Predigt: Leidenschaft für die Menschen Text Nehemia 1 Lesung: 1.Petrus 5,5-11 Datum Meppen, den

Transkript

1 Liebe Schwestern und Brüder, liebe Freunde, wir wollen zunächst einen Blick in die Geschichte wagen, um die Situation des Buches Nehemia verstehen zu können: Wir schreiben das Jahr 445 vor Christus. Nach Salomos Tod wurde das Königreich Israel zweigeteilt - in ein Nord - und ein Südreich. Die Hauptstadt des Nordreiches war Samaria. 722 v. Chr. eroberten die Assyrer die Stadt und führten viele Bewohner in Gefangenschaft. Ähnliches geschah mit dem Südreich Juda, als Jerusalem 586 v. Chr. von den Babyloniern erobert wurde. Knapp 50 Jahre später v. Chr. - wurden dann die Babylonier selber von den Persern besiegt - und der persische König ermutigte einige Juden zur Rückkehr in ihre Heimat. Etwa nahmen die Gelegenheit wahr, kehrten heim und begannen, den Tempel wieder aufzubauen. Aber schon nach dem Fundament gaben sie entmutigt auf. Die folgenden Jahre sind schwierig zu rekonstruieren. Es scheint aber, dass Gott etwa sechzehn Jahre später die Propheten Haggai und Sacharja sandte, um das Volk aufzurütteln. Man hatte sich wohnlich eingerichtet, aber die Arbeit am Haus Gottes hatte man eingestellt. Auf Gottes Befehl wurde die Arbeit wieder aufgenommen und der Tempel diesmal vollendet. 458 v. Chr. kehrte unter Führung von Esra ein zweiter Schub Juden nach Jerusalem zurück. Esra tat sein Bestes, das Volk aufzurütteln und geistlich und moralisch zu inspirieren; aber er erlebte viel Entmutigendes. Einige Jahre später, um 445 v. Chr. sprach Gott in Persien zu einem anderen Mann Nehemia. Er sollte sich besonders um den Wiederaufbau der zerstörten Stadtmauern kümmern. Nehemia 1, Vers 1 (Hoffnung für alle): Dies ist der Bericht Nehemias, des Sohnes Hachaljas: Im 20. Regierungsjahr des Königs Artaxerxes von Persien, im Monat Kislew, hielt ich mich in der königlichen Residenz Susa auf. Als königlicher Mundschenk kostete Nehemia den für den König bestimmten Wein, zum Beweis, dass er nicht vergiftet war. Dies war eine hohe Position am persischen Königshof. Doch trotz seines prestigeträchtigen Regierungsamtes wollte Nehemia unbedingt die Aufgabe erfüllen, zu der Gott ihn berufen hatte. Er war ein hervorragender Organisator. Das wird wohl einer der Gründe gewesen sein, dass Gott gerade diesen Mann berufen hatte. Doch wie so oft in der persönlichen Geschichte Gottes mit uns Menschen, investierte der Herr Zeit, um seinen Diener vorzubereiten für seine Aufgabe. Und das ist bis heute geblieben: Wenn der Herr Menschen gebrauchen will, dann wird er ihre Herzen für den Auftrag vorbereiten und zubereiten. (Vgl Jesus, Mose, Paulus) Wenn du weißt, dass dich der Herr zu einer Aufgabe berufen hat, brauchst du die Bereitschaft, dich von ihm auch dazu ausrüsten zu lassen. Kapitel 1 schildert genau diese Lebensphase bei Nehemia: Er war mit vielen wichtigen Dingen am Hof des persischen Königs Artaxerxes beschäftigt. Und er hätte diese Arbeit noch über Jahre hinweg tun können, wenn da Seite 1/5

