Mission und Ökumene im Global Village 100 Jahre nach der Weltmissionskonferenz von Edinburgh
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- Ella Hafner
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1 Mission und Ökumene im Global Village 100 Jahre nach der Weltmissionskonferenz von Edinburgh Bericht über das 44. Internationale Ökumenische Seminar vom Juli 2010 in Strasbourg, Frankreich Das Jahr 2010 steht im Zeichen des hundertsten Jahrestages der Weltmissionskonferenz in Edinburgh im Juni 1910, die als Beginn der ökumenischen Bewegung angesehen wird. Aus Sorge darüber, dass die Streitigkeiten aus den Heimatländern der Missionare in neue Gebiete gebracht würden und die Glaubwürdigkeit des Evangeliums dort beeinträchtigten, zeichneten sich damals die ersten Bemühungen um die Wiederherstellung der Einheit zwischen den Protestanten in besonderem Maß durch ihre missionarische Absicht aus. Hundert Jahre später haben sich 349 Kirchen der ökumenischen Bewegung angeschlossen, und unzählige ökumenische Organisationen haben sich auf internationaler und lokaler Ebene gebildet. Vor diesem Hintergrund fand vom 6. bis 13. Juli 2010 in Straßburg ein Internationales Ökumenisches Seminar zum Thema Mission und Ökumene im Global Village 100 Jahre nach der Weltmissionskonferenz von Edinburgh statt. Veranstalter war das in Straßburg ansässige Institut für Ökumenische Forschung des Lutherischen Weltbundes, gemeinsam mit der Theologischen Fakultät der Universität Straßburg. Tagungsort war das am Rand der Altstadt gelegene Séminaire Protestant (Albert Schweizer schrieb hier sein zweibändiges Werk über die Leben-Jesu-Forschung), direkt bei der evangelischen Thomaskirche (hier wurde im April 2001 die Charta Oecumenica unterschrieben). Das Séminaire Protestant, dahinter die Thomaskirche Die rund 50 Teilnehmer kamen aus Deutschland, Lettland, Frankreich, Italien, Schweden, Finnland, Indonesien, China, Brasilien, Tansania, Rumänien, Ungarn, Kanada, den USA, der Slowakei, der Ukraine, Neuseeland und Südafrika. Darunter waren alte Hasen, die sich schon sehr lange mit Fragen der Ökumene beschäftigen und zum Teil auch schon öfter in Straßburg waren, aber auch junge Theologie-Studenten. Die Teilnehmer und die Referenten 1
2 repräsentierten ganz unterschiedliche Konfessionen und Frömmigkeitsrichtungen. Vertreten waren Katholiken, Reformierte, Lutheraner, Orthodoxe, Baptisten und Pfingstler. Eine Woche lang gingen wir Fragen zur Wechselbeziehung zwischen Mission und Ökumene nach: Wie hat sich das Verständnis von Mission in den letzten hundert Jahren verändert? Wie haben sich die Beziehungen zwischen den Kirchen auf den verschiedenen Kontinenten verändert? Was ist heute der Hauptinhalt der Mission? Und was hat all dies mit den ökumenischen Bemühungen um die sichtbare Einheit der Kirche zu tun? Sind Mission und Ökumene und welche Mission und welche Ökumene noch immer miteinander verbunden, oder gehen sie getrennte Wege? Untergebracht waren wir im Wohnheim Le Stift des theologischen Seminars. Bei gutem französischem Essen und Elsässer Wein gab es viele Gelegenheiten zu Gesprächen. Zusätzlich lockte das wunderschöne, sommerlich-heiße Straßburg zu Ausflügen. Und weil die Fußball-WM 2010 gerade in der Endphase war, haben wir uns natürlich auch einige der Spiele gemeinsam angesehen. Der Seminartag begann um 8.00 Uhr mit einer Morgenandacht und endete um Uhr mit einer Abendandacht. Mittags gab es eine Mittagspause bis 15 Uhr. Täglich gab es drei Vorträge, wobei die Perspektiven verschiedener Konfessionen zum Tragen kamen. Zusätzlich gaben Länderberichte Einblicke in die Missionsgeschichte und ökumenische Situation Asiens, Südamerikas und Afrikas. Die Vorträge und Berichte waren in Deutsch oder Englisch und wurden wie die folgenden Diskussionen der Teilnehmer simultan in die jeweils andere Sprache übersetzt. Der chronologische Ablauf des Seminars Dienstag, 6. Juli Ankunft und Anmeldung im Séminaire Protestant. Nach dem Abendessen gab es einen Empfang im Institut für Ökumenische Forschung (Centre d Etudes OEcuméniques de Strasbourg), gelegen in der rue Gustave Klotz am anderen Ende der Stadt. Beim Empfang im Institut für Ökumenische Forschung 2
