anschreiben bat ich also um eine unbezahlte Praktikumsstelle und der Chef der Cirurgia Geral des Hospital Geral Santo António antwortete mir quasi prompt. Alles kein Problem! Der Mobility Officer würde mich wohl bald kontaktieren. Das geschah erst einmal nicht, stattdessen erhielt ich auf einmal wieder Mails des Erasmus-Büros von ICBAS, die mir ja eigentlich quasi abgesagt hatten. Es stellte sich dann heraus, dass ich mich

2 um am Krankenhaus ein Praktikum machen zu dürfen, zusätzlich an der Uni bewerben musste. Das war wie so oft bei universitären Auslandsaufenthalten aber letztendlich hauptsächlich Papierkram und Formsache ich musste in München von drei bis vier verschiedenen Stellen Unterschriften einholen, Formulare ausfüllen, Scannen, Mailen, Drucken, Unterschreiben, wieder mailen und so weiter und so fort. Die Annahme am ICBAS war dann aber plötzlich auch für vier Monate und zu unseren recht komischen Zeiten kein Problem mehr, da ich bereits die Zusage des Krankenhauses hatte. Die Bewerbung um ein ERASMUS-Stipendium in München war mehr oder weniger dasselbe rückwärts. Die vier Monate Chirurgie waren Teil des Pflicht-Tertials Chirurgie. Wie der Name schon sagt, kann man sich den Ort, nicht aber den Stoff aussuchen. Ich will mit größter Wahrscheinlichkeit kein Chirurg werden. Das hat sich bei diesem Praktikum auch weiter bestätigt. Und dementsprechend wollte ich bei dem Praktikum vor allem auch für Internisten wichtige Grundkenntnisse der Chirurgie mitnehmen. Ich hatte keine riesigen Erwartungen. Ich wollte nicht unbedingt jeden Tag im OP verbringen, aber auch nicht nur als Statist dastehen und anderen beim Arbeiten zusehen. In dieser Hinsicht war das Praktikum ideal, ich konnte im Großen und Ganzen meinen Tag nach meinen Interessen gestalten und so einmal im OP assistieren und dann aber auch wieder auf Station die prä- oder postoperative Patientenversorgung übernehmen. DAS PRAKTIKUM In Portugal wird natürlich Portugiesisch gesprochen, auch wenn generell alle sehr gut Englisch sprechen. Dementsprechend war mir in der Vorbereitung auf das Praktikum am wichtigsten, mein Portugiesisch zu verbessern. Ich besuchte ein Jahr lang Kurse am Sprachenzentrum und lernte nebenher selbstständig. Am Anfang des Praktikums konnte ich dann den Großteil des gesprochenen und geschriebenen verstehen und mich einigermaßen ausdrücken, auch wenn flüssige Konversationen noch schwierig waren. Während der ersten Monate versuchte ich dann so viel wie möglich mit portugiesischen Kollegen und Kommilitonen zu unternehmen um so schnell wie möglich weiter in die Sprache einzutauchen. Diese Taktik ist recht gut aufgegangen. Jetzt, am Schluss dieses Praktikums kann ich zwar sicher noch kein perfektes Portugiesisch

3 sprechen, jedoch ohne Probleme normale Gespräche führen, eine Patientenanamnese erheben und mit Kolleginnen und Kollegen im Krankenhaus zusammenarbeiten. Was meine Aufgaben anging, so kam es hauptsächlich darauf an, was ich machen wollte. Wollte ich in den OP, so konnte ich wann immer ich wollte schauen, welche OPs geplant waren und entweder zuschauen oder manchmal auch assistieren. Einmal konnte ich sogar bei einer Lebertransplantation mitmachen. Auf Station half ich dann meist bei der täglichen Routine mit: Ich untersuchte Patienten, führte Blutgasanalysen durch, besprach Krankheitsbilder mit den anderen Ärzten, schrieb Arztbriefe und ging bei Visite mit. Der Umgang vor allem mit den jüngeren Kollegen war immer sehr nett, auch außerhalb des Krankenhauses haben wir immer wieder etwas zusammen unternommen. Insgesamt war ich ausgelastet, aber nicht überarbeitet. Wenn ich Lust hatte nachmittags noch im OP zu helfen konnte es auch mal bis 19 oder 20:00 Uhr gehen, das war aber optional. Wollte ich an einem Tag einmal früher aufhören um etwas Anderes zu unternehmen war das ebenfalls okay. Einige neue Sache habe ich auch gelernt, vor allem was die Arbeit im OP und das Handling der postoperativen Patienten angeht. Durch die vielen OPs, die ich gesehen habe, konnte ich mir ein viel besseres Bild von vielen der Prozeduren machen, die ich vorher nur theoretisch gelernt hatte. Für interessierte: Ich bin mir sicher, dass das Krankenhaus und die Uni auch in Zukunft bereit sind, Praktikanten aufzunehmen. Das ERASMUS-Programm der U.Porto und des ICBAS sind extrem gut organisiert und heißen ausländische Studenten wirklich willkommen! Ich kann das Praktikum allen empfehlen, die gerne ihr Portugiesisch verbessern wollen und die bereit sind nach Eigeninitiative zu arbeiten. Für jemanden, der klare Vorgaben und Anleitung braucht ist zumindest die Chirurgie dieses Krankenhauses gegebenenfalls nicht die idealste Lösung. FREUNDE Abgesehen vom Krankenhaus war es jedoch etwas schwierig für mich Leute kennen zu lernen. Da ich aus dem normalen Unibetrieb so gut wie draußen und noch dazu zu einer Zeit dort war, zu der fast niemand mehr Uni, sondern alle entweder Prüfungen oder Ferien hatten war es nicht einfach andere Menschen kennen zu lernen. Dazu kommt, dass die Portugiesen insgesamt ein sehr viel engeres Verhältnis zu ihrer Familie haben. Deshalb fahren fast alle Studenten, selbst des

