Vater und Sohn Zwei, die sich verstehen Die 33 lustigsten Geschichten

Transkript

1 Erich Ohser e.o.plauen Vater und Sohn Zwei, die sich verstehen Die 33 lustigsten Geschichten

2 Erich Ohser e.o.plauen Vater und Sohn Zwei, die sich verstehen Die 33 lustigsten Geschichten Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN Vater und Sohn ist eine geschützte Marke der Südverlag GmbH. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Südverlag GmbH, Konstanz 2014 Einband, Kolorierung, Layout und Satz: Christiane Leesker, Münster Umschlagmotiv aus Geschichte Hoffnungsloser Fall (Berliner Illustrirte, 25/1935) Druck und Bindung: fgb freiburger graphische betriebe, Freiburg Südverlag GmbH Schützenstr. 24, Konstanz Tel , Fax:

3 Die Ostereier bringt der Osterhase

4 Hoffnungsloser Fall

5 Die Unterschrift

6 Mit Witz Bescheid geritzt

7 Vater und Sohn in ihrer Zeit Die drolligen Geschichten von Vater und Sohn sind derart zeitlos, dass ihre Entstehung vielen Lesern weitgehend unbekannt ist. Beim Autor schwanken viele: Erich Ohser oder e.o.plauen? Hinter dem Pseudonym e.o.plauen verbirgt sich erich ohser aus plauen mit seiner tragischen Geschichte, die sich in Berlin abspielte, zwischen 1928, als Erich Ohser aus Leipzig in die Hauptstadt wechselte, und 1944, als sich e.o.plauen in der Nacht zum 6. April in seiner Zelle erhängte, bevor ihn am nächsten Morgen der Volksgerichtshof zum Tode verurteilen konnte. Goebbels persönlich verlangte die Todesstrafe aus Rache für die politische Schmäh, die Erich Ohser den Nazis lange vor ihrer Machtergreifung zugefügt hatte. Von Ende 1929 bis zum 27. Februar 1933, der Nacht, als der Reichstag brannte, veröffentlichte Erich Ohser politische Karikaturen im Vorwärts. Weit über 160 Zeichnungen erschienen in diesen Jahren, nicht selten auf der Vorderseite des sozialdemokratischen Parteiorgans. Vielleicht war es eine böse Vorahnung, dass sich Ohser schon damals manchmal mit dem Kürzel e.o.p. tarnte. Jedenfalls war es unmöglich, dass Erich Ohser mit seinem sozialdemokratisch gefärbten Namen die Bilder signierte, die von Ende 1934 bis Ende 1937 in der Berliner Illustrirten Zeitung unter dem Titel Vater und Sohn erschienen mit Genehmigung des Propagandaministeriums, dem Goebbels vorstand. Selbstverständlich hatte Erich Ohser von den Nazis Berufsverbot erhalten. Am 10. Mai 1933 brannten auf dem Berliner Opernplatz die Scheiterhaufen, genährt von den Büchern missliebiger Schriftsteller, darunter auch Werken von Erich Kästner, illustriert von Erich Ohser. Ohser hatte Familie, einen zweijährigen Sohn und seine Frau Marigard, die mit ansehen musste, wie er innerlich zerbrach. In Panik verbrannte er alle Originale seiner politischen Arbeiten. Verzweifelt schickte er harmlose Zeichnungen an die Neue Leipziger Zeitung, für die er früher einmal gezeichnet hatte. Vergeblich! Die Familie lebte vom Ersparten und von Illustrationsaufträgen, die Marigard Erich Ohser mit seinem Sohn Christian, o.j. Ohser erhielt. Am 27. Januar 1934 kam das offizielle Berufsverbot per Einschreiben: Die Kommission des Landesverbandes Berlin der deutschen Presse hat aufgrund Ihrer früheren exponierten publizistischen Tätigkeit im marxistischen Sinne Ihr Gesuch um Aufnahme in den Fachausschuss der Pressezeichner im Reichsverband der deutschen Presse und die Eintragung in die Berufsliste abschlägig beschieden. Ohne Verbandszugehörigkeit keine Arbeit! Da kam die Aufforderung eines bekannten Redakteurs der Berliner Illustrirten, Kurt Kusenberg, sich an einem Wettbewerb zu beteiligen, Ohser gerade recht. Kusenberg war von Johannes Weyl, dem damaligen Leiter des Zeitschriftenzentralbüros im Verlag Ullstein, beauftragt worden, eine Serie von Zeichnungen mit einer sogenannten stehenden Figur für die Berliner Illustrirte zu entwickeln. Stehende Figuren gelten als die deutschen Vorläufer des modernen Comics,

