Modedesign. Prof. Alexandra Albrand

Transkript

1 115 Modedesign»Eine zutiefst menschliche Sehnsucht nach Identität und Verortung macht aus Trends und Moden Vergemeinschaftungsangebote für Vergruppungstierchen im Zeitalter fortgeschrittener Individualisierung.«zitiert Ralf Grauel in Brand Eins 08/02, Prof. Franz Liebl, Universität der Künste Berlin. In einer Zeit, die sich schneller wandelt als wir, in der es keine Verbindlichkeit einer sozialen Zeichensprache mehr gibt, setzt das Entwerfen von Kleidung neben dem ständig bewussten Wahrnehmen unterschiedlicher gesellschaftlicher Strömungen abstraktes und vernetztes Denken, ethische Verantwortung und leidenschaftliches Umformen voraus. Der schlichte Satz von Yohji Yamamoto:»Mode machen heißt an Menschen denken«muss daher bei aller Kreativität im Vordergrund eines Designprozesses stehen. Neueste Materialtechnologien und Verarbeitungstechniken, traditionelle Handwerkskünste und historische Stilelemente aus vielen Kulturkreisen bestimmen, je nach Gewichtung, Ästhetik und Funktion. Den für mich wichtigsten Gedanken zum Phänomen Mode hat Walter Benjamin formuliert:»jede Saison bringt in ihren neuesten Kreationen irgendwelche geheimen Flaggensignale der kommenden Dinge. Wer sie zu lesen verstünde, der wüsste im Voraus nicht nur um die neuen Strömungen der Kunst, sondern auch um neue Gesetzbücher, Kriege und Revolutionen «Prof. Alexandra Albrand

2 116 Studiengang: Modedesign Diplom: 2006 Thema: Inspirationen aus der persischen Miniaturmalerei Begleitung: Prof. Alexandra Albrand, Prof. Dr. Brigitte Stamm Kontakt: Afsar Farah Inspirationen aus der persischen Miniaturmalerei Die Schönheit der persischen Miniaturmalerei mit ihrer delikaten Farbigkeit, den feinen linearen Formen, die einer Jahrhunderte alten Ordnung folgen und doch scheinbar spielerisch wirken, bildet die Inspirationsquelle für die Kollektion von Kleidern, Mänteln und Kostümen. Ausgehend von einer klassischen Schnittführung der zarten und meist transparenten Materialien entsteht durch Drapierungen und raffinierte Stoffkombinationen immer im Zusammenspiel mit zum Teil aufwändigen Stickereien, Rüschen und Bänderverzierungen eine Kleidung, die die Weiblichkeit der Trägerin betont. Typische ornamentale Details wie zum Beispiel das»paisley-muster«kommen leicht verfremdet und stark vergrößert zum Einsatz, wodurch sich die Formen von ihrem folkloristischen Hintergrund lösen. Durch die Verwendung weicher, natürlicher Pastelltöne, der einfachen Schnittführung und einer aufwändigen Fertigung wirken die Kleider manchmal nostalgisch oder verspielt und strahlen dennoch trotz der zum Teil üppigen Stickereien eine kühle Modernität aus.

3 Fotos: Gesine Born

4 120 Studiengang: Modedesign Diplom: 2005 Thema: Poesie des Augenblicks Gestalt im Wandel Begleitung: Prof. Alexandra Albrand und Prof. Manfred Großmann Kontakt: Jenja Sprekelmeyer Poesie des Augenblicks Gestalt im Wandel Dieser Titel steht für eine durch Natur inspirierte Damen (DOB) - Modekollektion. Organisch chaotische sowie organisch systematische Formen der Pflanzenwelt und anorganische Formen wie deren Rudimente und Steinformationen liegen den Entwürfen zu Grunde. Durch Kreativarbeit modifiziert und weiterentwickelt bilden diese Formen indirekt die Basis für die äußerliche Formgebung wie die Konturengestaltung und Schnittführung der einzelnen Kleidungsstücke. So ist kein direkter Rückbezug vom fertigen Teil zur Ausgangsquelle mehr erkennbar. Dieses Vorgehen und der Gebrauch qualitativ hochwertiger Stoffe, von teilsweich fließender, teils fasrig starrer Beschaffenheit, verdeutlichen den der Natur stets inhärenten Wandel. Das umfangreiche Spektrum an verschiedenartigen Materialien hingegen impliziert die überwältigende Vielfalt der in der Natur erscheinenden Formen. Ungewöhnliche, rhythmisch abgerundete Nahtverlegungen in Komposition mit der kontrastierenden Stoffauswahl und deren Einsatz, verleihen der Kollektion eine organisch klare, jedoch zurückhaltend elegante Ausstrahlung. Dieser Ausdruck wird gleichermaßen durch die verwendete Farbanlage unterstützt. Entstanden ist eine gleichermaßen tragbare wie individuell experimentelle Modekollektion, welche die Persönlichkeit der Trägerin auf subtile Art unterstreicht.

