Erfahrungsbericht ERASMUS-Aufenthalt in Krakau Polen

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1 Studienfach: M.A. Globale Politik Gasthochschule: Jagiellonen Universität Krakau Aufenthalt: Erfahrungsbericht ERASMUS-Aufenthalt in Krakau Polen Im Laufe meines Masterstudiums entschied ich mich, die Gelegenheit zu nutzen um ein Erasmus- Semester zu machen. Meine Wahl fiel dabei auf die zweitgrößte Stadt Polens - Krakau, sodass das Wintersemester 2016/2017 dort verbringen konnte. Ähnlich wie vielen anderen deutschen Studenten wollte ich aufgrund meiner polnischen Herkunft, die Chance nutzen nochmals eine Zeit lang dort zu leben. Krakau ist für sein reiches kulturelles und wissenschaftliches Leben bekannt, und zudem ein berühmter akademischer Standort, sodass meine Wahl für Erasmus leicht gefallen ist. Die dortige Universität, die Jagiellonian-University gilt als die beste des Landes und bietet eine spannende akademische Perspektive. Erasmus ist eine spannende Erfahrung, um ein internationales Umfeld und die akademische Kultur außerhalb Deutschlands kennenzulernen. Krakau ist eine ausgezeichnete Wahl für ein Auslandssemester, obwohl Polen oft unterschätzt wird. Vorbereitung und Bewerbung Für die Erasmus-Bewerbung sind viele Dokumente einzureichen. Es ist am besten, zwei Semester vor dem anvisierten Termin mit der Planung des Erasmus-Semesters anzufangen. Es ist eine gute Idee bereits erste Recherchen vorzunehmen, beispielsweise welche Unterlagen notwendig sind, worauf man achten muss etc. Die Informationsveranstaltungen bieten im Grunde alle notwendigen Information über den Ablauf der Bewerbung. Im Zweifelsfall ist im Internet nochmals genau aufgelistet, welche Dokumente und Nachweise einzureichen sind. Ich halte es für empfehlenswert für zwei Semester ins Ausland zu gehen, sofern die Möglichkeit dazu besteht. Ein Semester ist relativ wenig Zeit um das Land umfassend kennenzulernen. Wenn es einem nicht gefällt, kann man immer nach einem Semester abbrechen. Dagegen ist es deutlich schwieriger den Auslandsaufenthalt zu verlängern, da das mit einem erheblichen organisatorischen Aufwand verbunden ist. Ca. drei Monate vor Semesterbeginn in Krakau wurden Vorlesungsverzeichnisse für Erasmus- Studenten bereitgestellt, aus denen man einen vorläufige Auswahl von Seminaren treffen kann. Die Vorlesungsverzeichnisse werden jedoch ohne Stundenplan angegeben, sodass es vor Ort zu zeitlichen Überschneidungen kommen kann. Zudem kann es zu Veränderungen beim Kursangebot kommen, dadurch dass Kurse nicht stattfinden. Da man nicht irgendwelche Kurse belegen kann, sondern

