Eine Wanderwoche auf Mallorca im Schnee

Transkript

1 ASTRID PRINZESSIN ZU STOLBERG-WERNIGERODE E Binissalem, C/de Sa Goleta, 73, Tel: Mailto: Info: Eine Wanderwoche auf Mallorca im Schnee Tagebuch vom 29. Januar bis 5. Februar 2012 Sonntag, 29. Januar 2012: Ich habe eine Wandergruppe, bestehend aus 12 Frauen, wir wollen auf den Sa Gubia... es regnet ohne Ende. Nach einem Kaffee im "Can Penasso" hört es auf zu regnen, wir entscheiden uns für einen Aufstieg, kommen auf halber Strecke in die ersten kleinen Schneefelder, es ist kalt, nass und windig, die Schneefallgrenze liegt bei ca. 400 Metern... wir kehren um und freuen uns trotz allem über ein paar Schritte in der Natur. Montag, 30. Januar 2012: Die 3 tägige Tour von Hütte zu Hütte ist schon länger geplant... so starten wir am Nachmittag von Caimari auf der Wanderroute Gr 222 zum Kloster Lluc inmitten des Tramuntana-Gebirges. Als wir die Straße überqueren kommen uns unzählige Autos mit Schneemännern auf der Motorhaube entgegen ;-). Im Refugio Son Amer sind wir die einzigen Gäste, bekommen vor einem gemütlichen Holzofen eine heisse Suppe, ein halbes Hähnchen mit Ofenkartoffeln und eine Flasche Rotwein... nach einer ruhigen Nacht und einem heißen Kaffee starten wir unsere längste Etappe. Refugio Son Amer

2 Dienstag, 31. Januar 2012: Das erste Ziel ist der ca 1200 Meter hohe Puig Galileu. Von dort hat man einen gigantischen Panoramablick auf die verschneite Landschaft: auf die steil abfallenden Felsen der Rückseite des Massanella, auf den Tomir, bis in die Schlucht des Torrent de Pareis und zu den Bergen bei Arta, am Horizont schwach zu erkennen ist die Nachbarinsel Menorca. Der Himmel ist noch tiefblau und der frische, ca. 30 cm hohe Schnee gibt einem nicht das Gefühl von Mallorca, wenn da nicht das Meer am Horizont wäre ;-) Das nächste Ziel ist der Sattel des Coll des Prat, ebenfalls 1200 Meter hoch. Dort erleben wir sehr authentisch welchen Sinn die Schneehäuser in den Bergen hatten. Vor den Zeiten der Elektrizität wurde dort Schnee gesammelt, gut isoliert abgedeckt. Im Sommer wurde dann dieser Schnee, inzwischen zu Eis verdichtet, ins Tal befördert und an wohlhabende Haushalte zur Kühlung von Lebensmitteln verkauft. Wir hätten viel Schnee sammeln können... dann zieht der Himmel langsam zu, wird weiß, leider kann man jetzt nicht mehr so gut fotografieren... Der geplante Kletteraufstieg an der steilen Westseite scheitert an dem kniehohen Schnee und den vereisten Felsen... zu gefährlich und wir verlieren viel Zeit durch das Laufen im Schnee.

3 Wir gehen weiter den Comellar des Prat bergab, treffen auf den Rundweg um den Tossals und gehen an der Wasserrinne, die die beiden Stauseen verbindet. Die Landstrasse am Cuber-Stausee ist mehr oder weniger frei, die Parkplätze überfüllt, wieder bauen die Leute Schneemänner auf den Motorhauben oder am Straßenrand. Wir treffen nach ca. 20 km an unserem Etappenziel, der kleinen Hütte am Cuber-Stausee ein. Es ist stark bewölkt, kalt und sehr windig. Schnell brennt das Kaminfeuer und wir trocknen unsere Socken. Gegrillte mallorquinische Wurstspezialitäten, Rotwein und Mandelkuchen wärmen und stärken uns und wir rollen unsere Schlafsäcke auf dem Holzboden unter dem Dach aus.

