Theaterzeitung Mai/Juni 2016

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1 28.5. bis Theaterzeitung / 2016 LAKMÉ DIE GRÖNHOLM-METHODE Schauspiel von Jordi Galceran ABSURDES AUSWAHLVERFAHREN DIE GRÖNHOLM-METHODE AUF DER GROSSEN BÜHNE Premiere Samstag, Uhr, Großes Haus Inszenierung Alice Asper Bühnenbild und Kostüme Karlheinz Beer Mit Thorsten Köhler (Sebastian Weigand) Niklaus Scheibli (Richard Möhrle) Anne Rieckhof (Fiona Bellinghausen) Nils Liebscher (Erik Petzold) Nächste Vorstellungen Freitag, Sonntag, Mittwoch, Donnerstag, Zum letzten Mal in dieser Spielzeit Was tut man nicht alles für den neuen Job Mit seiner schwarzen Komödie Die Grönholm-Methode gelang dem spanischen Autor Jordi Galceran 2003 der internationale Durchbruch. In mehr als dreißig Ländern wurde seine Farce über Bewerbungsverfahren in modernen Wirtschaftsunternehmen gespielt. Seine groteske Versuchsanordnung, in der vier Kandidaten um einen hochdotierten Managementposten in einem multinationalen Konzern konkurrieren, trifft den Nerv der modernen (Arbeits-) Welt. Eine Frau und drei Männer finden sich in den Räumlichkeiten eines global agierenden Konzerns ein. Es winkt ein hochdotierter Posten im Management der Unternehmensgruppe. In immer absurder anmutenden Rollenspielen sollen die Bewerber ihre Qualifikationen für den Job unter Beweis stellen. Ihre fachliche Kompetenz wurde bereits in drei Bewerbungsrunden überprüft, nun werden in Rollenspielen und Psychotests ihre soft skills nach der sogenannten Grönholm-Methode getestet. Doch was entspricht dem Anforderungsprofil der Firma: emotionale Intelligenz oder knallhartes Durchsetzungsvermögen, soziale Kompetenz oder doch eher Ellenbogen? Die richtige Antwort auf diese Frage zu finden, scheint bereits ein Teil des Bewerbungsverfahrens zu sein. Fiona Bellinghausen, Erik Petzold, Sebastian Weigand und Richard Möhrle begeben sich in den Ring und ein Kampf Jeder gegen Jeden setzt ein. Wechselnde Allianzen werden gebildet, wenn sich die vier Bewerber den verschiedenen Aufgaben stellen. Die Atmosphäre ist von Misstrauen und Konkurrenzkampf geprägt. Schnell werden erste Zweifel zwischen den Konkurrenten gestreut: Wer ist ein echter Kandidat oder haben sich Mitglieder der Personalabteilung inkognito unter die Bewerber gemischt? Das Auswahl- verfahren entwickelt sich zu einer ehrgeizigen Schlacht. Die vertraute Situation eines Vorstellungsgesprächs treibt Jordi Galceran in seiner Farce auf die Spitze. Was wird in Zeiten global agierender Wirtschaftskonzerne von Arbeitnehmern abverlangt? Wie kann man sich in einer für den Einzelnen immer undurchschaubareren Arbeitswelt noch behaupten? Und wie weit geht man, um die Konkurrenz auszuschalten und einen Arbeitsplatz zu ergattern? Jordi Galcerans Stück lotet die Untiefen eines Arbeitsmarktes in Zeiten eines ungebremsten Kapitalismus aus, und das auf intelligente, witzige Weise. Seine an Vorbildern wie Woody Allen geschulte, pointierte Dialogführung bringt die Absurditäten dieser Auswahlverfahren unterhaltsam und mit viel schwarzem Humor auf die Bühne. Ihr Händchen für die moderne Arbeitswelt stellte Regisseurin Alice Asper bereits in der letzten Spielzeit bei der Uraufführung von Jan Geigers Stück Kow Loon unter Beweis. Nun bringt sie gemeinsam mit dem Bühnen- und Kostümbildner Karlheinz Beer das spanische Erfolgsstück auf die Große Bühne des Landestheaters. Carola von Gradulewski WAS IST RICHTIG WAS IST FALSCH? A CLOCKWORK ORANGE IN DER REITHALLE Der Mensch ist ein Mikrokosmos, er ist ein Gewächs, organisch wie eine Frucht, er hat Farbe, Zerbrechlichkeit und Süße. Ihn zu manipulieren, zu konditionieren, bedeutet, ihn in ein mechanisches Objekt zu verwandeln ein Uhrwerk-Orange. So Anthony Burgess zu seinem 1962 erschienenen Roman Clockwork Orange, der nicht nur bei Erscheinen, sondern vor allem neun Jahre später durch die Verfilmung von Stanley Kubrick Aufsehen erregte. Der Skandal- und Kultfilm wurde in Großbritannien bis nach Kubricks Tod unter Verschluss gehalten und erst nach 27 Jahren gezeigt. Die teils surrealen Szenen zeigen, wie auch im Buch