Erfahrungsbericht - Tsinghua University, Peking Wintersemester 2011/2012

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1 Vorbereitung Erfahrungsbericht - Tsinghua University, Peking Wintersemester 2011/2012 Als Studentin der Betriebswirtschaftlehre war es mir wichtig mein Auslandssemester in einem Land zu machen, welches in der Zukunft der Wirtschaft eine wichtige Rolle spielt. Außerdem war es mir wichtig, dass die Unterrichtssprache Englisch war, da ich so meine sprachlichen Kenntnisse auf ein besseres fachliches Niveau bringen wollte. Meine Erstwahl war entsprechend Singapur und danach kam Peking. Zuerst muss ich gestehen war ich etwas traurig, dass es für mich nicht nach Singapur ging, doch schon nach den ersten Wochen in Peking konnte ich sagen, dass ich richtig Glück gehabt habe nach China gehen zu können. Nachdem ich den aufwendigen Bewerbungsprozess (nehmt euch Zeit dafür und wendet euch bei Fragen einfach an das International Office) hinter mich gebracht und die Zusage für die Tsinghua University bekommen habe, musste ich auf weitere Unterlagen warten, welche aus Peking an die RWTH geschickt wurden. Danach haben sich die zuständigen der Tsinghua bei mir per Mail gemeldet und mir alle weiteren Informationen zukommen lassen. Dementsprechend ist eine gültige adresse das Wichtigste in der ganzen Zeit. Mit allen Fragen, die sich bei mir in den nächsten Wochen aufgetan haben, konnte ich mich jederzeit an die Betreuer Megan, Lillian oder Yvonne in Peking wenden. Sie haben mir schon früh das Gefühl gegeben, dass an der Tsinghua alles sehr gut für mich vorbereitet ist und ich nicht alleine dastehe, was ich für ein solches Land als sehr wichtig empfand. In den folgenden Wochen habe ich mich mit der Kurswahl (alle wichtigen Infos werden per Mail zugesendet) und meiner Unterkunft beschäftigt. Wichtig bei der Kurswahl ist es schon früh zu schauen, dass sich die einzelnen Kurse nicht überschneiden und ich muss noch sagen, dass meiner Meinung nach ein großer Aufwandsunterschied zwischen 2- und 3-Credit-Kursen vorliegt. Wie und was genau ihr an Yvonne schicken müsst, wird sie euch genau mitteilen. Wichtig zu wissen ist, dass die Liste mit den Fächern, die ihr Yvonne aus Deutschland zusenden müsst, nicht endgültig ist. Eure genaue Kurswahl bestimmt ihr erst in Peking bei den Einführungsveranstaltungen des SEM-Bereiches, zu welchen ihr unbedingt gehen müsst. Bezüglich der Anerkennung der Fächer habe ich mich an Frau Franken-Vogts und ihre Mitarbeiter gewandt. Da ich in Peking das Pflichtmodul Mirko 2 absolvieren

2 wollte, habe ich mich direkt an Prof. Lorz (Prof. der an RWTH Aachen, der in meinem Jahr Mikro 2 gehalten hat) gewandt, ihm die entsprechende Kursbeschreibung zukommen lassen und auf seine Bescheinigung der Anerkennung gewartet, welche ich dann an die Frau Franken-Vogts weitergeleitet habe. Als es dann zu dem Zeitpunkt der Bewerbung für das Wohnheim auf dem Campus kam, welches nach chinesischer Zeit 9 Uhr war, bin ich dementsprechend um 3 Uhr aufgestanden und habe mich online beworben. Dieses war auch sehr entscheidend, da schon eine halbe Stunde nach Öffnung der Internetseite alle Plätze vergeben waren. Wichtig ist auch, dass man zur Anmeldung seine Student-ID und eine Kreditkarte hat. Wichtig natürlich auch ist das Visum, Infos dazu gibt es genügend im Internet, aber achtet darauf, dass euer Rückflug aus China noch innerhalb dieser Zeit liegt. Als ich in Peking war, habe ich mir noch für ca. 35 eine neues Visum bei der Uni beantragt, mit dem zwei extra Einreisen nach China möglich waren. Die Beantragung dauert ca. 2 Wochen. Denkt dran, auch wenn ihr von Hongkong wieder nach Peking fliegt braucht ihr eine Einreise. Ansonsten kann ich als Vorbereitung noch empfehlen sich mit der chinesischen Sprache auseinander zusetzen, da die Englischkenntnisse der Chinesen in der Stadt und auch teilweise auf dem Campus sehr begrenzt bis gar nicht vorhanden sind. Hierfür könnt ihr auch für die Anfängerkurse an der RWTH anmelden und in Peking wird auch ein Kurs an der Tsinghua angeboten. Dieser Kurs reicht jedoch nicht aus um sich richtig zu unterhalten. Für ein intensiveres Lernen solltet ihr euch an die vielen Sprachschulen in Peking wenden und euch einen Language-Partner suchen. Finanzen Ich hatte leider kein DKB-Konto und habe es schon in der ersten Woche bereut. Würde es also jedem empfehlen, damit man nicht jedes Mal für die Anhebung extra zahlen muss. Ansonsten gibt es beim Main-Gate außerhalb des Campus eine Deutsche Bank. Sehr wichtig ist auch eine Kreditkarte, da zum Anfang viele Sachen, wie das Wohnheim für fünf Monate und Kaution, bei der Uni gezahlt werden müssen. Außerdem ist es sehr praktisch wenn man über verschiedene Internetseiten Flüge und Hotels buchen möchte.

