Injection Das Magazin von ENGEL für die Kunststoff-Industrie.

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1 Injection Das Magazin von ENGEL für die Kunststoff-Industrie. Oktober 2012 Eröffnung im Januar ENGEL Deutschland Technologieforum Stuttgart Seite 8 Neue Horizonte für den Leichtbau Technologie-Interview: In-situ-Polymerisation Seite 12 Spritzgießen und Blasformen in einem inject2blow senkt Zeitaufwand und Kosten Seite 18 LED-Leuchten in einem Schritt Mehr Wettbewerbsfähigkeit durch innovative Mehrkomponententechnik Seite 26 Zeitreise in die Zukunft des Spritzgießens Gäste beim ENGEL Symposium 2012 Seite 9 be the first.

2 Höchstleistung In einer aktuellen Befragung unserer Mitarbeiter war der Begriff Höchstleistung das meist genannte Merkmal zur Beschreibung eines ENGEL-Mitarbeiters. Höchstleistung zu erzielen heißt, dass nicht nur der einzelne Mitarbeiter, sondern auch das gesamte Team professionell und effizient in der Gemeinschaft zusammenarbeitet. Man hat ein klares Ziel vor Augen und arbeitet konsequent auf dieses Ziel hin. Nur so stiftet Höchstleistung auch den höchsten Nutzen. Dr. Peter Neumann, CEO ENGEL Holding In der aktuellen Injection, die Sie in der Hand haben, spielt Höchstleistung eine besondere Rolle. Nur durch die Höchstleistung und konsequente Kundenorientierung unserer Mitarbeiter können Innovationen entstehen. Und hinter jeder Innovation stehen Menschen, die mit Ihrer persönlichen Tatkraft, ihrem Wissen und ihrer Erfahrung an der Entwicklung jeder einzelnen Innovation beteiligt sind und diese vorantreiben. Viele Ideen sind nun zu Innovationen geworden: Die Vulkanisation von Silikon bei Raumtemperatur, das Erkennen von Umgebungsveränderungen und automatische Ausgleichen, um das Formteilgewicht konstant zu halten, und die Integration von Spritzgieß- und Blasformprozess in einer Spritzgießmaschine zur Fertigung von Kosmetik- und Lebensmittelbehältern. Sie finden in dieser Injection eine Vielzahl von Innovationen, die nun marktreif sind und deutliche Vorteile bei der Integration in den Produktionsprozess garantieren. Das bringt unsere Kunden einen Schritt weiter als ihre Konkurrenz. Denn letztendlich ist der ausschlaggebende Faktor im internationalen Wettbewerb der sinnvolle Einsatz von Innovationen. Und die Einbeziehung der Höchstleistung innovativer Mitarbeiter. Wir sind überzeugt, dass wir im Spritzguss noch viele Möglichkeiten haben, mit neuen Technologien, neuen Verfahren und neuen Materialien die Anwendungsgebiete zu erweitern und damit ein langfristiges Wachstum gemeinsam mit unseren Kunden zu sichern. Impressum Herausgeber: ENGEL AUSTRIA GmbH Ludwig-Engel-Straße 1, A-4311 Schwertberg, Redaktion: Susanne Zinckgraf, ENGEL / Markus Haderer, ENGEL / Gerd Liebig, ENGEL (verantwortlich). Injection ist das Kundenmagazin von ENGEL. Es erscheint regelmäßig als deutsche und englische Ausgabe. Nachdruck von Beiträgen nach Abstimmung mit der Redaktion und mit Quellenhinweis gerne gestattet. 2_ENGEL injection-2011

3 Rückblick News Aktuelles 4 ENGEL weltweit. Vor Ort. Messen, Events, Projekte 8 Eröffnung im Januar ENGEL Deutschland Technologieforum Stuttgart 9 Zeitreise in die Zukunft des Spritzgießens Gäste beim ENGEL Symposium ENGEL HL-Awards 2012 Innovative Anwendungen auf Holmlos-Maschinen prämiert 12 Neue Horizonte für den Leichtbau Technologie-Interview: In-situ-Polymerisation 14 Volle Modularität bei höchster Wirtschaftlichkeit ENGEL e-mac: Die neue vollelektrische Spritzgießmaschine 14 Präzision in großen Dimensionen ENGEL e-duo mit elektrischer Spritzeinheit 15 Online-Prozessregelung mit Köpfchen iq weight control für höchste Reproduzierbarkeit 16 Sauber und stabil ein Leben lang ENGEL Ölwartung reduziert Instandhaltungskosten 17 Mit UV-Licht in Liga der Mehrkomponententechnik Silikon-Vulkanisation bei niedrigen Temperaturen 18 Spritzgießen und Blasformen in einem inject2blow senkt Zeitaufwand und Kosten 20 Effizienzschub durch Automatisierung Seletec in Uttendorf setzt auf Systemlösungen aus einer Hand 22 Leichtbauträume sind Schäume Weniger Gewicht, bessere Qualität: Behr setzt auf ENGEL foammelt 24 Flexibel automatisiert Hochintegriert: ENGEL easix eröffnet Ensinger neue Dimensionen 26 LED-Leuchten in einem Schritt Hella senkt Produktionskosten mit innovativer Mehrkomponententechnik 28 Die neue Leichtigkeit Effizienzschub für lange Bauteile bei Fiskars 30 Risiko raus Effizienz rein ENGEL liefert inklusive GMP-Dokumentation an Helvoet ENGEL injection-2011_3

4 ENGEL weltweit. vor Ort. Kapazität verdoppelt Eröffnungsfeier in Shanghai Am 20. April 2012 hat ENGEL sein stark erweitertes Großmaschinenproduktionswerk in Shanghai eingeweiht. Um dem steigenden Auftragsvolumen in der Region in Zukunft noch besser gerecht zu werden, wurde die Kapazität mehr als verdoppelt. Lokale und internationale Kunden und Partner waren zur Einweihung eingeladen, sich vor Ort von der hohen Fertigungsqualität und Systemlösungskompetenz von ENGEL zu überzeugen. Die Anforderungen an in China gefertigte Kunststoffteile sind über die letzten Jahre deutlich gestiegen, betont Gero Willmeroth, Geschäftsführer Vertrieb und Service von ENGEL MACHINERY (SHANGHAI) Co., Ltd. Es werden zunehmend anspruchsvollere Lösungen angefragt, die die Produktivität und Effizienz in der Fertigung erhöhen. ENGEL hat im Geschäftsjahr 2011/2012 in Asien erstmals einen Umsatz von 125 Millionen Euro erwirtschaftet. Nicht zuletzt verdankt ENGEL diesen Rekord seinen kontinuierlichen Investitionen in die Region. Auch das Produktionswerk für Klein- und Mittelmaschinen in Korea wird bis zum Frühjahr 2013 erweitert. Meet the experts Chinaplas in Shanghai Einweihung in Shanghai im April Mehr als 200 Spritzgießmaschinen der Bau reihe ENGEL duo werden pro Jahr das erweiterte ENGEL-Werk in Shanghai verlassen. Zur Chinaplas im April 2012 wartete ENGEL mit einem neuen Ausstellungskonzept auf. Fünf Trendthemen wurden mit Videos und Musterteilen in Expert Corners präsentiert. Zudem hatten wir Experten von ENGEL China sowie aus den Business Units vor Ort, um mit den Messebesuchern die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu diskutieren, sagt Gero Willmeroth. Im Fokus standen die Themen Leichtbau, Automation, LSR-Verarbeitung, Process Monitoring und Glazing. Für den Praxisausgleich sorgten drei Fertigungszellen am ENGEL-Messestand, darunter eine holmlose ENGEL victory 120 Maschine mit EN- GEL viper 12 Roboter, auf der Cover für Mobiltelefone gefertigt wurden. Die ENGEL victory Maschinen unterstützen die Kunststoffverarbeiter besonders gut, wenn es darum geht, Investitionskosten und Energie einzusparen. Gero Willmeroth, Geschäftsführer Vertrieb und Service von ENGEL in Shanghai. Prozessintegration reduziert Stückkosten Medtec Europe in Stuttgart Während der Medtec Europe im März 2012 in Stuttgart demonstrierte ENGEL AUSTRIA, wie sich bei der Herstellung von Einwegspritzen ein kompletter Arbeitsschritt und zudem Rohmaterial einsparen lassen. Im Mittelpunkt der hochintegrierten und hochautomatisierten Fertigungszelle stand eine vollelektrische ENGEL e-motion 200/100 T Spritzgießmaschine in Reinraumausführung mit 100 Tonnen Schließkraft, auf der Einwegspritzenzylinder inklusive Nadeln in einem Arbeitsgang hergestellt wurden. Die Nadeln wurden von einem Linearroboter in das Pilotwerkzeug von ZAHORANSKY eingesetzt, mit COC umspritzt und die Spritzenkörper von einem ENGEL easix Mehrachsroboter aus dem Werkzeug entnommen. Das integrierte Verfahren ist ein Novum gegenüber dem herkömmlichen mehrstufigen Prozess, bei dem zunächst die Nadelhalter gefertigt und die Kanülen 4_ENGEL injection-2012

