Von Lisa Deurer und Julius Berger

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Benedikt Rothbauer
vor 7 Jahren
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1 Von Lisa Deurer und Julius Berger

2 Andreas Wirthensohn, Dr. phil., geb. 1967, lebt als freier Lektor, Übersetzer und Literaturkritiker in München. Zum Frauenfußball kam er vor fünf Jahren, als ein Freund (Dauerkartenbesitzer!) ihn zu einem Spiel des SC 07 Bad-Neuenahr-Ahrweiler (im Apollinaris- Stadion!) mitnahm, wo beide bei Kaffee und Kuchen einen entspannten Nachmittag verbrachten. Seither besucht er regelmäßig die Bundesligapartien der Frauen des FC Bayern München und nimmt dafür sogar eine 45-minütige Anfahrt per Rad auf sich (Frauen dürfen in München nur am Stadtrand spielen!). Sein Lieblingsclub ist allerdings der FCR Duisburg.

* die entspannte Atmosphäre bei den Spielen * jede Menge männliche Vorurteile * wie schwierig es ist, jemanden zu finden, der mit mir zu

3 * die Spielfreude der Akteurinnen * dass es leider auf einem bestimmten Niveau (z.b. 2. Frauenbundesliga, aber auch manchmal bei Weltmeisterschaften) auch ganz grauenhafte Spiele gibt, die kaum anzuschauen sind. * die entspannte Atmosphäre bei den Spielen * jede Menge männliche Vorurteile * wie schwierig es ist, jemanden zu finden, der mit mir zu einem Spiel geht (männliche Freunde bemühen gerne alle möglichen Ausreden, aber auch Frauen sind oft eher skeptisch; meine Frau z.b. hat darauf bestanden, erst einmal höchstens eine Halbzeit anzuschauen)

haben, der FF stehe kurz davor, genau so populär zu werden wie der Männerfußball.

4 Hier muss man deutlich unterscheiden zwischen der medialen Berichterstattung und den tatsächlichen Verhältnissen. Im Fernsehen hat der FF einen hohen Stellenwert; inzwischen werden sogar Freundschaftsspiele der deutschen Nationalmannschaft bei ARD und ZDF übertragen; und auch bei der WM wird man den Eindruck haben, der FF stehe kurz davor, genau so populär zu werden wie der Männerfußball. Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass zwar mehr Mädchen und Frauen Fußball spielen, aber die Publikumsresonanz ist seit ein paar Jahren relativ gleichbleibend. Zwar heißt es gelegentlich, da oder dort sei ein neuer Zuschauerrekord beim FF aufgestellt worden, aber das hat hauptsächlich damit zu tun, dass die Stadien mit großem Aufwand gefüllt werden (Freikarten, Schulklassen auf Wandertag u.ä.). Bei den Frauen des FC Bayern München beispielsweise bewegt sich die Zahl der Zuschauer bei Heimspielen (je nach Wetter und Gegner) recht konstant zwischen 200 und Im Bundesligaalltag ist eindeutig kein Boom zu erkennen.

5 Eindeutig. Der Männerfußball ist natürlich schneller, dynamischer, körperbetonter und taktisch-technisch weiterentwickelt. Aber prinzipiell bringt es wenig, Männer- und Frauenfußball miteinander zu vergleichen - im Tennis, beim Skifahren oder im Volleyball macht man das ja auch nicht.

Und ein Besuch im Stadion (oft ist es auch nur ein Fußballplatz) ist eine seltsame Mischung aus großer Nähe zum Spiel (man steht ja wirklich am

6 Mich reizen Randsportarten schon länger (Curling z.b. finde sich super). Und das Schöne am Frauenfußball ist, dass hier noch sehr viel im Fluss und in der Entwicklung ist. Und ein Besuch im Stadion (oft ist es auch nur ein Fußballplatz) ist eine seltsame Mischung aus großer Nähe zum Spiel (man steht ja wirklich am Spielfeldrand) und der Tatsache, dass bei manchen Spielen lauter Nationalspielerinnen auf dem Platz stehen also so eine Art Mischung aus Kreisklasse und großer Fußballwelt. Und ich schätze das spielerische Element sehr, es gibt weniger Fouls, weniger harte Zweikämpfe, mehr schöne Spielzüge.