3 Wie viel Geld man pro Monat braucht ist schwer zu sagen. Das Mensaessen ist sehr billig, jedoch hat es mir nicht so gut geschmeckt, wenn man jedoch jeden Tag nach Wudaokou zum Essen geht braucht man schon mindestens 4 pro Gericht und wenn man auch mal gerne in guten bzw. keinen Studentenrestaurants essen möchte wird es entsprechend noch mal teurer. Ansonsten sind Lebensmittel in den Supermärkten auf dem Campus relativ billig. Wenn man aber auch mal was westliches einkaufen möchte, gibt es im U-Center (in Wudaokou) einen Supermarkt mit einer kleinen Auswahl oder man fährt zum Carrefour. Internationale Lebensmittel sind dort auch entsprechend teurer. Bücher und Schreibwaren sind auf dem Campus relativ günstig zu erwerben bzw. jeder Kursassistent bietet an das Originalbuch zu kopieren, welches dann für ca. 5-8 zu kaufen ist. Was, besonders als Frau, außerdem einzuplanen ist, sind die vielen Shoppingmöglichkeiten und die große Auswahl in den Fake-Markets. Ich habe außerdem Geld ins Reisen investiert und mir Hongkong (Flug 300 ), Shanghai(100 ), Xian(100 ) und Seoul(300 ) angeschaut. Wenn man mehr Zeit zur Verfügung hat, kann man zu vielen Zielen auch mit dem Zug fahren, was etwas günstiger ist. Ich habe mir leider keine genau Übersicht gemacht wie viel Geld ich genau jeden Monat ausgegeben habe, würde es aber auf schätzen. Muss aber hinzufügen, dass ich mir oft gesagt habe Ich bin ja nur einmal in China. Der Campus Der Campus der Tsinghua University ist sehr groß und zum Anfang habe ich mich auch öfters verlaufen bzw. verfahren. Ich habe mir dementsprechend gleich in den ersten Tagen ein Fahrrad auf dem Campus für ca. 30 gekauft. Ich würde jedoch nicht viel mehr ausgeben, da von vielen Mitstudenten die Fahrräder gestohlen worden sind, selbst vor den Wohnheimen. Ein Fahrrad würde ich jedem empfehlen, da die Vorlesungsräume sonst ca. 20min Fußweg entfernt sind. Außerdem ist es auch eine Erfahrung mit so vielen Chinesen Fahrrad zu fahren und auch mal im Stau zu stehen. Auf dem Campus befinden sich sonst alle wichtigen Geschäfte wie Bank, Post, Arzt und eine paar Supermärkte. Man muss den Campus theoretisch nie verlassen.

