Fachkraft/Servicekraft für Schutz und Sicherheit 2

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1 Fachkraft/Servicekraft für Schutz und Sicherheit 2 Band 2: Wissensbasis für Ausbildung und Beruf (Fachkompetenzbuch) Bearbeitet von Brigitte Bell, Manfred Jilg, Dieter Kaiser 4., überarbeitete Auflage Buch. 588 S. Kartoniert ISBN Format (B x L): 19,5 x 22,5 cm Gewicht: 1535 g Weitere Fachgebiete > Pädagogik, Schulbuch, Sozialarbeit > Außerschulische Pädagogik > Erwachsenenbildung, Geragogik Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

2 Lernfeld 3 Schutz und Sicherheit/Sicherheitstechnik 1. Grundlagen des Einbruchschutzes Durch die technische Fortentwicklung stehen dem Rechtsbrecher immer ausgereiftere Werkzeuge zur Verfügung, mit denen er Sicherungen überwinden kann, was zur Folge hat, dass auch die Sicherheitstechnik entsprechend angepasst werden muss. Die höchst mögliche Wirksamkeit der Sicherheitstechnik ergibt sich aber immer nur aus dem Zusammenwirken von technischen, organisatorischen und personellen Maßnahmen. So ist die Einbruchmeldeanlage eines Objekts nur dann wirksam, wenn ein Alarm zu einer Notrufzentrale weitergeleitet wird und von dort aus Interventionskräfte verständigt werden, die zur Schadensbegrenzung vor Ort gehen. Vereinfacht beschrieben ist bei diesem Beispiel Technische, organi satorische und personelle Maßnahmen 2 die Einbruchmeldeanlage die technische Maßnahme, das Weiterleiten des Alarmes und die Verständigung der Interventionskräfte die organisatorische Maßnahme und das Tätigwerden der Interventionskräfte die personelle Maßnahme. Bei der Planung und dem Einsatz von Sicherheitstechnik überschneidet sich das TOP-Prinzip oftmals. Wie im Beispiel wird auch zum Weiterleiten eines Alarmes (z. B. Übertragungs- und Empfangseinrichtung) und der Verständigung (z. B. Telefon oder Funk) von Interventionskräften entsprechende Technik benötigt. Die Grund lagen des Einbruchschutzes werden in folgenden Kapiteln beschrieben: TOP-Prinzip 2. Widerstandsklassen einbruchhemmender Bauteile 3. Sicherungseinrichtungen für Türen und Fenster 4. Schließanlagen 5. Angriffs- und brandhemmende Verglasung Widerstandsstufen 6. Zaunanlagen Es sind überwiegend bauliche und mechanische Schutz- und Sicherheitseinrichtungen, die durch elektronische und personelle Maßnahmen ergänzt oder erweitert werden können. Auf einen Blick Die höchst mögliche Wirksamkeit der Sicherheitstechnik ergibt sich immer nur aus dem Zusammenwirken von technischen Maßnahmen, organisatorischen Maßnahmen und personellen Maßnahmen. 131

3 Schutz und Sicherheit/Sicherheitstechnik Lernfeld 3 2. Widerstandsklassen einbruchhemmender Bauteile Unter einbruchhemmenden Bauteilen versteht man verschiedene Produkte, welche in vier Gruppen unterteilt werden. Produkte der Gruppe 1 ð z.b. Fenster und Türelemente Produkte der Gruppe 2 ð z.b. Schiebefenster und Schiebetüren oder Fassaden Produkte der Gruppe 3 ð z.b. Rollladen Produkte der Gruppe 4 ð z.b. Gitterelemente Einbruchhemmende Eigenschaften Einbruchhemmende Bauteile sind dort zu verwenden, wo das unbefugte und gewaltsame Eindringen in den zu schützenden Raum oder Bereich zeitlich erschwert oder behindert werden soll. Die einbruchhemmende Eigenschaft und die Zuordnung zu einer Widerstandsklasse werden nach der DIN EN 1627 ff vorgenommen. 