Passivhaus Objektdokumentation

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1 Passivhaus Objektdokumentation Doppelhaus- Hälfte in Fót, Ungarn Verantwortlicher Planer: Dipl.- Ing. Arch. Judit Sigray Mitglied des IG Passivhaus Deutschland Sigray + Partner Architekturbüro H Budapest, Tas v. u. 5. Tel: Dieses Doppelhaus wurde für zwei verwandte Familien im Baugebiet Fótliget der Stadt Fót (Ungarn) errichtet. Es handelt sich um einen zweigeschossigen Gebäudeteil für das junge Ehepaar mit zwei Kindern und einen eingeschossigen Gebäudeteil für die Eltern der Bauherren. Der zweigeschossige Gebäudeteil erfüllt die Kriterien eines Passivhauses. Das Doppelhaus wird seit August 2009 von beiden Familien bewohnt. Die Zertifizierung als Passivhaus hat das Gebäude im Jahre 2010 erhalten. Besonderheiten: Mineraldämmung am Dachboden, Schalungsstein Wand- System U-Wert Außenwand U-Wert Boden U-Wert Dach U-Wert Fenster 0,09 W/(m²K) 0,11 W/(m²K) 0,08 W/(m²K) 0,73 W/(m²K) 1 PHPP Jahres- Heizwärmebedarf PHPP Primärenergie 15 kwh/(m²a) 106 kwh/(m²a) Wärmerückgewinnung 81,7 % Drucktest n 50 0,53 h -1

2 1 Kurzbeschreibung des Passivhauses in Fót, Ungarn Zwei verwandte Familien haben den Auftrag zur Planung 2008 an das Architekturbüro Sigray + Partner erteilt. Das junge Ehepaar wollte ein zweigeschossiges Haus mit etwa 150 m 2 Wohnflächen planen lassen. Der Planungswunsch der Eltern war ein eingeschossiges Haus mit etwa 70 m 2 Wohnfläche. Die zwei Wohnbereiche sollten in einem Doppelhaus realisiert werden. Das junge Ehepaar wollte ein Passivhaus, die Eltern ein Niedrigenergiehaus. Vorgegeben war auch die Lage des zwei- und des eingeschossigen Gebäudeteils. Trotz der nicht vorteilhaften Orientierung des Grundstückes bestand der eindeutige Wunsch der Bauherren das zweigeschossige Gebäude als Passivhaus zu planen und zertifizieren zu lassen. Die energetischen Vorteile eines Doppelhauses und dessen kompakte Form haben sehr bei der Planung geholfen. Jedoch mussten die Garagen ( wegen der Bauvorschriften ) ein Stück in das Gebäude integriert werden. Deswegen musste im Erdgeschoss die Gebäudeform angepasst werden. Es gelang jedoch die Trennung der Garage von der thermischen Hülle bei allen Details zu erreichen. Die Familie hat schon die Erfahrungen ihres ersten Winters im Haus gesammelt. Die Heizkosten, ja, sämtliche Nebenkosten haben die Erwartungen erfüllt, d.h., die Ergebnisse, die die PHPP Berechnung vorgab wurden durch die Messergebnisse bestätigt. Bei der Planung war als besondere Aufgabe vorgegeben, zwischen den zwei Haushälften eine Dachterasse zu planen. 2

3 2 Ansichtsfotos des Passivhauses in Fót, Ungarn Außenfotos Aufnahme Doppelhaus Fót von der Straße /von Süden/ ; die Garagen sind ausserhalb der thermischen Hülle. Teilweise über der Garage und über dem eingeschossigen Haus, zwischen den zwei Gebäudeteilen gelegen, gibt es eine Dachterasse. Passivhaus- Hälfte Fót, Ansicht von Südwesten: An der westlichen Seite ist der Eingang zu der Passivhaus Hälfte. Gut erkennbar ist die kompakte Form des Passivhauses. 3

4 Innenfotos Die Innenaufnahme vom Wohnzimmer und vom Flur. Im Wohnzimmer sind die Passivhaus Fenster nach Süd-West, und nach Norden-West orientiert. Die Nord-West orientierten Passivhaus Fenster geben die direkte Verbinung in den Garten. Im Obergeschoss befinden sich die Schlafzimmer und ein großzügiger Flur, der nach Süden und Süd-Westen orientiert ist. 4

