Krank durch die eigenen vier Wände

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1 KRAN K DURC H DIE EIGENEN V IER WÄN DE Krank durch die eigenen vier Wände Nicht immer ist das Wetter schuld daran, wenn uns Kopfschmerzen, Heuschnupfen oder Schlafstörungen plagen. Gesundheitsbeeinträchtigungen durch Schadstoffe im Wohnbereich und am Arbeitsplatz sind nicht selten die Ursache für eine Vielzahl von zum Teil gravierenden Krankheitssymptomen. Innenraumanalyse 8 Unangenehme Gerüche, Schwermetalle, Schimmelpilze oder Bakterien können aus dem Verborgenen den Bewohnern eines Wohnraumes das Leben schwer machen. Umso besser ist es, wenn die Verursacher der Beschwerden gefunden und das Haus oder die Wohnung gezielt saniert werden kann. Mithilfe einer Innenraumanalyse können vorhandene gesundheitsschädliche Substanzen ausfindig gemacht werden. Nach einer erfolgreichen, gezielten Sanierung klingen die Krankheitsbeschwerden häufig wieder ab.

2 GESUNDHEITLICHE RISIKEN DURCH WOHNGIFTE Gesundheitliche Risiken durch Wohngifte Gemäß den Richtlinien der Energieeinsparverordnung (EnEV) werden heutzutage die Gebäudehüllen immer dichter ausgeführt. Das hat zur Folge, dass der bislang stattgefundene Luftaustausch durch undichte Gebäudestellen (die sogenannte Fugenlüftung) ausbleibt. Schadstoffausdünstungen aus Bauteilen und Einrichtungsgegenständen wie Fenstern, Möbeln oder Teppichen werden nicht mehr automatisch weggelüftet, sondern reichern sich bei fehlendem Luftaustausch in den Räumen an. Hier besteht für Bewohner die Gefahr eine sogenannte Umwelterkrankung zu erleiden. Je nachdem wie stark oder wie giftig der Reiz ist, und wie lange die gesundheitsschädliche Substanz in der Luft verbleibt, kann das Befinden der Bewohner in Mitleidenschaft gezogen werden. Letztendlich entscheidet deren körperliche Verfassung und Empfindlichkeit über das Ausmaß der Gesundheitsschädigung. Angefangen bei simplem Schnupfen über Asthma, gereizten Augen, Schlafstörungen, Neurodermitis oder auch Angstzuständen es gibt eine ganze Palette von Krankheitsbildern, die durch Schadstoffe in Innenräumen verursacht werden können. Produkte, die zwar mit Prädikaten wie Teppichboden schadstoffgeprüft oder Wollsiegel versehen sind, sind aber trotzdem nicht unbedingt als gesund einzustufen. Oft können so gekennzeichnete Produkte mit Insektiziden belastet sein, die gesundheitlich bedenklich sein können. Auch zwei scheinbar harmlose Stoffe können wenn sie aufeinandertreffen und miteinander reagieren eine Gefahr für die Gesundheit werden. Als typische Wohngifte gelten: Text auf CD-ROM Ausmaß der Schädigung Gekennzeichnete Produkte Staub und Schimmelpilzsporen, Kohlenmonoxid, radioaktives Radongas (Regionen spezifisch), Formaldehyd, flüchtige organische Verbindungen (VOC), schwer flüchtige organische Verbindungen, Biozide, aromatische Kohlenwasserstoffe, Asbest- und Mineralfasern. 9