5 Statt wie herkömmlich die Nadeln in den Spritzenkörper einzukleben, werden sie mit der neuen Fertigungslösung direkt mit Kunststoff umspritzt. später eingeklebt werden. Da kein Klebstoff mehr benötigt wird und das COC eine Barrierefunktion übernimmt, eignet sich die auf der Medtec präsentierte Anwendung auch zur Herstellung vorbefüllter Spritzen, die bislang vor allem aus Glas gefertigt werden. Vorbefüllte Spritzen verzeichnen einen wachsenden Marktanteil, betont Christoph Lhota, Leiter der Business Unit Medical bei ENGEL AUSTRIA. 20 Jahre ENGEL CZ 200 Kunden und Partner feierten mit Im Kongresszentrum in Prag drehte sich im Frühjahr 2012 alles um die Spritzgießtechnik. ENGEL feierte gemeinsam mit 200 Gästen das 20-jährige Bestehen seiner tschechischen Vertriebs- und Serviceniederlassung. Unsere vielen langjährigen Kunden und Freunde verliehen der Feier eine fast schon familiäre Atmosphäre, freut sich Petr Stibor, Geschäftsführer von ENGEL CZ s.r.o., über die vielen Gratulanten. Diese erlebten unterhalb der imposanten Silhouette der Prager Burg eine wohl einzigartige Mischung aus österreichischer und tschechischer Kultur, Küche und Musik. Mit seiner Niederlassung in Prag sichert ENGEL die Nähe zu seinen Kunden in Tschechien. Beratung und Zu schade zum Anschneiden: Die Geburtstagstorte zum 20. Geburtstag von ENGEL CZ. Verkauf, Service, Ersatzteile und Schulungen werden vor Ort angeboten. Seit mehr als zehn Jahren ist Tschechien zudem auch Produktionsstandort. Bei ENGEL Strojírenská spol. s.r.o. in Kaplice ist das Kompetenzzentrum für die Blechverarbeitung der ENGEL Unternehmensgruppe angesiedelt. In Prag und Kaplice beschäftigt ENGEL insgesamt rund 600 Mitarbeiter. Energiesparpotenziale ausschöpfen DKT in Nürnberg Energieeffizienz lautete das Top-Thema am Stand von ENGEL AUSTRIA während der Deutschen Kautschuktagung DKT im Juli 2012 in Nürnberg. Mit drei Maschinenexponaten zeigte der Systemanbieter für die Spritzgießtechnik, wie sich mit maßgeschneiderten Lösungen nachhaltig und gleichzeitig wirtschaftlich Gummi- und Silikonteile in höchster Qualität fertigen lassen. Das Energiesparpotenzial in der Elastomerverarbeitung ist noch höher als im Thermoplastbereich, verdeutlicht Leopold Praher, Verkaufsleiter elast/lim von ENGEL AUSTRIA. Entscheidend sind die langen Heizzeiten. Mit einer vertikalen ENGEL elast 2700/400 V compact Spritzgießmaschine demonstrierte ENGEL, wie sich mit Hilfe der Servohydraulik ENGEL ecodrive dieses Potenzial heben lässt. Da der Antrieb nur während der Maschinenbewegungen aktiv ist, wird im Stillstand, zum Beispiel während der Heizphase, durch Vermeidung von Leerlaufleistung des Antriebssystems keine Energie verbraucht. Mittels ecodrive lassen sich in der Elastomerverarbeitung 50 bis 70 Prozent Energie einsparen. Leopold Praher, Verkaufsleiter elast/ LIM von ENGEL AUSTRIA 200 Gratulanten feierten mit ENGEL im Kongresszentrum in Prag. ENGEL injection-2012_5

6 Ausgezeichnet ENGEL-Lehrlinge gehören zu den Besten Die Besten 2012: Michael Schützeneder, Karin Aigner, Dominik Zauner und Daniel Mitterbauer (von links hinten nach rechts vorne). Der beste Maschinenbaulehrling ist eine Frau und arbeitet bei ENGEL. Karin Aigner konnte im Lehrlingswettbewerb 2012 der Wirtschaftskammer Oberösterreich (WKOÖ) nicht nur den ersten Platz in der Berufsgruppe der Maschinenbaukonstrukteure für sich entscheiden, sondern erhielt zudem den Sonderaward als insgesamt beste weibliche Auszubildende in einem technischen Lehrberuf. Insgesamt wurden dieses Jahr vier Lehrlinge von ENGEL AUSTRIA mit den begehrten Awards geehrt. Sie setzten sich gegen 723 Mitbewerber aus 97 Betrieben durch. Als staatlich ausgezeichneter Lehrbetrieb bildet ENGEL AUSTRIA jedes Jahr mehr als 40 junge Männer und Frauen in neun technischen Lehrberufen aus. Seit August 2012 ist erstmalig auch eine ENGEL Niederlassung Ausbildungsbetrieb für Verfahrensmechaniker der Kunststoff- und Kautschuktechnik. In Hagen wurden zwei Auszubildende eingestellt Quadratmeter zusätzlich ENGEL baut Standort Schwertberg aus Rund 12 Millionen Euro investierte ENGEL AUSTRIA in die Erweiterung seines Stammsitzes Schwertberg. Mit dieser Maßnahme trägt ENGEL dem weltweit steigenden Auftragsvolumen Rechnung, verbessert die Arbeitsbedingungen am Standort und bekräftigt klar sein Bekenntnis zu den österreichischen Werken Quadratmeter sind im Süden des Werksgeländes hinzugekommen. Sie erweitern in erster Linie den Versand-, Wareneingangs- und Lagerbereich. Zudem wurden die Montagefläche vergrößert und viele Arbeitsplätze unter ergonomischen Gesichtspunkten neu gestaltet. Der Anbau (rot) vergrößert Logistik, Lager und Montage am ENGEL- Stammsitz in Schwertberg. Markt im Um- und Aufbruch Medizintechnikkonferenz in Indien Rund 50 Kunststoffverarbeiter besuchten die Medizintechnikkonferenz med.con, zu der ENGEL im März 2012 nach Delhi und Mumbai eingeladen hatte. Sie informierten sich über Trends, innovative Produkte sowie die hohe europäische Systemlösungskompetenz. Der Markt für Medizintechnik in Indien verzeichnet ein kontinuierliches Wachstum. Neben globalen Medizintechnik-Konzernen, die aktuell in Indien Produktionskapazitäten aufbauen, steigen auch immer mehr indische Kunststoffverarbeiter in die Medizintechnik ein. Häufig fehlt es diesen Unternehmen jedoch an branchenspezifischem Know-how und Erfahrung. Die Herausforderung besteht darin, eine hohe Produktqualität mit einer hohen Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen, betont Jitendra Devlia, Geschäftsführer von ENGEL MACHINERY INDIA in Mumbai. Die med.con hat gezeigt, wie State-of-the-art-Technologien und ein hoher Grad an Automatisierung diesen Spagat leisten können und worauf es dabei speziell für den indischen Markt ankommt. Jitendra Devlia, Geschäftsführer von ENGEL INDIA, mit Medizintechnik-Kunden im ENGEL-Technikum in Mumbai. Intelligente Prozessintegration Plast in Mailand Intelligente Prozessintegration für maximale Effizienz und höchste Wirtschaftlichkeit so lautete das Leitthema von ENGEL auf der Plast im Mai 2012 in Mailand. Fünf hochintegrierte und hochautomatisierte Fertigungszellen am Messestand belegten eindrucksvoll die hohe Systemlösungs- und Technologiekompetenz von ENGEL und das über ein breites Anwendungsspektrum, von Automotive über Technical Moulding und Packaging bis zu Medical. Die Kunststoffverarbeiter in Italien investieren aktuell vor allem in neue Technologien, Automation, Prozessintegration und Energiesparoptionen, sagt Maurizio Vorschau 2012/2013 Plast Eurasia, Istanbul/Türkei, 29. November 2. Dezember ENGEL med.con, Kiev/Ukraine, 24. Oktober ENGEL packaging day, Warschau/Polen, 15. November, Paris/ Frankreich, 19. November, Moskau/Russland, 22. November ENGEL automotive day, Queretaro/Mexiko, Dezember Arabplast, Dubai/VAE, Januar Medtec Europe, Stuttgart/Deutschland, Februar Chinaplas, Guangzhou/China, Mai 6_ENGEL injection-2012