2.1 Zuordnung zu Widerstandsklassen nach DIN EN 1627 bis DIN EN 1630 Widerstandsklassen (RC) Die Widerstandsklassen werden nach DIN EN 1627 mit dem Kurzzeichen RC (engl. Resistance Class) gekennzeichnet. Es werden sieben Widerstandsklassen definiert: Widerstandsklassen nach DIN EN 1627: RC 1 N, RC 2 N, RC 2, RC 3, RC 4, RC 5, RC6 Der Kennbuchstabe N steht dabei für normal und bedeutet, dass bei diesen Klassen keine erhöhten Sicherheitsanforderungen an die Verglasung, sondern nur an das Element gestellt werden. Die Ermittlung der Eignung eines einbruchhemmenden Bauteils erfolgt unter exakt definierten Bedingungen und Werkzeugen, unter anderem mit sogenannten Werkzeugsätzen (Bild 2) mit der Bezeichnung A1 bis A Widerstandswert und Widerstandszeitwert Widerstandswert Widerstandswert ist die Zeit in Minuten, die eine mechanische Schutzeinrichtung einem definierten, gewaltsamen Angriff Widerstand entgegensetzt. Der Widerstandswert wird grundsätzlich durch praktische Versuche ermittelt. Bei Schutzeinrichtungen, die hintereinander angeordnet sind, kann er durch Addition der Widerstandswerte der einzelnen Einrichtungen errechnet werden. Der Widerstandswert soll hilfeleistenden Kräften (z.b. Polizei, Unternehmensschutz) ermöglichen, im Zeitraum zwischen dem Beginn eines Angriffs auf eine mechanische Schutzeinrichtung (Voraussetzung ist eine sofortige Detektion des Angriffs und Alarmierung der hilfeleistenden Stelle) und dem möglichen Erfolg dieses Angriffs vor Ort zu kommen und den Erfolg zu verhindern. Der Begriff Widerstandszeitwert ist nicht einheitlich definiert. Zum Teil wird er gleichbedeutend mit Widerstandswert im Sinne der obigen Definition gebraucht. Vor allem in der polizeilichen Prävention, aber auch in der Unternehmenssicherheit 132

4 Lernfeld 3 2. Widerstandsklassen von Türen und Fenstern können die Begriffe dadurch eine unterschiedliche Bedeutung haben. Danach ist Widerstandswert eine Eigenschaft einer Sicherheitseinrichtung. Widerstandszeitwert ist hingegen eine Forderung an eine Sicherheitseinrichtung. Wenn die Interventionszeit 10 Minuten beträgt, dann ist ein Widerstandszeitwert von mindestens 10 Minuten zu fordern. Dieser kann aber auch von Sicherheitseinrichtungen mit einem Widerstandswert von 12 oder 20 Minuten erfüllt werden. Dabei sind sowohl die verwendeten Angriffswerkzeuge als auch das Fachwissen sowie die Intensität des Vorgehens des Täters zu berücksichtigen. Zur erfolgreichen Anwendung der Sicherheitseinrichtungen und -mittel ist es erforderlich, deren Widerstandswert in Abhängigkeit von unterschiedlichsten Angriffsarten zu kennen. Dazu muss eine Widerstandsklasseneinteilung vorgenommen werden, die üblicherweise verwendete Werkzeuggruppen einem bestimmten Täterverhalten zuordnet. Der Weg zum einbruchhemmenden Bauteil Statische Prüfung nach DIN EN 1628 ò Dynamische Prüfung nach DIN EN 1629 ò Manuelle Vorprüfung nach DIN EN 1630 ò Manuelle Hauptprüfung nach DIN EN 1630 