ZAUBERFREI für Hermeline

Transkript

1 Zum Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren! Katja Reider Günther Jakobs (Illustrationen) ZAUBERFREI für Hermeline Als Hermeline, die kleine Hexe, an diesem Morgen in ihrem Knusperhäuschen erwacht, ist schon Besuch da. Ferdinand Frosch hopst höchst ungeduldig um ihr Bett herum.»na endlich!«, quakt er los, sobald die kleine Hexe ihre Augen aufschlägt.»du, Hermelinchen, würdest du mir wohl einen klitzekleinen Gefallen tun und rasch einen Regenschauer hexen? Das Wasser in meinem Tümpel könnte ein bisschen frischer sein. Erledigst du das eben, ja? Danke und tschüss!«schon ist Ferdinand davongehopst. 1

2 Hermeline reibt sich den Schlaf aus den Augen und greift nach ihrem Hexenbuch. Doch da fällt ihr etwas ein: Ist nicht heute Montag? Der erste Montag im Monat? Eilig rechnet Hermeline nach. Tatsächlich: Sie hat heute frei! Hexen haben nämlich an jedem ersten Montag im Monat frei. Mehr noch: Sie dürfen an diesem Tag gar nicht hexen! Nicht mal ein winziges bisschen! Meistens hängt Hermeline an ihrem freien Tag ein Fähnchen heraus. Damit alle im Wald wissen, dass sie heute nicht hexen darf. Aber diesmal hat Hermeline das Fähnchen vergessen. Egal! Die kleine Hexe kuschelt sich noch einmal in ihre Kissen. Hermeline muss wohl wieder fest eingeschlafen sein, denn als sie das nächste Mal ihre Augen aufschlägt, trommeln Regentropfen auf ihr Dach und Mathilda Maus steht empört vor ihr.»hermeline, könntest du wohl bitte diesen dummen Regen weghexen!«, fordert Mathilda.»Diese Pladderei hat sich doch bestimmt wieder Ferdinand Frosch gewünscht! Frechheit, bei so einem Wetter kann ich doch keinen Tunnel graben! Der läuft mir sofort wieder voll Wasser! Das verstehst du doch, Hermeline? Also, danke schon mal und tschüss!«2

3 »Oje!«Die kleine Hexe seufzt. Nun, Mathilda wird ja bald merken, dass Hermeline heute nicht hexen kann. Aber bis Hermeline in ihre drei Röcke und dreizehn Unterröcke geschlüpft ist, strahlt bereits wieder die Sonne vom Himmel und ein leichter Wind sorgt für eine frische Brise. Besser hätte Hermeline selbst es auch nicht hexen können! Voll Freude über ihren freien Tag zieht die kleine Hexe los, um sich ein paar Leckereien fürs Frühstück zu besorgen. Aber kaum hat Hermeline die erste süße Himbeere entdeckt, kommt Filu, der bunte Schmetterling, angeflattert, um sich darauf niederzulassen.»hermelinchen«, flötet er,»stellst du mal bitte fix diesen schrecklichen Wind ab! Mir ist schon ganz schwindelig von dem dauernden Hin und Her!Halt, halt! Ich bin zuerst dran!«, ruft Perdita, die Bienenkönigin.»Hermeline muss mehr Nektar in unsere Wiesenblüten hexen! Von diesen paar mageren Tröpfchen kann mein Volk unmöglich satt werden! Du erledigst das doch eben, Hermeline? Danke schon mal und tschüss!«3

4 »Hui, die hat's aber eilig!«, sagt Filu und schaut der davonsausenden Bienenkönigin nach.»sie wird hungrig sein«, sagt Hermeline.»Wie ich selber. Ich habe auch noch nicht gefrühstückt und außerdem ist heute mein hexfreier Mon... Oh«, unterbricht Filu die kleine Hexe,»der Wind hat ja nachgelassen! Hast du schon fertiggehext, Hermelinchen? Also, tausend Dank, meine Liebe und tschüss!«4

