Staudenpflanzungen im öffentlichen Grün

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1 Matrialien zum Seminar Staudenpflanzungen im öffentlichen Grün Datum Bildungsstätte Gartenbau Büro Christian Meyer Gießener Straße 47 Bleibtreustraße Grünberg Berlin Tel Tel Fax Fax info@bildungsstaette-gartenbau.de info@buero-christian-meyer.de Seite 1

2 1. Besonderheiten der Staudenverwendung im öffentlichen Raum Vergleich: Stauden zu Gehölzen - größere Dynamik über die Jahre - jahreszeitlich stark unterschiedliche Vegetationsbilder - Winteraspekt weniger dementsprechend, was der Bürger als gepflegt empfindet - leichte Zerstörbarkeit, aber schnellere Generierung - geringerer Aufwand bei notwendigen Korrekturen Probleme des öffentlichen Grüns Standort: - starker Nutzerdruck (Tritt, Hundekot, Müll, Vandalismus, etc.) - Stress für Vegetation aufgrund Mangel (Wasser, Licht, etc.) - oder: Stress aufgrund Überfluss (Nährstoff, Wärme, etc.) Pflege: - häufig unzureichend ausgebildete Pflegekräfte - fehlendes Verständnis für Naturzusammenhänge - kein geschultes Auge für ästhetische Mängel allgemeine Wahrnehmung / Politik: - Geld für Neuanlagen vorhanden, für die Erhaltung eher selten - auch Gehölzflächen werden wenig / schlecht gepflegt - Es wächst doch alles von alleine Haltung Seite 2

3 Erwartungen an die Pflanzung: - muss in recht kurzer Zeit (z.b. innerhalb eines Jahres) ansehnlich aussehen - soll pflegearm sein und keine Kosten verursachen Für erfolgreiche Pflege ist notwendig - Fachwissen und Interesse - Einfühlungsvermögen und Sensibilität - gute gärtnerische Fähigkeiten und körperliche Fitness Kurz: Die Pflege und Erhaltung von Staudenpflanzung ist durch die gärtnerische Elite zu erfolgen! Seite 3

4 2. Ziel: Dauerhafte Pflanzungen. Aber, was bedeutet dauerhaft? - die ästhetische Idee bleibt über Jahre erhalten - die Artenzusammensetzung ändert sich nicht - die Artenzusammensetzung ändert sich, die Pflanzung bleibt aber als Ganzes funktionierend Vielfalt ist die Vorraussetzung für die Dauerhaftigkeit einer Staudenpflanzung. Die Natur ist stets Vorbild der Gestaltung. Monokulturen kommen in dieser nur an Extremstandorten vor (z.b. Hochmoore, Sanddünen, Schild u.a.). 3. Mögliche Pflanzmethoden für dauerhafte Lösungen Bodendeckende Pflanzungen - Unterdrückung von Unkraut durch Dichte - funktioniert kaum an sonnenexponierten Standorten; hier `Oehme-Pflanzungen` als mögliche Alternative - nur wenige Arten sind dafür geeignet - Gesamteindruck ist durch flächige Bepflanzung eher monoton - wenig Dynamik Pflanzungen nach Lebensbereichen (s. Hansen & Stahl, 1981) - Pflanzenauswahl nach Standortgegebenheiten Seite 4

5 - Struktur in der Pflanzung (Leitstauden, Geselligkeitsstufen, etc.) - Dynamik innerhalb der Pflanzung erwünscht - naturnahe Wirkung trotz ästhetischer Prinzipien - Pflegebegleitung durch den Planer notwendig, da hier gute Pflanzenkenntnisse erforderlich sind Mischpflanzungen - Versuch standortangepasster Module - detaillierte Pflanzplanzung nicht erforderlich, für die Zusammenstellung der Arten ist aber Fachkenntnis notwendig - naturhafte Wirkung, diffuse Ordnung - Definition ästhetischer Ziele ist notwendig für die Pflege Wiesen - Wiesengesellschaften durch Aussaat - Artenauswahl ist nach Standort vorzunehmen - maschinelle Pflege - Mahd Ende Juni verursacht eine Lücke in der ästhetischen Wirksamkeit - wird von der Allgemeinheit positiv aufgenommen Hochstauden- oder Präriepflanzungen - Vorbild sind die natürlichen Graslandschaften Nordamerikas - potentiell ist eine extensive Bewirtschaft möglich - bisher nur wenige Pflegeerfahrungen vorliegend - unterschiedliche Typen für unterschiedliche Standorte möglich Seite 5

6 - Blühaspekte schwerpunktmäßig in der zweiten Jahreshälfte, daher sind Geophyten im Frühjahr sehr wichtig - naturnahe, dynamische Wirkung 4. Beispielhafte Konzeption einer dauerhaften Staudenpflanzung im öffentlichen Bereich Planung Ziel à Möglichst geringer Pflegeaufwand Neben der möglichst exakten Standortbestimmung sollte bei der Artenauswahl besonders Wert auf die Langzeitwirkung der Pflanzen gelegt werden. Der Bestand sollte auch ohne viele kosmetische Eingriffe bis zum Räumschnitt im Frühjahr stabil und attraktiv bleiben. Dies ist z.b. bei zahlreichen Frühjahrs- und Frühsommerblühern selten der Fall die Schere muss es richten! Deshalb: - kein Einsatz von Remontierstauden - nur punktueller Einsatz von Frühjahrsblühern über die Gesamtfläche verstreut, so dass sie später, auch ungeschnitten nicht ins Auge fallen Seite 6