2 nicht die Gewissheit in seinem Herzen wäre, dass Gott noch einen anderen Weg mit ihm vorhatte. Nichts, liebe Gemeinde, nichts ist wesentlicher in unserem Leben als das, wozu der Herr uns beauftragt. Wir können uns mit unglaublich vielen wichtigen und dringlichen Angelegenheiten beschäftigen, aber ist es das, was Gott von uns möchte? Mehr noch: Du kannst von dir den Eindruck haben, ich diene Gott und bist beschäftigt mit vielen Dingen im Reich Gottes - aber ist es das, was der Herr für dein Leben möchte? Ja - wir können sogar als Gemeinde dies tun und das tun, Gutes und Sinnvolles tun - aber das sagt noch nichts darüber aus, ob es das ist, was dem Herrn im Augenblick wichtig ist. Vgl Bsp: Eindruck, wir sollten für die Kinder, die nicht in Urlaub fahren, einen Freizeit in unserem Gemeindezentrum anbieten, Tage, um den Menschen dieser Stadt zu dienen. Ideen kamen zusammen, erste Bilder tauchten in Gedanken auf mit einem abschließenden Lagerfeuer und Grillabend für Eltern und Kinder - mein Herz schlug bei diesem Gedanken Ich bin einige Tage schwanger gegangen mit diesem Eindruck, habe ihn dann jemandem gesagt, diese Mitarbeiterin konnte das auch sehen; doch dann haben die Alltagsaktivitäten unseres Gemeindelebens erst einmal diesen Plan in den Hintergrund gedrängt - doch die Frage ist nach wie vor in mir lebendig: Ist das ein Weg, um in diesen Ferien den Menschen unserer Stadt zu dienen? Möchte Gott, dass wir es anpacken? Und die einen mögen sagen: Nein, was hat er jetzt schon wieder vor. Geht das nicht über unsere Kraft? Andere mögen innerlich fragen: Sollte ich dabei sein? Die Frage über allem bleibt: Wie sieht Gott die Dinge? Mit welchen Augen - liebe Schwestern und Brüder, sehen wir unsere Stadt? Kennen wir die Gedanken Gottes über die Menschen unserer Stadt? Das ist die Kernfrage, mit der Nehemia uns konfrontiert. Zitat VV und die Mauern der Stadt Jerusalem sind zerbrochen und ihre Tore sind mit Feuer verbrannt Das ist nicht einfach nur eine allgemeine Nachricht, liebe Gemeinde, das ist eine Botschaft zum Herzen Nehemias. Die Not seines Volkes in der Heimat trifft diesen Mann im Herzen. Er, der bereits Gottes Pläne kennt, der um die Sünde seines Volkes weiß, von dem lebendigen Gott abgefallen zu sein, er erlebt in diesem Augenblick, wie sich über sein Leben eine ganz neue Sicht aufbaut. O Gott, wenn mein Volk, das ja auch dein Volk ist, sich in einem so trostlosen Zustand befindet, dann setze deinen Arm in Bewegung Gott, und handle an meinem Volk. Wir reagieren dann schnell mit den Worten: Da muss man doch was tun! Wir nehmen die Dinge immer schnell in unsere Hände, werden aktiv und tun dies und das, um zu helfen. Nehemia wird still vor Gott; er stellt alle alltäglichen Aktivitäten ein, weil er weiß: hier kann nur Gott helfen. Als er von seinem Bruder Hanani den Zustandsbericht aus Jerusalem hört, setzt er sich hin und weint, trägt mehrere Tage lang Leid um seine Stadt und fastet und betet vor dem Gott des Himmels. Seite 2/5

3 Das, liebe Gemeinde, wollen wir von Nehemia lernen: Wir lindern erst dann eine Not, wenn wir das Elend in unseren eigenen Seelen empfunden haben; wir erhalten erst dann den Auftrag Gottes, wenn Gott uns die Augen öffnen kann und wir die Dinge sehen, wie sie wirklich sind. Wir haben uns in diesem Jahr das Thema Leidenschaft gegeben - Leidenschaft für Jesus. Und wenn du dich in diesem Jahr sehr bewusst auf eine innere Reise machst, um dich für diesen Jesus zu öffnen; wenn du in sein Herz schaust, dann kann nur eines in dir geboren werden: die Leidenschaft für eine verlorene Welt, die