Wobei einige Frauen durchaus in jeder Männermannschaft mitspielen könnten.

7 Bis zu einem gewissen Alter tun sie das ja. Aber dann geht die körperliche Entwicklung doch so sehr auseinander, dass Frauen kaum mehr eine Chance hätten, mitzuhalten. Wobei einige Frauen durchaus in jeder Männermannschaft mitspielen könnten. Aber ich kenne keine Mannschaftssportart, in der Männer und Frauen in einem Team spielen würden. Und als einziger Sport, in dem kein Unterschied zwischen Männern und Frauen gemacht wird (also keine eigenen Wettbewerbe für Männer und Frauen ausgetragen werden), fällt mir das Reiten ein. Oder wisst Ihr noch eine Sportart? Klar, es gibt Mixed im Tennis oder auch im Biathlon, aber das ist ja doch einmal etwas anderes.

8 Die wichtigste Förderung ist, wenn es genügend Vorbilder gibt. Wenn die deutsche Frauennationalmannschaft erfolgreich ist, wird das für viele Mädchen ein Ansporn sein, selbst zu spielen. Man denke daran, wie viele Leute Tennis gespielt haben, als Boris Becker und Steffi Graf so erfolgreich waren. Ansonsten wird die Förderung von den Vereinen ausgehen, denn die wissen genau: Die einzige Möglichkeit, noch wirklich in beträchtlicher Zahl an neue Mitglieder zu kommen, besteht darin, Mädchen- und Frauenabteilungen zu gründen. Deshalb gibt es seit einiger Zeit immer mehr Frauenmannschaften von bisher reinen Männervereinen (z.b. Bayer Leverkusen, 1. FC Köln, VfL Wolfsburg), während die Zahl der reinen Frauenfußballvereine eher zurückgeht. Gibt es spezielle Fördermodelle in Frankreich? Frankreich als zentralistischer Staat hat in der Tat eine nationale Förderung, nämlich in Form des nationalen Fußballzentrums (Centre National de Formation et d'entraînement de Football Féminin, CNFE), in dem junge Frauen (U16 bis Juniorinnen) für einige Jahre geschult werden, bevor sie dann wieder zu ihren jeweiligen Stammvereinen zurückkehren. Der Erfolg der letzten Jahre scheint dieses Modell u bestätigen: WM- Teilnahmen seit 2003, in der FIFA-Weltrangliste unter den besten Zehn, 2003 Europameistertitel für die Juniorinnennationalmannschaft, sehr erfolgreiche Clubmannschaften im Europapokal der Frauen (z.b. steht Olympique Lyon im diesjährigen Endspiel der UEFA Women s Champions League).

Der Frauenfußball, der seine Anfänge Ende des 19. Jahrhunderts in England nahm, kam schon recht früh nach Frankreich. 1912 wurde in Paris das erste Frauenfußballteam namens Fémina gegründet.