Widerstandszeitwert Bild 1: Der Weg zum einbruchhemmenden Bauteil Widerstandsklassen einbruchhemmender Bauteile Widerstandsklasse Werkzeugsatz Widerstandszeit Maximale Gesamtprüfzeit RC 1 N A1 Keine manuelle Prüfung RC 2 A RC 3 A RC 4 A RC 5 A RC 6 A Bild 2: Widerstandsklassen, Werkzeugsätze und Widerstandszeit Korrelationstabelle Die nationalen Normungen für einbruchhemmende Bauteile (z.b. DIN V 18103) wurden mit Veröffentlichung der Europäischen Normen vollständig zurückgezogen und zunächst von der Übergangsnormen DIN V ENV 1627 ersetzt. Mit der Gültigkeit der neuen Norm DIN EN 1627 war es erforderlich, die Möglichkeit einer zeitlich begrenzten Übertragung vorhandener gültiger Prüfzeugnisse zu schaffen. Hierzu wurde eine 133

5 Schutz und Sicherheit/Sicherheitstechnik Lernfeld 3 Korrelationstabelle (Bild 3) entwickelt, die es ermöglicht, ein gemäß DIN V ENV 1627 geprüftes Bauteil der neuen Norm zuzuordnen. Bild 3: Korrelationstabelle Korrelationstabelle mit Zuordnung der Widerstandsklassen gemäß DIN EN 1627 lfd. Widerstandsklasse Widerstandsklasse DIN EN 1627 DIN V ENV RC 1 N a) 2 RC 2 N WK 2b) 3 RC 2 WK 2 4 RC 3 WK 3 5 RC 4 WK 4 6 RC 5 WK 5 7 RC 6 WK 6c) a) Keine Zuordnung, da Prüfanforderungen erhöht wurden. b) Die Widerstandsklasse WK 2 ist grundsätzlich für die Korrelation der Widerstandsklasse RC 2 geeignet; die Verglasung kann jedoch frei vereinbart werden. c) Zusatzprüfung mit dem Spalthammer nach DIN EN Effiziente Anwendung von Sicherungsmitteln Widerstandsklasseneinteilung Zur effizienten Anwendung von Sicherungsmitteln ist es erforderlich, deren Widerstandswert in Abhängigkeit zu den unterschiedlichsten Angriffsszenarien zu kennen. Es sind sowohl die verwendeten Angriffswerkzeuge wie auch das Fachwissen und die Intensität des Vorgehens der Täter zu berücksichtigen. Dazu muss eine Widerstandsklasseneinteilung vorgenommen werden, die die üblicherweise verwendete Werkzeugklasse einem bestimmten Täterverhalten (Bild 5) zuordnet. 134

6 Lernfeld 3 3. Sicherungseinrichtungen von Türen und Fenstern Widerstandsklasse DIN EN 1627 Widerstandszeit Tätertyp / Vorgehensweise (Modus operandi) RC 1 N 3 Minuten (keine manuelle Prüfung) Bauteile der Widerstandsklasse weisen einen begrenzten bis geringen Grundschutz gegen Aufbruchversuche mit körperlicher Gewalt (vorwiegend Vandalismus) wie Gegentreten, Gegenspringen, Schulterwurf, Hochschieben und Herausreißen auf. Zudem wird ein zerstörungsfreier Manipulationstest mit Kleinwerkzeugen durchgeführt. Fenster der Klasse RC 1 N werden deshalb gegebenenfalls bei erhöhtem Einbau (beispielsweise im Obergeschoss) eingesetzt, wenn mangels Standfläche eine Aufstiegshilfe erforderlich ist. Die Klasse wird lediglich mit Standardfensterglas ausgeführt. RC 2 N 3 Minuten Der Gelegenheitstäter versucht, zusätzlich mit einfachen Werkzeugen, wie Schraubendreher, Zange und Keil, das verschlossene und verriegelte Bauteil aufzubrechen. Ein direkter Angriff auf die eingesetzte Verglasung ist nicht zu erwarten. Die Klasse wird lediglich mit Standardfensterglas (d.h. ohne Sicherheitsverglasung) ausgeführt. RC 2 3 Minuten Der Gelegenheitstäter