7 Ecodrive inside: Auf der Plast stellte eine ENGEL duo 500 pico Ölwannen in MuCell-Technik her. Viel Erfahrung im Gepäck Neue Vertretung in Slowenien Ferrari, Vertriebsleiter von ENGEL ITALIA. Größter Wachstumstreiber ist dabei aktuell die Automobilindustrie. Für diese Zielbranche präsentierte ENGEL in Mailand eine Leichtbau-Anwendung. Auf einer ENGEL duo 3550/500 pico Spritzgießmaschine mit 500 Tonnen Schließkraft wurden Ölwannen aus Polyamid in MuCell-Schaumtechnik hergestellt. Mit neuer Größe Neubau in Hagen eingeweiht Am 24. Mai 2012 hat ENGEL sein deutlich erweitertes Kompetenzzentrum in Hagen eröffnet. Mit dem Ausbau trägt ENGEL dem steigenden Auftragseingang sowie der großen Bedeutung der Automatisierungstechnik in Deutschland Rechnung. Insgesamt 1000 Quadratmeter Grundfläche sind mit dem Neubau hinzugekommen. Davon stehen 750 Quadratmeter für die Montage von Robotern und weiteren Automatisierungslösungen zur Verfügung. Auf 250 Quadratmetern sind neue Büroräume für die bislang 20 neuen Mitarbeiter entstanden. Zwei Millionen Euro investierte ENGEL in die Erweiterung und hat damit auch die Basis für zukünftiges Wachstum gelegt. Der Marktanteil von ENGEL in der Automatisierungstechnik steigt kontinuierlich, sagt Jörg Fuhrmann, Geschäftsführer von ENGEL Automatisierungstechnik Deutschland. Dass wir Spritzgießmaschinen und Roboter aus einer Hand liefern, stellt für unsere Kunden oft ein kaufentscheidendes Merkmal dar, bekräftigt Rolf Sass, Geschäftsführer von ENGEL Deutschland in Hagen. LAKARA d.o.o. hat die Vertretung von ENGEL in Slowenien übernommen. Hinter diesem neuen Namen steckt viel Erfahrung in der Spritzgießtechnik. Geschäftsführer und Verkaufsleiter Cvetko Dolenc war viele Jahre Produktionsleiter in der Kunststoffindustrie und ist bestens vertraut mit den Herausforderungen seiner neuen Kunden. Außerdem im Team: Peter Bokal, der 15 Jahre Erfahrung aus der Automobilzulieferindustrie mitbringt und jetzt für Anwendungstechnik, Turn-key-Projekte und Schulungen verantwortlich ist, sowie Milan Kepa, der als Instandhaltungsleiter bei einem großen ENGEL-Kunden arbeitete, bevor er als Servicetechniker zu LAKARA wechselte. Bis Ende 2012 richtet LAKARA in seinen Geschäftsräumen in Škofja Loka nordwestlich von Ljubljana ein eigenes Technikum mit Platz für zwei Spritzgießmaschinen ein und will sich sukzessive zum Alles-aus-einer-Hand-Ausrüster für den slowenischen Spritzgießmarkt etablieren. machinery, process equipment, service Simulation auf dem Weg in die Praxis Seminar mit 40 Teilnehmern in Schwertberg Was kann Simulation im Spritzgießprozess leisten? Deutlich mehr als bislang genutzt wird! so lautet das Fazit der Teilnehmer der Seminarveranstaltung Von der Vision zur Realität, zu der ENGEL AUSTRIA im Mai 2012 nach Schwertberg eingeladen hatte. Gemeinsam mit Experten aus den Bereichen der Kunststoffverarbeitung, Simulation, Prüf- und Verfahrenstechnik machte sich ENGEL auf den Weg, Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung in die Praxis zu spiegeln und in Workshops den Bogen von der Materialanalyse über die Simulation bis zur Teilevermessung zu spannen. ENGEL AUSTRIA veranstaltete das Seminar gemeinsam mit SIGMA Engineering und weiteren Partnern. Dabei soll es nicht bei einem einmaligen Angebot bleiben. Denn eines machte das Seminar vor allem deutlich: Die Nutzung von Ergebnissen einer Spritzgießsimulation für die Einstellung der Produktionsmaschine steht noch immer am Anfang. Gemeinsam mit Kunden und Partnern feierte ENGEL die Einweihung des Erweiterungsbaus in Hagen. Die Seminarteilnehmer konnten im Rahmen von Workshops selbst mit Simulationsprogrammen arbeiten. ENGEL injection-2012_7