beschrieben, brutale, ästhetisierte Gewalt und Grausamkeiten, die abschreckten, was sie wohl auch sollten. Sowohl der Film als auch der Roman haben schockiert und haben aufgerüttelt wurde der Film für mehrere Oscars nominiert: beste Regie, bester Film, bestes adaptiertes Drehbuch und bester Schnitt. Tara Yipp Tara Yipp und die Company des Landestheaters stellen sich dem brisanten Thema und bringen es tänzerisch überhöht auf die Bühne der. Alex, begeisterter Beethoven-Fan, und seine Droogs, eine Jugendbande, leben in einer trostlosen Welt, in der Gewalt und Brutalität an der Tagesordnung sind. Sie schlagen, rauben, vergewaltigen und haben dabei Spaß. Dann hängen sie in der Milchbar ab, reden über das, was so läuft, und hecken neue Aktionen aus. Gewalt dient Alex als Mittel einer künstlerischen Selbstinszenierung. Alexʼ spießige Eltern bekommen den Jungen nicht in den Griff. Als er, wenn auch versehentlich, eine Frau umbringt, verraten ihn seine Kumpel, und die Polizei nimmt ihn fest. Er wird zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, bekommt aber eine letzte Chance, wenn er als Testobjekt in einem neuartigen Experiment, einer Art Resozialisierungsprogramm, teilnimmt. Damit beginnt nun für den jungen Mann eine ganz andere Art von Horrorshow. Alex wird Stück für Stück umprogrammiert. Perfider Weise wird seine bisherige Lieblingsmusik Beethovens 9. Sinfonie für diese Behandlung mit genutzt. Beim geringsten Gedanken an Gewalt oder Sexualität und bei Beethovens Musik wird ihm hundeübel und er leidet starke Schmerzen. So umgepolt wird er in die Freiheit entlassen, nunmehr selbst hilfloser Spielball seiner Umwelt, und vor allem nun Opfer seiner ehemaligen Freunde, seiner Opfer und der Polizei. Das Buch ist aus der Ich-Perspektive des Gewalttäters geschrieben. Der Erzähler ist so ein wichtiges Element, der durch die Geschichte und durch die Gedanken von Alex führt. Tara Yipp hat dieses Element aufgenommen und so Schauspiel und Ballett wie schon in ihrer Produktion Woyzeck zusammengeführt. Fragen der Ethik, des freien Willens und der Legitimität staatlicher Gewalt werden hinterfragt. Was ist richtig, Kriminelle durch drastische Methoden, durch Gehirnwäsche zum Guten zu zwingen oder ihnen die Freiheit zu lassen, wo sie aber auch böse handeln können? Böse und Gut werden hier durcheinander gewirbelt und auf den Kopf gestellt. Ein spannende Herausforderung, der sich Tara Yipp und die Tänzer stellen und eine mit Sicherheit aufregende Ballettproduktion. Renate Liedtke A CLOCKWORK ORANGE Ballettabend von Tara Yipp nach dem Schauspiel von Anthony Burgess Premiere Freitag, Uhr, Choreografie Tara Yipp Bühnenbild und Kostüme Udo Herbster Mit Federico Frigo, Po Sheng Yeh, Takashi Yamamoto, Frederik Leberle, Eun Kyung Chung, Mireia Martinez Pineda, Mariusz Czochrowski, Natalie Holzinger, Chih-Lin Chan, Yuriya Nakahata, Jaume Costa i Guerrero Nächste Vorstellungen Sonntag, Dienstag, Mittwoch, FOTOS ANDREA KREMPER

2 2 THEATERZEITUNG / 2016 LANDESTHEATER COBURG LIEBEN SIE BRAHMS? DAS SINFONIEKONZERT IM ROSENGARTEN KONZERT AM VORMITTAG CONCERTINO IM ROSENGARTEN Lieben Sie Brahms? Wer diese Frage mit Ja! beantworten kann, sollte sich das fünfte Sinfoniekonzert der Saison keinesfalls entgehen lassen: Neben dem 2. Klavierkonzert B-Dur interpretiert das Philharmonische Orchester Landestheater Coburg Brahmsʼ 2. Serenade A-Dur op. 16. Die Instrumentation dieser Serenade macht das Werk zu etwas Besonderem: Brahms verzichtete nämlich, in der Orchestermusik der Romantik völlig unüblich, auf den Einsatz von Violinen. Alle fünf Sätze der Serenade werden von den Holzbläsern und den tiefen Streichern getragen, was dem Werk einen eher dunkel-verhangen wirkenden Charakter verleiht und die Serenade gleichzeitig zu ihrem ursprünglichen Charakter, dem zur Abendstunde im Freien vorgetragenen Ständchen mit Blasinstrumenten, zurückführt. In der Presse stieß Brahmsʼ Komposition auf geteiltes Echo: Während die einen die reizende Einfachheit und die Präzision und Klarheit des Ausdrucks lobten, verrissen andere das Werk als urlangweiliges Product. Clara Schumann, Brahms` in