4 sechsten Jahres, die nicht aus der Stadt kommen in der sie studieren und deshalb noch zu Hause wohnen, am Wochenende zu ihren Eltern und zu ihrer Familie. Das macht es weiter schwierig jemanden etwas näher kennen zu lernen. Das war aber insofern in Ordnung, als dass ich mit meiner Freundin zusammenwohnte, die ebenfalls in Porto studiert. Sie hat mich in ihren Freundeskreis eingeführt und so konnte ich auch außerhalb des Krankenhauses Anschluss finden. DIE STADT Porto bietet unheimlich viel Verschiedenes. Die Stadt liegt am Meer mit vielen öffentlich mehr oder weniger gut erreichbaren Stränden und sehr vielen Surfschulen. Ich selber lernte in der Zeit in Porto kein Surfen, wer Lust dazu hat findet aber sicher Gelegenheit. Es gibt die Innenstadt mit unheimlich vielen Restaurants, Cafés, Bars und Clubs sowie Parks zum Spazieren gehen. Wer eine SIM-Karte von WTF hat, der Anbieter heißt tatsächlich ausgeschrieben What the Fuck, kann bis zu achtmal im Monat zu zweit zum Preis für einen ins Kino gehen (leider nur möglich in den Shopping Malls am Stadtrand) und sich über regelmäßige Promotionen á la 5 GB Internet Gratis freuen. Noch dazu ohne allzu viel Werbung machen zu wollen, aber in den Fragen wird doch explizit auf SIM-Karten hingewiesen verbraucht der Gebrauch fast sämtlicher Kommunikations- Apps das Datenvolumen nicht. Auch das Wohnen ist in Porto (noch) ziemlich günstig und gut möglich. Wir hatten eine kleine Wohnung zu zweit für insgesamt 350,00 pro Monat mitten im Zentrum und komplett renoviert. Insgesamt sind die Lebenshaltungskosten in Porto noch ziemlich niedrig. Ein Kaffee (Espresso, nicht so eine Läpperbrühe vom Bäcker) kostet in der Regel zwischen 60 und 80 Cent und ein Tosta Mista (Toast mit Schinken und Käse) zwischen 1,50 und 2,50. Die Menschen in Porto sind generell sehr nett, wie überall in Europa ist es aber auch dort am Anfang gegebenenfalls recht schwer Einheimische wirklich kennen zu lernen. STUDENT UND ARBEITSMARKT Insgesamt hat mir die Organisation von Student und Arbeitsmarkt sehr gut gefallen. Johannes Hoch war immer und unglaublich zuverlässig und schnell zu erreichen und ist auf alle Fragen eingegangen. Einziger Kritikpunkt scheint mir zu sein, dass die Organisation mehr auf Firmenpraktika als auf Praktika im Medizinstudium zugeschnitten ist, so dass manche Sachen

5 etwas unpassend erscheinen. So ist es meiner Meinung nach etwas überflüssig jeden Monat einen Bericht einzureichen, da sich ab dem ersten Monat in der Regel nicht mehr besonders viel ändert, sofern man nicht etwas ganz Anderes macht. FAZIT Alles in Allem war das Praktikum gelungen. Ich konnte nicht alles lernen, das ich gerne gelernt hätte, aber doch vieles davon. Ich habe mein Portugiesisch sehr verbessern können und habe viele sehr nette Kontakte im Krankenhaus geknüpft. Die Stadt Porto ist vor allem auch für Studenten phantastisch aufgrund niedriger Lebenshaltungskosten aber hoher Lebensqualität mit großem und differenziertem Angebot an Kultur, Sport und Unterhaltung. Ich kann ein Semester / Tertial / Praktikum Erasmus in Porto sehr empfehlen!