8 ENGEL Deutschland Technologieforum Stuttgart Eröffnung im Januar ENGEL baut seine Präsenz in Deutschland aus. Bei Stuttgart entsteht die vierte Niederlassung. Ausgestattet mit einem besonders großen Technikum fokussiert sich das Technologieforum auf Innovationen und Zukunftstrends und will sich als Kommunikationsdrehscheibe der südwestdeutschen Kunststoffindustrie etablieren. Wir haben mit dem Innenausbau begonnen und liegen zeitlich sehr gut im Plan, berichtet Claus Wilde, Leiter der neuen Niederlassung, im Vorfeld der Fakuma In seiner Ausrichtung wird sich der neue Standort von den anderen Niederlassungen unterscheiden. Von Anfang an wird eine Anwendungstechnik aufgebaut, das Technikum wird mit 700 m² das größte einer ENGEL- Niederlassung sein. Sechs bis sieben automatisierte Fertigungszellen finden darin Platz. Damit verlängern wir für unsere Kunden die Messen, so Wilde: Innovative Technologien und Anwendungen werden wir das ganze Jahr über präsentieren. Die Energieeffizienz wird einen Schwerpunkt bilden. Weitere Themen zum Start sind Leichtbau und Automatisierung. Viele Kunststoffverarbeiter bewegen sich weg von kleineren Standardmaschinen hin zu größeren, komplexen und technologisch anspruchsvollen Anlagen, was eine immer intensivere Zusammenarbeit zwischen Kunststoffverarbeiter und Systemlieferant erfordert, sagt Wilde. Genau dies ist der Fokus von ENGEL. Mit dem neuen Standort verkürzen wir für unsere Kunden im Südwesten Deutschlands den Weg zu uns. Trainings, Workshops, Konferenzen Gleich im Januar startet das Technologieforum Stuttgart mit einer Veranstaltungsreihe, die das ENGEL- Motto der Fakuma E-novation fortsetzt. Neben Praxistrainings zur Energieeffizienz sind Rüst-Workshops, Mehrkomponentenforen und eine Medizintechnikkonferenz geplant. Mit zehn Mitarbeitern wird die neue Niederlassung starten. In den nächsten Jahren soll das Team zügig auf etwa 20 Mitarbeiter wachsen. Der Standort ist Wurmberg im Westen von Stuttgart. Diese Lage ist für uns ideal. Jeder Kunde aus Baden-Württemberg kann innerhalb von zwei Stunden bei uns sein, sagt Claus Wilde. Wir liegen direkt an der A8. Da lohnt es sich, auch einfach mal für einen Kaffee rauszufahren. Deutschland ist der wichtigste Markt für den österreichischen Spritzgießmaschinenbauer. Ein Viertel seines Umsatzes erwirtschaftet ENGEL dort. Wir konnten die Marktanteile in Deutschland über die letzten Jahre kontinuierlich ausbauen, so Christian Pum, Vertriebsgeschäftsführer von ENGEL. Mit der neuen Struktur werden wir diesem Wachstum gerecht. Wir bieten unseren Kunden nicht nur ein Technikum und Trainingszentrum in ihrer Nähe an, sondern möchten uns als Informations- und Kommunikationsdrehscheibe der südwestdeutschen Spritzgießindustrie etablieren. Claus Wilde, Niederlassungsleiter ENGEL Deutschland Technologieforum Stuttgart 8_ENGEL injection-2012

9 2.700 Gäste beim ENGEL Symposium 2012 Zeitreise in die Zukunft des Spritzgießens Ein volles Haus erlebte ENGEL zu seinem Symposium Gäste aus 35 Ländern so viele wie nie zuvor überzeugten sich am 13. und 14. Juni 2012 von der hohen Systemlösungskompetenz und Innovationskraft von ENGEL AUSTRIA. Mit 18 Exponaten stellte das ENGEL Symposium 2012 einen weiteren Rekord auf: Die Innovationsdichte war noch einmal höher als bei früheren Veranstaltungen. Erstmalig zeigte ENGEL in seinem Großmaschinenwerk in St. Valentin beispielsweise das Dolphin-Verfahren für die Herstellung hochwertiger Automobilinnenraumteile mit Softtouch-Oberfläche, dessen erste Serienanwendung erst im Herbst vergangenen Jahres startete. Dabei beeindruckte alleine die Größe der ENGEL duo 1500 combi M Spritzgießmaschine sowie ihr hoher Automatisierungs- und Prozessintegrationsgrad (Bild Titelseite). Nicht weniger eindrucksvoll waren unter anderem die Fertigung von extrem dünnwandigen und gleichzeitig hochdekorierten Laptopcovers im Reinraum, der hohe Integrationsgrad einer Fertigungszelle zur Herstellung von Lampengehäusen inklusive Dichtraupe auf kleinster Stellfläche sowie das zwei Meter hohe Werkzeug zur Herstellung von Pressgabeln für Bodenwischer im ENGEL gasmelt Verfahren, das dank Holmlostechnik auf eine vergleichsweise kleine ENGEL victory Spritzgießmaschine mit nur 500 Tonnen Schließkraft passt. Dass die Exponate dieses Mal unmittelbar neben der laufenden Produktion zu sehen waren, erlaubte den Besuchern gleichzeitig Einblicke in die Fertigung der ENGEL duo Großmaschinen. Weltpremieren und Live-Entwicklung Zwei Maschinentypen feierten während des Symposiums ihre Weltpremiere: die elektrifizierte Variante der ENGEL duo Großmaschine, ENGEL e-duo (S. 14), und die neue vollelektrische Spritzgießmaschine ENGEL e- mac für höchste Präzisionsanforderungen im technischen Spritzguss (S. 14). Zudem gab es Entwicklung live : Mit der Fertigung von Einlegern für Bremspedale in neuartiger Insitu-Polymerisationstechnologie auf einer Prototyp-Maschine bot ENGEL den Besuchern einen Ausblick in die Zukunft des automobilen Leichtbaus (S. 12). Schwerpunkte der Vorträge an den beiden Symposium-Vormittagen im Design Center in Linz waren Verbesserungspotenziale entlang der Spritzgießprozesskette vom Plastifizieren über das Mischen bis zum Kühlen, neue Möglichkeiten der Prozessüberwachung, die Energieeffizienz innovativer Antriebslösungen sowie Leichtbautechnologien. 40 Systempartner von ENGEL aus den Bereichen Rohmaterial, Werkzeugbau und Temperiertechnik, Automatisierung, Granulathandling, Qualitätssicherung und Reinraumtechnik stellten rund um die Exponate ihre Produkte und Lösungen aus und unterstrichen damit die hohe Systemlösungskompetenz, die ENGEL nicht nur während seines alle drei Jahre stattfindenden Symposiums, sondern tagtäglich in anspruchsvollen Kundenprojekten gemeinsam mit seinen Partnern unter Beweis stellt. ENGEL injection-2012_9

10 ENGEL HL-Awards 2012 Im Rahmen des Symposiums wurden die ENGEL HL-Awards 2012 verliehen. Die diesjährigen Preisträger nutzen die Vorteile der Holmlostechnik vor allem für eine höhere Wirtschaftlichkeit ihrer Fertigung. Mit den HL-Awards prämiert ENGEL herausragende Anwendungen auf holmlosen ENGEL victory Spritzgießmaschinen. 25 Einreichungen aus 15 Ländern machten es der Jury in diesem Jahr besonders schwer. So nahmen die diesjährigen Juroren die jeweils eingesetzten Technologien, die Fortschrittlichkeit der Anwendungen und die wirtschaftlichen Vorteile im Vergleich zu konventionellen Maschinen besonders streng unter die Lupe. Die Jury setzte sich zusammen aus Prof. Dr. Christian Bonten, Leiter des Instituts für Kunststofftechnik (IKT) der Universität Stuttgart, Thomas Bründl, Geschäftsführer von starlim//sterner in Marchtrenk/ Österreich, und Joachim Rönisch, Herausgeber der K-Zeitung in Hannover. Holmlosvorteil mehrfach optimal genutzt Der HL-Award 2012 in Gold ging an Volkswagen. Das Geschäftsfeld Kunststoffe in Wolfsburg/Deutschland nutzt zur Herstellung von Bauteilen für Tankklappenmodule die Vorteile der Holmlostechnik gleich auf zweierlei Art und Weise optimal aus. Zum Ersten beanspruchen die sehr großen Werkzeuge die volle Fläche der Aufspannplatten. Zum Zweiten gelangen die großen Greifer der Handlingroboter ungehindert in den Werkzeugraum. Beide Faktoren sorgen dafür, dass die Fertigungszelle wenig Stellfläche für sich beansprucht. Die ausgezeichnete Fertigungszelle besteht aus zwei holmlosen ENGEL victory Spritzgießmaschinen sowie zwei Mehrachsrobotern. Für die Herstellung von Einsatztöpfen für die Tankklappen werden zunächst die Grundkörper aus mit 30 % Glasfaser verstärktem Polypropylen gespritzt und diese auf der zweiten Maschine mit einer Dichtung aus EPDM versehen. Technologisch eine besonders herausfordernde Materialkombination! Doppelt so schnell wie der Mitbewerb Auch im Bereich Packaging sind kurze Zykluszeiten die Voraussetzung für eine hohe Wettbewerbsfähigkeit. Den Werkzeugbauer und Spritzgießverarbeiter O.C.S.A. in Creazzo/Italien inspirierte die Holmlostechnik zu einem 1. Volkswagen 2. O.C.S.A. 10_ENGEL injection-2012