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6 Studiengang: Kostümdesign Diplom: 2006 Thema: Solidão (Einsamkeit Kontaktanzeige Kurzfilme) Begleitung: Prof. Reinhard von den Thannen Kontakt: Adriana Braga Solid o (Einsamkeit Kontaktanzeige Kurzfilme) Die Diplomarbeit ist der Versuch, nach realen Kontaktanzeigen aus verschiedenen aktuellen Tageszeitungen einzelne, eigenartige Welten zu rekonstruieren. Material liefern 5 Anzeigen, die wie eine Sammlung von kleinen Funksignalen sind. Dabei ist es fraglich, ob es den Absendern gelingt, sich in der Größe einer Kontaktanzeige von 2 x 5 cm im Rechteck zu präsentieren. Und ich frage mich auch, ob es nicht eine weitere merkwürdige Verhaltensform in unserer Gesellschaft ist, den Menschen so zu verpacken: Ihn, Sie, Es als Konzentrat aus der Dose. Neben Autoverkaufsangeboten, Wohnungssuche, Jobangeboten und Flohmarkt stellt man ihn wie einen Gegenstand, wie eine Ware dar. Die Kontaktanzeigen sollen fiktive Situationen wieder herstellen lassen, sie müssen nicht unbedingt immer von realen Geschichten ausgehen. Andere Texte und»pseudoalltägliche Ereignisse«können auch in diese scheinbar intime Welt einbezogen werden, so dass eine Mischung aus Realität und Fakten, Kostümen und eigener Kleidung, realer Umgebung (Raum) und Kulissen entsteht. In kleinen Inszenierungen wird die Einsamkeit des Großstadtmenschen und sein Umgang mit Gefühlen in Frage gestellt. Es wird untersucht, ob er wirklich so praktisch denkt, ob sein Suchen, Selektieren, Stempeln und Stapeln grundsätzlich als normal zu betrachten ist. Kritisch wird dargestellt und manchmal grotesk überzogen, wie er nur nach Gebrauchsanweisungen sucht, wie für ihn die Zeitung zu einem virtuellen Supermarktregal wird, in dem Menschen sich in scheinbarer Sicherheit nur noch das»produkt«abholen wollen. Aber die Zweisamkeit, die Liebe ist nicht so warenmäßig konsumierbar, denn gerade der Regel- und Ordnungswunsch kann wie ein Virus im Computersystem, wie ein Krankheitserreger, ein Giftstoff, die Verabredung über eine Kontaktanzeige scheitern lassen.

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8 129 Produktdesign Textil Studierende der Studienrichtung Produktdesign Textil gestalten textile und anverwandte Produkte für alle Lebensbereiche, z.b. den (Innen) Raum, Körper (Mode), Transport (Auto, Bahn, Schiff, Flugzeug) und für Medien in Verbindung mit neuen Technologien. Ihre textilen und textilverwandten Welten entstehen aus einem Bewusstsein, das über ein funktional-logisches Denken hinaus auch Gefühl und Intuition anspricht. Im Zusammenspiel von Form und deren Funktion, von Farbe und Material, geht es um die Inszenierung und Botschaft einer ästhetischen Sprache im öffentlichen und privaten Raum. Textile Produkte sind Kommunikationsträger in der Auseinandersetzung zwischen kulturellen, ökologischen und ökonomischen Ansprüchen und Anforderungen. Die hier vorgestellten Diplomarbeiten sind im Rahmen des Forschungs- Projektes»Moden (er-)finden«entstanden. Ziel war u.a. die Gestaltung textiler Produkte/Objekte und Präsentationsformen in ihrer wechselseitigen Beeinflussung in Hinblick auf die Erweiterung neuer Berufsperspektiven und die Förderung kleiner Labels/Brands mit (innovativen) Produkten (Kult-Objekten) aus regionalen Ressourcen als Antwort auf eine postkapitalistische Globalisierung. Die Lehre in der Studienrichtung Produktdesign Textil sehe ich orchestral: Bei gründlicher Kenntnis eines Gebietes ist sie offen für Verbindungen mit anderen gestaltenden Disziplinen, neugierig und kritisch im Umgang mit kulturellen und gesellschaftlichen Wandlungen und Tendenzen. Prof. Marion Ullrich

