Erfahrungsbericht Brüssel WS 08/09

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1 Erfahrungsbericht Brüssel WS 08/09

2 Erasmus Erfahrungsbericht Gastland: Belgien Gasthochschule: ICHEC Institut Catholique des Hautes Etudes Commerciales Name des Kieler Programmbeauftragten: Prof. Dr. J. Wolf Fachbereich: Betriebswirtschaftslehre Dauer des Studienaufenthaltes: September 2008 bis Januar 2009 Studienort Brüssel Brüssel ist die Hauptstadt Belgiens und befindet sich im Herzen des Landes. Zwei der Hauptsitze der Europäischen Union (die Europäische Kommission und der Rat der Europäischen Union) befinden sich in Brüssel. Zusammen mit der gleichnamigen Region beträgt die Einwohnerzahl etwas mehr als eine Million. Brüssel liegt am südlichen Rand des flämisch-niederländischen Sprachgebietes, doch überwiegt der Anteil der französischsprachigen mit circa 80% bei weitem, offiziell allerdings zweisprachig. Grundsätzlich muss ich sagen, dass Brüssel eine sehenswerte und sehr multikulturelle Stadt ist. Sie wird als Zentrum Europas gesehen und man findet dort Menschen aus allen Teilen der Welt. Dies hat mich persönlich sehr fasziniert hat. Die Einwohner sind freundlich und hilfsbereit. Belgien zeichnet sich aus durch eine gute geografische Lage, sein Bahnnetz ist optimal ausgebaut. Man kann innerhalb von ca. 2-3 Stunden Frankreich, die Niederlande, Luxemburg oder Deutschland erreichen (für Reiselustige ein Paradies). Das öffentliche Verkehrsnetz in Brüssel (STIB) ist nicht sehr kompliziert und es gibt nur drei Metrolinien (1A, 1B, 2) wobei mit Hilfe von zahlreichen Bussen und Straßenbahnen alles gut zu erreichen ist. Es bietet sich an eine Monatskarte zu kaufen (28 ). Diese ist nur erhältlich in sogenannten Bootiks, die in manchen Metrostationen zu finden sind, wie z.b. in Roodebek. Man muss sehr viel Geduld und Zeit mitbringen, mitunter sollte man einen ganzen Vormittag Zeit mit einplanen! Mehr Informationen gibt es unter Allerdings fahren die öffentlichen Verkehrsmittel nur bis etwa 0:30 Uhr. Wenn man Brüssels Nächte unsicher machen möchte, ist man also auf Taxis angewiesen. Es gibt viele Bars und Discos, vor allem in dem Stadtteil Ixelles. Im Zentrum bei der Grand Place (Rathausplatz) gibt es natürlich auch viele Bars, aber diese sind vom Preis her eine Touristenfalle. Also lieber auswärts etwas trinken gehen. Es gibt eine Bar in der Nähe von dem Grand Place, das Delirium, da sollte man mal gewesen sein, die bieten mehr als 2000! Biersorten an. Belgien ist das Pommes-Land, exzellente gibt es an der Place Flagey (von Montgomery aus Tram 81/83) Der Vorteil von Brüssel ist, dass es eine kleine Stadt ist und man sich somit einen schnellen Überblick verschaffen kann sowie die Umgebung einem vertraut ist. Sehenswürdigkeiten in Brüssel sind, natürlich die Grand Place, mit dem beeindruckenden Rathaus, der sehr kleine aber berühmte Manneken Pis und etwas außerhalb das Atomium (wobei es sich nicht unbedingt lohnt hinaufzusteigen). Natürlich muss man auch das europäische Parlament und die Kommission gesehen haben. Kostenlose Stadt- und Verkehrsnetzpläne gibt es bei der Touristeninformation direkt am Rathaus. 2