11 Dr. Peter Neumann, ENGEL CEO, (rechts) mit den Bronze-, Silberund Goldgewinnern: József Novák von Anton, Marco Milan und Sabrina Milan von O.C.S.A., sowie Sebastian Hoinza und Marian Rutka von Volkswagen. einzigartigen Werkzeugkonzept. Bei der Herstellung von Kaffeekapseln für Espressomaschinen der Marke illycaffè produziert O.C.S.A. damit doppelt so schnell wie sein Mitbewerber. Die Jury honoriert diese Leistung mit dem HL-Award in Silber. Das Kernstück der Kapseln, der Kaffeebehälter, wird auf einer ENGEL victory combi Maschine in einem Drehtellerwerkzeug aus Polypropylen und TPE gespritzt. Der Schlüssel zur Zykluszeitreduktion liegt in der Abkühlung der Hartkomponente. Um diesen Prozess zu beschleunigen, hat der hausinterne Werkzeugbau die Schläuche zur Kühlwasserversorgung durch dickere Rohre ersetzt. Da keine Holme stören, können die Rohre problemlos die Bewegungen des Drehtellers mitmachen. 400 statt 600 Tonnen Schließkraft Den HL-Award 2012 in Bronze hat Anton in Zalaegerszeg/Ungarn für sich entschieden. Dank Holmlostechnik platziert Anton gleich vier Spritzeinheiten auf einer Maschine mit nur 400 Tonnen Schließkraft und kombiniert zudem den Mehrkomponentenspritzguss mit der Inserttechnik. Die ENGEL victory 400 combi findet Einsatz zur Herstellung von Gehäusen für Elektrohandwerkzeuge von Antons größtem Kunden Bosch. Für das Werkzeug, das 1250 x 910 x 900 mm misst, hatte Anton verschiedene Spritzgießmaschinentypen angefragt. Klassische Holmmaschinen wurden mit Schließkräften zwischen 600 und 800 Tonnen projektiert. Mit der 400 Tonnen ENGEL victory Maschine sparte Anton nicht nur Investitionskosten ein, auch im laufenden Betrieb reduziert die kleinere Maschine die Kosten. Plätze 4 bis 6 Insgesamt prämierte die Jury die ersten sechs Plätze. Platz 4 belegt Schneegans in Emmerich/Deutschland, der fünfte Platz ging an Doctor Zeta in Moskau/Russland und den 6. Platz erhielten die beiden finnischen Unternehmen Okartek in Kaarina und Fiskars in Billnäs. 3. Anton ENGEL injection-2012_11

12 Neue Horizonte für den Leichtbau Mittels In-situ-Polymerisation sollen sich in Zukunft funktionalisierte Faserverbund- Bauteile wirtschaftlich in Großserie herstellen lassen. Auf seinem Symposium im Juni 2012 in St. Valentin zeigte ENGEL eine erste Prototypanlage. Während des ENGEL Symposiums 2012 konnten die Besucher erstmalig Einblick in ein laufendes Entwicklungsprojekt von ENGEL nehmen. Auf einer Prototypanlage wurden mittels In-situ-Polymerisation Einleger für Bremspedale gefertigt. Was ist das Besondere an diesem Verfahren? Georg Steinbichler: Endlosfaserverstärkte Strukturbauteile spielen eine große Rolle in Hochleistungsanwendungen, doch bislang scheiterte eine wirtschaftliche Großserienproduktion von mit Versteifungsrippen und Befestigungselementen funktionalisieren Leichtbauteilen im automatisierten Spritzgießprozess an der hohen Viskosität der Polymere. Die auf dem Symposium präsentierte Fertigungszelle öffnet jetzt die Tür in eine neue Effizienzklasse, indem wir nicht von PA 6 ausgehen, sondern dieses direkt in der Kavität aus dem Monomer aus -Caprolactam erzeugen. Dank seiner besonders niedrigen Viskosität lassen sich mit - Caprolactam auch feinste Faserfilamente ohne Schädigung infiltrieren und so maßgeschneiderte Faserstrukturen lastorientiert einbringen. Mit der vergleichsweise hohen Viskosität von PA 6 wäre eine Formfüllung und Infiltration nicht möglich. Wie funktioniert der Prozess? Peter Egger: Zunächst wird aus mehreren Gewebelagen ein Preform erzeugt und dieser in das beheizte Reaktivspritzgießwerkzeug eingelegt. Die reaktive Caprolactammischung wird eingespritzt, nach der Polymerisationszeit der Einleger entformt und kann danach beschnitten werden. Diese Arbeitsschritte wurden während des Symposiums vollautomatisiert mit Hilfe eines ENGEL viper Linear- und eines ENGEL easix Mehrachsroboters integriert. Für die Herstellung einsatzfertiger Bremspedale würde dann ein konventioneller Spritzgießprozess folgen, um Rippen und andere Funktionselemente aus glasfaserverstärktem Polyamid anzuspritzen. Ziel ist es natürlich, auch diesen Arbeitsschritt in die Fertigungszelle für die Reaktivverarbeitung einzubinden. Auf diese Weise ließe sich dann ausgehend von einem trockenen Gewebe und -Caprolactam ein thermoplastisches endlosfaserverstärktes Bauteil hochautomatisiert in einer integrierten Fertigungszelle herstellen. Welche Anforderungen stellt das Verfahren an die Fertigungstechnik? Peter Egger: Der In-situ-Prozess, oder besser gesagt die Herstellung von Gusspolyamid wird bislang mit speziellen Reaktivanlagen und Pressen realisiert. Ziel von ENGEL war es aber von Anfang an, weitestgehend Standard-Verarbeitungstechnik einzusetzen, um somit die Kostensituation in der Herstellung von Faserverbundbauteilen zu verbessern. Die auf dem Symposium gezeigte Prototypanlage basiert auf einer ENGEL e-victory 120 combi Spritzgießmaschine mit zwei elektrischen Spritzaggregaten, die aufgrund der sehr niedrigen Viskosität von plastifiziertem Caprolactam um 30 zur Horizontalen geneigt sind. Das -Caprolactam wird in Form fester Pellets eingebracht, wobei die eine Spritzeinheit Caprolactam im Gemisch mit einem Katalysator und die andere Caprolactam im Gemisch mit einem Aktivator führt. Welche weiteren Faktoren tragen zur hohen Wirtschaftlichkeit bei? Georg Steinbichler: Das Direktverfahren zeichnet sich durch eine hohe Energieeffizienz aus. Die In-situ- Polymerisation von -Caprolactam erfordert maximal 170 C, während für die großtechnische Herstellung von PA 6 Temperaturen von 240 bis 270 C notwendig sind und das bei einer Verweilzeit des Caprolactams 12_ENGEL injection-2012