Jesus nicht kennt. Eine Welt, die deformiert ist durch eine Macht, die in der Bibel den Namen Sünde trägt. Aus der Leidenschaft für Jesus wird immer eine Leidenschaft für Menschen. Immer! Vgl Mt. 9,35-38: Jesu Sicht über die Menschen seines Landes Nehemia wird berufen, die Mauern Jerusalems wieder aufzubauen, aber vorher weint er über die Ruinen. Betroffenheit schützt uns vor einem Aktionismus. Betroffenheit über Zerstörungen in unserer Gesellschaft werden uns fragen lassen: Herr, was ist dir für unsere Gemeinde wichtig? Was ist dir für mich wichtig? Denn: auch wir sind berufen, Mauern wieder aufzubauen: => Das können die Mauern um unsere eigenen Seele sein Wenn wir in der Gefahr stehen, krank in unserer Seele zu sein, weil wir Dinge zugelassen haben, die uns innerlich zerstört haben. Wenn andere Menschen eine gesunde Mauer unserer Seele abgerissen haben, gewalttätig, mutwillig, und wir schutzlos leben, dann brauchen wir den inneren Wiederaufbau. Es ist doch nicht richtig, wenn es dem Satan gelingt, uns an Sünde und Zerstörungen zu binden und uns damit kraftlos zu machen. Es kann doch nicht sein, dass es dem Bösen gelingt, Beziehungen untereinander zu zerstören, die Beziehung zu uns selbst zu zerstören, oder gar die Beziehung zu Gott zu zerstören oder uns davon abzuhalten - dann sind wir herausgefordert, diese Mauern wieder aufzubauen. Eine Stadt ohne Mauern ist wehrlos dem Feind ausgeliefert. Bauen wir hier mit der Hilfe Gottes Mauern wieder auf; lassen wir seinen Geist an unseren Seelen wirken; ja, wir sind dazu berufen, einander zu erbauen. => Was ist mit den Mauern um unsere Gemeinde? Kann der Zeitgeist mühelos in unsere Reihen einbrechen, weil die Kraft des Glaubens gewichen ist? Das Gemeindeleben ist doch keine Beschäftigungstherapie für religiös Interessierte; Gemeindearbeit ist kein gemeinsames Hobby der Gemeindeglieder, bei dem jeder auf seine Kosten kommen soll und sich um alles in der Welt wohlfühlen muss; Gemeinde Jesu ist und bleibt eine geistliche Herausforderung, eine Rettungsarche für Menschen, die Gott aus dem Sinn verloren haben und verloren sind für die Ewigkeit; Wie steht es mit der Mauer des Gebetes in der Gemeinde? Seite 3/5

4 Wie geht es der Mauer des Wortes auf der anderen Seite? Wie ist es um die Mauer unseres alltäglichen Christseins bestellt? Steht die Mauer unserer Beziehung zu Jesus? Bauen wir an diesen Mauern oder sind sie eine Ruine? Baust du noch oder stirbst du schon? Gott möge es schenken, dass wir uns als Gemeinde uns immer wieder auf das konzentrieren können, was unserm Herrn wichtig ist. Ob du 15 Jahre alt bis, 45 oder 65: Stehe auf der Mauer! Baue mit im Auftrag Gottes. Lasst uns das mitten unter den Menschen tun: Wie der Herr es zu Josua gesagt hat: "Sei stark und sehr fest, dass du darauf achtest zu tun nach dem ganzen Gesetz...denn der Herr, dein Gott ist mit dir, überall, wohin du gehst." Und wenn du Jugendlicher bist, dann ist er mit dir, wen du merkst, wie schwer es ist, mitten in deiner Clique auf Kurs zu bleiben; wenn du im erwachsenen Alter stehst, dann bist du ein gesegneter Mensch, wo Gottes Wort dein Handeln prägt. => Dann sind da noch die Mauern, die in der Gesellschaft zusammen gebrochen sind, weil der Wunsch nach Freiheit um jeden Preis die wirklichen Werte verwaschen hat. Die Ordnung