1. Rundbrief aus Sarajevo, Bosnien-Herzegowina Vanesa Potočnjak

Transkript

1 1. Rundbrief aus Sarajevo, Bosnien-Herzegowina Vanesa Potočnjak Liebe Familie, Freunde, Unterstützer und Interessierte, bevor ich über meine Arbeit und über meine Zeit in Bosnien spreche, möchte ich in kurzen Worten mein Leben vor dem Auslandsjahr beschreiben. Ich habe am 19.Februar 2013 erfolgreich mein Musikstudium abgeschlossen. Im 6. Semester habe ich begonnen, als Musiklehrerin in den Bereichen Gesang, Klavier und musikalische Früherziehung tätig zu sein. Während meines Studiums entwickelte ich unglaubliches Interesse nach Bosnien zu gehen, am liebsten nach Sarajevo. Viele werden sich nun fragen, wieso ich ausgerechnet nach Bosnien gehen wollte. Meine Familie kommt aus dem Ex-Jugoslawien, deshalb habe ich eine sehr persönliche Beziehung zu den Balkanländern, Bosnien, Serbien,Kroatien. Zunächst informierte ich mich, welche Organisationen Freiwillige in den

2 Balkan versenden. Und so fand ich nach ein paar Telefonaten EIRENE. internationaler christlicher Friedensdienst. Nach dem Infoseminar schrieb ich meine Bewerbung und wurde zum Bewerberauswahltreffen eingeladen. Nach ca. fünf Tagen erhielt ich die Zusage von EIRENE. Ich sagte kurz danach zu und so landete ich nach zwei Monaten beim Ausreisekurs. Zwei Wochen nach dem Ausreisekurs war ich plötzlich in Sarajevo. Hui, dass ging alles wirklich sehr schnell, worüber ich aber auch froh war. Der Start in Bosnien Die ersten Wochen in Sarajevo habe ich damit verbracht mich zu orientieren. Ich habe die Gegend erkundet, in der ich wohne und natürlich die wunderschöne Innenstadt. Ich habe mich sehr schnell eingelebt und ich kam schnell zurecht. Im August waren noch einige andere deutsche Freiwillige in Sarajevo, sie besuchten alle den Sprachkurs. Zusammen haben wir Museen besucht und viel miteinander unternommen. Sarajevo ist eine wunderschöne Stadt, es gibt viel zu sehen, da Sarajevo kulturell sehr vielfältig ist. Obwohl ich mich in meiner neuen Heimat schnell wohlgefühlt habe, empfand ich den Anfang als sehr anstrengend. Denn man bekommt auf einmal so viele Eindrücke, so viele Menschen sind um ein herum und man hat auch noch im Kopf, dass es mit der Arbeit in ein paar Wochen los geht. Es braucht auf jeden Fall seine Zeit, bis man ankommt und das alles verarbeitet was man in so kurzer Zeit erlebt hat. Meine Arbeit Das Jugendzentrum in dem ich arbeite heißt Spajalica (zu Deutsch: Büroklammer ). Spajalica liegt in Ilidza,30 min von der Innenstadt entfernt. Man kann wunderbar von Bascarsija nach Ilidza fahren, denn Ilizda ist die Endhaltestelle. Man setzt sich in die Straßenbahn und kann einmal durch die ganze Stadt fahren, sodass man fast alle Stadtteile kennenlernen kann. Spajalica richtet sich hauptsächlich an junge Menschen. Das Bildungs- und Kulturzentrum ist eines von mehreren Projekten von KULT, einer bosnischen Organisation, deren Ziele die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen durch außerschulische Bildungsangebote und die Förderung zivilbürgerlichen Engagements und der Persönlichkeitsentwicklung sind. Am 2. September hatte ich meinen ersten Arbeitstag. Ich muss ehrlich sagen, dass ich in den ersten drei Wochen nicht viel zu tun hatte. Das war natürlich etwas deprimierend. Dann begannen wir aber für Spajalica Werbung zu machen. Denn nach den drei monatigen Schulferien braucht es eine gewisse Zeit, bis sich wieder neue Teilnehmer in Spajalica anmelden. Wir gingen in nahe liegende Grundschulen und stellten unter anderem das

3 Projekt Skola Prijateljstva (zu Deutsch: Schule der Freundschaft ) und die sonstigen Kurse und Aktivitäten vor. Skola prijateljstva ist ein Angebot für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren. Das Projekt findet jeden Dienstag und Donnerstag von 10 Uhr Uhr und von 14Uhr bis 16.30Uhr statt. Ziel dieses Projekts ist es, dass die Kinder sich mit sinnvollen Themen auseinander setzen und sich austauschen können (wie Z.B: Was ist gesunde Ernährung?, wie sollten die Menschen miteinander umgehen?, was bedeutet Freundschaft?.). Außerdem spiele ich mit den Kindern. Mit Hilfe einer Kollegin leite ich das Projekt. Vor Weihnachten habe ich mit den Kindern einen selbst gebastelten Weihnachtsbaum geschmückt.