13 Dipl.-Ing. Peter Egger leitet das neue Technologiezentrum für Leichtbau-Composites von ENGEL in St. Valentin. Prof. Dr.-Ing. Georg Steinbichler ist Leiter Forschung und Entwicklung Technologien bei ENGEL in Schwertberg. von 12 bis 24 Stunden. Zur hohen Energieeffizienz trägt außerdem der Einsatz der ENGEL e-victory Hybridmaschine bei, die mit der energiesparenden Servohydraulik ENGEL ecodrive ausgerüstet ist. Peter Egger: Ein weiterer Faktor ist, dass mit deutlich niedrigeren Schließkräften gearbeitet wird als bei der Verarbeitung von PA 6. Die holmlose Schließeinheit der ENGEL e-victory Maschine, die viel Platz für das Werkzeug und das Handling bietet, eröffnet hier die Chance, eine kleinere Maschine mit niedrigerer Schließkraft einzusetzen als es die Werkzeuggröße herkömmlich erfordern würde. So lassen sich zusätzlich Investitionsund Betriebskosten einsparen. Wie sehen die weiteren Entwicklungsschritte aus? Georg Steinbichler: Wir haben das neue Verfahren auf einer seriennahen Prototypanlage vorgestellt und werden es jetzt kontinuierlich optimieren und an die Anforderungen der Serienproduktion anpassen. Potenzial bietet zum Beispiel noch die Zykluszeit. Wenn auch im Vergleich zur herkömmlichen Herstellung von Faserverbundbauteilen kurze Zykluszeiten erreicht werden, so sind 5 Minuten im Vergleich zu üblichen Spritzgießanwendungen im Bereich Automobil relativ lang. Unser Ziel ist es, die Effizienz des Verfahrens weiter zu steigern und wirtschaftliche Taktzeiten zu erzielen. Ansätze, die Zykluszeit zu reduzieren, bietet zum Beispiel die geringe Verweilzeit des Caprolactams. Welche Rolle spielen die am Projekt beteiligten Partner? Peter Egger: Entwicklungspartner war von Anfang an das Fraunhofer Institut ICT. Wichtig für das ENGEL Symposium 2012 war zudem die Kooperation mit ZF in Friedrichshafen, die das Werkzeug für die in St. Valentin vorgestellte Prototypmaschine gebaut haben. Die enge Zusammenarbeit mit Partnern entlang der Wertschöpfungskette ist beim Zukunftsthema Leichtbau unverzichtbar. Denn nur wenn Werkstoff, Konstruktion und Verarbeitungsprozess optimal ineinandergreifen, können erfolgreiche Leichtbaukonzepte resultieren. In unserem neuen Technologiezentrum für Leichtbau-Composites in St. Valentin werden wir unser Netzwerk mit Partnerfirmen, Hochschulen und Instituten kontinuierlich weiter ausbauen. ENGEL injection-2012_13

14 ENGEL e-mac: Die neue vollelektrische Spritzgießmaschine Volle Modularität bei höchster Wirtschaftlichkeit ENGEL e-mac so lautet die neue Antwort von ENGEL AUSTRIA auf höchste Präzisionsanforderungen bei der Herstellung von technischen Teilen. Die neue Maschinenbaureihe arbeitet vollelektrisch, hochpräzise und ist bei voller Modularität äußerst wirtschaftlich. In drei Schließkraftgrößen 50, 75 und 100 Tonnen ist die ENGEL e-mac gestartet. Bis Ende des Jahres Senkt die Betriebskosten, reduziert den Anlagenfootprint: die neue vollelektrische ENGEL e-mac. wird die Baureihe um eine 180 Tonnen Maschine ergänzt. Die Nachfrage nach einfachen vollelektrischen Spritzgießmaschinen für Bauteile mit hohen Anforderungen an die Präzision steigt, betont Christian Pum, Vertriebsgeschäftsführer von ENGEL AUSTRIA. Mit der neuen ENGEL e-mac werden wir diesen Anforderungen optimal gerecht. Die e-mac Maschinen sind mit der bewährten CC 200-Steuerung der ENGEL- Spritzgießmaschinen ausgestattet und bieten somit die volle Modularität und Integrationsfähigkeit für die Automatisierungstechnik. Durch ihre besonders kompakte Bauweise sparen die Maschinen Fertigungsfläche ein und senken die Betriebskosten. Die Servoantriebe werden in einer modernen Achsverbundlösung mit stabilisiertem Zwischenkreis betrieben, wobei die Bremsenergie mittels Rückspeisung wieder direkt ins Netz abgeführt wird und so eine besonders hohe Energieeffizienz garantiert wird. Die ENGEL e-mac Spritzgießmaschinen arbeiten mit höchster Wiederholgenauigkeit und reduzieren dank der Parallelbewegungen der einzelnen Antriebsachsen die Zykluszeiten. Die neue ENGEL e-mac ergänzt die bewährte ENGEL e-motion Baureihe. Während sich die e-motion Maschinen vor allem im Bereich der Medizintechnik, der Schnelllauf- und Mehrkomponentenanwendungen etabliert haben, stellt die ENGEL e-mac eine besonders wirtschaftliche Alternative für Anwendungen im technischen Spritzguss dar. ENGEL e-duo mit elektrischer Spritzeinheit Mit der neuen ENGEL e-duo bringt ENGEL die Vorteile der elektrischen Antriebstechnik auch in die Klasse der Großmaschinen. Die e-duo mit elektrischer Spritzeinheit steht für höchste Präzision und Wiederholgenauigkeit, eine hohe Einspritzleistung und beste Energieeffizienz. Zum ENGEL Symposium im Juni 2012 präsentierte der Maschinenbauer erstmalig eine ENGEL e-duo 500 pico der neuen Baureihe. Insgesamt sind fünf Schließkraftgrößen zwischen 500 und 700 Tonnen erhältlich. Damit ist ENGEL der einzige europäische Spritzgießmaschinenhersteller, der elektrische 2-Platten-Maschinen in dieser Größe anbietet. Die elektrische ENGEL e-duo steht für höchste Präzision und Wiederholgenauigkeit, eine hohe Einspritzleistung und beste Energieeffizienz. 14_ENGEL injection-2012

15 iq weight control für höchste Reproduzierbarkeit Online-Prozessregelung mit Köpfchen Schuss für Schuss Formteile mit konstant hoher Qualität zu fertigen, ist das Ziel jedes Spritzgießers. Eine präzise arbeitende Spritzgießmaschine reicht dafür aber nicht aus. Auch Schwankungen der Umgebungsbedingungen oder im Rohmaterial sowie Verschleiß am Werkzeug haben Einfluss und können ein manuelles Nachjustieren der Parameter erforderlich machen. Die neue Software iq weight control erkennt diese Schwankungen automatisch und gleicht sie noch im selben Schuss aus. Die weit verbreitete Überwachung einzelner Schneckenpositionen liefert nur bedingt eine Aussage über die zu erwartende Formteilqualität. Zur Optimierung der Prozesskonstanz geht ENGEL AUSTRIA deshalb einen Schritt weiter. Die zum Patent angemeldete Software iq weight control analysiert während des Einspritzvorgangs in Echtzeit den Druckverlauf über der Schneckenposition und vergleicht die Messwerte online mit einem Referenzzyklus. Auf dieser Basis berechnet das System neue, besonders aussagekräftige Prozessparameter, die unmittelbar Schwankungen der Schmelzemenge und der Materialviskosität die zwei wichtigsten Einflussfaktoren auf die Formteilqualität erkennen lassen. Bei Abweichungen von den Sollwerten werden die relevanten Prozessparameter automatisch nachgeregelt. Die Software, die für Maschinen mit elektrischen Spritzaggregaten angeboten wird, ist in die CC 200-Steuerung der ENGEL-Spritzgießmaschinen integriert. Da das System den Prozess automatisch und in Echtzeit analysiert und regelt, werden Schwankungen ausgeglichen, noch bevor Ausschuss entsteht. Gleichzeitig reduziert iq weight control den Aufwand für den Maschinenbediener. 8,7 Viskositätsänderung [%] Gewicht [g] 8,6 8,5 8, Schusszähler mit iq weight control ohne iq weight control iq weight control erkennt unter anderem Viskositätsschwankungen und gleicht sie online aus. Auswirkungen auf die Formfüllung werden damit verhindert. ENGEL injection-2012_15

