Familienbewusste Maßnahmen, die Schule machen

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1 Familienbewusste Maßnahmen, die Schule machen Schulbeginn ein Stichwort, das nicht nur für Kinder spannend ist. Berufstätige Eltern sehen sich mit der besonderen Herausforderung der Ω Schulkinderbetreuung konfrontiert. Welche Bedürfnisse der Eltern dabei im Vordergrund stehen, wurde in dem vom Bundesfamilienministerium beauftragten Ω Monitor Familienleben 2010 abgefragt. Familienbewusste Ω betriebliche Maßnahmen und die aufgezeigten Ω Best Practice Beispiele bieten ein hohes Unterstützung- und Entlastungspotenzial für Eltern und letztendlich einen betriebswirtschaftlichen Nutzen für Arbeitgeber.

2 Herausforderung Schulbeginn 2 Berufstätige Eltern müssen sich auf den Schulalltag einstellen und diesen in ihrer persönlichen Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit einbeziehen. Dabei stehen sie vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die nach Kindesalter und Familiensituation variieren können. Fragen bei kleineren Schulkindern l Wie kommt mein Kind zur Schule und wie kommt es nach Hause? Wer kann es auf dem Weg begleiten? l Wer kümmert sich um das Kind, wenn Schulstunden oder sogar ganze Schultage ausfallen? l Was tun, wenn das Kind oder sein Betreuer erkrankt? Fragen bei älteren Schulkindern l Kann das Kind nachmittags ohne Aufsicht sich selbst überlassen sein? l Wer kümmert sich um die Hausaufgaben? (Gerade angesichts der G8-Umstellung wird ein höherer Nachhilfebedarf beobachtet) l Wer kann dem Kind Nachhilfe geben? Familiensituation Zeit und Logistik sind die kritischen Faktoren, wenn es um die Betreuung von Kindern geht. Ist bei Elternpaaren nur ein Elternteil berufstätig, werden die Kinderbetreuungsaufgaben insbesondere aus Zeitgründen häufig auf den nichtberufstätigen Partner übertragen. Der Partner, der einem Beruf nachgeht, wird zwar bei Erziehungs- und Betreuungsaufgaben entlastet, hat aber gerade deshalb häufig das Gefühl, am Leben des Kindes nicht richtig teilhaben zu können. Arbeiten beide Elternteile, sind Eltern noch stärker auf die Unterstützung von außen angewiesen. Alleinerziehende, denen die Unterstützung des Partners fehlt, haben es besonders schwer alles unter einen Hut zu bekommen und sind auf verlässliche Angebote von Freunden, Großeltern, Nachbarn und Externen angewiesen. Dabei steht in jedem dieser Fälle fest: Das Thema»Schule«(insbesondere Eingewöhnung 1. Klasse/Umstellung auf höhere Schule) beschäftigt Eltern. Die Ausbildung und Entwicklung des Kindes, wie auch eine sichere Betreuung, müssen gewährleistet werden, so dass Eltern den Kopf frei haben, um sich ihren beruflichen Aufgaben widmen zu können.

3 Monitor Familienleben 2010 Einstellungen und Lebensverhältnisse von Familien 3 Die Ergebnisse der aktuellen Ω Repräsentativbefragung von insgesamt Personen darunter 435 Mütter und Väter mit Kindern unter 18 Jahren spiegeln die Bedürfnisse von Eltern wieder: l In Familien mit Kindern wird der weitaus größere Teil der Haus- und Erziehungsarbeit nach wie vor von den Müttern erledigt. l Demgegenüber steht der Wunsch von immerhin 20 % der Mütter, ihre Arbeitswochenstundenzahl zu erhöhen. l Ein Großteil der berufstätigen Väter würde hingegen die Wochenstundenzahl am liebsten reduzieren: 53 % auf 36 bis 40, 19 % auf 30 bis 35 und 9 % auf weniger als 30 Wochenstunden. l 63 % der Bevölkerung haben den Eindruck, dass sich Familie und Beruf in Deutschland»nicht so gut«vereinbaren lassen. l Eltern wünschen sich passgenaue Angebote für die Kinderbetreuung. Dazu zählt für 54 % ein besseres Ganztagesbetreuungsangebot in Kindergärten und Schulen, für 41 % mehr Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren und für 56 % eine bessere Ausrichtung der angebotenen Betreuungszeiten an den eigenen Arbeitszeiten. l 92 % halten den Einsatz des Staates für eine bessere Vereinbarkeit für wichtig bzw. sehr wichtig. Nahezu genau so viele (91 %) finden einen starken Einsatz der Unternehmen auf diesem Feld wichtig bzw. sehr wichtig. Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