2 Veranstaltungen finden muss, die denen in Göttingen irgendwie entsprechen, bleibt man lange im Unklaren ob sich passende Kurse finden werden, und wie leicht die Anerkennung der angebotenen Kurse sein wird. Da ich bereits die meisten Pflichtveranstaltungen bereits in Göttingen gemacht habe, habe ich die Kurse in Krakau als freiwillige Zusatzleistung belegt. Dadurch erwies sich die Kurswahl für mich jedoch als sehr leicht. Ein Polnischkurs vor dem Semester ist sehr nützlich, da selbst A1 Sprachkenntnisse das alltägliche Leben vor Ort deutlich erleichtern. Die polnischen Studenten verfügen in der Regel über gute Englischkenntnisse, sodass man zumindest in der Universität mit Englisch zurechtkommt. Außerhalb der akademischen Umfelds sind Fremdsprachkenntnisse jedoch nicht die Regel. Die Menschen in Krakau reagieren äußerst freundlich und hilfsbereit, besonders wenn man Polnisch spricht. Selbst geringe Sprachkenntnisse sind schon ein großer Vorteil. Unterkunft Die Jagiellonian-University bietet Austauschstudenten die Möglichkeit sich für einen Wohnheimheimplatz zu bewerben. Die Bewerbung erfolgt Online über einen Fragebogen. Die Unterkunft in einem Studentenwohnheim ist sehr preiswert (ca. 200 zl./ 50 Euro), es sind jedoch keine Einzelzimmer vorhanden, sodass man sich sein Zimmer mit einem Mitbewohner teilen muss. Das Zusammenleben mit einem Mitbewohner in einem Raum kann zunächst für manche etwas gewöhnungsbedürftig sein. Dennoch sind die Wohnheime eine gute Option, insbesondere aufgrund der Möglichkeit andere Studenten zu treffen. Da die Anzahl der Plätze ohnehin nicht für alle Erasmus- Studenten ausreichend ist, suchen sich die meisten eigenständig eine private Unterkunft. Sehr nützlich ist dabei beispielsweise Facebook, wo Austauschstudenten, die Krakau bald verlassen werden, in diversen Gruppen ihre Zimmer anbieten und Nachmieter suchen, sodass man relativ gut etwas finden kann. Falls man Probleme bei der Wohnungssuche hat, kann man sich an das Erasmus Student Network (ESN) in Krakau wenden, dessen Aufgabe in der Betreuung von Erasmus-Studenten liegt. Zur Not kann man sich auch einen Makler suchen, der passende Angebote heraussuchen wird. Abseits des Wohnheims, auf dem privaten Wohnungsmarkt belaufen sich die Preise für ein Zimmer in einer WG üblicherweise zwischen 800 und 1400 zloty, was 200 bis 350 Euro entspricht. Die Differenz zwischen den Preisen ist das Resultat von Faktoren, wie Lage, Größe oder Ausstattung des Zimmers. Da die Preise für deutsche Verhältnisse relativ günstig sind, ist die Zimmersuche kein größeres Problem. Betreuung

3 Die Betreuung internationaler Studenten ist sehr gut. Für die Betreuung der Austauschstudenten ist Krzysztof Byrski vom International Office der Jagiellonian-University zuständig, der Studenten gerne und unproblematisch hilft. Alle Angelegenheiten, die zu erledigen waren, wurden schnell behandelt und gelöst. Herr Byrski hilft, sowohl bei den administrativen Prozessen während der Bewerbung, als auch beim genauen Prozedere zur Registrierung bei Seminaren und Vorlesungen. Für die Anerkennung der gewählten Kurse ist jedoch Dr. Edyta Chwiej von dem Institut für Politikwissenschaften und Internationale Beziehungen verantwortlich. Während meines Aufenthaltes gab es jedoch keine nennenswerten Probleme oder Schwierigkeiten. Es kann jedoch zu Verzögerungen bei der Erledigung der Kursanmeldung, dem Sammeln aller notwendigen Unterschriften oder den Noten, kommen. Ich habe bereits das Erasmus Students Network (ESN) erwähnt. Das ESN hat ein Büro im Hauptgebäude der Universität an der Golebia-Straße, neben dem International Office. Das ESN unternimmt zahlreiche Aktivitäten, wie Parties, Ausflüge oder kulturelle Events für Erasmus- Studenten. Zudem gibt es die Möglichkeit sich einen Mentor vom ESN zuweisen zu lassen. Der Mentor dient als Ansprechperson für ausländische Studenten; zu seinen Aufgaben zählt es die Studenten bei ihrer Ankunft abzuholen, sie zu ihren Wohnungen zu begleiten und er ist auch sonst bei allen möglichen Angelegenheiten gerne bereit Unterstützung zu leisten. Besonders die Orientation Week, die vom ESN organisiert wird, ist in der ersten Vorlesungswoche eine gute Gelegenheit, um erste Leute kennenzulernen. Studium Die Semesterzeiten unterscheiden sich erheblich von denjenigen in Göttingen. Das Wintersemester beginnt am und endet dafür schon am 14.02, die Vorlesungen des Sommersemesters beginnen für deutsche Verhältnisse außerordentlich früh am 24.02, und sie gehen bis Mitte Juni. Deswegen ist es sinnvoll den Auslandsaufenthalt im Wintersemester zu beginnen. Falls man zum Sommersemester nach Polen gehen möchte, könnte es zeitliche Überschneidungen mit eventuell zu schreibenden Hausarbeiten geben, die in Deutschland in der Regel im März geschrieben werden müssen. Das Studium an der Jagiellonian-University begann mit einer Einführungsvorlesung an der nochmals die organisatorischen Details erläutert wurden. Im Anschluss daran wurde eine Orientierungswoche angeboten, um sich in der Stadt zurecht zu finden und auch die anderen Kommilitonen kennenzulernen. Für Erasmus-Studenten stehen zahlreiche englischsprachige Kurse aus verschiedenen Fachrichtungen zur Verfügung, sodass die Erstellung eines ausreichenden Stundenplanes trotz allem machbar sein sollte. Bei der Kurswahl sollte man aber darauf achten, Kurse