5 »Na, so was!«verwundert schüttelt Hermeline den Kopf. Sie hat weder Filus Wind weggehext noch Ferdinands Regenguss. Mit Mathildas Sonnenschein hat sie nichts zu tun und auch Perditas Wiesenblumen wird sie nicht verhexen! Hermeline hext nämlich heute überhaupt nicht. Schließlich ist heute ihr hexfreier Montag! Sollen doch alle ruhig einmal spüren, wie es ist, wenn ihre Wünsche nicht sofort durch Hexerei erfüllt werden... Schluss mit dem Hexstress! Flink füllt Hermeline ihr Körbchen mit Himbeeren, fügt ein paar Nüsse und Kräuter hinzu und macht sich auf den Heimweg. Aber weit kommt die kleine Hexe nicht. Am Wegesrand wartet schon Pieks, der Igel.»Wo hast du denn gesteckt, Hermelinchen?«, jammert Pieks.»Ich suche dich schon überall. Ich hatte einen schrecklichen Streit mit Pelle. Kannst du den bitte flugs weghexen? Also, natürlich nicht Pelle, sondern unseren Streit! Erledigst du das bitte für mich, Hermelinchen? Danke und tschüss!«fort ist er. >Oh nein, Pieks! Heute nicht!<, denkt die kleine Hexe. >Heute habe ich frei und du musst ausnahmsweise einmal selbst auslöffeln, was du dir eingebrockt hast...< 5

6 Vor Hermelines Hexenhäuschen warten bereits ungeduldig Mats, der Marienkäfer, und Elvira Eichhörnchen. Mats möchte endlich eine Freundin gehext bekommen und Elvira bestellt eine Extraportion Haselnüsse bei Hermeline. Wie immer notiert die kleine Hexe die beiden Wünsche fein säuberlich in ihrem Hexenheft. Aber sowie ihre Besucher verschwunden sind, pfeffert Hermeline das Heft in die Ecke und legt sich gemütlich in ihre Lieblingshängematte. Hexfreie Montage sind doch etwas Herrliches!. 6

7 Am nächsten Morgen wacht Hermeline schon früh auf und wuselt unruhig durch ihr Häuschen. Wo nur Pieks und Perdita, Mats und Elvira und all die anderen bleiben? Hermeline hat ein klitzekleines bisschen Muffensausen: Sind die Freunde ihr etwa böse? Weil sie ihre Wünsche ein einziges Mal nicht sofort erfüllt hat? Oje! Am besten, sie macht sich gleich auf den Weg, um zu schauen, was da los ist! Zum Glück muss die kleine Hexe nicht lange suchen. Wie so oft trifft sie ihre Freunde unten am Ufer des Seerosenteiches an. Nanu? Es scheinen ja alle allerbester Laune zu sein: Filu flattert summend von Blüte zu Blüte, Pieks und Pelle spielen friedlich miteinander, Mats präsentiert stolz seine neue Freundin und Elvira Eichhörnchen buddelt eifrig einen längst vergessenen Nüssevorrat aus. Na, so was...!»hallo, Hermelinchen! Danke fürs Hexen!«, ruft Pieks herüber.»ja, danke, kleine Hexe!«, rufen nun auch die anderen.»a-a-aber ich habe gestern gar nicht gehext«, erklärt Hermelinchen verdattert.»ich hatte gestern meinen hexfreien Montag.«7

8 »Wie bitte?«die anderen machen kugelrunde Augen.»Und woher kam der Regen?«, fragt Ferdinand Frosch.»Und die Sonne?«, will Mathilda Maus wissen.»und der viele Nektar? Und unsere Versöhnung?«Plötzlich rufen alle durcheinander.»jedenfalls nicht durch meine Hexerei!«, kichert Hermeline.»Manches Problem löst sich eben ganz von selbst. Oder... durch eure eigene Kraft! Es wurde Zeit, dass ihr das einmal merkt!«verblüfft sehen sich die Freunde an.»na, so was!heißt das, du wirst jetzt nie mehr für uns hexen?«, fragt Ferdinand Frosch schließlich kleinlaut.»hmm...«, macht Hermeline,»nur noch in Notfällen.Und wann ist ein Notfall?«, will Pelle Igel wissen. Die kleine Hexe denkt nach.»zum Beispiel, wenn wir alle ganz dringend einen Krug Himbeerlimonade brauchen.brauchen wir!«alle nicken eifrig.»unbedingt, ganz dringend.na, dann hexe ich wohl am besten gleich los«, lacht Hermeline. Und das tut sie dann auch. 8

9 Neugierig geworden? Sie können das Buch im Buchhandel erwerben oder in Ihrer örtlichen Bücherei ausleihen! Katja Reider Günther Jakobs (Illustrationen) Zauberfrei für Hermeline 2010 Bibliographisches Institut, Sauerländer Verlag, Mannheim ISBN: Gebundene Ausgabe: 32 Seiten Hat Ihnen unsere Geschichte gefallen? Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen; schicken Sie uns gerne auch die Meinungen Ihrer Kinder unter: 9