4 Betriebliche Maßnahmen 4 Dem Familienmonitor 2010 zufolge werden Arbeitgeber aus der Perspektive von Eltern mit schulpflichtigen Kindern als ebenso verantwortlich für die Vereinbarkeit angesehen wie der Staat. Ein Schlüssel können für Arbeitgeber betrieblich verankerte Maßnahmen sein, die speziell auf Eltern-Kind-Bedürfnisse ausgerichtet sind. Diese können von flexibleren Arbeitsmöglichkeiten für Eltern, über Unterstützung bei der Lernförderung/Qualifizierung der Kinder bis hin zu Betreuungsangeboten für Kinder reichen. Hier eine Auswahl der vielfältigen Möglichkeiten: l Flexible Arbeitszeit l Teilzeit (ggf.»auf Zeit«z.B. für die Einschulung) l Arbeitszeitkonto l Alternierende Telearbeit l Führung in Teilzeit l Ganztagskinderbetreuung l Gespräche mit Betreibern von Kinderbetreuungseinrichtungen zwecks Verlängerung der Öffnungszeiten l Unterstützung bei der Vermittlung von Nachmittagsbetreuung l Kinderbetreuung zu Randzeiten l Notfallbetreuung/Eltern-Kind-Zimmer l Abholservice für Kinder aus der Schule l Hausaufgabenbetreuung l Nachhilfe für Schüler l Mentorenprogramme für Jugendliche l Unterstützung der Qualifizierung von Jugendlichen l Eltern-Kind-Kurse

5 Best Practice 5 Kinderbetreuungszuschuss Um die Beschäftigten während der betrieblichen Arbeitszeit so wie während der Schul- bzw. Kindertagesstättenferien bei der Fremdbetreuung ihrer Kinder im Alter von bis zu einschließlich 14 Jahren zu unterstützen, gewährt der Arbeitgeberverband HessenChemie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Kinderbetreuungszuschuss. Je höher die vom Beschäftigten zur Verfügung gestellte Arbeitszeit, desto höher der Zuschuss. Den Anlass zu dieser Maßnahme gab eine Umfrage der betroffenen Mitarbeiter, aus der hohe Kosten für Kinderbetreuung als große Belastung für junge Familien herausgingen. Notfallbetreuung in der»lukids adhoc«basf bietet seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seit Januar 2008 mit»lukids adhoc«die Möglichkeit, Kinder kurzfristig unterzubringen, wenn die familiäre oder privat organisierte Betreuung plötzlich ausfällt. 20 Plätze stehen für Mitarbeiterkinder von sechs Monaten bis zum Ende des Grundschulalters täglich von 7 bis 18 Uhr zur Verfügung. Die BASF entlastet somit ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ermöglicht es, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.

6 Best Practice 6 Rahmenvertrag mit der Schülerhilfe Ein Großteil der SEB-Service-Angebote für Familien sind bisher auf kleinere Kinder ausgerichtet. Um auch Mitarbeiter mit älteren (Schul-)kindern zu unterstützen, hat die SEB AG einen Rahmenvertrag mit der Ω Schülerhilfe, einem großen Anbieter von Nachhilfeangeboten, abgeschlossen. Damit entfällt für die Kinder von SEB-Mitarbeitern die Anmeldegebühr, und der Monatsbeitrag reduziert sich um 10 Euro. Das Angebot der Schülerhilfe umfasst die gängigen Fächer für alle Klassenstufen und Schularten. Dort wird ein zielgerichtetes Coaching für Bildung in Eigeninitiative geboten: vom klassischen Nachhilfe-Unterricht über Prüfungsvorbereitungen oder Ferienkursen bis hin zu innovativen Vorschul-Lernkonzepten. Im Mittelpunkt der Arbeit mit den Schülern steht die dauerhafte Verbesserung der schulischen Leistungen durch individuelle Förderung.