3 Anreise: Zwischen Kiel und Brüssel liegen ungefähr 760 Kilometer. Zug- und Flugverbindungen sind natürlich vorhanden und bei rechtzeitiger Planung kann man auch relativ günstige Angebote erhalten! Ich persönlich bin mit der Bahn angereist, es gibt Angebote ab 39 Euro für die Strecke Kiel - Brüssel. Man kann aber auch günstig ab Hamburg fliegen mit der Brussels Airlines. Wohnmöglichkeiten: Die ICHEC bietet eine Zimmervermittlung an. Dafür muss vor dem Aufenthalt ein Formular ausgefüllt werden sowie eine Kaution von 250 Euro hinterlegt werden. Wer es vorzieht sich selbst um eine Wohnung zu bemühen, kann auf der Homepage eine Seite mit Kleinanzeigen finden, unter denen auch Zimmer zur Vermietung angeboten werden. Darüber hinaus gibt es im Internet mehrere Seiten auf denen man auch zu vermietende Zimmer findet z. B. und Ein Zimmer kostet im Monat 350 Euro bis 600 Euro. Sich selber etwas zu suchen ist nicht ganz so leicht, zumal die Mietpreise höher liegen als in Kiel und außerdem würde man auch etwas isolierter von den anderen Erasmus-Studenten leben, deswegen habe ich mich für die Zimmervermittlung entschieden. Ich habe mich schon im Vorwege an Nathalie van Droogenbroeck gewendet, das ich gerne im Haus der Familie Laforce wohnen würde, da durch frühere Erfahrungsberichte diese Möglichkeit positiv aufgefallen ist. Das hat dann auch geklappt, so dass ich zu den 19 glücklichen Studenten gehörte, die in der Avenue Orban bei der Familie Laforce wohnen durften. Das Haus liegt im Stadtteil Woluwé-Saint-Pierre und ist nur 5 Gehminuten von der ICHEC entfernt. Der Stadtteil ist sehr schön und es ist eine der "besten" Gegenden in Brüssel, wenn er auch ein wenig entfernt vom Zentrum liegt. Die Zimmer sind relativ groß, ausreichend eingerichtet und mit eigener Toilette (entweder im Zimmer selbst oder auf dem Flur gelegen). Auf jedem Flur gibt es eine Dusche, die man sich mit vier anderen Studenten teilen muss. Es gibt auch ein großes gemeinsames Wohnzimmer mit Couch und Fernseher, das auch gerne als Treffpunkt für alle Erasmus-Studenten genutzt wird, selbst für die, die nicht mit im Haus leben. Die Küche befindet sich im Keller und wird sowohl von den Studenten als auch von der Familie genutzt. Die Vermieter sind sehr nett, aber auch wenig eigenartig in Ihrem Lebensstil. Zu der Familie gehört ein Hund, der sich häufig in der Küche aufhält aber sehr lieb ist. Ich habe 300 Euro für mein Zimmer gezahlt. Einen Internetanschluss habe ich mir mit vier meiner Mitbewohner geteilt und er hat mich 10 Euro monatlich gekostet. Aber auch andere durch die ICHEC vermittelte Zimmer waren in Ordnung, wobei sie dann aber auch zum Teil etwas entfernter von der Uni lagen. 3

4 Universität: Das Institute Catholique des Hautes Etudes Commerciales ist eine kleine Business School mit ungefähr 1500 Studenten. Sie besteht aus dem Campus Montgomery und dem Campus Site Anjou und die sich beide im Süd-Osten der Stadt befinden, aber durch öffentliche Verkehrsmittel leicht zu erreichen sind. Der erste Campus befindet sich in dem lebhafteren Viertel Woluwé Saint Lambert in Montgomery am Boulevard Brand Whitlock. Hier werden die Bachelorkurse des ersten Jahres und auch die Abendkurse unterrichtet. Der andere Campus (Site Anjou) befindet sich in der Rue aux Bois in dem Stadtteil Woluwé Saint-Pierre. Hier findet der Unterricht für die Bachelor-Studenten des zweiten und dritten Jahres und für die Master-Studenten statt. Hier befindet sich auch im dritten Stock des Gebäudes B das Büro von Nathalie van Droogenbroeck für Incoming Students. Sie ist sehr nett und immer bemüht den Studenten bei ihren Fragen zu helfen. Allgemein möchte ich noch darauf hinweisen, dass es weder in Montgomery noch beim Site Anjou eine Mensa gibt. In Anjou gibt es eine Cafeteria, die aber kein großes Angebot bietet. In der Business School stehen ca. 40 Computer mit Internetzugang zur Verfügung, die jeder Zeit frei zugänglich sind, außer wenn es gerade einen Computerkurs gibt. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit mit seinem eigenen Laptop das Internet der Ichec zu nutzen. Am Anfang unterstützen die zugeteilten Buddies der Hochschule die ankommenden Erasmus- Studenten. Es werden Partys organisiert und auch mal Ausflüge in andere Städte unternommen. Man sollte sich wirklich bei Facebook anmelden ( denn dort werden alle Veranstaltungen bekannt gegeben. ICHEC Campus Site Anjou 4