enger Freundschaft verbunden, zeigte sich hingegen vom 3. Satz, dem Adagio, ganz verzaubert: Mir ist dabei, als könne ich kein Wort finden für die Wonne, die mir dieses Stück verschafft... Es ist wunderbar schön!, so schrieb sie ihm in einem Brief. Brahms selbst scheint an seiner Serenade, und hier vor allem an der Instrumentation, Zweifel gehegt zu haben: Wenige Monate nach der Uraufführung bearbeitete er die Komposition für zwei Klaviere, bevor er sie 1875 einer Revi- sion unterzog und Korrekturen an Orchestrierung und Phrasierung vornahm. Für die Wiener Erstaufführung 1863 empfahl er den Philharmonikern, die Orchestrierung zu testen, ein Hinweis, den Dirigent Desoff durchaus ernst nahm: Da Sie mir neulich die Erlaubnis gegeben hatten, mit dem Trio des Menuetts zu experimentieren, so habe ich (hören Sie und staunen Sie) die glorreiche Idee gehabt, die Oboenstelle vom Hellmesberger auf der Viola spielen zu lassen, und siehe da: so klingt es reizend und warm, und das ganze Orchester war über die Wirkung erstaunt und es hat den Spielenden in dieser Gestalt sehr gefallen, so schrieb er wenige Tage vor der Aufführung an Brahms. Hören Sie s sich an und dann entscheiden Sie! Ines Schäfer von renommierten Solisten wie Vladimir Horowitz, Arthur Rubinstein oder Emil Gilels eingespielt. Im COncertino gilt es, die Feinheiten und Raffinessen des Brahmsʼschen Klavierkonzertes zu entdecken und einen jungen Pianisten: Als Solist an den schwarz-weißen Tasten ist Benjamin Moser zu erleben, der 2007 als Preisträger des renommierten internationalen Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerbs von sich reden machte und seither als Solist bei namhaften Orchestern im In- und Ausland gefragt ist. Bereits vor zwei Jahren, beim Piano spezial in der HUK, begeisterte er das Coburger Publikum mit seiner Interpretation von Beethovenund Schubert-Sonaten, und ist nun in Concertino und 5. Sinfoniekonzert erneut in der Vestestadt zu Gast. Ines Schäfer Nicht nur für Brahms Fans: Klassik saitenweise 5. Sinfoniekonzert Werke von Johannes Brahms Montag, Uhr, Kongresshaus Rosengarten Musikalische Leitung Klavier Benjamin Moser Philharmonisches Orchester In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft der Musikfreunde Coburg e. V. Und dann kehrt Ruhe ein... Den Stress der Woche zu vergessen und mit einer Stunde Klassik entspannt ins Wochenende zu starten das ist beim vierten und für diese Spielzeit leider auch schon letzten COncertino Ende möglich. Der Konzertvormittag steht dieses Mal ganz im Zeichen von Johannes Brahmsʼ 2. Klavierkonzert B-Dur op. 83, das für Konzertpianisten zum festen Repertoire gehört. Bei der Uraufführung im November 1881 in Budapest saß der Komponist persönlich am Flügel, später wurde das Konzert COncertino IV Johannes Brahms: 2. Klavierkonzert B-Dur Samstag, Uhr, Kongresshaus Rosengarten Musikalische Leitung und Moderation Klavier Benjamin Moser Philharmonisches Orchester In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft der Musikfreunde Coburg e. V. BUNTES STRASSENLEBEN COMPOSE REVUELTAS IM GROSSEN HAUS HYBRIDE KRIEGE POLITISCHER SALON IM CAFÉCHEN FOTOS YOSHI DEFUN MICHAEL MÖLLER FOTOLIA COM In dieser Spielzeit widmet sich das COmpose-Projekt dem Lebenswerk eines Komponisten, den die Musikwelt noch viel zu wenig kennt: Silvestre Revueltas, geboren am letzten Dezembertag des Jahres 1899 im mexikanischen Bundesstaat Durango. Revueltas, der in den 20er Jahren gemeinsam mit dem Komponisten Carlos Chavez die ersten Konzerte moderner Musik in Mexiko organisierte, muss heute als einer der wichtigsten lateinamerikanischen Komponisten angesehen werden. Ich mag alle Arten von Musik, so Revueltas selbst. Ich kann sogar einige der Klassiker tolerieren und einige meiner eigenen Kompositionen, aber ich ziehe die Musik der einfachen Leute auf den Farmen und in den Dörfern meines Landes vor. Und so sind seine Kompositionen bis in die Besetzungen hinein von der Mariachi -Musik geprägt, die auf den Straßen Mexikos gespielt wurde. Die Basis bilden immer 2 Trompeten, mehrere Klarinetten, 2 Geigen, ein Kontrabass und