ANSICHTSEXEMPLAR LEICHTE SPRACHE SOLLTE ALLES DENN GEWUSST SEIN? PAUL KLEE DICHTER UND DENKER

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1 ANSICHTSEXEMPLAR LEICHTE SPRACHE SOLLTE ALLES DENN GEWUSST SEIN? PAUL KLEE DICHTER UND DENKER

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4 Um was geht es? Die Ausstellung «. Dichter und Denker» zeigt Werke von. war ein Maler. Er schrieb aber auch Gedichte und las sehr viel. In seiner Wohnung hatte er viele Bücher, einige davon sind in der Ausstellung zu sehen. dachte viel über das Leben nach und zeigt seine Gedanken in seinen Bildern. Zum Teil sind es ganz ernste Gedanken, oft aber auch sehr lustige. Die Titel seiner Werke sind ihm sehr wichtig. Am Ende der Ausstellung zeigen wir, wie spannend Klees Bildtitel sind.

5 Das Leben von ist am 18. Dezember 1879 in Münchenbuchsee bei Bern geboren. Seine Mutter ist eine Sängerin aus der Schweiz und sein Vater ist ein Musiklehrer aus Deutschland. geht in Bern zur Schule. Er zeichnet schon als Kind gut, er schreibt Gedichte und spielt Geige. Lange Zeit weiss er nicht, ob er Musiker oder Maler werden soll. Als junger Mann geht nach München. München ist eine grosse Stadt in Süd-Deutschland. will Künstler werden. Er zeichnet und malt viel. Mit 26 Jahren heiratet Lily Stumpf. Sie ist Klavier-Lehrerin. und Lily leben zusammen in München. Ein Jahr später wird der Sohn Felix geboren. Lily verdient das Geld für die Familie mit Klavier-Unterricht. ist zu Hause und kümmert sich um den kleinen Felix. In München lernt viele andere bekannte Künstler kennen reist mit Maler-Freunden nach Tunesien in Afrika. In Afrika ist das Licht ganz hell. Und die Farben in der Natur leuchten. liebt diese Farben. Er malt nun buntere Bilder. Nach der Reise sagt : «Die Farbe hat mich gepackt!»

6 Als 40 Jahre alt ist, wird er Lehrer am Bauhaus in Weimar. Das Bauhaus ist eine Kunstschule. Die Schülerinnen und Schüler können dort verschiedene Sachen lernen. Zum Beispiel wie man Möbel gestaltet, sich Häuser ausdenkt, Stoffe webt und töpfert. Als 52 Jahre alt ist, wird er Lehrer an der Kunstakademie in Düsseldorf. Das ist eine Schule für Künstler in Deutschland darf nicht mehr Lehrer sein. Mächtige Politiker in Deutschland mögen seine Bilder nicht. Auch die Bilder von anderen Künstlern mögen sie nicht. Diese Kunst ist den Politikern zu modern. Sie sagen: Das ist schlechte Kunst! Das ist ent-artete Kunst. Entartet bedeutet: nicht normal. geht mit seiner Frau zurück nach Bern. Er zeichnet und malt nun in Bern wird sehr krank. Er kann sich nicht mehr gut bewegen. Er kann manchmal nicht mehr malen. Trotzdem hat er in seinen letzten Lebensjahren über Bilder gemalt. stirbt mit 60 Jahren, am 29. Juni Er ist heute ein sehr bekannter Künstler. Viele Menschen mögen seine Kunst.

7 1 Denkender Künstler zeichnete und malte sich immer wieder selber. Wenn er dies machte, dann wollte er zeigen, wie er sich selber als Künstler sieht. Er wollte zeigen, was ihm an seinem Beruf als Künstler wichtig ist. Er malte sich nicht als Maler vor seinen Bildern auf der Staffelei, wie es ganz viele andere Künstler gemacht haben. Klee zeichnete sich als Mann, der nachdenkt: als denkenden Künstler. Er sagt uns damit, dass er bevor er ein Bild macht, zuerst lange überlegt. Erst dann fängt er an zu zeichnen. Schauen Sie einmal, wie lustig Klee seinen eigenen Kopf zeichnet! Denkender Künstler, 1919, 71 Ölpause auf Papier auf Karton, 26,1 x 17,9 cm Kunstmuseum Bern, Legat Ch. Edm. von Steiger-Pinson