unseres Staates zerstört sich selbst, wenn Gott ausgeklammert wird. Wenn es kein Gewissen mehr gibt; Nehemia weiß noch davon, dass Sünde im Volk die totale Auflösung zur Folge hat. In wenigen Monaten werden wir voraussichtlich Wahlen haben in unserem Land: Mir ist klar, dass unsere politischen Meinungen hart auseinander gehen können; ob Merkel, Schröder, Westerwelle, Fischer, Lafontaine oder Gysi. Sie alle sind Menschen - aber sie können von Gott gebraucht werden - die persischen Herrscher sind ein biblisches Beispiel. Unsere Herausforderung als Christen in der Gesellschaft ist es, neben einer kritischen Begleitung vor allem in der Fürbitte zu stehen. Gebet für die Stadt. Gebet für das Land. Nehemia betet für sein Volk. Er steht stellvertretend vor seinem Herrn, weil ihn die Not seines eigenen Volkes nicht mehr loslässt. Die Not seines Volkes hat ihren Ursprung im Abfall von Gott. Bettina Lohaus schreibt in ihrem Buch Beten überwindet, folgende wertvollen Gedanken: Sünde räumt Satan begrenzte Macht über einen Menschen ein. Der Fürst dieser Welt kommt; und in mir hat er gar nichts, sagt Jesus über sich selbst. (Joh.14,30). Damit meint er: Weil Jesus ohne Sünde ist, findet Satan keinen Herrschaftsanspruch in ihm... Durch diese ganze Hinwendung zu Jesus und die Vergebung der persönlichen Schuld verliert Satan jeglichen Machtanspruch über das Leben eines Menschen... So hat bereits Jesus in seinem hohepriesterlichen Gebet dafür gebetet, dass der Böse uns Jünger nicht antasten soll. Wenn wir nun stellvertretend für andere Sünde bekennen, bedeutet das zunächst: Wir machen uns ganz eins mit ihrer Schuld, als hätten wir sie selbst begangen. Zitat Lohaus Seite 70: Esras Gebet, Nehemias Gebet, Daniels Gebet Seite 4/5

5 Liebe Schwestern und Brüder. Was geschieht, wenn wir so beten? Schaut euch diese drei Männer aus dem AT an: es sind Männer, die von Gottes Heiligkeit ergriffen sind und dabei ein sehr feines Gespür für den Willen Gottes (Lohaus 71) entwickeln. Sie spüren es, wenn die Gegenwart des Herrn nicht mehr unter dem Volk ist. Und wenn der Herr uns gebrauchen will, dann zeigt er uns zunächst die eigene Unzulänglichkeit. Aber es ist eine Unzulänglichkeit, die er gebrauchen kann. Vgl Gebetsspaziergang - Gebet, das ohne sichtbare Wirkung ist - es wird seine Wirkung haben - erst in der unsichtbaren - dann in der sichtbaren. Vgl Jesus im hohepriesterlichen Gebet Das ist leidenschaftliches Gebet für uns - lasst uns leidenschaftlich beten für die Menschen in unserer Stadt, in unserem Dorf und dabei das ganze Land nicht vergessen. Wir könnte doch nicht so vertrauensvoll beten und die Mauern wieder aufbauen, wenn wir nicht wüssten, wer Gott ist. Wenn wir nicht seine Verheißungen kennen würden. Vers 8 Was ist das für ein Gott? Der seinen Sohn nicht deswegen zu uns sendet, Um uns unserer Sünden vorzuhalten, sondern sie stellvertretend für uns auf sich zu nehmen. Satan ist es, der uns immer anklagt, wo er kann. Er ist es, der die Sünde missbraucht. Aber Jesus ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist. Darum lass dich retten. Und wer mit ihm lebt, der möge um die Rettung von Menschen beten. Leidenschaftlich. Zu Ehre Gottes. In großem Vertrauen, dass er sein Wort erfüllen wird, dass der, der zu ihm kommt, nicht von ihm weggestoßen wird. Seite 5/5