Schlagzeug, manchmal kommen noch eine Flöte, ein Fagott, Posaune und Tuba hinzu. Die meist kurzen Werke haben ungewöhnliche Titel: In Ocho por Radio beispielsweise spielen acht Musiker eine Musik, bei der man das Gefühl hat, IMPRESSUM Herausgeber Intendant Bodo Busse Kaufmännischer Direktor Fritz Frömming jemand würde am Radio auf verschiedenen Kanälen mit populärer Musik ständig hin und her drehen. Das Konzert wird einerseits ein einstündiges und sehr vielfältiges Porträt dieses Komponisten sein, gleichzeitig werden Schülerinnen und Schüler der 4. und 5. Klasse der Coburger Rudolf-Steiner- Schule mit dem bewährten Berliner Pädagogenteam um Sören Schrader und Carmen Schmidt eigene Versionen der Stücke Caminando und Sensemayá entwickeln: Mit Unterstützung der Musiker des Philharmonischen Orchesters verwandelt sich die Bühne des Landestheaters so in eine mexikanische Straße oder sogar den Dschungel Und diesmal geht s nach Mexiko... Schlossplatz 6, Coburg Tickethotline +49 (0) Theaterkasse Di. Fr Sa COmpose Revueltas Werke von Silvestre Revueltas Sonntag, Uhr, Großes Haus Musikalische Leitung Konzept und pädagogische Leitung Carmen Schmidt, Sören Schrader, Denise Madeleine Schliefke Mezzosopran Emily Lorini Musiker des Philharmonischen Orchesters Schüler der Rudolf-Steiner-Schule Coburg Internet Redaktion Andrea Kremper Redaktionelle Mitarbeit Ines Schäfer, Luca Pauer, Renate Liedtke, Carola von Gradulewski,, Dominik Der Politische Salon im beschäftigt sich mit dem Begriff der hybriden Kriegsführung, bei der die klassischen Elemente des Angriffs- und Verteidigungskrieges keine Verwendung mehr finden. Vor allem Russlands Verhalten innerhalb des Konfliktes auf der Krim und im Osten der Ukraine prägte den Begriff vom Hybridkrieg in der deutschen Presse. Kennzeichnend für diese neue Art des Krieges im 21. Jahrhunderts ist der völkerrechtlich nicht einwandfrei geklärte Schleier, hinter dem agiert wird: Desinformation, Manipulation und (Hass-)Propaganda sind nur einige Methoden, derer man sich bedient, und die dank grenzüberschreitender Netzwerke wie Facebook oder Twitter, und sogar mittels staatlich gelenkter Nachrichtenportale wie zum Beispiel Russia toda, rasend schnelle Verbreitung finden. Mitunter arbeitet ein ganzer Apparat an der kriegsentscheidenden desinformellen Überflutung des Internets. Selbst hier in Deutschland ist man vor propagandistischer Meinungsmache autokratischer Staaten nicht mehr gänzlich gefeit, und oftmals merken wir nur bedingt, welch perfiden Destabilisierungskampagnen wir uns im Zeitalter des Internets immer öfter ausgesetzt sehen. Tremel, Thorsten Köhler Gestaltung Wiebke Genzmer Druck DZO Druckzentrum Oberfranken GmbH & Co. KG Trauriger Höhepunkt der hybriden Kriegsführung war der Abschuss des Malaysia Airlines-Fluges 17 über der Ostukraine, bei dem alle 313 Insassen, darunter 80 Kinder, den Tod fanden. Bis heute hält sich der Verdacht, dass die verantwortliche Buk-Rakete aus russischen Militärbeständen stammte und womöglich sogar durch russische Militärs abgefeuert wurde. Russland dementierte und verhindert bis heute die genaue Aufklärung des Tathergangs. Gesprächsstoff für die im Anschluss stattfindende Diskussionsrunde sollte also reichlich vorhanden sein. Thorsten Köhler Politischer Salon Hybride Kriege Dienstag, Uhr, Caféchen Buchhandlung Riemann Eintritt frei Platzreservierung unter (09561) erbeten Redaktionsschluss Auflage Änderungen und Druckfehler vorbehalten

3 LANDESTHEATER COBURG THEATERZEITUNG / ELEGANZ UND SCHÖNHEIT LÉO DELIBES OPER LAKMÉ FEIERT UMJUBELTE PREMIERE Fröhliches Basartreiben, Und unüberwindbare Gegensätze, akrobatische Einlagen, betörender Gesang... das alles ist Lakmé Der musikalische Aha-Effekt überrascht die Zuhörer mit dem berühmten Blumen-Duett gleich zu Beginn des Abends: Wohl wirklich jeder hat die einschmeichelnde Melodie schon einmal gehört, scheint sie doch als Musikeinspielung in der Werbung fast im Dauereinsatz zu sein. Ungerecht eigentlich, dass die Oper, die noch Mitte des 20. Jahrhunderts zu den am häufigsten aufgeführten französischen Musiktheaterwerken