3 KRANK DURCH DIE EIGENEN VIER WÄNDE Expertentipp Schadstofftest selbst durchführen! Sie können mithilfe eines Heimtests aus der Apotheke einen möglichen Formaldehydgehalt oder andere giftige Substanzen bei Ihnen zu Hause in der Luft messen. Diese Schnelltester sind einfach in der Handhabung und zeigen unmittelbar nach der Messung bereits das Ergebnis an. Je nachdem welchen Schadstoff Sie messen möchten, erhalten Sie in der Apotheke den entsprechenden Schnelltest dafür. So ein Test ist zwar nicht hundertprozentig genau, aber einen Anhaltspunkt kann er durchaus liefern. Die Preise für solche Schnelltests liegen zwischen 20 und 40. Wer absolute Gewissheit haben möchte, sollte einen Spezialisten hinzuziehen und eine Raumluftanalyse durchführen lassen. Die Kosten dafür liegen bei etwa Wenn Staub und Schimmel krank machen Biologische Schadstoffe Staub in der Wohnung ist kaum zu vermeiden. Grober Staub ist recht harmlos, da er beim Einatmen bereits von den Härchen in unserer Nase gefiltert und beim Ausatmen wieder ausgestoßen wird. Problematisch dagegen sind die sogenannten lungengängigen Stäube, die allerhand Schadstoffe transportieren können, wie etwa Milbenkot, Viren, Rauch oder auch Formaldehyd. Diese Stäube sind so fein, dass sie bis in die Lunge gelangen und dort Gesundheitsschäden auslösen können. Biologische Schadstoffe dagegen lieben es feucht und warm. Vor allem wenn keine regelmäßige Wohnraumlüftung erfolgt, entsteht ein Klima, in dem sich Schimmelpilze ansiedeln und vermehren können. Nicht selten führen Schimmelpilzsporen in der Raumluft zu allergischen Reaktionen bei den Bewohnern. Mögliche gesundheitliche Probleme können sein: Reizungen von Haut, Augen und Atemwege, Asthmasymptome, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder auch rheumatische Beschwerden. 10

4 UMWELTBEDINGTE KRANKHEITEN Umweltbedingte Krankheiten Auch außerhalb unseres Wohnbereichs sind wir tagtäglich Umweltgiften ausgesetzt. Ob auf der Straße oder im Büro Chemikalien, Lärm und Abgase können auf Dauer unsere Gesundheit fühlbar beeinträchtigen. Lang anhaltender Lärm schädigt nicht nur unser Gehör. Er kann zu Stresssymptomen führen, zu erhöhtem Blutdruck und sogar zu Depressionen. Chemikalien oder Schimmelpilzsporen in der Raumluft von Gebäuden können zum sogenannten Sick-Building-Syndrom (SBS) und Building-Related-Illness (BRI) führen. Häufig treten diese Krankheitsbilder in Gebäuden auf, die künstlich belüftet werden. Beide Krankheiten äußern sich unter anderem durch Müdigkeit, Schwindel und Konzentrationsschwäche. Ein paar Stunden nach Verlassen dieser Räume klingen die Beschwerden wieder ab. Was genau diese Syndrome verursacht, konnte bis heute noch nicht abschließend geklärt werden. Beim Sick-Building-Syndrom klagen die Betroffenen zudem über Kopfschmerzen, Reizung der Schleimhäute und andere Symptome. Im Gegensatz zum Sick-Building-Syndrom liegt bei der Building- Related-Illness ein klinisches Krankheitsbild vor. Symptome wie erhöhte Temperatur, Muskelschmerzen oder Atemnot werden durch den Besuch eines bestimmten Gebäudes ausgelöst und können auch nach dem Verlassen ein paar Tage anhalten. Mediziner vermuten, dass schlechtes Raumklima durch unzureichende Lüftung, Schadstoffausdünstungen oder Schimmelpilze in der Raumluft die Symptome auslösen. Zu ähnlichen gesundheitlichen Beschwerden kommt es beim Holzschutzmittel-Syndrom (HSMS) und bei der Multiple-Chemical- Sensitivity (MCS). Das Holzschutzmittelsyndrom fängt recht harmlos mit Unwohlsein an und entwickelt dann schleichend seine schädigende Kraft. Nach längerem Kontakt mit dem gesundheitsschädlichen Schadstoff kommt es zu Organerkrankungen und vegetativen Störungen. Als Krankheitsverursacher sind die in Holzschutzmitteln enthaltenen Pestizide PCP (Pentachlorphenol) und Lindan identifiziert und daraufhin verboten worden. Doch auch Gesundheitsschädigungen durch biozide Ersatzstoffe in Holzschutzmitteln wurden mittlerweile beobachtet. Multiple-Chemical-Sensitivity, kurz MCS, ist eine Intoleranz gegenüber einer Vielzahl von Stoffen. Die Symptome werden Sick- Building- Syndrom Building- Related- Illness Holzschutz- mittel- Syndrom 11