versucht, zusätzlich mit einfachen Werkzeugen, wie Schraubendreher, Zange und Keil, das verschlossene und verriegelte Bauteil aufzubrechen. Eine Verglasung gemäß DIN EN 356 ist ab der Klasse RC 2 vorgeschrieben. RC 3 5 Minuten Der gewohnt vorgehende Täter versucht, zusätzlich mit einem zweiten Schraubendreher und einem Kuhfuß, das verschlossene und verriegelte Bauteil aufzubrechen. RC 4 10 Minuten Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Sägewerkzeuge und Schlagwerkzeuge, wie Schlagaxt, Stemmeisen, Hammer und Meißel sowie eine Akku-Bohrmaschine ein. RC 5 15 Minuten Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Elektrowerkzeuge, wie z.b. Bohrmaschine, Stich- oder Säbelsäge und Winkelschleifer mit einem max. Scheibendurchmesser von 125 mm ein. Zusätzlich zur Klassifizierung nach DIN EN 356 muss die Verglasung den direkten Angriff während der RC 5-Prüfung überstehen. RC 6 20 Minuten Der erfahrene Täter setzt zusätzlich leistungsfähige Elektrowerkzeuge, wie z.b. Bohrmaschine, Stich- oder Säbelsäge und Winkelschleifer mit einem max. Scheibendurchmesser von 250 mm ein. Zusätzlich zur Klassifizierung nach DIN EN 356 muss die Verglasung den direkten Angriff während der RC 6-Prüfung überstehen. Bild 4: Beschreibung der Widerstandsklassen 2 135

7 Schutz und Sicherheit/Sicherheitstechnik Lernfeld 3 Bild 5: Zuordnung der Werkzeuggruppen zum Täterverhalten Zuordnung der Werkzeuggruppen zum Täterverhalten Werkzeugklasse / Täterverhalten Angriffsart / Werkzeuge I. Täter, welche spontan und ohne Körperliche Gewalt Vorbereitung zur Tat schreiten - Gelegenheitstäter - Einsatz körperlicher Gewalt II. Täter, die mit unauffälligen und leicht transportablen Werkzeugen ihre Tat ohne größere Planung ausführen - geringe kriminelle Energie - Einsatz leichter Werkzeuge III. Täter, die mit aufwändigen, jedoch noch gut transportablen Werkzeugen und planerischer Vorbereitung vorgehen - hohe kriminelle Energie - Einsatz mittlerer Werkzeuge IV. Täter, die unter Einsatz hochwirksamer Werkzeuge ihre Tat von langer Hand mit großem Fachwissen planen - Profis - Einsatz schwerer Werkzeuge V. Täter, die keinen Einsatz scheuen und mit den effektivsten Mitteln ihr Ziel verfolgen - Terroristen - Einsatz von Sprengstoff Leichte Werkzeuge: Zange, Schraubendreher, Durchschlag, Meißel, Handsäge Schraubenschlüssel, Brechstange bis 1200 mm, Feuerwehraxt, Beil, Hammer bis 5 kg Mittlere Werkzeuge: Stichsäge, Bohrmaschine batteriebetrieben (12 V), Handbohrmaschine, Schlagbohrmaschine (220 V), Stichsäge (220 V), Winkelschleifer bis 300 mm Durchm., Elektrohammer (220 V), Schneidbrenner, Hydraulikgerät bis 200 kn, Kernbohrgerät 2.2 kw, 152 mm (220 V) Schwere Werkzeuge: Sauerstoff-Kernlanze, Minilanze 6 mm Durchmesser, Sauerstoff-Kernlanze 3/8, Kernbohrgerät bis 11 kw, 400 mm Durchmesser (380 V), Diamant-Trennscheibe Sprengstoff Auf einen Blick Einbruchhemmende Bauteile sind dort zu verwenden, wo das unbefugte und gewaltsame Eindringen in einen zu schützenden Raum oder Bereich zeitlich er schwert und behindert werden soll. Die Sicherungen stehen in direktem Verhält nis zu den genannten Angriffsmitteln. Dabei sind sowohl die verwendeten Angriffs werkzeuge als auch das Fachwissen sowie die Intensität des Vorgehens der Täter zu berücksichtigen. Zur effizienten Anwendung von Sicherungsmitteln ist es erfor der lich, deren Widerstandswert in Abhängigkeit zu unterschiedlichsten Angriffsszenarien zu kennen. Dazu muss eine Widerstandsklasseneinteilung vorgenommen werden, die üblicherweise verwendete Werkzeuggruppen einem bestimmten Täterverhalten zuordnet. 136