7 Best Practice 7 Ferienakademie als Bildungsangebot Ein Beispiel dafür, dass Ferienprogramme auch die Bildung der Kinder unterstützen können. Mit Projekten wie»kitec Teens Schüler & Technik«,»Experimenter-ABC«oder»Chinesisch«bietet Boehringer Ingelheim in Zusammenarbeit mit der Stadt Ingelheim ein spannendes und interessantes Kursangebot für Kinder unterschiedlicher Altersgruppen an. Das umfassende Programm bietet für jeden etwas, denn es gibt alles von sprachlicher und künstlerischer Förderung bis hin zu sportlichen Aktivitäten. Auf spielerische Art werden durch die Verbindung von Betreuung und Bildung bei den teilnehmenden Kindern Wissen erweitert und ihre Kompetenzen gefördert. In bisherigen Erfahrungen mit solchen Angeboten konnte ein deutlicher Lernfortschritt der Teilnehmer gemessen werden. Angebote für Jugendliche bieten zusätzlich die Chance, dass sich diese mit Fragestellungen beschäftigen, die für das Unternehmen relevant sind. Mittel- und langfristig betrachtet wird damit auch ein Beitrag für die eigene Nachwuchsförderung geleistet.

8 Best Practice 8 Seminar»Familie Lernen Beruf«Ein Tag für Eltern und schulpflichtige Kinder, um Schulstress bewältigen zu lernen und so das Leben in Schule, Familie und Beruf zu erleichtern! Lernen kann ein faszinierender und lehrreicher Prozess sein, der mit Freude und Erfolg verbunden ist. Für viele Eltern und Kinder ist das leider nicht so sie erleben Lernen als Belastung. Hausaufgabenstress, Notendruck und Streitereien sind an der Tagesordnung und belasten das Familienleben. Zusätzlich werden Mütter und Väter aber auch in ihrem Beruf gefordert. Diese Doppelrolle zu meistern, ist für alle Eltern eine große Herausforderung. Das Seminar soll Wege aufzeigen, wie sich durch weniger Schulstress Familie und Beruf bzw. Schule harmonischer miteinander verbinden lassen. Die Veranstaltung richtet sich an Eltern und deren Kinder der Schulklassen 3 bis 8. Eltern und Kinder erfahren eine Menge Wissenswertes zu den Themenbereichen Lern- und Arbeitstechniken, Konzentration, Kommunikation und Verhalten sowie Motivation. Führungstandems Zu der familienbewussten Personalpolitik der KfW Bankengruppe gehören die Teilzeit-Tandems für Führungskräfte, im Rahmen derer zwei Führungskräfte jeweils bis zu 70% in Teilzeit auf einer 100%-Stelle arbeiten. Ein Beispiel: Zwei weibliche Führungskräfte teilen die Leitung einer Abteilung. Beide Frauen arbeiten zu 60 % in Teilzeit und sind somit in der Lage, Führungsverantwortung mit Familienleben zu kombinieren.

9 Best Practice 9 Führungskräfte als Mentoren In dem Mentor-Programm begleitet und unterstützt jeweils eine Führungskraft einen Jugendlichen über ein Jahr in der persönlichen und beruflichen Entwicklung. Das Projekt wird in Kooperation mit der gemeinnützigen Ω Mentor-Stiftung durchgeführt, deren Ziel es ist, Kinder und Jugendliche zu stärken, mit Hilfe von Präventionsprojekten vor Suchtgefahren zu schützen und ihre Entwicklung zu fördern. An vier vorab festgelegten Terminen finden Treffen zwischen Mentor und Mentee statt. Der Mentee profitiert von der Berufs- und Lebenserfahrung des Mentors, er soll Orientierung bekommen, seine eigenen Stärken erkennen und sich neue Zukunftsperspektiven erarbeiten. SEB-Führungskräfte profitieren etwa, indem sie verschiedene Lebenssituationen kennenlernen und damit für unterschiedliche Familienwelten sensibilisiert werden. Dadurch stärken sie ihre sozialen Kom pe tenzen, die als soft skills in ihren täglichen Arbeitsprozess zurückfließen.

10 10 Termine der berufundfamilie-akademie Fachtagung Seminar Fachtagung 28. September 2010 Mehr Zeit für mehr Familie: Die Möglichkeiten der Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort, Erfurt 6. Oktober 2010 Familienbewusstsein im Tandem mit einer demografiegerechten Personalpolitik, Frankfurt am Main 15. November 2010 Vereinbarkeit von Beruf und Familie Pflege von Angehörigen (Teil 1) München mehr unter Ω Impressum Herausgeber berufundfamilie gemeinnützige GmbH eine Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung Friedrichstraße Frankfurt am Main Kontakt Angela Kienle Telefon +49.(0) Telefax +49.(0) Internet Bildnachweis PhotoAlto/F1online (1), Boehringer Ingelheim(1, 7), Cultura Images/F1online (8), Fancy/F1online(9), Joker (3, 4, 5) Maskot/F1online (6)