zählte, mittlerweile zur Rarität auf den Spielplänen geworden ist. Dass sich eine Wiederentdeckung in jedem Fall lohnt, zeigten die zahlreichen begeisterten Besucherstimmen nach der Premiere. Und auch die Presse war des Lobes voll über die Coburger Lakmé : Leicht ist es nicht, die Kolonialismus- Oper Lakmé heute noch glaubwürdig auf die Bühne zu bringen, so der Bayerische Rundfunk in seinem Premierenkritik. François de Carpentries fand in Coburg jedoch optisch genau die richtige Balance zwischen Bollywood, Kamasutra, dem Tiger von Eschnapur und einem UNO-Einsatz. Die Neue Presse zeigte sich beeindruckt von dem Opernabend, der das Publikum in einen musikalischen Rausch versetzt, der an Eleganz und Schönheit kaum zu überbieten ist, und im war zu lesen: In seiner Inszenierung bringt François de Carpentries opulente Bilder auf die Bühne, die sich wunderbar mischen mit der ebenso opulenten Klangpracht von Delibes Partitur. Höchste Zeit also, diese Perle französischer Opernliteratur wiederzuentdecken bis Mitte Juli stehen noch fünf Aufführungen auf dem Programm. Ines Schäfer AUSSERGEWÖHNLICH POINTIERTE SITUATIONSKOMIK HANDBALL-SINFONIE IN DER HUK ARENA FRAU MÜLLER MUSS WEG IN DER REITHALLE Freude am gemeinsamen Spiel: Dominic Kelm und Negumi Ikeda Elternabend in einer Grundschule, die Elternvertreter haben ein klares Ziel: die Klassenlehrerin der 4b muss weg. Die Eltern sehen den schulischen Aufstieg ihrer Kinder ins Gymnasium akut gefährdet, denn die Stimmung in der Klasse ist schlecht und (fast) alle Schüler sind in ihren Leistungen abgesackt. Die Schuldige ist auch schon ausgemacht: die Klassenlehrerin Frau Müller mit ihrem falschen pädagogischen Konzept. Dass Defizite ihrer Kinder der Grund für den Leistungsabfall sein könnten, kommt im Weltbild der Eltern nicht vor. In seinem Erfolgsstück Frau Müller muss weg legt Lutz Hübner den Finger in die Wunde der bundesdeutschen Bildungsmisere mit hyperehrgeizigen Eltern und einer überforderten Lehrerschaft. Der Autor zeigt Eltern im Spagat zwischen eigenen Ansprüchen und der schulischen Realität, deren Ehrgeiz längst schon die Kinder überfordert. Pointiert und voller Situationskomik lässt Hübner empörte Eltern und eine Pädagogin, die sich gegen die Angriffe der Eltern wehrt, aufeinander losgehen. In Zeiten von Pisa-Studien und Helikoptereltern wird die Schule zum Schlachtfeld für gesellschaftliche Defizite und eine von Abstiegsängsten geplagte Elternschaft. Lutz Hübner: Am Elternabend zeigt sich, wie solidarisch eine Gesellschaft wirklich ist und wie sie mit Erfolg und Niederlagen umgeht. Da werden keine Gefangenen gemacht und keine Konzessionen. Soziale Vermischung schön und gut, aber doch nicht in der Klasse meines Kindes! Und weil an Elternabenden nicht nur Eltern um ihre Kinder kämpfen, sondern auch immer die Eltern für sich selbst, ist man sich im Vorfeld des Treffens einig geworden: Es geht darum, die blöden Bälger irgendwie durchzukriegen! Frau Müller muss weg! Carola von Gradulewski Wenn die beiden Coburger Leuchttürme, das und der HSC 2000 Coburg, gemeinsame Sache machen, entsteht großes Kino. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Denn zum Ende der Spielzeit wird die HUK-Coburg arena zum Schauplatz eines Konzerts, bei dem alles anders ist: Das Philharmonische Orchester des Landestheaters spielt einmal nicht auf der Bühne oder im Orchestergraben am Schlossplatz, sondern in der HUK-Coburg arena. Genau dort, wo die Spieler des HSC Coburg um den Aufstieg in die erste Bundesliga kämpfen. Die Coburger Handballer sind bei diesem Event ebenfalls mit von der Partie: Mit Hilfe von Ballettmeisterin Tara Yipp erarbeiten die Handballer eigens für sie geschaffene Choreografien, mit denen sie den ein oder anderen Soundtrack sportlich begleiten werden. Musikalisch reicht die Reise durch die Welt der Filmmusik vom Soundtrack zu Mission Impossible über ein James Bond -Medley bis hin zur Star Wars -Suite. LTC Handball-Sinfonie Soundtracks in der HUK-Coburg arena Freitag, 15. Juli Uhr, HUK-Coburg arena Musikalische Leitung HSC 2000 Coburg Philharmonisches Orchester Mit freundlicher Unterstützung der VR-Bank Coburg Ehrgeizige Wortführerin und die Schule als Schlachtfeld gesellschaftlicher Defizite FOTOS ANDREA KREMPER SEBASTIAN BUFF