8 Lernfeld 3 3. Sicherungseinrichtungen von Türen und Fenstern 3. Sicherungseinrichtungen Türen und Fenster Sicherungseinrichtungen können den Widerstandswert von Türen und Fenstern erhöhen. Eindringversuche werden durch die Sicherung /Ertüchtigung der Schwach- und Angriffspunkte, wie z. B. Türbänder, Schlösser und Glaseinsätze, wesentlich erschwert. 3.1 Sicherungseinrichtungen Tür Wesentliche Bestandteile einer Tür sind Türzarge, Türblatt, Schloss, Schlossbeschläge und Türbänder. Die Widerstandsfähigkeit von Türen /Toren kann durch Zusatzschlösser, Schutzbeschläge, Schließblech, massive Türbänder, Hinterhaken an der Bandseite und Türblattverstärkungen erhöht werden. Folgende Sicherheitseinrichtungen sind bei Türen Standard: Glaseinsätze verringern die Widerstandsfähigkeit einer Tür und erfordern besondere Sicherungsmaßnahmen, z. B. Vergitterung, Zweitscheibe aus Kunst stoff. Bei außenliegenden Türbändern oder Einbohrbändern muss die Tür an der Bandseite durch Hinterhaken gesichert werden. Hinterhaken dürfen nachträglich angebracht werden (bei Metalltüren durch Aufschweißen, bei Holztüren durch Aufschrauben). Bei mehrflügeligen Türen /Toren muss die Verriegelung der feststellbaren Tür- /Torflügel oben und unten mindestens 20 mm tief eingreifen und sollte verschließbar sein. Metalltüren sind in der Regel doppelwandig, wie z. B. Feuerschutztüren in feuerbeständiger oder feuerhemmender Ausführung, und besitzen eine gute Widerstandsfähigkeit. Vollholztüren bestehen aus einem Holzaufbau, welcher eine Mindestdicke des Türblattes von 40 mm hat und keinerlei Füllungen aufweist. Die Wider standsfähigkeit ist ausreichend. Füllungstüren dagegen bestehen aus einem Holz-, Metall- oder Kunststoffrahmen. In diesen Rahmen sind Füllungen aus Holz, Glas oder anderen Werkstoffen eingeschoben oder eingesetzt. Die Widerstandsfähigkeit einer Tür ist abhängig von der Stabilität der Füllung und ihrer Befestigung. Wabentüren aus Holz oder Kunststoff haben nur eine geringe Widerstandsfähigkeit. Der Widerstandswert einer Tür mit Verglasung kann erhöht werden durch einbruchhemmende Verglasung, innen auf den Rahmen geschraubte Gitter oder innen auf den Rahmen geschraubte Zweitscheibe aus Kunststoff. Zum Verschließen von Schiebetüren sind nur Schlösser mit Zirkelriegel oder Hakenfalle geeignet. Diese Schlösser gibt es als Einsteck- oder Kastenschlösser. Rolltore werden oftmals elektrisch betätigt. Die Stromzufuhr muss zentral mittels eines (absperrbaren) Schalters zu unterbrechen sein. Zusätzlich ist eine absperrbare Verriegelung in Form eines Stangenschlosses erforderlich. Mehrflügelige Tore können mit oder ohne Glaseinsatz verwendet werden. Glaseinsätze sind mechanisch zu sichern. Standard bei Türen 137 2