8 tionierte Zeichnungen den normalen Leser auch, der die staatlich propagierte Körpernorm niemals erreichen würde. ( ) Mit der Annexion Österreichs und der Zerschlagung der Tschechoslowakei endete die liberale Phase der nationalsozialistischen Herrschaft. Ab 1938 erschien die Berliner Illustrirte ohne Vater und Sohn. Erich Ohser, der den Charakter von Vater und Sohn nicht an die neuen Forderungen der Wehrtüchtigkeit hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder, schnell wie Windhunde anpassen wollte, fehlte es nach drei Jahren, in denen er sich Woche für Woche neue Geschichten hatte einfallen lassen, an zündenden Ideen für Streiche und Abenteuer, die auch dem Geist seiner beiden Figuren entsprachen. Ohser zehrte aber weiterhin von deren Popularität: Von Zeit zu Zeit veröffentlichte er humoristische Zeichnungen in der Berliner Illustrirten. Als die Zeitschrift Koralle ihn 1940 um ein Selbstporträt bat, zeichnete er sich in der nachdenklichen Pose des Vaters mit einer verschlüsselten Botschaft am Revers: Statt des obligaten Hakenkreuzes schmückte Ohser sich mit dem Konterfei seines schnauzbärtigen Antihelden. Vater und Sohn sind ihre eigene Partei, individualistisch, anarchistisch, ohne freilich Erich Ohser, Selbstporträt 1940 politisch auffallend kritisch zu sein. Umgekehrt: Die Geschichten passen durchaus in ein Propagandakonzept, das Ventile für den Abbau der durch Massendrill und Rassenideologie bedingten Frustrationen bereitstellen musste. Mit dem Überfall auf Polen, dem Einmarsch in Frankreich und der Vorbereitung auf den Krieg gegen die Sowjetunion begann 1940 die letzte Phase des Nationalsozialismus: die Mobilmachung der Bevölkerung für den totalen Krieg. Dazu gehörte auch die Aufgabe, die gebildeten Mittelschichten zu gewinnen, die sich bisher den kämpferischen Propagandablättern der Partei verschlossen hatten. Eine neue Wochenzeitung wurde geplant, für welche die besten Journalisten und Zeichner zur Mitarbeit aufgefordert wurden, von denen viele auch nach dem Krieg in der Bundesrepublik noch tonangebend sein sollten. So schrieben für Das Reich z. B. der spätere Bundespräsident Theodor Heuss, der Germanist Benno von Wiese, der Physiker Max Planck oder Werner Höfer, später WDR-Fernsehdirektor. Neben dem späteren Hauszeichner der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, H.E. Köhler, hatte auch Erich Ohser wöchentlich den Kriegsgegner zu karikieren. Mit der gewohnten professionellen Routine überzeichnete er die Alliierten in den Klischees des 19. Jahrhunderts: den Russen als tierischen Untermenschen, den Engländer als nimmersatten Kolonialisten und den Amerikaner als jüdischen Kapitalisten. Als Erich Ohser und sein Freund Erich Knauf Anfang 1944 von ihrem Nachbarn Bruno Schultz bei der Gestapo wegen staatsfeindlicher Äußerungen denunziert wurden, ließ Goebbels den Zeichner fallen. Der Mohr hatte seine Schuldigkeit getan. Ohser starb am 6. April 1944 durch Selbstmord in Gestapohaft, Knauf am 2. Mai unter dem Fallbeil. Dessen Witwe wurde die Urne überstellt mit einer Rechnung über 585,74 Mark für die Kosten des Verfahrens. Bruno Schultz wurde am 14. Juli 1945 von den russischen Behörden verhaftet seine Spur verliert sich in einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager. Vater und Sohn dagegen leben noch immer. Hans Joachim Neyer Wilhelm-Busch Museum, Hannover (leicht gekürzte und gering modifizierte Fassung)

9 Quellennachweis Erstveröffentlichung der 33 Bildgeschichten Varieté zu Hause Berliner Illustrirte 08/1935 Die Ostereier bringt der Osterhase Berliner Illustrirte 16/1935 Die Platte bringt es an den Tag Berliner Illustrirte 19/1935 Beim Spiel darf niemand stören Berliner Illustrirte 24/1935 Hoffnungsloser Fall Berliner Illustrirte 25/1935 Der unheimliche Nachbar Berliner Illustrirte 34/1935 Die Lehre von der Hilfsbereitschaft Berliner Illustrirte 39/1935 Kunst bringt Gunst Berliner Illustrirte 43/1935 Der letzte Apfel Berliner Illustrirte 46/1935 Abfuhr des Widerspenstigen Berliner Illustrirte 47/1935 Die Unterschrift Berliner Illustrirte 48/1935 Die Weihnachtsbescherung Berliner Illustrirte 51/1935 Jahresschluss mit Knalleffekt Berliner Illustrirte 52/1935 Ende gut alles gut Berliner Illustrirte 01/1936 Das kluge Pferd Berliner Illustrirte 03/1936 Mit Witz Bescheid geritzt Berliner Illustrirte 05/1936 Für stürmische Tage Berliner Illustrirte 11/1936 Der erste Ferientag Berliner Illustrirte 25/1936 Gut gemeint Berliner Illustrirte 27/1936 Goethe alle Achtung! Berliner Illustrirte 28/1936 Zu stark hat ihm der Arzt verboten Berliner Illustrirte 29/1936 Rückfällig aus Leidenschaft Berliner Illustrirte 35/1936 Der Einbrecher Berliner Illustrirte 40/1936 Heimlichkeiten vor dem Fest Berliner Illustrirte 51/1936 Liebe Gäste zum Feste Berliner Illustrirte 52/1936 Der tapfere Schneemann Berliner Illustrirte 04/1937 Der selbst gebaute Schlitten Berliner Illustrirte 05/1937 Die große Erbschaft Berliner Illustrirte 10/1937 Im Reichtum: Kummer mit Hummer Berliner Illustrirte 13/1937 Auf einsamer Insel: III. Die Flaschenpost Berliner Illustrirte 27/1937 Auf einsamer Insel: V. Waidmannsheil wider Willen.... Berliner Illustrirte 29/1937 Auf einsamer Insel: VII. Toll was der Vater kann..... Berliner Illustrirte 31/1937 Geburtstagsfeier Ullstein-Band I, 01/1935