7 Eine Hand voll frühjahrsblühender Gehölze (wie Hamamelis, Viburnum, Amelanchier) kann die Fläche strukturieren und mit frühjahrsblühenden Geophyten für ein reiches Bild sorgen. Die Sommerstauden sollten mit Drifts aus Gräsern (z.b. Molinia arundianacea `Windspiel`) ergänzt werden. Die verschiedenen Wuchs- und Blütenformen der Sommerstauden sollten auf kontrastreiche Weise kombiniert werden. Um dem Unkraut möglichst wenig Chancen zu geben, erweisen sich Arten von über 80 cm als vorteilhaft. Großflächige Drifts von 8-12 m 2 je langlebiger Art sind vorstellbar und im Sinne einer großzügigen Geste bzw. auch leichteren Pflege erstrebenswert. Die Kombination mit weiteren Gehölzen ist gut vorstellbar, z.b. Hydrangea arborescens mit Bistorta amplexicaule und Anemone hybrida. Es sollte nicht zu dicht gepflanzt werden. Bis die Pflanzung eingewachsen ist, können kurzlebige Schnellentwickler (z.b. Digitalis purpurea oder Hesperis matronalis) oder Sommerblumen wie Cosmos, Ammi oder Cleome in den ersten Jahren als temporäre Lückenfüller dienen. Seite 7

8 Die Pflanzflächen sind in einem zu bewältigendem Umfang anzulegen und die Beettiefen pflegbar zu bemessen. Seite 8

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10 Die Skizzen zeigen die Blühverteilung im Jahresverlauf. Es ist ratsam, die Blütenvielfalt im Jahresverlauf ansteigen zu lassen, da Spätblüher länger sauber aussehen. Pflanzenauswahl Winteraspekt Gehölze, z.b. Amelanchier lamarckii (Habitus) Hamamelis mollis (Habitus, Blüte) Viburnum x bodnantense (Blüte) Viburnum farreri (Blüte) Seite 10

11 strukturstabile Gräser, z.b. Calamagrostis x acutiflora `Karl Foerster` Miscanthus sinensis in Sorten Pennisetum alopecuroides `Hameln` Frühjahrsaspekt Stauden (nur punktuell zwischen Sommerblühern einstreuen), z.b. Aquilegia vulgaris Geranium sylvaticum Lunaria rediviva Stauden (eher flächig unter Großstauden bzw. zu frühjahrsblühenden Gehölzen oder linear zwischen Sommerblühern, kombiniert mit Kleinzwiebeln), z.b. Helleborus x orientalis Hybride Phlox divaricatus in Sorten Primula elatior (Wildform) Pulmonaria rubra Geophyten, z.b. Chionodoxa luciliae Crocus tommasinianus Narcissus in Sorten Scilla siberica Seite 11

12 Tulipa in Sorten Sommer- & Herbstaspekt Stauden, z.b. Aconogonum fennicum `Johanniswolke` (Dauerblüher, Solitärstaude > 1,8m) Agerantina rugosum `Chocolate` (bis zur späten Blüte sauber ) Anemone hybrida - Sorten (Farbträger) Artemisia lactiflora `Elfenbein` (> 1,4 m, blüht ab Ende Juni ohne Ende) Aruncus Hybride `Horatio` (strukturstabil, interessanter Habitus + Fruchtstand, > 0,9 m) Aster macrophyllus (bis zur späten Blüte sauber, Blütenmassen) Aster macrophyllus - Hybride `Twilight`(Farbträger) Astilbe chinensis `Purpurlanze` (strukturstabil, interessanter Fruchtstand, Farbträger) Bistorta amplexicaule in Sorten (Dauerblüher, Farbträger) Seite 12

13 Campanula lactiflora `Loddon Anne (Farbträger) Coreopsis tripteris (stabil, aber graziler Habitus, > 1,8 m) Geranium `Patricia` oder `Rozanne (Dauerblüher, Farbträger) Heuchera villosa `Autumn Bride` (bis zur späten Blüte sauber, gute Bewertung in Sichtung) Hosta in Arten und Sorten Kalimeris incisa `Blue Star` (bis zur späten Blüte sauber, Blütenmassen) Lysimachia clethroides (strukturstabil, interessanter Fruchtstand und Herbstfärbung) Monarda Hybride `Squaw` (Farbträger, gesunde Sorte) Nepeta sibirica (Farbträger) Phlox amplifolia und P. paniculata (Farbträger) Stachys monnieri `Hummelo` (strukturstabil, interessanter Fruchtstand) Seite 13

14 Tanacetum macrophyllum (strukturstabil, interessanter Fruchtstand) Veronicastrum virginicum in Sorten (strukturstabil, interessanter Fruchtstand) Bei der Pflanzenauswahl ist unter dem Aspekt Pflege zu berücksichtigen, dass zuverlässige und pflegeleichte Arten und Sorten gewählt werden.... auf Arten mit speziellen Ansprüchen verzichtet wird.... horstartige und standorttreue Arten vorzuziehen sind.... standfeste und strukturstabile Arten bevorzugt werden.... immergrüne Arten mit einbezogen werden.... spät austreibende Arten nicht allein gelassen werden. Seite 14

15 5. Anlagen Staudenrabatten am Savignyplatz, Berlin Seite 15

16 Staudenpflanzungen auf der Landesgartenschau Rathenow 2006 Seite 16

17 Bepflanzung Sundpromenade, Stralsund Seite 17

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