9 Schutz und Sicherheit/Sicherheitstechnik Lernfeld 3 Schiebetore können aus Holz oder Metall bestehen. Da diese Tore auf Rollen laufen (auf einer Laufschiene) und ein Aushebeln möglich ist, muss dies durch geeignete Maßnahmen verhindert werden Fluchttüren Bei Fluchttüren steigen die Anforderungen an die Ausführung, da hier entgegengesetzte Vorgaben aufeinander treffen. Zum einen ist der Einbruchschutz von außen zu beachten, zum anderen gleichermaßen die ständige Möglichkeit, die Tür von innen zu öffnen. So muss ausgeschlossen werden, dass z. B. der Türgriff von außen (mit einem Werkzeug oder Hilfsmittel) erreicht werden kann. Lösungen für das vorgenannte Beispiel sind Halbrund- oder Anschlagschwellen, die ein Durchführen einer Schlinge unterhalb des Türblattes verhindern können. Bei Verglasungen ist es wichtig, dass diese so widerstandsfähig sind, dass ein Durchschlagen oder Durchschneiden verhindert wird, um so den Zugang zum Türdrücker zu verhindern. 3.2 Sicherungseinrichtungen Fenster Sicherung der Fensterbeschläge Bild 6: Widerstandsklassen und angriffshemmende Verglasung nach DIN EN 356 Einbruchhemmende Fenster sollen Widerstand gegen verschiedenartigste Angriffe leisten. Die Konstruktionsmerkmale dieser Elemente liegen im Wesentlichen in der Geometrie der Profile, der Ausführung und Befestigung der Beschläge, der Glasanbindung sowie in der Verwendung von Zusatzteilen, wie z. B. einem Anbohrschutz. Ein abschließbarer oder arretierender Fenstergriff beugt dem Verschieben des Beschlags vor. Gegen das Durchbohren des Flügelrahmens im Bereich des Griffes und das Entriegeln von der Außenseite muss ein Anbohrschutz, z. B. aus gehärtetem Stahl, eingesetzt werden. Ein ständiger Anstieg der Einbruchdiebstähle und immer größere Schäden durch Vandalismus zwingen zu höherer Sicherheit im privaten und öffentlichen Bereich. Der Einsatz von angriffshemmender Verglasung nach EN 356 (Bild 6) verhindert, dass die Fensterscheibe durchgangs fähig eingeschlagen oder aufgeschnitten wird. Widerstandsklasse nach DIN EN 1627 Verglasung nach DIN EN 356 RC 1 N Keine Anforderungen RC 2 N Keine Anforderungen RC 2 P 4 A RC 3 P 5 A RC 4 P 6 B RC 5 P 7 B RC 6 P 8 B Sinnvoll ist auch die Kombination von einbruchhemmenden Fenstern mit zusätzlichen elektronischen Absicherungen. Ab Werk können sie mit einer Anschlussmöglichkeit für eine Einbruchmeldeanlage ausgestattet sein, die entweder für die Verschlussüberwachung und /oder die Öffnungsmeldung sorgen. Um ein vorhandenes Element nachträglich zu sichern, können folgende Verriegelungen eingesetzt werden: 138

10 Lernfeld 3 4. Schließanlagen Zusatzschlösser, Stangenverschlüsse, Querriegelverschlüsse. Auf einen Blick Der Widerstandswert der Türen und Fenster kann mit Sicherungseinrichtungen er höht werden. Durch Sicherung /Ertüchtigung der Schwach- und Angriffspunkte, wie z. B. Türbänder, Schlösser, Glaseinsätze, wird der Eindringversuch wesentlich er schwert. Diese Sicherungseinrichtungen können mechanisch und/oder elektronisch ausgeführt sein. Ein nach DIN EN 1627 geprüftes Fenster, eine Tür oder ein sonstiger Abschluss ist ein auf die Einbruchhemmung abgestimmtes Bauteil ohne Schwachstelle. 