AKTIV & GESUND DIE KAMMERN DER O G I K. Foto: EscapeGame München 6/2016

Transkript

1 AKTIV & GESUND DIE KAMMERN DER L O G I K Foto: EscapeGame München 74

2 Ein geheimnisvoller Raum, viele Rätsel und Verstecke und nur eine Stunde Zeit, wieder herauszufinden: SCHULE- Chefredakteur Mathias Brüggemeier hat mit seinem Sohn und dessen Freund ein Live Escape Game ausprobiert. Ob sie sich befreien konnten? Lesen Sie selbst 75

3 AKTIV & GESUND Stolze Grabräuber: Constantin (l.) und sein Freund Simon, beide zehn Jahre alt Nun stehen wir also in der kleinen Kammer, drei Grabräuber, die sich ratlos umblicken. Schummriges Licht fällt auf die Wände mit ihren Bemalungen, auf Figuren und Hieroglyphen, viele davon verwischt. Geradeaus auf einem schmalen Sims steht eine Schale, an der Wand links am Boden eine große Truhe. Sie ist verschlossen. Wie sollen wir hier bloß wieder rauskommen? Eine Stunde haben wir nur, bis uns die Luft ausgeht, so ist die Story game over. Es muss doch einen Hinweis geben! Diese Truhe, sind das nicht Räder da vorn dran? Sie lassen sich drehen. Was mögen die Zeichen darauf bedeuten? Und warum finden sich einige hier, andere dort an den Wänden wieder? Live Escape Game heißt das, was wir heute Abend ausprobieren: Menschen lassen sich in einen thematisch gestalteten Raum bei uns die Grabkammern einer Pyra- Die Malereien haben einige Geheimnisse preisgegeben, und die Wände erwiesen sich als erstaunlich variabel. Als dann der Weg zum nächsten Raum frei wurde, waren wir beeindruckt Geheimnisvolle Truhe: Was sollen die Symbole bedeuten? Können die Grabräuber mithilfe des Codes das Geheimnis lüften? Das bisschen Grusel! So ein kleines Skelett scheint den Escape Room -Spielern nicht viel auszumachen mide führen und müssen auf anderem Wege wieder herausfinden. Dabei gilt es, Hinweise zu suchen, Rätsel zu lösen, verborgene Schubladen, Türen, Kammern zu öffnen. Und den Zeitdruck auszuhalten: Eine Stunde hat man üblicherweise, die nächsten Gäste warten schließlich schon. Für uns ist die Hälfte der Zeit schon vergangen, aber immerhin sind wir eine Kammer weitergekommen. Wie genau, wird nicht verraten, nur so viel: Die Malereien haben einige Geheimnisse preisgegeben, der Sims war am Ende deutlich voller, und die Wände erwiesen sich teils als erstaunlich variabel. Als dann der Weg zum nächsten Raum frei wurde, waren wir schon ein bisschen beeindruckt spätestens da hatte uns die Geschichte wirklich gefangen. Ach ja, die Truhe haben wir auch aufbekommen, wenn auch mithilfe eines zarten Hinweises aus dem Lautsprecher, der neben der Kamera in der Ecke oben hängt. Unser vierter Grabräuber, nach eigener Aussage zu feige, selbst in die Kammer zu steigen, überwacht uns nämlich wohlwollend. Tatsächlich hat ein Mitarbeiter von Escape Game München, bei denen wir zu Gast sind, jederzeit das Ge- Fotos: EscapeGame München; Mathias Brüggemeier 76