16 Die Cellulosecartridge beseitigt Schmutzpartikel, kondensiertes Wasser und Ölabbauprodukte in einem Arbeitsgang. ENGEL Ölwartung reduziert Instandhaltungskosten Sauber und stabil ein Leben lang Verunreinigungen verursachen 80 Prozent aller Ausfälle in Hydrauliksystemen. Die ENGEL Ölwartung packt dieses Problem an der Wurzel: Eine Zellulose-Cartridge mit einer Filterfeinheit von 3 µm beseitigt Schmutzpartikel, kondensiertes Wasser und Ölabbauprodukte in einem Arbeitsschritt. Das Ergebnis: Bis zu 55 Prozent weniger Ausfallzeiten und um 60 Prozent geringere Wartungskosten. Die Firma GE Industrial Solutions in Gent, Belgien, hat über mehrere Monate unterschiedliche externe Filtersysteme einem Benchmark unterzogen und die Ergebnisse von einem unabhängigen Labor bestätigen lassen. Nur die Ölwartung mit Cellulosecartridge hat die versprochenen Ergebnisse erzielt, fasst Produktionsmanager Marc van Hassel zusammen. Die Kontamination der Servoventile und Hauptfilter ist behoben. Vier Spritzgießmaschinen wurden für die Testreihen mit der ENGEL Ölwartung ausgestattet, jetzt sollen weitere Maschinen nachgerüstet werden. Unser Ziel ist es, die Stillstands- und Ersatzteilkosten langfristig zu reduzieren, so van Hassel. Bei den mit ENGEL Ölwartung ausgestatteten Spritzgießmaschinen verbesserte sich bereits nach drei Monaten die Reinheitsklasse des Hydrauliköls von 15/14/11 auf 14/13/6 und die Verharzung konnte von 75 auf 35 % reduziert werden. Präzise Hydrauliksysteme arbeiten mit Spaltmaßen im Mikrometer-Bereich, so dass bereits kleinste Schmutzpartikel zu einem Ausfall der Anlage führen können, vor allem im Aufwärm-Betrieb. Drei Risikofaktoren sind auszumachen: Partikel: Durch Aufprall werden Oberflächen im Hydrauliksystem beschädigt und dadurch zusätzliche Metallteilchen freigesetzt. Ölabbau: Oxidation und hohe Temperaturen im Hydrauliköl führen zur Bildung von Harzen und Harzablagerungen. Wasser: Das Wasser verdampft, wobei unter hohem Druck die mikroskopisch kleinen Dampfblasen implodieren und dabei Partikel aus den metallischen Oberflächen reißen können. Zudem führt Wasser im Öl zu Korrosion. Die ENGEL Ölwartung, die ENGEL in Kooperation mit CJC auf den Markt gebracht hat, schließt alle drei Risiken zuverlässig aus. Korrosionsrückstände, Harze und Mikropartikel werden filtriert und Oxidation, Hydrolyse und Säurebildung vermieden. So bleibt das Hydrauliköl bei konstanter Viskosität dauerhaft sauber und hält nach Erfahrungen der Kunden über die gesamte Lebensdauer der Spritzgießmaschine. Ölwechsel gehören damit der Vergangenheit an. Ein positiver Nebeneffekt: Aufgrund der geringeren Reibung benötigt die Fertigungszelle deutlich weniger Energie. 16_ENGEL injection-2012

17 Silikon-Vulkanisation bei niedrigen Temperaturen Mit UV-Licht in Liga der Mehrkomponententechnik Weiterentwicklungen der Silikonkautschuke in den letzten zwei Jahren haben dieser Werkstoffklasse den Weg in neue Anwendungen der Mehrkomponententechnik geebnet, betont Prof. Dr.-Ing. Georg Steinbichler, Leiter Forschung und Entwicklung Technologien von ENGEL AUSTRIA. Während Silikonkautschuke für die Vernetzung herkömmlich hohe Temperaturen benötigen, vulkanisieren die neuen Typen durch Bestrahlung mit Licht im ultravioletten Wellenlängenbereich bei Raumtemperatur. Dies ermöglicht die Kombination von Silikonen im Zwei- und Mehrkomponentenspritzguss mit einer breiten Palette an Thermoplasten. Auch temperaturempfindliche Materialien wie Polypropylen lassen sich jetzt in einem Arbeitsschritt gemeinsam mit Silikon verarbeiten. Voraussetzung für die UV-Vulkanisation sind lichtdurchlässige Kavitäteneinsätze im Spritzgießwerkzeug. ENGEL-Partner Elmet (Oftering/Österreich) setzt für diese Anwendung für UV-Licht durchsichtige Einsätze aus Kunststoff ein und integriert für die Bestrahlung UV-Lampen in das Werkzeug. Mit einem neuen Verfahren für die Vulkanisation von Silikonen bei niedrigen Temperaturen eröffnet ENGEL AUSTRIA der Mehrkomponententechnik neue Chancen. Kürzere Zykluszeiten Seine Weltpremiere feierte das neue Verfahren auf dem ENGEL Symposium im Juni 2012 in St. Valentin. Auf einer ENGEL victory 200/80 LIM Spritzgießmaschine wurden dort in einem Elmet-Werkzeug Weinflaschenverschlüsse im UV-Vulkanisationsverfahren hergestellt. Dabei wurde Polypropylen mit einem Flüssigsilikon von Momentive Performance Materials umspritzt. Die Bestrahlungszeit für die Vulkanisation der Silikonkomponente lag bei 20 Sekunden. Mittels herkömmlichem Hochtemperaturverfahren benötigen Silikonteile mit vergleichbarer Wandstärke für die Vernetzung mehr als eine Minute, sagt Georg Steinbichler. Somit ermöglicht die UV-Vulkanisation nicht nur neue Anwendungen, sondern reduziert gleichzeitig die Zykluszeit sowie den Energieverbrauch in der Silikonverarbeitung. Polypropylen in einem Fertigungsschritt mit Silikon kombiniert: Die UV-Vulkanisation macht s möglich. ENGEL injection-2012_17

18 inject2blow senkt Zeitaufwand und Kosten Spritzgießen und Blasformen in einem ENGEL AUSTRIA und CANTONI setzen neue Maßstäbe in Sachen Prozessintegration. Das zusammen entwickelte inject2blow Verfahren vereint den Spritzgieß- und Blasformprozess in einem gemeinsamen Werkzeug auf einer Spritzgießmaschine und reduziert damit erheblich den Kosten- und Zeitaufwand in der Herstellung von Kosmetik-, Pharma- und Lebensmittelbehältern. 18_ENGEL injection-2012