9 130 Studiengang: Produktdesign Textil Diplom: 2004 Thema: punto tagliato Begleitung: Prof. Marion Ullrich, Prof. Manfred Großmann Kontakt: GeneviÈve Saghmeister punto tagliato Die Intention dieser Diplomarbeit war, die textile Spitze in einen neuen»alten«kontext zu stellen. Alltägliche Gebrauchsgegenstände wie Kissen, Tagesdecke, Lampe, Ess-Sets, Stoffe in Spitzenoptik gestaltet sollen mit ihrer Anmutungsqualität Emotion und Sinnerlebnis besondes ansprechen. Dazu wurden Räume entworfen, in denen die Produkte und Stoffe inszeniert werden können. Das eigenwillige an den Produkten ist der bogenförmige Abschluss, der als verspielter Rand spitzenartig gestanzt wurde. Die Kollektion ist in vier Bereiche gegliedert: Wohnen Essen Schlafen Stoffe. In der Abbildung hier sind Bodenkissen aus Kunstleder zu sehen, die durch originelle Farbkombinationen besonders innerhalb der Perforierungen bestechen. Für den Bereich Schlafen sind ein Bettüberwurf, eine dazugehörige Lampe und ein Panelsystem entstanden. Diese Produkte sind weiß, zeigen viel Fläche, wodurch sie still und schlicht wirken. Genevieve Saghmeister arbeitet mittlerweile im Team von création baumann, dem exklusiven Hersteller und Verleger von Heimtextilien in der Schweiz.

10 132 Studiengang: Produktdesign Textil Diplom: 2004 Thema: Erleuchtung Begleitung: Prof. Marion Ullrich, Frau Yasuko Hashimoto Kontakt: Carolin Prahl Erleuchtung Das Leitmotiv in dieser Diplomarbeit war das Licht. Sie war ein Versuch, positive Eigenschaften, die mit Licht assoziiert werden, einzufangen und schließlich für ein illuminiertes Hotelzimmer nutzbar zu machen, die dem Gast eine äußere und möglicherweise auch eine innere Orientierung geben. Alle Wohn-Objekte (Bett, Lampen, Sitz und Kissen) leuchten. Dies wird ermöglicht durch Reflektor-, nachleuchtende- und lichtgebende Materialien. Aus der Verbindung technischer Textilien mit den»urstoffen«seide und Filz sind so Lichtskulpturen, wahre»leuchtkörper«entstanden. Carolin Prahl ist von der Lichtwark Gesellschaft eingeladen worden, ihre Diplomarbeit im Rahmen einer Ausstellung zu zeigen. Ihre Arbeiten werden z.zt. im Museum für Kunst und Gewerbe ausgestellt.

11 134 Studiengang: Produktdesign Textil Diplom: 2004 Thema:»Noli me tangere«begleitung: Prof. Marion Ullrich, Prof. Dr. Brigitte Stamm Kontakt: Angela Wesnigk»Noli me tangere«die experimentellen Textilien und Objekte sollen zum Spiel mit dem Unschuldigen, Unbefangenen in uns animieren, zu einer träumerischen Annäherung und einer rituellen Erneuerung des Jungfräulichen. Um den spielerischen Gedanken zu verdeutlichen, sind objektähnliche Stoffe entstanden, die bei»kontaktaufnahme«eine mögliche Verwendung am Körper oder im Raum evozieren können, aber nicht müssen. Begriffe wie reinheit*zartheit*errötung*haut*haar*zittern*verlangen*geheimnis*erwachen*wunde vermitteln sich dem Betrachter bzw.»befühler«durch transparente, milchige, matte, glänzende und häutige Optik und Haptik. Dabei spielt das Material Latex eine besondere Rolle, farblich unterstützt durch Weißabstufungen, hautähnliche Nuancen und blasses Rosa. Ausblick: Die Jungfrau wird erwachsen. Angela Wesnigk arbeitet an einer Weiterentwicklung des Themas mit dem»reifen Weib«und der»gealterten Frau«. Die Arbeit war im Museum für Kunst und Gewerbe ausgestellt.

12 136 Studiengang: Produktdesign Textil Diplom: 2005 Thema:»Stadtluft macht frei«begleitung: Prof. Marion Ullrich, Prof. Dr. Elke Drengwitz Kontakt: Constance Becker»Stadtluft macht frei«im Mittelpunkt dieser Diplomarbeit stand die künstlerische Auseinandersetzung mit der Vielfalt der Stadt zu den Themen: Menschen/Verkehr/ Architektur/Nah-Erholungs-Raum/Kultur und Erneuerung. Dazu sind jeweils Produkte gestaltet worden. So entstand z.b. zum Thema Verkehr eine Kissenkollektion aus zerschnittenen Fahrradschläuchen. Diese Teile der Fahrräder, die aktiv am Stadtverkehr teilgenommen haben, verwandeln sich in der Wiederverwertung zu neuen und kostbaren Produkten. Durch die individuell verarbeiteten Muster und Strukturen auf schwarzem Ledergrund erinnern sie an Asphalt, Schuppen oder Panzer. Der Teppich ist aus Filz handgeknüpft. Zum Thema Naherholungsraum erweckt er den Anschein eines Rasenstückes, auf dem sich ausruhen lässt. Er bietet innerhalb eines Wohnraumes ein visuelles und haptisches Spiel mit der Natur. Constance Becker arbeitet als Designerin für Produkte für junge Menschen in einem Familienunternehmen in München.