4 Spajalica bietet außerdem Deutsch-, Englisch- und Russischkurse, und noch viele weitere Sprachkurse. Ich leite einen Deutschkurs für Kinder. Jeden Mittwoch habe ich zwei Deutschgruppen die ich mit großer Freude leite. Bis jetzt haben wir schon einiges gelernt: Zählen von 1 bis 20, die Uhrzeit lesen, Sätze bilden wie: Ich heiße, Ich bin Jahre alt, Ich bin in..geboren. Ich bin sehr zufrieden, wie die Kinder mitmachen und dass sie jede Woche regelmäßig zu mir kommen. Zusätzlich leite ich freitags eine Musikgruppe. Wir haben bis jetzt schon die Notenwerte gelernt, das Notensystem und momentan lernen wir Rhythmen zu klatschen. Das Tolle ist, dass wir Orff-Instrumente wie Claves, Triangeln und Trommeln etc. zur Verfügung haben und damit auch musikzieren können. Die meisten Kurse und Aktivitäten sind kostenlos. Da in Bosnien die Arbeitslosigkeit hoch ist, ist es für viele Familien eine Entlastung, wenn ihre Kinder am kostenlosen Programm von Spajalica teilnehmen können. Das Land, die Stadt Das Land Bosnien-Herzegowina liegt in Südosteuropa.

5 Das Staatsgebiet liegt östlich des Adriatischen Meeres. An Bosnien grenzen unter anderem die Länder Serbien und Kroatien. Hauptstadt und größte Stadt des Landes ist Sarajevo. Bosnien-Herzegowina ist ein Land, das sehr viele Schönheiten in sich birgt. 60% der Fläche ist bewaldet und es gibt viele Gebirge. Im Winter hat man in Sarajevo die Möglichkeit, unter anderem auf Bjelasnica und Jahorina Ski zu fahren. Man braucht nur ungefähr 4 Stunden bis man am wunderschönen Adriatischen Meer, in Kroatien ist. Die Stadt Sarajevo ist sehr, sehr schön. Sarajevo hat in ihren vier Gemeinden Stari Grad(Altstadt), Centar(Zentrum), Novi Grad( Neustadt) und Novo Sarajevo(Neu-Sarajevo), insgesamt etwa Einwohner. In der Stadt Sarajevo hat man wunderbare Möglichkeiten einkaufen zu gehen, und Konzerte und Museen zu besuchen. Durch die sehr alte und auch geschichtsreiche Stadt könnte man einfach nur stundenlang spazieren. Bascarsija (die Altstadt) ist der älteste Teil von Sarajevo und sehr orientalisch geprägt, da er noch aus der Zeit des osmanischen Reichs stammt. Kaffee trinken ist in Bosnien sehr beliebt. In dieser Kaffee-Straße, wie ich sie nenne, werden die kleinen Tassen, die Kaffeekännchen und Tabletts handgemacht hergestellt.

6 Hier ein Einblick in die traditionelle bosnische Küche, die sehr lecker ist Cevape, Klepe und Pita. Mmmmm lecker. :-)

7 Cevape sind saftige, würzige Hackfleisch-Klöße. Klepe sind gefüllte Teigtaschen, die mit einer Jogurt-Tomaten Sauce serviert werden. Pita-Taschen werden entweder mit Spinat, Käse oder Kartoffeln gefüllt.

8 In Sarajevo fühle ich mich wohl, die Stadt hat alles was ich persönlich brauche. Darum nutze ich meine Zeit um Dinge zu entdecken, die ich bisher noch nicht gesehen habe. Ich bin sehr froh darüber, dass es Organisationen wie EIRENE gibt, die es jüngeren und älteren Menschen ermöglicht, ins Ausland zu gehen und seine Zeit bewusst zu nutzen. Ich hoffe, dass ich euch einen kleinen Einblick in meine neue Lebenswelt geben konnte! Bis zum nächsten Rundbrief Liebste Grüße aus Sarajevo Vanesa Potočnjak