4. Schließanlagen 4.1 Schließanlagen nach DIN Schließanlagen nach DIN sind eine Kombination aus Schließzylindern und zugehörigen Schlüsseln unterschiedlicher Schließungen und /oder unterschiedlichen Schlüsselprofilen, die miteinander im Bezug stehen. Grundsätzlich kann unterschieden werden zwischen: Zentralschließanlagen, Hauptschlüsselanlagen und Generalschlüsselanlagen. Die Zuordnung, welcher Schlüssel welches Schloss schließt (auch nach Bauart, wie z. B. Profilzylinder, Rundzylinder und Vorhängeschlösser), wird in einem Schließplan festgelegt. Zu jeder Schließanlage wird ein Eigentumsnachweis in Form einer Sicherungskarte oder eines Sicherungsscheines ausgestellt. Beim Hersteller wird mit einem EDV-Programm nach Erstellung des Schließplanentwurfes die eigentliche Schließanlage erstellt. Der Schließplan erleichtert den Einbau und die Verwaltung der Schließanlage. Die Schließanlagenverwaltung ist für die Sicherheit von großer Bedeutung. Die Verwaltungsmittel reichen dabei vom einfachen Schlüsselbuch bis zu EDV-Verwaltungsprogrammen. Nur bei hinreichender Verwaltung kann die Sicherheit und ein Überblick über die ausgegebenen Schlüssel gewährleistet werden. Weiterhin ist zu beachten, dass insbesondere in gewerblichen und industriellen Objekten ein mechanisches Schlüsseldepot für die sichere Verwahrung von Gebäudeschlüsseln für den Notfall vorhanden ist. Es gibt unterschiedliche Arten von mechanisch wirkenden Schlüsseldepots: Schlüsselrohr mit zwei Zylindern, Schlüsselrohr mit einem Zylinder, Schlüsseldepot mit Gehäuse mit separatem Zylinder. Schließplan 139

11 Schutz und Sicherheit/Sicherheitstechnik Lernfeld 3 Schlüsseldepot Das Schlüsseldepot wird in die Fassade des Objektes eingebaut und im Notfall mit dem übergeordneten Notschüssel (z. B. von der Feuerwehr oder anderen autorisierten Personen) geöffnet. Schlüsseldepot (SD) steht für den Schlüsseltresor, der mindestens einen Objektschlüssel für die hilfeleistende Stelle enthält. Die Nutzung des Schlüsselbehältnisses ist auch für den Zugang zu Gefahrenmeldeanlagen möglich. Hat z. B. die Übertragungseinrichtung einer Brandmeldeanlage oder einer Einbruchmeldeanlage ausgelöst und somit eine hilfeleistende Stelle alarmiert, bewirkt dies zugleich die Freigabe der Außentür des Behältnisses. Hinter einer zweiten Tür bleibt jedoch der entsprechende Schlüssel vor dem Zugriff Unbefugter geschützt. Diese Tür gehört zum Schließsystem des hilfeleistenden Dienstes. Bei einer Auslösung der Einbruchmeldeanlage kann zur Erhöhung der Sicherheit ein zusätzlicher Verriegelungsmechanismus mit Fernauslösung durch eine Leitstelle oder ein Code-Verschluss gefordert werden. Das SD sowie dort hinterlegte Schlüssel werden elektrisch überwacht. 4.2 Funktionsvarianten von Schließanlagen Die Funktionsvarianten können unterschieden werden nach Gleichschließung: Jede Schließung kann in verschiedenen Zylindertypen beliebig oft wiederholt werden; Mitschließung: Der Einzelschlüssel eines Zylinders schließt einen weiteren Schließzylinder mit, aber nicht umgekehrt. Weiterhin ist es möglich, für jeden Zylindertypen beliebig viele Schlüssel zu bestellen. 