3 Mittwoch, 7. Juli Ein Blick in den Konferenzraum. Die Teilnehmer bekommen gerade Kopfhörer für die Simultanübersetzung. Eröffnung des Seminars: Vormittags gab Prof. Dr. Theodor Dieter, der Leiter des Instituts für Ökumenische Forschung, eine Einführung in das Thema des Seminars. Danach hielt Prof. Dr. Wilhelm Richebächer ein Referat über Edinburgh 1910 im Kontext der Missionsgeschichte. Nachmittags gab Dr. Sarah Hinlicky Wilson, eine Mitarbeiterin am Institut für Ökumenische Forschung, einen Überblick über Hundert Jahre Ökumene. Anschließend formten sich eine englischsprachige und drei deutschsprachige Arbeitsgruppen, mit dem Ziel des besseren Kennenlernens der Teilnehmer und um das Gehörte zu diskutieren. Abends gab es ein Buffet und einen Vorstellungsabend, der aus Rücksicht auf das Fußballspiel Deutschland-Spanien pünktlich um 20:15 Uhr zu Ende ging. Donnerstag, 8. Juli Vormittags referierte Frau Prof. Dr. Elisabeth Parmentier (Professorin für Praktische Theologie an der Universität Strasbourg) über Die Herausforderung von Migrantenkirchen für Mission und Ökumene, ergänzt durch eine Darstellung der Arbeit mit fremdsprachigen Gemeindegliedern im Bistum Hamburg von Bernadette Schröder. Danach folgte eine Fallstudie aus Indonesien von Pfr. Dr. Martin Sinaga, LWB Genf. Am Nachmittag hielt Prof. Dr. Allan Anderson (Autor mehrerer Publikationen zum Thema Pfingstbewegung und Charismatische Bewegung) einen Vortrag über Die missionarische Kraft in der Pfingstbewegung. Danach ging es wieder in die Arbeitsgruppen. 3
4 Freitag, 9 Juli Vormittags gab es zunächst eine Fallstudie über die religiöse Kultur Brasiliens von Prof. Dr. Luis Dreher, Religionsphilosoph und Sozialwissenschaftler. Danach referierte der designierte Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, der chilenische Theologe Martin Junge, zum Thema Mission als Diakonie vs. Mission als Evangelisation. Am Nachmittag berichtete Bischof Ndanganeni Phaswana über die wechselvolle Missionsgeschichte Südafrikas und die heutige Situation der Kirchen in seinem Land. Samstag, 10. Juli Bischof Ndanganeni Phaswana aus Südafrika Vormittags sprach zunächst Rev. Anthony Peck, Generalsekretär der European Baptist Federation, zum Thema Jeder Baptist ist Missionar! Hat die Mission der europäischen Baptisten eine ökumenische Dimension? Danach folgte ein Vortrag des orthodoxen Priesters Archimandrit Dr. Cyril Hovorun zum Thema Der Aufbau der orthodoxen Identität. Der Samstagnachmittag stand zur freien Verfügung. Abends schauten wir uns das kleine WM-Endspiel Deutschland-Uruguay an. Sonntag, 11. Juli Vormittags konnte man einen Gottesdienst in einer der vielen Kirchen Straßburgs besuchen. Nachmittags machten wir einen Busausflug ins Elsaß. Zunächst fuhren wir nach Kolmar und besuchten dort das Museum Unter den Linden, wo der berühmte Isenheimer Altar und andere bedeutende religiöse Kunstwerke ausgestellt sind. Von dort aus ging es dann zu einer Weinprobe und zum Flammenkuchenessen. Fast pünktlich zum WM-Endspiel Spanien- Niederland waren wir wieder in Straßburg. 4
5 Montag, 12. Juli Vormittags hielt Rev. Dr. John Flett, z. Zt. Habilitand an der KiHo Wuppertal, einen Vortrag zum Thema Wie Mission ihren Ort in der systematischen Theologie verloren hat und wie sie ihn wiederfinden kann. Danach referierte Dr. Werner Neuer zum Thema Der ökumenische und interreligiöse Dialog im Licht der Missio Dei. Nachmittags rekapitulierte Prof. Dr. Theodor Dieter noch einmal kurz die Themen und Diskussionen der vergangenen Tage. Die Teilnehmer konnten dazu noch kurze Statements abgeben. Danach folgten Dankadressen an alle Beteiligten und zum Abschluss ein feierlicher Gottesdienst in der Thomaskirche. Prof. Dr. Theodor Dieter bedankt sich bei den Simultanübersetzern, die Großes geleistet haben Dienstag, 13. Juli: Abreise nach dem Frühstück Was mir das Seminar gebracht hat Ich habe von der Teilnahme an diesem Sommerseminar sehr profitiert. Zunächst weil mich das Thema sehr interessiert: Wo stehen wir heute, 100 Jahre nach Edinburgh, im Blick auf Mission und Ökumene? Was sind die Positionen der verschiedenen Konfessionen dazu? Und wie stehen Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen zu Mission und Ökumene? Besonders letzterer Aspekt kam bei diesem internationalen Seminar sehr stark zum Tragen. Bei Diskussionen, aber auch bei lockeren Gesprächen am Tisch, habe ich in dieser Hinsicht viel Neues gelernt. Man kann den Organisatoren des Seminars zu dieser gelungenen Veranstaltung gratulieren und ich kann jedem ökumenisch Interessierten empfehlen, einmal an einem solchen Seminar teilzunehmen. Meiner Landeskirche danke ich, dass sie mir durch ihre finanzielle Unterstützung die Teilnahme an diesem Seminar ermöglicht hat. 5
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