5 KRANK DURCH DIE EIGENEN VIER WÄNDE Multiple- Chemical- Sensitivity bereits durch geringste Konzentrationen von Triggerchemikalien, wie beispielsweise Lösemittel, Desinfektionsmittel oder Formaldehyd, ausgelöst. Der Krankheitsverlauf ist unspezifisch und kann von anfänglichem Unwohlsein bis hin zu schweren und bedrohlichen Krankheitszuständen, wie Hirnödemen oder eingeschränkter Lungenfunktion führen. Zu finden sind diese Stoffe fast überall in unserer Umgebung: in Bodenbelägen, Putzmitteln, Kunststoffen und Ähnlichem. Allergische Reaktionen auf Umweltgifte äußern sich nicht selten durch Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit. Wann ist ein Haus gesund? Optimales Raumklima Das Wohnklima ist entscheidend dafür verantwortlich, ob wir uns in unserem Haus oder in unserer Wohnung wohlfühlen. Für das gesunde und angenehme Wohnklima spielen vier, sich gegenseitig beeinflussende Faktoren eine wichtige Rolle: e Raumtemperatur, r Luftfeuchtigkeit, t Frischluft, u Elektrik. 12

6 WANN IST EIN HAUS GESUND? Untersuchungen bringen es ans Licht: Der Mensch hält sich am liebsten in Räumen mit einer durchschnittlichen Raumtemperatur von C auf. Doch muss nicht in allen Zimmern die gleiche Temperatur herrschen, um ein gesundes Umfeld zu schaffen. Als optimale Raumlufttemperatur für Aufenthaltsräume, Küchen und Badezimmer werden vom Institut für Baubiologie Neubeuern Werte zwischen C empfohlen. In Schlafzimmern und Werkstätten sollten die Temperaturen zwischen C liegen. Dagegen können Treppenhäuser beinahe unbeheizt bleiben, wenn sie nicht kälter als 10 C werden. Zu einem guten Raumklima zählt auch eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent. Die relative Luftfeuchtigkeit gibt an, wie viel Prozent Wasserdampf in der Luft enthalten ist. Sie ist mitverantwortlich für die Behaglichkeit im Wohnraum und sollte nicht weniger als 30 Prozent betragen, da dies zu Reizungen der Augen und Schleimhäute führen kann. Außerdem fördert eine zu geringe Luftfeuchtigkeit die Entstehung elektrostatischer Aufladungen. Alles was über 60 Prozent Luftfeuchtigkeit liegt wird als unangenehm schwül empfunden. Ein weiterer wichtiger Aspekt unseres Wohlbefindens ist unsere Körpertemperatur. Wenn diese etwa C beträgt, fühlen wir uns am behaglichsten. Die Temperatur der Umgebung ist dabei immer niedriger als die Temperatur unseres Körpers. Deshalb gibt der Mensch durch Abstrahlung ständig Wärme an die umgebende Luft und an den Boden ab. Ist die Umgebungstemperatur allerdings zu niedrig, verliert der Mensch zu viel Wärme und friert. Sitzt man beispielsweise in der Nähe einer kalten Außenwand, beginnt man zu frösteln, denn durch die kalte Wand wird der sitzenden Person Wärme entzogen. Durch kalte Wände wird somit das behagliche Wohlgefühl reduziert. Hohe Oberflächentemperaturen der Bauteile reduzieren den Wärmeverlust des Körpers über Strahlung: bei einer Wandtemperatur von 20 C wird eine Lufttemperatur von 17 C noch als angenehm empfunden. Die Wohlfühltemperatur hängt somit auch von einer dichten Baukonstruktion ab, denn ein Temperaturunterschied zwischen Wandoberfläche und Raumluft kann zu einer Luftbewegung führen. Luftfeuchtigkeit Gute Raumtemperatur Körpertemperatur 13