8 2 Ohne Titel (Selbstportrait) machte Puppen für seinen Sohn Felix. Felix benutzte sie zum Spielen. Er hatte ein ganzes Kasperletheater mit ungefähr 50 Puppen. Klee hat in dieser Puppe sogar sich selbst gebastelt. Fällt Ihnen etwas besonderes auf? Klee malte sich selbst riesige Augen. Er ist ja auch Maler. Und so sind die Augen für Klee sein wichtigstes Werkzeug. Die Puppe trägt einen eigenartigen Hut. Diese Art von Hut nennt man «Fes». Die Menschen in Tunesien und Marokko tragen solche Hüte heute noch. Auf einer Reise durch Tunesien hat Klee diesen Hut entdeckt. Diese Reise war für Klee besonders wichtig. Er arbeitete dort zum ersten Mal mit bunten Farben. Die Puppe ist also nicht einfach irgendeine Puppe. Sie zeigt was für Klee als Künstler wichtig ist. Ohne Titel (Selbstportrait), 1922 Handpuppe, 38 cm Zentrum, Bern, Schenkung Livia Klee

9 3 Mit dem Adler malte in seinen Bildern immer wieder Augen oder ein einzelnes Auge. Wo ist in diesem Bild ein Auge zu sehen? Und was sieht man sonst noch? Ein Adler gleich über dem Auge. Das Bild heisst: «mit dem Adler». Rundherum sieht man viele Bäume. Links unten ein Haus mit einem rauchenden Kamin. Weiter rechts sieht man ein Kätzchen, darunter einen Hirsch und gleich daneben zwei Menschen. Die Szene ist ganz märchenhaft: Vielleicht sind es Hänsel und Gretel. Auch die Farben machen dieses Bild ganz märchenhaft: Die Rot- und Orangetöne leuchten uns entgegen. Und was hat das Auge zu bedeuten? Wahrscheinlich ist es das Auge Gottes. Das Auge Gottes, das alles sieht und alles weiss. mit dem Adler, 1918, 85 Aquarell auf Grundierung auf Papier auf Karton, 17,3 x 25,6 cm Zentrum, Bern

10 4 Vergesslicher Engel zeichnete viele Engel. Man erkennt sie an ihren Flügeln. Seine Engel sind aber sehr menschlich: Sie sind vergesslich, sie gehen zur Schule oder lachen. Schauen Sie sich einmal das Gesicht dieses Engels an. Mit zwei Linien zeichnete Klee die Augen. Und mit einer weiteren Linie den Mund. Mehr braucht Klee nicht, um uns einen «vergesslichen Engel» zu zeigen. Wahrscheinlich hat dieser Engel gerade etwas vergessen. Wie peinlich! Jetzt schämt er sich ein wenig dafür. Seine Hände reibt er ineinander, als wäre er ganz verlegen, weil ihm dieses Missgeschick passiert ist. vergesslicher Engel, 1939, 880 Bleistift auf Papier auf Karton, 29,5 x 21 cm Zentrum, Bern

11 5 Der Kopf versteht die Gleichung nicht «Dieser Kopf versteht die Gleichung nicht», heisst diese Zeichnung von. Der Kopf erinnert an den Bildschirm eines Computers, gross und eckig. Das Gesicht ist ganz durcheinander geraten. Die Augen sind übereinander, ein Ohr unten, eines oben, die beiden Nasenlöcher neben der Nase. Dieser Kopf ist wohl etwas verwirrt. Klee zeigt eigentlich einen ganz normalen Menschen. Er versucht gerade eine Rechnung zu lösen. Aber er scheint es nicht zu schaffen, er versteht die Rechnung nicht. Das Bild ist ganz lustig. Klee zeigt einen einfachen Moment unseres Alltags. Es könnte uns allen passieren, dass wir eine Aufgabe nicht lösen können. dieser Kopf versteht die Gleichung nicht, 1939, 67 Kreide auf Papier auf Karton, 23,1 x 26,9 cm Zentrum, Bern

12 6 Unterrichtsnotizen am Bauhaus An dieser Wand sind keine Bilder von ausgestellt. Diese Blätter sind seine Notizen. Klee arbeitete als Lehrer an einer Schule. Die Schule hiess Bauhaus. An dieser Schule konnte man lernen, wie man Stühle, Tassen, Teppiche und ganze Häuser macht. Klee erklärte den Schülern, wie man mit Formen und Farben gestalten kann. Als Vorbereitung für die Schulstunden schrieb Klee die Notizen. Auf den Blättern zeichnete Klee viele Zahlen. Die Zahlen stehen meist für bestimmte Farben. Oder dafür, ob eine Farbe hell oder dunkel ist. Er überlegte sich ganz genau, wo welche Farbe oder Form sein muss. Klee überliess nichts dem Zufall.