19 Beim inject2blow Verfahren werden die Preforms unmittelbar nach dem Spritzguss im selben Werkzeug zum fertigen Produkt weiterverarbeitet. Mit einer Zykluszeit von unter 14 Sekunden für die Herstellung von Kosmetiktiegeln auf einer ENGEL victory Spritzgießmaschine mit 90 Tonnen Schließkraft in einem 2+2-fach-Werkzeug von CANTONI, Abbadia Lariana/ Italien, ist die Fertigungseffizienz von inject2blow mit herkömmlichen Verfahren nicht zu schlagen. Während üblicherweise zunächst mittels Spritzguss Preforms gefertigt und diese in einem zweiten nachfolgenden Prozess auf einer Blasformmaschine zum Endprodukt weiterverarbeitet werden, liefert das neue Verfahren einsatzfertige Kleinbehälter in einem Arbeitsgang. Bislang war ein solches integriertes Verfahren am Markt nicht verfügbar. Weitere Vorteile der Prozessintegration sind geringere Anlageninvestitionskosten, ein kleinerer Anlagenfootprint, eine höhere Anlagenverfügbarkeit, eine einfachere Qualitätskontrolle und keine Einschränkung durch Schließkraft-Obergrenzen. Im inject2blow Verfahren lässt sich ein breites Spektrum an Thermoplasten verarbeiten, von Polyethylen und Polypropylen über Polycarbonat bis zu PET. Holmlosvorteil voll ausgenutzt ENGEL und CANTONI liefern die integrierten Fertigungsanlagen aus einer Hand. Diese umfassen außer der ENGEL-Spritzgießmaschine, ein CANTONI-Schiebetischwerkzeug sowie einen ENGEL viper Linearroboter zum Entformen der Fertigteile. Sowohl der Spritzgieß- als auch der Blasformprozess werden über die CC 200-Steuerung der ENGEL-Spritzgießmaschine visualisiert, kontrolliert und geregelt. Das heißt, der Maschinenbediener im Spritzgießbetrieb muss sich nicht in eine neue Technologie einarbeiten, sondern wird von der ihm vertrauten ENGEL-Steuerung intuitiv durch den kombinierten Spritzgieß- und Blasformprozess geführt. In den Fertigungszellen kommen auf die Anwendung abgestimmte Spritzgießmaschinen der Baureihen ENGEL victory und ENGEL e-victory zum Einsatz, die aufgrund ihrer holmlosen Schließeinheit viel Freiraum für das Schiebetischwerkzeug bieten. Da die Werkzeugaufspannplatten der holmlosen Maschinen bis an den Rand und zum Teil sogar darüber hinaus genutzt werden können, passen große Werkzeuge auf vergleichsweise kleine Spritzgießmaschinen. So richtet sich die Maschinengröße nach der benötigten Schließkraft und nicht länger nach der Größe und dem Bewegungsradius des Werkzeugs, was die Investitions- sowie die Betriebskosten niedrig hält. Zudem vereinfacht der barrierefreie Zugang zum Werkzeugraum die Automatisierung, da der Roboter ungehindert direkt von der Seite aus zugreifen kann. Minimaler Energieverbrauch Der integrierte Prozess zeichnet sich durch ein hohes Maß an Energieeffizienz aus. Verantwortlich dafür sind vor allem zwei Aspekte. Zum Ersten müssen die Preforms im Gegensatz zum herkömmlichen, zweistufigen Fertigungsverfahren vor dem Blasformen nicht erneut aufgewärmt werden. Zum Zweiten erreichen die ENGEL victory und e-victory Maschinen durch ecodrive, die Energiesparoption für hydraulische ENGEL- Spritzgießmaschinen, Verbrauchswerte, die sich mit denen vollelektrischer Maschinen messen lassen. Mit der Servohydraulik ecodrive ausgestattete hydraulische Spritzgießmaschinen benötigen je nach Maschinentyp und Anwendung zwischen 30 und 70 Prozent weniger Energie als vergleichbare Maschinen ohne Energiesparoption. Trotz des hohen Prozessintegrations- und Automatisierungsgrads erweisen sich die Fertigungszellen im Betrieb als sehr flexibel. Kavitäteninserts vereinfachen den Produktwechsel und machen die Herstellung kleiner Losgrößen wirtschaftlich. Da der inject2blow Prozess auf Standardspritzgießmaschinen basiert, lässt sich die Anlage auch mit Werkzeugen für klassische Spritzgießprodukte auslasten. Verpackungsbehälter für Kosmetik-, Pharma- und Lebensmittelprodukte lassen sich mittels inject2blow auch in kleinen Losgrößen wirtschaftlich herstellen. ENGEL injection-2012_19

20 Effizienzschub durch Automatisierung Die Sitzschalen für Bürostühle werden aus ABS gespritzt, die verschiebbaren Bügel nachträglich montiert. Der Automatisierungsgrad in den Betrieben der Kunststoffverarbeitung steigt weltweit an, wenn auch mit regional unterschiedlichem Tempo. In Westeuropa zumindest ist die Automatisierung längst ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor. Nicht nur, weil Personalkosten eingespart werden können, sondern auch weil es gelingt, die Durchlaufzeiten zu straffen und die Qualität der Endprodukte zu steigern. Wir können es uns in Westeuropa nicht mehr leisten, ohne Automatisierung zu arbeiten, betont Gerald Rauch, Verkaufs- und Entwicklungsleiter von Seletec Plastic Products im österreichischen Uttendorf. Der Kostendruck wird immer größer und gleichzeitig steigt der Qualitätsanspruch unserer Kunden. Seit über 50 Jahren entwickelt und fertigt Seletec ein Unternehmen der Pinzgauer Klepsch Gruppe hochwertige Spritzgießprodukte für technische Anwendungen. Die Kunden kommen aus dem Maschinenbau, der Landwirtschaft und Logistik, der Werbemittel- und Möbelindustrie, der Elektronikbranche sowie mit wachsendem Anteil aus der Medizintechnik. Zu den Spezialitäten von Seletec gehören unter anderem Hybridbauteile, die durch das Umspritzen von Metall- Inserts erhalten werden. Neun Spritzgießmaschinen mit Schließkräften zwischen 25 und 650 Tonnen stehen in der Fertigungshalle. Die 650-Tonnen-Maschine, eine ENGEL duo, hat erst jüngst das Fertigungsspektrum nach oben erweitert. Geliefert wurde die ENGEL duo als Komplettanlage inklusive ENGEL viper 40 Linearroboter. Neue Maschinen bestellen wir ausschließlich inklusive Handling, betont Rauch. Wichtig für uns ist dabei, dass wir Maschine und Roboter aus einer Hand bekommen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das den Aufwand für uns erheblich reduziert, zum Beispiel bei der CE-Zertifizierung der Gesamtanlage, und schließlich beschleunigt es die Inbetriebnahme. Integration vereinfacht Bedienung Schon nach zwei Tagen haben sich unsere Maschinenbediener auf der neuen Anlage sehr wohl gefühlt, so Rauch weiter. Entscheidend dazu beigetragen hat, dass sich der Roboter über das Display der Spritzgießmaschine besonders einfach programmieren und steuern lässt. Statt die Steuerungsoberfläche des Handlings auf den Monitor der Spritzgießmaschine zu spiegeln, handelt es sich bei den ENGEL-Systemlösungen um eine echte Integration der beiden Steuerungswelten. Die RC 200-Steuerung der ENGEL viper Lineargeräte ist Teil der CC 200-Steuerung der ENGEL-Spritzgießmaschinen. Auch der Roboter lässt sich mit den von der Maschinensteuerung gewohnten Befehlen bedienen, betont Johannes Brandstötter, Verkaufsleiter für Automation von ENGEL AUSTRIA. Zwölf unterschiedliche Produkte laufen auf der neuen Großmaschine und auch für Hochtemperaturanwendungen ist die Anlage gerüstet. Sitzschalen aus ABS für Bürodrehstühle haben aktuell den höchsten Anteil an der Gesamtauslastung. Bei der Herstellung der Sitzschalen kommt ein weiterer Vorteil des viper Roboters zum Tragen: Die hohe Präzision seiner Bewegungen. Die vier Sauggreifer müssen exakt parallel arbeiten, 20_ENGEL injection-2012