4 4 THEATERZEITUNG / 2016 LANDESTHEATER COBURG SPIELPLAN MAI BIS JUNI Großes Haus und anderswo Mo DIE GRÖNHOLM-METHODE PG, FV, ASCHENBRÖDEL FV, ca Ballett von Mark McClain, Musik von Johann Strauß DANTONS TOD Di, FV, ca Schauspiel von Georg Büchner, Einführung CONCERTINO IV FV, Werke von Johannes Brahms ALTE SCHEISSE LIEBE FV, ca Ein Hollywood Ending für Hoff nungslose, Liederabend von Thorsten Köhler SINFONIEKONZERT KA, FV, Werke von Johannes Brahms, ML Kongresshaus Rosengarten Kongresshaus Rosengarten DIE ZWEITE PRINZESSIN GV, Kindertheater von Gertrud Pigor, Geschlossene Vorstellung Großes Haus und anderswo FOTOS ANDREA KREMPER HENNING ROSENBUSCH Mi Do Do Fr Sa So Mo Di Do Do Mo Do DANTONS TOD GV, ca Schauspiel von Georg Büchner ASCHENBRÖDEL Mi blau, FV, ca Ballett von Mark McClain, Musik von Johann Strauß LAKMÉ Do rot, KLA, FV, ca DIE GRÖNHOLM-METHODE Fr rot, FV, COPACABANA FV, ca Musical von Barry Manilow DIDO AND AENEAS/RIDERS TO THE SEA Spiegelsaal Opern von Henry Purcell und Ralph V. Williams, Eintritt frei Matinee zur Premiere DIE GRÖNHOLM-METHODE STA, FV, Schauspiel von Jordi Galceran, Einführung ABO-EXKLUSIV GV, Besuch Bühnenorchesterprobe Dido and Aeneas/Riders to the Sea THEATERFÜHRUNG FV, ca Blick hinter die Kulissen des Landestheaters, Treff punkt Bühneneingang; Eintritt 3 LAKMÉ FV, ca COMPOSE REVUELTAS FV, Werke von S. Revueltas u. a.; ML WIE IM HIMMEL FV, ca Schauspiel mit Musik von Kay Pollak DIE GRÖNHOLM-METHODE S, Mi rot, FV, COPACABANA FV, ca Musical von Barry Manilow DIDO AND AENEAS/RIDERS TO THE SEA PG, PK, FV, ASCHENBRÖDEL FA, SoNa7, FV, ca Ballett von Mark McClain, Musik von Johann Strauß DIDO AND AENEAS/RIDERS TO THE SEA Di, FV, LAKMÉ Mi blau, FV, ca DIE GRÖNHOLM-METHODE KLA, Do rot, FV, DIDO AND AENEAS/RIDERS TO THE SEA Fr blau, FV, WIE IM HIMMEL FV, ca Schauspiel mit Musik von Kay Pollak COPACABANA STA, FV, ca Musical von Barry Manilow ABO-EXKLUSIV GV, Erste Einblicke in das TanzTheater-Projekt Construct: Versunken, Infos siehe Rückseite LAKMÉ Mi rot, FV, ca DIDO AND AENEAS/RIDERS TO THE SEA Do blau, FV, BABAR DER ELEFANT GV, Concert for Kids, Im Rahmen der Kinderkulturtage Kongresshaus Rosengarten DIE ZWEITE PRINZESSIN FV, ca Kindertheater von Gertrud Pigor ANDORRA FV, Drama von Max Frisch NOCH N GEDICHT FV, ca Ein Heinz-Erhardt-Abend, Eintritt 12,00 ABO-EXKLUSIV GV, Besuch einer Ballettprobe A Clockwork Orange Bayerische Theatertage Regensburg Münchner Hofbräu WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN Schauspiel von Arno Meyer zu Küingdorf Bayerische Theatertage Regensburg NOCH N GEDICHT FV, ca Ein Heinz-Erhardt-Abend ÜBER DIE GRENZE IST ES NUR EIN SCHRITT Klassenzimmerstück von Michael Müller A CLOCKWORK ORANGE FV, Münchner Hofbräu Klassenzimmer NEE DRITTER STOCK LINKS LIEDER AUS DER PLATTE Chansons mit A. Rieckhof, T. Wild und D. Tremel, FV, NOCH N GEDICHT GV, ca Ein Heinz-Erhardt-Abend, Eintritt 12,00 A CLOCKWORK ORANGE Frü-A, FV, Münchner Hofbräu POLITISCHER SALON FE, Buchhandlung Riemann Hybride Kriege, Eintritt frei, Platzreservierung unter (09561) erbeten A CLOCKWORK ORANGE RH rot, FV, A CLOCKWORK ORANGE FV, FRAU MÜLLER MUSS WEG FV, ca FAREWELL PO-SHENG YEH FV, Tanzabend mit Choreografi en von Po-Sheng Yeh FREISTAAT COBURG FV, Refugium Theater Fremdes Deutschland, Eintritt frei, Karten an der Theaterkasse KLASSIK-OPEN-AIR From Russia with Love, Eintritt frei Rosengarten ANDORRA FV, ca Drama von Max Frisch ANDORRA FV, ca Drama von Max Frisch A CLOCKWORK ORANGE FV, ca LEGENDE FV = Freier Verkauf, MT = Musiktheater-Abo, S = Schauspiel-Abo, Di = Dienstags-Abo, P = Premieren-Abo, KA = Konzert-Abo, KLA = Kleines Abo, FA = Familien-Abo, SEN = Senioren-Abo, JA = Jugend-Abo, GV = Geschlossene Veranstaltung. = Junges, GA = Geschenk-Abo * = Eingeschränkte Parkmöglichkeit auf dem Schlossplatz Aschenbrödel Copacabana Alte Scheiße Liebe Andorra