5 3 Schnitt des Passivhauses in Fót, Ungarn Querschnitt durch die Passivhaus-Hälfte Fót. Gut erkennbar ist die rundum geschlossene thermische Hülle mit jeweils einer dicken Wärmedämmung. Die Garage ist termisch abgetrennt und nicht geheizt. Konstruktionen: Wand: Schalungstein 50 cm, Grafit Polystirol Dämmung : 35 cm Bodenplatte: Stahlbetonplatte: 25 cm, darunter: XPS Dämmung: 30 cm Steildach/ Dachboden: 50 cm Mineralwolle Technik: Das Lüftungssystem ( Paul Santos ) bedient beide Gebäudeteile, zusätzlich wurden Erdreichwärmetauscher zur Frostfreihaltung vorgesehen. Beheizung erfolgt durch die Zuluft. Die Ergänzung bei der Heizung funktioniert mittels einer Wärmepumpe (Boden Heizung). Warmwasser wird durch die Wärmepumpe produziert. 5

6 4 Grundrisse des Passivhauses in Fót, Ungarn Erdgeschoss. Energiebezugsfläche nach PHPP insgesamt: 133 m 2. Die Garage ist termisch abgetrennt, musste jedoch auf Grund von Bauvorschriften ein wenig in die Wohnfläche integriert werden. Beim Übergang zwischen der Garage und der geheizten Wohnung wurde eine Passivhaus Tür eingebaut. Die Bauherren wollten die Terasse nicht in Richtung Straße öffnen, deshalb musste das Wohnzimmer auch Nord-West orientierte Fenster bekommen. Der intime Garten wurde hinter dem Haus geplant. Die Türen des Wohnzimmers weisen nach Nordwesten. Die großen Wohnzimmerfenster liegen im Südwesten. Der Nachteil der nördlichen Verglasung der Türen wird durch die kompakte Form und den energetischen Vorteil des Doppelhauses kompensiert. 6

7 Obergeschoss. Im Obergeschoss befinden sich Schlafzimmer, Kinderzimmer, Bad, Waschraum und die Verbindung zur Dachterasse. Die Schlaf -und Kinderzimmer haben eine vorteilhafte Orientierung nach Südwesten. 7

8 Konstruktionsdetails der Passivhaus-Hülle und -Technik des Passivhauses in Fót, Ungarn 4.1 Konstruktion der Bodenplatte Detail Bodenplatte Das Doppelhaus wurde im Schalungsstein-System gebaut: Es gibt ein spezielles Element für den Mauersockel. So konnte die konstruktiv bedingte Wärmebrücke vermieden werden. Unter der Fundamentplatte liegen Wärmendämmungsplatten (Styrodur) in drei Schichten. Die Dicke der Dämmstoffplatten beträgt 30 cm. Darunter befindet sich die Kiesfüllung. Beide Fotos zeigen das spezielle Mauersockelelement während der Ausführung. Aufbau der Bodenplatte: Boden - Platte Gewachsener Boden, Trennungsfilz, Kiesfüllung, 30 cm Styrodur Wärmedämmplatten, 25 cm Stahlbeton-Fundamentplatte, einlagige Bitumenabdichtung, 4 cm Trittschalldämmung, Trennungsfolie, 2 cm Stäbchenparkett / geklebt U-Wert 0,11 W/(m²K) 8

9 4.2 Konstruktion inkl. Dämmung der Außenwände Detail: Außenwand. Das spezielle Element der Schalungssteinwand besteht aus 5 cm Innendämmung / EPS Grafit, 15 cm Betonkern und 30 cm Aussendämmung / EPS Grafit. Die zwei Wärmedämmschichten werden durch spezielle Kunststoffträger miteinander verbunden. Sie funktionieren als Schalung. Die in der Regel 50 cm dicke Schalungsstein-Wand ist innen mit Gipsputz versehen, um ein besseres Brandverhalten zu erreichen. Außen wurde Silikonputz verarbeitet. Der U-Wert der Wand beträgt 0,09 W/(m²K). Rechts oben: Das Foto zeigt das spezielle Wand- Element. Die Elemente werden ohne Fugenmassen verlegt.unten rechts: Die geschosshohe Wand ohne Betonkern musste gestützt werden. Zuerst wird die Wand gemauert und bewehrt und danach wird die Lücke zwischen den EPS-Schichten mit Transportbeton ausgefült. Außenwand Baucell Schalungsstein: 5 cm Innen EPS Grafit, 15 cm Betonkern, 30 cm außen EPS Grafit, beidseitig verputzt 9 U-Wert 0,09 W/(m²K)

10 4.3 Konstruktion inkl. Dämmung des Daches Detail: Dachboden Der Dachboden ist aus Stahlbeton, der die Aufgabe der Luft- und Dampfabdichtung erfüllt. Darauf wurde Mineraldämmung auf Grund der PHPP-Berechnung in der Dicke vom 50 cm verlegt.. Die Fußpfette ist gedoppelt und angehoben, um mehr Dämmung zwischen dem Boden und den Sparren zu erreichen. So werden die Wärmebrücken vermieden. Dach Spachtelung, 18 cm Stahlbeton, 50 cm Mineraldämmung U=0,08 W/(m²K) 10