4 WAS IST DAS? Escape Games oder auch Escape Rooms sind in die Realität geholte Computerspiele. Teilnehmer müssen aus einem oder mehreren geheimnisvoll ausgestatteten Räumen herausfinden, indem sie Rätsel lösen, Verstecke finden, Gegenstände und verborgene Türen bewegen. Eine Stunde haben sie dafür üblicherweise Zeit. FÜR WEN IST DAS ETWAS? Die Rätsel können sehr unterschiedlich sein: Einige erfordern etwas Geschick, manchmal muss man Rechenaufgaben lösen, immer um die Ecke denken. Auch der Gruselfaktor variiert. Die meisten Betreiber empfehlen ihre Räume für Jugendliche ohne Begleitung ab 14 Jahren. Wenn Eltern dabei sind, machen viele Räume aber auch mit jüngeren Kindern Spaß. Im Zweifel den Anbieter fragen. WIE KANN MAN MITMACHEN? Escape Rooms gibt es in fast allen großen Städten: bietet einen guten Überblick und eine Suchfunktion. Reserviert und gebucht wird meist vorher über die Homepage. Zwischen 20 und 30 Euro pro Person verlangen die Anbieter üblicherweise je mehr Personen mitmachen (meist maximal sechs), desto billiger. 77

5 AKTIV & GESUND Detailverliebt: Ein genauer Blick hilft beim Rätsellösen schehen in den unterschiedlichen Escape Rooms auf seinem Bildschirm im Blick. Ob bei der Rache des Tutanchamuns (der wir uns gerade aussetzen), im Geisterhaus oder beim Zauberer : Er oder seine Kollegin achtet darauf, dass niemand in den engen Räumen panisch wird oder vor lauter Ehrgeiz oder Frust die Einrichtung zerstört. Die Aufpasser hier sorgen aber auch dafür und das handhaben Escape-Room-Anbieter höchst unterschiedlich, dass keine Gruppe am Ende gescheitert wieder herausgeholt werden muss, weil ihr die Luft ausgegangen ist. Wir haben keine Lust auf enttäuschte Gesichter, erklärt der Geschäftsführer Dimitri Haskin. Deshalb helfen seine Leute, wenn eine Gruppe offensichtlich nicht mehr weiterkommt, und deshalb berät er auch ehrlich, welcher Raum für Familien geeignet ist und welcher eher nicht. Mit 20 bis 30 Euro pro Person ist der einstündige Spaß schließlich auch nicht ganz billig. Die Fangemeinde wächst jedenfalls gerade schnell. Erst seit einem guten Jahr betreibt Dimitri Haskin seine Räume in München, fünf Themen sind es derzeit, vier weitere sind in Planung. Insgesamt sind Live Escape Rooms eine Ihren Ursprung hat die Idee im Digitalen, als Computerspiel. Was dort mit dem Mauszeiger angeklickt werden muss, dürfen wir jetzt aber anfassen Vor verschlossener Tür: Wie kommen wir hier raus? Zauberhaft: Die Räume sind oft liebevoll eingerichtet junge Idee: 2013 hat der Anbieter Hintquest sie erstmals nach Deutschland, konkret nach München, gebracht. Inzwischen gibt es allein dort zehn Anbieter, einige davon agieren nach dem Franchisesystem längst deutschlandweit. Trotzdem begreifen sich die Firmen (noch) nicht als Konkurrenz: Wer einmal Spaß daran gefunden hat, will immer neue Räume spielen, erklärt Dimitri Haskin: Je mehr Möglichkeiten, umso besser. Ihren Ursprung hat die Idee übrigens im Digitalen: 2004 entstand das erste Escape Game als Computerspiel in Japan, unzählige Varianten davon existieren heute. Was dort mit dem Mauszeiger angeklickt werden muss, dürfen wir jetzt aber anfassen. Wir sind inzwischen im dritten Raum, haben ein Skelett, den Sarg des Pharaos und etliche weitere Rätsel überwunden. Den vierten Grabräuber brauchen wir längst nicht mehr. Nach genau 58 Minuten öffnen wir die letzte Tür, diesmal zum Ausgang game over, die Luft hat gereicht. Als Nächstes wollen wir dann zum Zauberer. l Fotos: EscapeGame München 78

6 Kunstdiebe sind die Spieler in diesem Raum. Was wird ihnen das Geschmier wohl verraten?