4 Mittwoch, 1. Februar 2012: Das Feuer im Kamin brennt noch etwas, schnell ist ein Kaffee gekocht. Wir räumen die Hütte auf, kehren, löschen das Feuer und verschließen das Refugio wieder ordnungsgemäß. Es ist überraschend mild. Ein relativ warmer Wind blies in der Nacht wie ein Fönwind und es liegt kaum noch Schnee. Unser Weg geht nun zum Coll de L Ofre. Die Sonne, die morgens noch kurz zu sehen war, versteckt sich leider wieder hinter dicken, aber zum Glück sehr hohen Wolkenschichten, so dass wir wenigstens nicht im Nebel laufen. Das Refugio am See liegt 750 Meter hoch, der Coll de L Ofre 875 Meter. Trotz relativ schlechter Sicht entscheiden wir uns für den Aufstieg auf den L Ofre mit seinen 1100 Metern Höhe. Der L Ofre bietet einen der schönsten Gipfelblicke und so haben wir auf unserer 3 tägigen Tour wenigstens einen Berggipfel erklommen. Wieder zurück auf dem Coll de L Ofre schlagen wir die Richtung nach Soller ein. Eine kurze Rast machen wir an einem Kreuz, an dem steht, dass Gott uns begleiten wird, wenn wir hier rasten also tun wir es, man kann ja nie wissen ;-). Durch den Barranc de Biniaraix führt unser Weg auf unzähligen Steinstufen, an kunstvoll angelegten Terrassen mit uralten Olivenbäumen, bergab nach Biniaraix und weiter nach Soller.

5 In Soller auf dem Platz in der Stadtmitte, natürlich draußen, trinken wir ein großes Bier und essen einen Teller Spagetti mit Gambas, hmmm!!! Und da seit dem 1. Februar der rote Blitz wieder fährt, nehmen wir die 18 Uhr- Bahn zurück durch den Tunnel. Es regnet und ich freue mich auf ein heisses Bad!!! Sonntag, 5. Februar 2012: Eine Wanderkunde hat schon vor Monaten bei mir gebucht, um seinen runden Geburtstag mit seiner Familie bei einer frühlingshaften Tour auf Mallorca zu feiern. Er wollte so vor dem deutschen Winter fliehen es sollte anders kommen. Die Tour von Orient zum Castell Alaro kann nicht wie geplant starten, da die Straße nach Orient von beiden Seiten gesperrt ist. Wir lassen also den Bus hinter Alaro an der Straßensperre halten und beginnen unsere Tour. Wir gehen den sonst zu befahrenden Weg in Richtung Es Verger. Unten hängt ein Schild, geschlossen, nur mit Schneeketten befahrbar. Wer hat schon Winterreifen geschweige Schneeketten auf Mallorca??? (Ein Wanderkunde erzählte mir, der Autovermieter hätte erzählt, dass das Auto das er am Samstag entgegen nahm Winterreifen habe!!! Wie dreist und lächerlich). Wir laufen also den schneebedeckten Fahrweg nach oben. Unterwegs sehen wir an vielen Olivenbäumen Schneebruch. Die belaubten Bäume haben keine Chance dem sehr schweren nassen Schnee widerstand zu halten oder im nachzugeben. Der Schnee ist extrem nass und tropft von den Bäumen, bis wir oben am Castell d Alaro ankommen. Dort ist es kalt und knirscht unter den Füssen. Winterwonderland!!! Ein bisschen kaltblauer Himmel und jedes Foto ein Weihnachts-Postkarten-Motiv!!!

6

7 Wir können uns nicht lange aufhalten, denn wir haben im Es Verger für 14:30 Uhr einen Tisch und 13 Lammschultern bestellt. Über den Ziehweg gehen wir zügig bergab, wo uns ein vollbesetztes Lokal in Skihütten- Romantik erwartet. Leute haben ihre nassen Schuhe ausgezogen und trocken sie vor 3 Estufas, eine Heizung gibt es nicht, der große Holzofen, die Estufas und ca. 100 Gäste in Winterkleidung sorgen für eine super Atmosphäre. Draußen sitzen die Hunde der Leute die zum Es Verger gewandert sind und warten brav mit Blick zur Tür. Als wir nach dem Essen aus einem der kleinen Fenster schauen, sehen wir nichts! Schneetreiben hatte eingesetzt und jetzt heißt es, sicher nach unten zu kommen. Dem Busfahrer gebe ich schon mal telefonisch Bescheid, dass wir auf jeden Fall eine halbe Stunde länger brauchen. Unterwegs geht der Schneefall in Regen über. In Alaro regnet es. So hatte sich das Geburtstagskind seinen Festtag auf Mallorca sicher nicht vorgestellt, dennoch hatten wir sehr viel Spaß und dieser Tag wird für alle sicher unvergessen bleiben. Wer feiert denn schon auf Mallorca im Schnee??? Resümee: Eine Woche Mallorca mit Wanderungen im Schnee, unbeschreibliche Erlebnisse, tolle Eindrücke, atemberaubende Fotos, aber jetzt ist auch genug. Jetzt möchte ich wieder die grünen Wiesen, die Blüten, den Duft von Rosmarin und reifen Orangen. Mallorca, so wie ich es kenne und liebe.