11 4.4 Fensterschnitte inkl. Einbauzeichnung Details Fenster Das verwendete Dreifach-Verglasungs-Fenstersystem ist ein Kunststoff Fenster (in der Abbildung oben links ist ein anderer Fensterrahmen dargestellt). Der Fenstertyp ist Actual, Matrix Hybrid. Die Rahmen sind mit EPS gedämmt und haben fünf Kammern, der U-Wert des Rahmens ist 0,93 W/(m 2 K). Die Dreifachverglasung hat einen U-Wert von 0,5 W/(m 2 K). Der Verbund zwischen den Scheiben ist Silikon. Die Gasfüllung ist Krypton. Die Fenster wurden an der Außenseite des Betonkerns befestigt. Die Außendämmung wurde in einer Stärke von 3-4 cm um den Fensterrahmen gezogen. Beim Einbau des Fensters wurden luftdichte Folien der Fa. Illbruck verbaut. Daten zum Fenster Fenster Dreifach-Wärmeschutzglas mit Kryptonfüllgas.Kunststoffrahmen mit fünf Kammern, zum Teil mit EPS gedämmt U=0,73 W/(m²K) 11

12 Die luftdichte Hülle In dem ganzen Gebäude gibt es eine ununterbrochene luftdichte Ebene. Die luftdichte Ebene befindet sich raumseitig der Dämmung. Die geputzen Wände, die Beton- und Stahlbeton-Platten (Stahlbeton- Bodenplatte, und Stahlbeton Dach-Platte) bilden die ununterbrochene luftdichte Hülle. Die Passivhaus-Fenster und Türen wurden mit speziellem Butylband luftdicht eingebaut. Die elektrischen Einschlüsse wurden luftdicht während der Bauphase installiert. Die Materalien und Anschlussdetails wurden sehr sorgfältig bearbeitet um die geforderte Luftdichtheit zu gewährleisten. Baukosten Die Baukosten betrugen rd Euro /m 2 (Wohnfläche). Blower Door Ergebnisse Dokumentation des Drucktestergebnisses Der Drucktest wurde nach Fertigstellung der luftdichten Hülle am durchgeführt. Drucktestergebnisse vom für das Passivhaus in Fót, Ungarn: Messung V 50 m 2 /h 50 Pa-Drucktestluftwechsel n 50 h -1 Unterdruck 307 0,54 Überdruck 294 0,52 Durchschnitt 301 0,53 Drucktest Ergebniss: 0,53. 12

13 5 Lüftungsplanung Kanalnetz Im Doppelhaus wurden zwei Lüftungsanlagen eingesetzt. Der Technikraum befindet sich im Erdgeschoss. Um die Lüftungsverluste stark zu reduzieren, wurde eine Lüftungsanlage mit mehr als 80 % Wärmerückgewinnung in dem Passivhausgebäudeteil eingesetzt. Der Typ der Lüftungsanlage ist Paul Santos 370. Ein Erdwärmetauscher wurde eingebaut, um in der Heizperiode die Außenluft vorzuwärmen bzw. im Sommer vorzukühlen. Gleichzeitig wird so im Winter das Einfrieren des Wärmetauschers verhindert. Zulufträume sind alle Hauptaufenthaltsräume: Arbeitszimmer, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Esszimmer im Erdgeschoss. Ablufträume sind Bäder, Dusche, Kammer, WCs und die Küche. Weil die Innentüren ohne Schwelle eingebaut wurden, kann die Überströmung durch einen Überströmspalt unter den Türen erfolgen. Das Lüftungskanalnetz läuft unter der Decke und wurde mit Gipskartonplatten verdeckt. Die Leitungsführung des Rohrnetzes ist kurz und direkt. Das Lüftungskanalnetz im Passivhaus in Fót, Ungarn. In orange sind die Zuluftkanäle, in grün die Abluftkanäle dargestellt. 13

14 Fotos: Technikraum (links) Ausbau (rechts) Die verwendete Lüftungsanlage und das Lüftungskanalnetz. Die Aufnahme links zeigt den Technikraum mit der Anlage Paul Santos 370. Rechts zeigen die Fotos das Kanalnetz unter dem Bau. 14

15 6 Zertifizierte PHPP - Berechnung PHPP-Dokument des Passivhauses Fótliget. Die Passivhaus-Zertifizierung wurde vom Energie Planer Team ausgestellt 15

16 Diagram des relativen Anteils des Transmissions-Wärmeverlustes. 16