4 zu wählen, die gleichwertigen Modulen in Göttingen entsprechen. Die Anmeldung erfolgt in der Regel im Gegensatz zu Göttingen nicht Online, sondern persönlich im Sekretariat der jeweiligen Fachrichtung. Obwohl die Anmeldung in der Regel problemlos klappt, sollte man auf die strengeren Fristen achten. Z.B. ist es bloß bis zu einem bestimmten Zeitpunkt möglich sich wieder abzumelden, weswegen man gezwungen ist, die Prüfung der Veranstaltung zu machen oder der Kurs wird als nicht bestanden gewertet, falls man die Abmeldefrist verpasst. Die Abmeldefristen enden normalerweise ca. 3 Wochen nach Vorlesungsbeginn. Das Leistungsniveau der Kurse ist in der Regel nicht so hoch wie in Göttingen, sodass die Veranstaltungen gut zu bewältigen sind. Vorlesungen sind dabei die dominierende Veranstaltungsart, die normalerweise mit einer Klausur abgeschlossen werden. Nur manchmal werden Referate oder schriftliche Leistungen wie Essays gefordert. Die Universität in Polen setzt dabei einen größeren Schwerpunkt auf das reine Auswendiglernen und Wiedergeben von Wissen, anstatt auf das kritische Reflektieren des Gelernten. Das ist sehr Schade, da einige Kurse auf diese Art recht oberflächlich bleiben und keine wirkliche Tiefe entwickeln. Dennoch konnte ich zahlreiche interessante Kurse finden. Vor allem historische und politische Kurse präsentieren die Thematik aus polnischer Perspektive. Da die osteuropäische Perspektive auf historische Ereignisse in Deutschland oft außen vor gelassen wird, ist es sehr spannend einen Einblick darauf zu bekommen und andere Sichtweisen kennenzulernen. Stadt Krakau hat beinahe eine Million Einwohner und ist somit die zweitgrößte Stadt des Landes. Krakau ist als das kulturelle Zentrum Polens bekannt. Der historische Teil Krakaus besteht aus der Altstadt (stare miasto) und dem ehemaligen Jüdischen Viertel Kazimierz. Die Altstadt wurde 1979 als erste der Welt in die UNESCO-Welterbeliste eingetragen. Im jüdischen Viertel ist ein einzigartiger Komplex an Synagogen erhalten ist. Das Zentrum von Krakau ist nicht allzu groß, sodass alles bequem zu Fuß innerhalb maximal von 20 Minuten zu erreichen ist. Bereits nach wenigen Tagen sollte man sich in der Stadt auch deshalb recht einfach zurechtfinden können. Der öffentliche Nahverkehr ist sehr gut entwickelt. Ein Semesterticket ist schon ab ca. 50 Euro ( etwa 200 Zloty) zu erwerben. Das kulturelle Leben ist unglaublich reich. Krakau ist Standort zahlreicher staatlicher und privater Hochschulen. Mehr als Studenten sind an einer der vielen Universitäten immatrikuliert, die Krakau zu einer Studentenstadt machen. Viele Kneipen, Discos, Restaurants und andere Veranstaltungen aller Art bieten sich abends an. Auch das kulturelle Angebot ist reich. Zu erwähnen sind besonders die polnische Königsburg - der Wawel, der sich auf einem Hügel über der Stadt

5 befindet, und das Czartoryski-Museum, das unter anderen ein Gemälde von Leonardo Da Vinci zu bieten hat. Die meisten dieser Orte liegen in der Altstadt oder Kazimierz, sodass dort eine unglaubliche Dichte an Sehenswürdigkeiten herrscht. Die Preise liegen deutlich unter den deutschen, was die Lebenshaltungskosten akzeptabel macht. Ein Euro entspricht übrigens 4 polnischen Zloty. Fazit Abschließend kann ich nur sagen, dass Krakau eine tolle Wahl für ein Auslandssemester darstellt. Das kulturelle Leben in Krakau, ebenso wie auch die polnische Kultur, das internationale Umfeld der zahlreichen Austauschstudenten und nicht zuletzt die tolerante und offene Art der polnischen Studenten machen den Aufenthalt dort zu einem großartigen Erlebnis. Der Aufenthalt dort ist nur zu empfehlen.