13 7 Individualisierte Höhenmessung der Lagen In diesem Bild malte Klee nur Rechtecke. Die Rechtecke malte er mit ganz vielen verschiedenen Farben: einmal hell, einmal dunkel, einmal leuchtend bunt, einmal düster grau, einmal breit, einmal schmal. Es sieht aus, als ob Klee farbige Klötze aufeinander geschichtet hat. Unten und oben sind die Rechtecke ganz breit. Sie füllen die ganze Breite des Blattes. In der Mitte sind die Rechtecke schmaler. Nur mit Farbe und einfachen Formen wie den Rechtecken versuchte Klee ein spannendes Bild zu malen. individualisierte Höhenmessung der Lagen, 1930, 82 Pastell auf Papier auf Karton, 46,8 x 34,8 cm Zentrum, Bern

14 8 Geheim Schrift Bild Können Sie auf diesem Bild etwas erkennen? Vielleicht eine Zahl? Vielleicht ein Buchstabe? Oder einen Pfeil? Oder vielleicht doch nichts? Viele Formen auf diesem Bild erinnern uns an etwas, aber wir sind nicht sicher an was. Es könnten Zeichen sein: Ein Zeichen ist ein Buchstabe oder auch eine Zahl. Zeichen können wir lesen und verstehen. Das Bild heisst «Geheim Schrift Bild». Es ist wie eine verschlüsselte Botschaft, wir können sie nicht lesen. Manchmal erfinden Kinder eine Geheim-Sprache für sich und Freunde. Klee tut nur so, als wäre hier eine Botschaft versteckt. Die Zeichen auf seinem Bild sind ganz einfach Formen ohne Bedeutung. Er will mit ihnen ein Bild komponieren. Komponieren heisst: Er nimmt verschiedene Formen, Linien und Farben und malt damit ein schönes Bild. Geheim Schrift bild, 1934, 105 Kleisterfarbe auf Papier auf Karton, 48 x 63,5 cm Zentrum, Bern

15 9 Lectüre auf d. bett Vergleichen Sie diese Feder-Zeichnung mit dem Bild gleich daneben. Bei beiden Bildern malte das gleiche: eine lesende Frau auf einem Bett oder Sofa. Die beiden Bilder machte Klee im gleichen Jahr. In der Feder-Zeichnung malte er ganz viele Linien. Die Linien sind geschwungen. Sie sehen aus, als hätte sie Klee ganz zufällig gezeichnet. Die Frau auf dem Bett kann man kaum erkennen. Sie verschwindet zwischen den vielen Linien. Die Kleider der Frau, die Decke auf dem Bett und das Bett selber verbinden sich miteinander. Sie sind nicht klar getrennt. Ganz anders auf dem Bild daneben. Hier sieht man die Frau viel deutlicher. Dieses Bild ist auf ganz andere Weise entstanden. Es ist eine Radierung. Bei der Radierung macht man die Linien in eine Metall-Platte. Diese wird eingefärbt und auf ein Papier gedruckt. Lectüre auf d. bett, 1910, 13 Feder auf Papier auf Karton, 12,1 x 22,4 cm Zentrum, Bern

16 10 Tiere spielen Komödie Was das wohl für Tiere sind, die hier herumspringen? Sie sehen aus wie Hunde. Sie springen rum, sie wedeln mit dem Schwanz, sie stellen sich auf die Hinterbeine und spazieren herum. Mit ein paar Linien hat eine Bühne gemalt. Wie im Theater mit einem grossen Vorhang. Die Tiere spielen für uns ein lustiges Theaterstück: eine Komödie. Deshalb springen sie wild herum und machen Spässe. Die Tiere und die Bühne malte Klee auf ein Stück Stoff. Am Rand ist der Stoff ausgefranst. Auf dem Stoff ist ein Muster mit kleinen Sternchen zu sehen. Klee malte gerne und sehr oft auf Stoff. Tiere spielen Komoedie, 1937, 112 Kohle und Rötel auf Leinen auf Karton, 41 x 41 cm Privatsammlung, Bern

17 11 Komiker Das ist ein frühes Bild von. Er ist 25 Jahre alt als er es zeichnete. Man sieht zwei Gesichter. Ein Gesicht ist eine Maske. Wie beim Karneval oder bei der Fasnacht. Ein Mann ist hinter der Maske sichtbar. Er lacht nicht, er schaut sehr ernst. Die Maske zeigt ein grosses lachendes Maul. Die Maske grinst und sieht nicht sehr schön aus. Sie blickt nach oben. In diesem Bild zeichnete sich selber. Er zeigt sich hinter der Maske. Er weiss nicht genau, wie er zeichnen und malen will. Er sucht. Komiker, 1904, 10 Radierung, 14.6 x 15.8 cm Zentrum, Bern