5 LANDESTHEATER COBURG THEATERZEITUNG / FAMILIENALBUM BALETTTÄNZER FEDERICO FRIGO DRITTER STOCK LINKS CHANSONS IN DER REITHALLE Mit Fotografen ist es manchmal wie mit Friseuren: Ihnen erzählt man in entspannter Atmosphäre Dinge, für die man daheim einen längeren inneren Anlauf benötigt. Wir nutzen diesen fast schon psychologischen Vorteil und stellen besonderen Charakteren der Theaterspielzeit Fragen mit der Kamera. Die schönsten Bilder im Familienalbum entstanden nach entscheidenden Fragen wie: Willst Du noch einen? oder Willst Du diese Frau wirklich heiraten? Als Alex in A Clockwork Orange stelllt sich Federico Frigo unseren Fragen. Andrea Kremper Trinkst du gerne Milch? Wer wohnt denn da? Hörst du gerne Beethoven? Hast du ein einfaches Verhältnis zu deinen Eltern? Im Neubau kommt zusammen, was nicht zusammen gehört. So auch im Haus Nummer 7, nee, 42, 3. Stock, links. Dort wohnen Frau R., Herr W. und Herr T. Frau R. ist immer noch unglücklich in einen namentlich nicht bekannten Matrosen verliebt, neigt zu Stimmungsschwankungen und Identitätsproblemen und wollte früher einmal Astronautin werden. Trennte sich von einem gewissen Emil, da sie dieser wiederholt zu einer Schönheitsoperation gedrängt hatte. Frau R. trägt zu Hause gerne bequeme Schlafanzüge und zahlt 317 Euro Miete für 26 qm. Ihre Wohnung hat keinen Balkon. Herr W. hat immer ein paar Dosen Bier im Kühlschrank und mag Musicals. Er ist seit mindestens zwei Jahren (laut Aussagen von Herrn T. seit mindestens drei Jahren) heimlich in Frau R. verliebt, würde das aber nie zugeben. Herr W. hat panische Angst vor Pilzen, spricht dafür aber ziemlich gut Französisch. Über Hobbys oder berufl iches ist nichts bekannt. Nachbarn beschreiben ihn als höfl ich und zuvorkommend. Herr W. zahlt 400 Euro, obwohl seine Wohnung genauso groß ist wie die von Frau R. Herr T. wollte eigentlich nie Pianist werden, war aber zu faul, einen anständigen Beruf zu lernen. Obwohl er seit Jahren nicht mehr öffentlich aufgetreten ist, trägt er zuhause stets Konzertkleidung. Herr T. war vor längerer Zeit angeblich einmal verliebt, hat aber vergessen in wen. Er mag Sonnenblumen und empfi ndet seine Nachbarn Frau R. und Herrn W. als unzumutbare Lärmbelästigung. Er zahlt entweder 270 oder 370 Euro Miete. Willkommen im Club der einsamen Herzen, zu einem Abend über Einsamkeit, Liebesleid und unanständige Lust, irgendwo zwischen Musicalglamour und Dosenbier. Den Soundtrack dazu liefern unter anderem Chansons von Claire Waldorff, Georg Kreisler, Georgette Dee und dem Duo Weber/Beckmann, außerdem gibtʼs Punkrock von Feine Sahne Fischfi let und Melancholisches von Tom Waits. Dominik Tremel 7 nee 42; dritter Stock, links Ein Abend mit Chansons von Claire Waldorff, Edith Piaf, Georg Kreisler, Georgette Dee, dem Duo Weber/ Beckmann und anderen Samstag, Uhr, Mit Anne Rieckhof, Tom Wild, Dominik Tremel (Klavier) GRENZERFAHRUNG KLASSENZIMMERSTÜCK Und wie beschreibst du dein Verhältnis zur Polizei? Hast du Freude an Gewalt? Nur fürs Foto auf der Suche: Thomas Straus Dede Afful lebt mit seiner Mutter Ama und seiner Schwester Benedicta illegal in Deutschland. Vor fünf Jahren gelang ihnen die Flucht aus Afrika. Sie kamen wie viele andere Migranten voller Hoffnungen und Träume in ein ihnen unbekanntes Land. Dede entdeckt schnell sein Stück Deutschland. Er fi ndet Freunde, geht zur Schule und träumt von einer rosigen Zukunft in seiner neuen Heimat. Doch von einem Moment zum anderen droht seine Existenz zu zerbrechen. Der Aufenthalt von Dede und seiner Familie fl iegt auf. Seine Mutter wird verhaftet und er muss fl iehen. Doch was ist mit seiner Schwester? Ein letztes Mal macht er Halt an seiner Schule, um Benedicta zu suchen. Er glaubt sie nie wieder zu sehen. Er muss sie noch ein letztes Mal in die Arme schließen. Mit Hilfe seiner besten Freundin Melle rennt Dede auf der Suche nach Benedicta durch die Schule. Doch er landet in einer falschen Klasse. In seiner Verzweiflung beginnt er, den Kindern die Geschichte seiner Familie zu erzählen. Er bezieht sie mit ein in die Geschichte seines Lebens und hofft auf die Mithilfe der Schulklasse. Denn nur mit ihrer Unterstützung kann er der Polizei und seiner Abschiebung entkommen. Die Geschichte von Dedes Leben zeichnet ein Schicksal nach, das sinnbildlich für viele illegale Migranten in Deutschland stehen kann. Das Klassenzimmerstück Über die Grenze ist es nur ein Schritt ist ab sofort über Theaterpädigogin Luca Pauer buchbar. E-l: luca.pauer@landes-theater.coburg.de Luca Pauer FOTOS ANDREA KREMPER VIENNAFRAME FOTOLIA COM