4 Die Wohnheimzimmer sind relativ schlicht, sehr sauber, aber teilweise mit alten Badezimmern ausgestattet. Sehr praktisch ist es, dass die Zimmer jeden zweiten Tag von sehr freundlichem Personal geputzt werden. In den Zimmern ist ein Bett (Bettgestell mit Holzplatte und einer dünnen Matratze ) inklusive Bettwäsche, welche alle zwei Wochen gewechselt wird. Als es ende Oktober schon relativ kalt wurde und die Heizungen erst am 1. November funktionierten, habe ich mir an der Rezeption problemlos zwei extra Decken geben lassen. Ansonsten sind im Zimmer ein Schreibtisch mit integriertem Regal, ein Wasserkocher, ein Fernseher inklusive Tisch, ein Kleiderschrank und ein Waschbecken mit Unterschrank. Ich habe mir dementsprechend in den ersten Wochen mein Zimmer ein bisschen gemütlicher gemacht. Lampen und Geschirr gibt es beispielsweise in dem Supermarkt im C- Building und alles Weitere habe ich bei IKEA gekauft. Wichtig ist noch zu wissen, bzw. vielleicht beeinflusst es eure Wahl bezüglich der Unterkunft, aber das Warmwasser im Zimmer funktioniert nur zu bestimmten Zeiten (7-9, und Uhr). Was leider etwas gestört hat war die fehlende Küche. Es ist zwar eine Gemeinschaftsküche vorhanden, jedoch besteht diese nur aus Schränken und es sind keine Küchengeräte vorhanden. Man musste sich dementsprechend Herdplatten und einen Kühlschrank selber kaufen. (Ich habe aber auch ohne diese leben können. Es gibt genug Sorten von Instantnudeln ) Ansonsten dient aber im Winter auch die Fensterbank als sehr guter Kühlschrank. Mir hat das Leben im Wohnheim gut gefallen, da man nie alleine war und jederzeit zu seinen Kommilitonen konnte. Auch war es in der Lernphase sehr praktisch, da fast auf jeder Etage Lernräume vorhanden sind in denen man entspannt zusammen arbeiten kann. Falls ihr in eurer Zeit Besuch aus Deutschland erwartet, kann dieser leider nicht bei euch im Zimmer schlafen, sondern muss um 23 Uhr das Wohnheim verlassen. An manchen Abenden habe ich es aber auch hinbekommen meinen Freund in mein Zimmer zuschleusen ohne dass das Rezeptionspersonal es mitbekommen hat. Falls sie es doch gemerkt haben, waren sie bei mir im Haus sehr freundlich, dieses ist jedoch von Haus zu Haus unterschiedlich. Falls ihr kein Zimmer auf dem Campus bekommt oder lieber eure eigene Wohnung haben wollt, empfehle ich euch nach einer Wohnung in Wudaokou zu suchen. Internetseiten auf denen ihr Wohnungen finden könnt erfahrt ihr von Megan oder

5 anderen Betreuer der Tsinghua, die euch wirklich immer schnellstmöglich helfen und sehr freundlich sind. Freizeit In meiner Freizeit habe ich mich die meiste Zeit in Wudaokou und Sanlitun aufgehalten. Wudaokou ist das Viertel in Peking südlich der Tsinghua mit vielen Bars, Restaurants, Einkaufsläden und Clubs. In diesem Viertel trifft man oft auf internationale Studenten von der Tsinghua University und der Beijing University, die ganz in der Nähe ist. Aber trotzdem sind dort viele junge Chinesen unterwegs, mit denen man in manchen Bars öfters mal in Gespräch kommt und man auch ein wenig von ihrem Leben erfährt. In vielen Restaurants gibt es dort internationales Essen, wie Pizza, Burger, Nudel und Salate. Auch ist dort eine Korean Corner in der es gute Restaurants, Geschäfte und KTV gibt. Besonders zu empfehlen ist der versteckte Japaner hinter dem Koreaner (ich glaube er heißt Issad) bei dem sehr leckeres und vor allem billiges Sushi gibt. Die Preise in Wudaokou sind, vor allem in Bars, sehr gering und es gibt viele verschiedene Happy Hours und Angebote. Ich empfehle das Lush, wo es ab 2 Uhr nachts immer leckere Burger für 20 Yuan gibt und das Bridge Cafe ist ein ganz gemütliches Lokal, mit leckeren Nudeln und tollem Kuchen, wo sich viele Studenten treffen um die ganze Nacht durchzulernen. Sanlitun hingegen ist ca. 40min Taxifahrt von der Uni entfernt und ein sehr modernes und neu gebautes Viertel. Es befinden sich dort viele Shoppingmöglichkeiten, von westlichen Shoppingläden bist zu den chinesischen Fake-Markets. Als Fake-Market kann ich besonders die Silk-Street empfehlen, die etwas weiter südlich liegt, wo man aber alles bekommt. Zum Feiern ist Wudaokou optimal, da es nah, billig und sehr nettes und feierwütiges Publikum beherbergt. Wenn man jedoch mal etwas bessere Musik hören will,. Was im meinem Fall House/Electro ist, kann ich meinen Lieblingsclub, das Spark, empfehlen, welcher preislich auf dem Niveau von Berliner Clubs liegt. Ich persönlich habe mich größtenteils mit dem Taxi außerhalb des Campus bewegt, was wesentlich günstiger ist als in Deutschland. Den maximalen Preis den ich zahlen musste, waren 8 für 1,5h Fahrt einmal quer durch die Stadt. Ansonsten ist in Wudaokou auch eine U-Bahn Station mit der man für 0,3 und mit Bussen ab 0,02 fast überall hinkommt.