18 12 Insula dulcamara Das ist das grösste Bild, das Klee malte. Normalerweise malte er lieber kleine Bilder. In der Mitte ist ein Mensch zu sehen. Er sieht aus wie der Buchstabe P. Nur das Gesicht malte Klee, mit Mund und den beiden Augen. Die anderen schwarzen Linien kann man nicht erkennen. Vielleicht sind die farbigen kleinen Formen Früchte oder Beeren. Im Hintergrund gibt es blaue, grüne und rosa Flächen. Sieht es nicht aus wie eine Insel mit Pflanzen und Meer? Klee nannte das Bild «Insula dulcamara». Das ist Lateinisch und heisst: die Insel süss-bitter. Klee zeigt uns hier, was nach unserem Tod sein könnte. Ein schönes Paradies wie eine Insel. Weil man zu diesem Paradies erst nach dem Tod kommt, ist es aber auch ein bitterer, trauriger Ort. Insula dulcamara, 1938, 481 Öl- und Kleisterfarbe auf Papier auf Jute; originale Rahmenleisten, 88 x 176 cm, Zentrum, Bern

19 13 La belle jardinière Sehen Sie die Frau auf diesem Bild? Sie hält einen Blumenstrauss in der Hand. Sie trägt einen blauen Rock. Ihr Kopf ist nicht ganz normal. Augen, Nase, Nasenlöcher und Mund sind ganz ordentlich nebeneinander. Klee malte hier mit wunderschönen, leuchtenden Farben: Rot, Grün und Blau. Die farbigen Linien leuchten bunt. Klee hat diesem Bild den Namen «la belle jardiniere» gegeben. Das ist Französisch und heisst: die schöne Gärtnerin. Besonders schön ist sie aber nicht, mit ihrem komischen Kopf und den dünnen Armen. Sie wird nur durch die schönen Farben von Klee zu einer schönen Frau. la belle jardinière, 1939, 1237 Ölfarbe und Tempera auf Jute; originale Rahmenleisten, 95 x 71 cm Zentrum, Bern

20 14 Pomona, überreif Das Bild heisst «Pomona, über-reif». Pomona ist eine römische Göttin. Sie ist die Göttin der Früchte. In Bildern von anderen Künstlern ist sie eine schöne, junge Frau. In diesem Bild sieht Pomona aus wie die Zahl 8. Im oberen Kreis malte Klee mit drei Linien Augen, Nase und Mund. Unten auf der rechten Seite sieht man einen Rechen. In der Mitte auf der rechten Seite ein kleiner Baum. Oben links und rechts neben Pomonas Kopf sieht man kleine Kreise oder Tupfen. Das sind Früchte auf einem Acker. Mit dem Rechen, den Früchten und dem Baum zeigt uns Klee, dass Pomona die Göttin der Früchte ist. Das leuchtende Rot erinnert an die Farbe eines reifen Apfels. Pomona, über-reif, 1938, 134 Ölfarbe auf Papier auf Jute; originale Rahmenleisten, 68 x 52 cm Zentrum, Bern

21 15 Ohne Titel (Komposition mit den Früchten) malte in diesem Bild auf Packpapier. Er malte Früchte. Vielleicht sind es Kirschen oder Äpfel. Ein paar Formen sehen aus wie Musiknoten oder wie der Buchstabe P. Es gibt auch Äste und Blätter. Es ist eines der letzten Bilder von. Er konnte es nicht fertig malen. Er ist vorher gestorben. Wenn Klee Früchte malte, dann erinnerte er sich wie Früchte wachsen, sich verändern und wieder sterben. Dies erinnerte ihn an sein eigenes Leben: Er war einmal ein Kind, lernte zu malen, heiratete, hatte einen Sohn und arbeitete als Lehrer. Jetzt ist er schwer krank. Auch er wird bald sterben. Ohne Titel (Komposition mit den Früchten), um 1940, Kleisterfarbe und Kreide auf Papier, 103 x 148 cm, Zentrum, Bern, Schenkung Livia Klee

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24 KUNSTVERMITTLUNG Tel +41 (0) ZENTRUM PAUL KLEE Monument im Fruchtland Bern Tel +41 (0) info@zpk.org ÖFFNUNGSZEITEN Di So 10:00 17:00