5 Studienangebot Da es sich um eine französischsprachige Uni handelt werden hauptsächlich Veranstaltungen auf Französisch angeboten. Zum Wintersemester als auch zum Sommersemester werden jeweils 11 Veranstaltungen auf Englisch angeboten. Wobei man dazu sagen muss, dass die Veranstaltungsplanung doch recht schlecht an der ICHEC ist (bzw. dass sie gerne mal die Erasmus-Studenten bei der Planung vergessen) so dass es vorkommen kann, das einige Vorlesungen zur selben Zeit stattfinden und diese somit nicht besucht werden können. Ansonsten sind die Kurse gut und die meisten Professoren sehr sympathisch (vor allem wenn man erwähnt, dass man Erasmus-Student ist), wobei die Prüfungen meines Erachtens nicht dem Niveau in Kiel entsprechen. Viele Vorlesungen werden eher in Form von Übungen abgehalten, da die Teilnehmerzahl meistens so um die 30 liegt. Anwesenheitspflicht gibt es allerdings nicht. Es gibt keine Pausen zwischen den Vorlesungen, noch nicht einmal zu Mittag. Wichtig wäre noch zu erwähnen, dass man sich unter ein Konto anlegen sollte und sich zu den jeweiligen Kursen anmeldet, um Vorlesungsunterlagen downloaden zu können bzw. wichtige Informationen zu den Kursen erhalten zu können. Ich habe die folgenden Kurse gewählt: Intercultural topics (30SWS): Dieser Kurs ist wird extra für Erasmus-Studenten angeboten. Der Dozent Herr Vanvinckenroye ist sehr nett und gestaltet den Kurs sehr interessant. Am Ende des Kurses muss eine Präsentation angefertigt werden und eine Prüfung geschrieben werden. Absolut empfehlenswert. Human Resources Management (2 SWS): Auch ein wirklich zu empfehlender Kurs, dessen Examen aus zwei kleinen Hausaufgaben und einer schriftlichen Prüfung besteht. Der Dozent Herr Verbeek ist sehr nett. International Business Operations (4 SWS): Dieser Kurs ist interessant aber auch aufwendig, denn er besteht aus zwei verschiedenen Vorlesungen in denen jeweils Präsentationen, Hausarbeiten und schriftliche Prüfungen bewältigt werden müssen. European Management (2 SWS): Auch diese Veranstaltung ist empfehlenswert. Der Kurs besteht aus einer Hausarbeit und einer Präsentation. Financial Management (4 SWS): Ist ein schwerer aber sehr interessanter Kurs. Allerdings fallen die Klausuren so schlecht aus, dass im letzten Sommersemester nur 10 Prozent der Studenten die Klausur bestanden haben. Man wird in der Vorlesung nicht auf die Klausur vorbereitet. Alle Klausuren dauern 3 Stunden. 5

6 Sprachkurs: Vor Semesterbeginn wird von der Ichec ein fünftägiger Französisch-Kurs angeboten. Es ist ein 30-stündiger Kurs, der in verschiedenen kleinen Gruppen entsprechend des Sprachniveaus gehalten wird. Zur Einstufung wird einem vorweg ein Test zugeschickt. Während des Semesters wird nur ein Kurs für alle gehalten. Dieser orientiert sich mehr am Wirtschaftsfranzösisch und erfordert Vorkenntnisse, so dass einige dem Kurs nicht mehr folgen konnten. Die Sprachkurse an der Ichec sind kostenlos. Die Ichec ist eine mehr sprachenorientierte Uni, sie bietet viele Sprachkurse an wie z.b. spanisch, italienisch, niederländisch aber auch japanisch. Bei Interesse einfach an Nathalie van Drookenbroeck wenden. Finanzielles: Brüssel ist im Bezug auf die Lebensmittelkosten im Vergleich zu Kiel doch sehr teuer. Wer lieber etwas sparsamer leben möchte, kauft besser bei Aldi oder Lidl ein. Die teuersten Läden sind Delhaize, Carrefour und Match. Bezüglich Telefon ist es am sinnvollsten, sich eine Prepaid Karte anzuschaffen, eine der günstigsten ist zurzeit World mobile wobei diese nur beim Phone House erhältlich ist. Wer sich ein Konto in Belgien eröffnen möchte, um die Gebühren beim Geldabheben zu sparen, sollte dies aber bei Dexia oder Fortis machen, denn diese sind kostenlos für Studenten. Allgemein kann ich sagen, das man schon mit mindestens 400 Euro monatlicher Belastung rechnen kann, wobei die Miete und Shoppingtouren natürlich nicht mit inbegriffen sind. Brüssel war für mich eine tolle und einmalige Erfahrung, die viel zu schnell verging. 6