4.3 Zentralschließanlagen/Zentralschlüsselanlagen Gleichschließende Schließzylinder Eine Zentralschlüsselanlage ist eine Schließanlage, bei der mehrere unterschiedliche Einzelschlüssel einen oder mehrere Zentralschließzylinder schließen. Sie werden beispielsweise in Mehrfamilienhäusern eingesetzt. In von allen Hausbewohnern gemeinsam benutzten Türen (Haustür, Hoftür oder Kellereingangstür) werden gleichschließende Schließzylinder eingebaut. Die Bewohner können mit dem Wohnungsschlüssel die Wohnungsabschlusstür und die mit den Zentralschließzylindern ausgestatteten gemeinsam benutzten Türen öffnen. Kein Hausbewohner kann jedoch mit seinem Schlüssel in die Wohnung eines anderen gelangen. Auch Garagen, Speicherräume oder Briefkästen können in eine Zentralschließanlage einbezogen werden. 4.4 Hauptschließanlagen/Hauptschlüsselanlagen Hauptschlüssel - an lagen in Gewerbe betrieben Eine Hauptschlüsselanlage ist eine Schließanlage, bei der ein Hauptschlüssel alle in der Schließanlage vorhandenen Schließzylinder schließen kann. Sie werden beispielsweise in industriellen und gewerblichen Betrieben eingesetzt. 140

12 Lernfeld 3 5. Angriffs- und brandhemmende Verglasung Widerstandsstufen 4.5 General-Hauptschließanlagen / General-Hauptschlüsselanlagen Eine General-Hauptschlüsselanlage ist eine Hauptschlüsselanlage, deren Funktion mit Hilfe von Generalschlüsseln, Hauptgruppenschlüsseln oder Gruppenschlüsseln gegenüber einer Hauptschlüsselanlage erweitert wurde. Sie werden beispielsweise in Museen, Pflegeheimen oder Krankenhäusern eingesetzt. Auf einen Blick Die Schließanlage ist unter Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten ein Organisationsmittel. Funktions- und Kompetenzabgrenzungen sind möglich. An stel le einer Vielzahl von Schlüsseln werden nur wenige Schlüssel benötigt, die exakt abgegrenzte Schließbereiche erfassen Angriffs- und brandhemmende Verglasung Widerstandsstufen Einfachglas und Einscheiben-Sicherheitsglas weist (auch mit zunehmender Stärke) keine besondere Bruchfestigkeit auf. Die nachfolgend beschriebenen Glasarten werden je nach Sicherheitsbedürfnis eingesetzt. Sicherheitsglas ist ein Sammelbegriff für splittersichere Gläser (Verletzungsschutz) sowie für einbruchhemmende und durchschusshemmende Gläser (Schutz gegen mechanische Angriffe). Sammelbegriff Sicherheitsglas 5.1 Glassteine Glassteine können in besonderen Ausführungen einbruch- oder durchschusshemmend sein. Die Bewehrung in den Horizontal- und Vertikalfugen ist maßgebend für den Widerstand aus sicherheitstechnischer Sicht. Glassteine (Glasbausteine) sind Bau elemente aus kompaktem Glas, die in raumabschließenden Funktionen verwendet werden und nicht zu den Flachgläsern gehören, wie Hohlglassteine, Betongläser. Hohlglassteine (DIN 18175) sind in der Regel glatt, die Innenflächen verschiedenartig geprägt und gemustert, die Schmalseiten außen profiliert, um einen guten Haftverbund mit dem Mörtel zu erreichen. Eine Ornamentierung der inneren Glasflächen verbessert die Lichtstreuung und vermindert gleichzeitig die Durchsicht. 141