6 Ansonsten habe ich mir viele Sehenswürdigkeiten angeschaut, von denen gibt es genug in Peking, bin durch die Hutongs gelaufen, chinesisches Streetfood probiert und kleine Fahrradtouren durch die Stadt gemacht. Ich muss sagen Peking ist eine sehr tolle Stadt, mit vielen verschiedenen Facetten, die spannend zu erkunden ist. Sport habe ich im Fitnessstudio Body Balance am Main-Gate gemacht. Dort wurden neben den normalen Fitnessgeräten (welche mehr auf den männlichen Besucher abgestimmt waren) auch viele Kurse wie Pilates, Yoga und Spinning angeboten. Die Uni bietet auch einige Sportarten an, Infos dazu bekommt ihr in den ersten Tagen. Fazit Mir hat mein Auslandssemester an der Tsinghua University in Peking sehr gut gefallen und ich würde es auch immer wieder machen. Ich habe viele nette, interessante Menschen kennengelernt, habe neue fachliche, wirtschaftliche Kenntnisse erworben und das chinesische Universitätsgeschehen kennengelernt. Ich habe eine Menge Eigenschaften der Chinesen und ihrer Lebensweise kennen, teilweise schätzen und nicht so sehr mögen gelernt. Ich bin so froh, dass ich in Singapur nicht angenommen wurde, da ich schätze Peking bzw. China bietet so viel mehr spannende Seiten und ist etwas ganz anderes als jedes andere Land in dem ich je war und wodurch ich so viel gelernt habe. Bei vielen Sachen habe ich dort nur den Kopf geschüttelt oder mich gewundert, aber gerade das hat mich im Nachhinein vieles gelehrt. Jedoch muss ich sagen, um fünf Monate in Peking zu leben, muss man sehr offen für neue Dinge sein, nicht unbedingt zu pingelig in Sachen Reinheit sein und nicht alles zu ernst nehmen. Ich kann es nur jedem empfehlen sich auf so ein Land und eine Kultur einzulassen und die Möglichkeit in so ein großes, spannendes und wichtiges Land für längere Zeit zu gehen wahrzunehmen.

7 Weitere Tipps Es gibt keine großen, normalen Karoblöcke. Bringt euch also welche mit. Es gibt nur eine geringe Auswahl an Deos und diese sind sehr teuer. Geld braucht ihr vorher nicht tauschen. Ihr könnt dieses direkt am Flughafen abheben. Wenn ihr nicht von der Uni abgeholt werdet, stellt euch am Flughafen bei der Taxireihe an und fahrt nicht mit den Black Taxi mit die euch ansprechen. Diese fahren ohne Taximeter und verlangen viel zu viel Geld. Wichtig ist auch, dass ihr die Adresse der Tsinghua auf chinesischen Zeichen aufgeschrieben habt um diese dem Fahrer zu zeigen. Kontaktiert die Masterstudenten von der RWTH, die jeweils das Jahr vor euch da sind und vielleicht könnt ihr von diesen ein paar Sache abkaufen wie Fahrrad, Teppich und Geschirr. Achtet genau darauf was für Cremes und Duschgels ihr kauft, da in vielen Whitning-Partikel enthalten sind. Falls ihr euch einen neuen Duschvorhang kauft, gebt den anderen an der Rezeption ab, auch wenn er ranzig ist. Ansonsten müsst ihr dafür zahlen, obwohl ein neuer vorhanden ist. Falls ihr in den Fake-Market einkaufen geht, kauft zum Anfang nicht beim ersten Stand. Geht zum nächsten und probiert dort noch tiefer mit dem Preis zu gehen. Es gibt fast an jedem Stand die gleichen Dinge. Um ein Gefühl für den Preis zu bekommen den ihr Zahlen solltet, nehmt um die 10% des Preises den die Verkäufer euch nennen.