6 6 THEATERZEITUNG / 2016 LANDESTHEATER COBURG STARKES SPIEL EINDRINGLICH INSZENIERT PRESSESTIMMEN ZU DEN PREMIEREN VORVERKAUF Dantons Tod Der Schauspielchef des Landestheaters Coburg, Matthias Straub, hat sich an Georg Büchners in seiner sprachlichen und inhaltlichen Dimension gewaltiges Drama gewagt. Und er hat mit seinem großen, engagierten Ensemble das Geschichtsdrama ohne vordergründige Aktualisierung zu einer ungemein packenden, heutigen Verhandlung unserer gesellschaftlichen (Über-) Lebensprinzipien werden lassen. Das Landestheater bietet mit dieser Produktion, die keineswegs trockene Thesenproklamation wurde, ein lebendiges, erschütterndes Stück aktuellen politischen Theaters. [ ] Dantons Tod in dieser klug konzentrierten Fassung, die Straub selbst auf nur gut zwei Stunden gebracht hat, ist ein Schauspiel, das man jetzt sehen muss. In einem überhöht dokumentarischen Stil, zugleich dramatisch, plastisch, sinnlich erzählt Straub von pervertierten Idealen und entgleisten Revolutionären, von der Dialektik von Liberalität und Radikalität, Politik und Privatem, Macht und Wahnsinn, vom Poker hinter den Kulissen. Und von der Verführbarkeit des Menschen. [ ] Stark gespielt, eindringlich inszeniert, kraftvoll beklatscht: Wieder einmal eine Premium-Produktion des Coburger Theaters. Neue Presse Dantons Tod Frau Müller muss weg Die Zuspitzung der Figuren weckt die Spielfreude der Darsteller. Dabei genügen oft kleine Gesten und Blicke, um das Publikum zum Lachen zu bringen. Auch nach der Vorstellung wird noch von Ingo Paulicks (Wolf Heider) wutzuckender Mimik gesprochen. ( )Regisseurin Leila Müller inszenierte eine heitere Komödie, die manchmal näher an der Realität ist, als man wahrhaben möchte. Neue Presse Regisseurin Leila Müller hat in der vergangenen Spielzeit mit Der Vorname bereits bewiesen, dass sie ein feines Gespür für gut austarierte Kammerspiele besitzt. Im Falle von Frau Müller muss weg demonstriert sie, dass sie die Kunst der wohldosierten Übertreibung beherrscht. Sie weiß genau, bis wohin sie übertreiben kann, ohne zu überziehen, ohne im Klamauk zu landen. Das gelingt auch deshalb von der ersten bis zur letzten Sekunde, weil das Darsteller-Sextett in allen Rollen gleichermaßen spielfreudig wie präzis agiert. Alte Scheiße Liebe Ungeheuer herzschmerzend, am Ende aber herzerfrischend ist die musikalischgruppentherapeutische Behandlung, die Landestheater-Schauspieler Thorsten Köhler mit seinem witzigen Kompilationsmusical Alte Scheiße Liebe ab sofort in der verpasst. Das leidenschaftlich mitgeschüttelte Premierenpublikum wollte am Donnerstag gar nicht mehr aufhören zu applaudieren. Wie bei Liederabenden so üblich, stehen amouröse Angelegenheiten im Zentrum der Betrachtungen, doch schon der für Exaltiertes bürgende Name des Autoren und Regisseurs Thorsten Köhler und mehr noch der seines neuen Stückes Alte Scheiße Liebe lassen ahnen, wohin die Reise führt: In die Gefi lde der überdrehten Tragicomedy und in die Sperrbezirke der Psyche, wo Es und Über-Ich sich tüchtig balgen, bis das Ich hilfl os darniederliegt. [ ] Jubel beim hochvergnügten Urauff ührungspublikum. Und eine Vokalzugabe zum Wegschmelzen Neue Presse KASSENZEITEN Dienstag bis Freitag Samstag Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. TELEFONISCHE BESTELLUNG +49 (0) ONLINE-BESTELLUNG WEITERE VORVERKAUFSSTELLEN Tourist-Information Coburg Tel. (0) Winter ( ) Mo. Fr , Sa Tel. (0) Mo. Do , Fr , Sa Uhr Neue Presse Coburg Tel. (0) oder -171 Mo. Fr , Sa Schuhhaus Appis Bad Rodach Tel. (0) Mo. Fr , Sa Buchhandlung Stache, Neustadt Tel. (0) Mo. Fr , Sa Touristinformation Sonneberg Tel. (0) Mo. Do , Fr , Sa Frau Müller muss weg Alte Scheiße Liebe Die nächste Theaterzeitung erscheint am FOTOS ANDREA KREMPER