9 Der Frauenfußball, der seine Anfänge Ende des 19. Jahrhunderts in England nahm, kam schon recht früh nach Frankreich wurde in Paris das erste Frauenfußballteam namens Fémina gegründet gab es das erste Länderspiel, bezeichnenderweise als Vorspiel zu der Herrenbegegnung Frankreich gegen Belgien. Von 1918 bis 1932 gab es außerdem schon eine Frauenliga, die eine Meisterschaft ausspielte (die Meistermannschaften kamen übrigens immer aus Paris). Allerdings fanden die Damen damals keine Aufnahme in den französischen Fußballverband und mussten sich unabhängig vom Männerfußball behaupten. Das erwies sich vor allem nach der Weltwirtschaftskrise von 1929 als äußerst schwer (es war schlicht kein Geld mehr dafür da), und so verschwand der Frauenfußball für lange Jahre wieder in der Bedeutungslosigkeit. Erst seit 1974 gibt es wieder eine nationale Meisterschaft, und 1971 wurde das erste offizielle Länderspiel unter dem Dach des französischen Fußballverbands ausgetragen. Seit 2000 etwa befindet sich der französische Frauenfußball deutlich im Aufwind, auf Vereinsebene ebenso wie auf der Ebene der Nationalmannschaft. Bei der WM im Sommer wird s allerdings schwer, denn die Französinnen haben es mit Deutschland, Kanada und Nigeria zu tun. Der zweite Gruppenplatz hinter dem großen Favoriten Deutschland wäre schon ein Erfolg.

10 Siehe die Antwort zur nächsten Frage.

11 Einfluss hatte der Gleichheitsgrundsatz der Revolution (egalité) natürlich schon irgendwie, aber doch nur sehr entfernt. Viel wichtiger waren die verschiedenen Bewegungen zur Frauenbefreiung und Frauenemanzipation, die sich Ende der 19., Anfang des 20. Jahrhunderts auf zahlreichen Feldern (u.a. beim Wahlrecht, aber auch in der Berufswelt) für die Gleichberechtigung der Frauen einsetzten. Von Bedeutung waren aber auch die Feministinnen der 1960er und 1970er Jahre, die dabei halfen, die konservativen Fußballverbände (in denen natürlich nur Männer etwas zu sagen hatten) zu öffnen. In Deutschland zum Beispiel hat der DFB das Verbot des Frauenfußballs erst 1970 aufgehoben. Natürlich hat Frauenfußball auch etwas mit Emanzipation zu tun, denn bis heute müssen die Frauen ja darum kämpfen, als Fußballerinnen anerkannt und ernst genommen zu werden. Bis vor ungefähr zehn Jahren war es ja so, dass man Fußballerinnen quasi automatisch (und wenig freundlich) als Lesben und Emanzen betrachtete. Wobei natürlich zu fragen ist, ob echte Feministinnen es so unbedingt erstrebenswert finden, dass Frauen ausgerechnet Fußball spielen müssen. Interessant ist dabei, welche Länder im Frauenfußball besonders gut sind: alle skandinavischen Länder, Deutschland, England, Frankreich, Italien (aber nur zeitweise), dazu die USA, Brasilien und Nordkorea. Südeuropa hingegen (Spanien, Portugal, Türkei, Griechenland) spielt kaum eine Rolle. Man könnte jetzt darüber spekulieren, warum das so ist, aber das überlasse ich euch, vielleicht entsteht daraus eine interessante Diskussion.

12 Ich habe nur bis zur C-Jugend Fußball gespielt (als Torhüter) und dann mit 14 Jahren leider aufgehört, und zwar aus einem ganz banalen Grund: Bei uns im Dorf gab es keine B-Jugend, sondern als nächsthöhere Kategorie gleich die A-Jugend, sprich: ich hätte plötzlich mit lauter 17- und 18-Jährigen zusammengespielt, und das war wirklich eine ganz andere Hausnummer : viel dynamischer, kraftvoller und raubeiniger, das hat mir nicht gefallen. Außerdem bin ich als Torhüter nicht groß genug geworden: 1,79 m Körpergröße reichen dafür eigentlich nicht (vor allem wenn s um die Strafraumbeherrschung geht, die immer meine große Schwäche war dafür war ich auf der Linie mit meinen Reflexen Weltklasse!

13 Wir möchten uns vor allem bei Birgit Busch bedanken, die uns erst ermöglicht hat, dieses Interview zu veröffentlichen. Ein weiterer Dank gilt Andreas Wirthensohn, der uns unsere Fragen geduldig beantwortet hat. Herzlichen Dank!

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