Strukturen und Strukturwandel im deutschen Gemüsebau

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1 Strukturen und Strukturwandel im deutschen Gemüsebau Kathrin Strohm, Walter Dirksmeyer und Hildegard Garming Thünen-Institut für Betriebswirtschaft Seite Braunschweig 0 Kathrin Strohm

2 Hintergrund Gemüsebau = gartenbauliche Produktionssparte mit der größten Anbaufläche und der höchsten Bruttowertschöpfung in DE Jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Gemüse auf ca. 96 kg gestiegen Ab 2012 neu konzipierte Gemüseerhebung (Destatis) Unsere Studie: systematische Auswertung vorhandener Statistiken über alle wichtige Gemüsearten und Anbauregionen hinweg Seite 1

3 Inhalt - Leitfragen für den Vortrag Wie viel Was Wann Warum Wo Wer Kathrin Strohm Seite 2

4 Datengrundlagen Statistisches Bundesamt, Fachserie 3, Reihe 3.1.3, Gemüseerhebung für das Jahr 2012 sowie weitere Jahrgänge Vollerhebungen: 2000, 2004, 2008, 2012 Statistische Landesämter der Bundesländer Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein: Gemüseerhebung für das Jahr 2012 (koordinierte Länderanfrage) Daten auf Landkreisebene z. T. nicht frei verfügbar Hinweis: Falls nicht anders gekennzeichnet, beziehen sich die Angaben jeweils auf Gemüse im Freiland ohne Erdbeeren Anbaufläche > Grundfläche, da Mehrfachanbau innerhalb eines Jahres möglich Seite 3

5 Teil 1 1. Auf wie vielfläche insgesamt wird in DE Gemüse angebaut? 2. Was, welche Gemüsearten werden angebaut? 3. Wie hat sich dies jeweils im Zeitablauf verändert? Seite 4

6 Freilandgemüse Anbaufläche in Deutschland, ha Sonstige Gemüsearten Wurzel- und Knollengemüse Blatt- und Stängelgemüse Kohlgemüse Im Mittel: ha Ökologisch bewirtschaftete Gemüsefläche seit 2012 ausgewiesen. Je nach Jahr: ha entspricht Anteil von 9,1-9,7 % Seite 5

7 12 flächenmäßig bedeutendste Gemüsearten Deutschlands, 2014 Anbaufläche 1) Erntemenge Betriebe Mittlere Fläche je Betrieb ha t Anzahl ha Spargel (im Ertrag) ,2 Speisezwiebeln ,9 Möhren und Karotten ,1 Weißkohl ,9 Spargel (nicht im Ertrag) ,5 Blumenkohl ,0 Frischerbsen zum Drusch ,2 Buschbohnen ,2 Eissalat ,4 Radies ,9 Speisekürbisse ,2 Spinat ,1 1) Die Anbaufläche kann durch Mehrfachanbau früher und später Gemüsearten größer als die Grundfläche sein. Gemüseerhebung ab Gemüsearten, - Sonstige Salate und Sonstige Gemüsearten - Differenzierung Spargel im Ertrag und Spargel nicht im Ertrag Seite 6

8 Veränderung spezifischer Gemüseanbauflächen im Freiland Ø im Vergleich zu Ø Kohlgemüse Salat gesamt Eichblattsalat Eissalat Endiviensalat Feldsalat Kopfsalat Lollosalat Radicchio Romanasalate Rucolasalat Spinat Porree (Lauch) Spargel gesamt Knollensellerie Möhren Radies Rettich Bundzwiebeln Speisezwiebeln Salatgurken Speisekürbisse Zucchini Zuckermais Buschbohnen -60% -40% -20% 0% 20% 40% 60% 80% 100% 120% 140% Seite 7

9 Teil 2 1. Wo, in welchen Regionen bzw. Bundesländern wird am meisten Gemüse angebaut? 2. Welche Bedeutung hat der Gemüsebau regional im Vergleich zur jeweiligen landwirtschaftlichen Fläche? Seite 8

10 Wichtigste Gemüseanbauregionen Deutschlands, 2012 Region bzw. Landkreis Gemüseanbau, ha Rheinhessen-Pfalz - Rhein-Pfalz-Kreis - LK Germersheim Düsseldorf -LK Viersen Lüneburg -LK Harburg Weser-Ems - LK Cloppenburg Darmstadt/Hessisches Ried - LK Bergstraße Schleswig-Holstein - LK Dithmarschen Niederbayern - LK Dingolfing-Landau Köln - Rhein-Erft-Kreis Brandenburg - LK Potsdam-Mittelmark Seite 9 Hannover - LK Diepholz

11 Gemüseanbaufläche seit 2000 in wichtigen Bundesländern gestiegen ha NW RP NI BY BW HE SH BB ST SN MV TH HH SL Seite 10

12 Anteil Grundfläche Gemüse an der LF, ,0% Anteil Gemüsegrundfläche an LF gesamt 2,5% 2,0% 1,5% 1,0% 0,5% 0,0% DE BW BY BB HH HE MV NI NW RP SL SN ST SH TH Seite 11

13 Teil 3 1. Wie viele Betriebebauen Gemüse in DE und den Bundesländern an? 2. Wie war die Entwicklung in den letzten Jahren? Gibt es Unterschiede zwischen den Bundesländern? 3. Wie groß ist die durchschnittliche Freilandgemüseanbaufläche pro Betrieb? Wie war die Entwicklung in DE und in den Bundesländern? Seite 12

14 Anzahl der Betriebe, die Gemüse anbauen, hat sich seit 2000 mehr als halbiert! Ab : Änderung der Erfassungsgrenze Anzahl Betriebe > 0,3ha Gemüse > 0,5ha Gemüse Seite 13

15 Anzahl der Betriebe mit Freilandgemüse nach Bundesländern, Anzahl der Betriebe * BW BY NW NI RP SH HE BB SN ST HH TH MV SL * Änderung der Erfassungsgrenze. Seite 14

16 Anstieg der durchschnittlichen Freilandgemüse- Anbaufläche pro Betrieb um 160% seit Mittlere Fläche pro Betrieb (ha) Ab : Änderung der Erfassungsgrenze 19,0 ha Seite 15

17 Durchschnittliche Gemüseanbaufläche pro Betrieb nach Bundesländern, RP ST MV BB SN NW HE NI TH DE gesamt SH BY BW SL HH * Änderung der Erfassungsgrenze. Mittlere Gemüseanbaufläche pro Betrieb in ha * Seite 16

18 Fast überall mehr als 60 % der Gemüseanbaufläche in Betrieben mit mehr als 20 ha Gemüse (2012) Anteil der Fläche in % Baden-Württemberg Bayern Brandenburg Hessen Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Sachsen Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Thüringen 0 unter und mehr Größenklasse der Gemüseanbaufläche von... bis unter... ha Seite 17

19 Teil 4 1. Welche Besonderheiten gibt es in den Regionen bzw. hinsichtlich ausgewählter Gemüsearten? 2. Was sind Bestimmungsgründe für Clusterbildung in bestimmten Regionen? Seite 18

20 NI: Harburg und Diepholz, 2012 LK Harburg, ha LK Diepholz, ha Sonstige 551 ha (26 %) Speisezwiebeln 50 ha (3 %) Sonstige 160 ha (9 %) Chinakohl 44 ha (2 %) Grünkohl 56 ha (3 %) Spargel 153 ha (7 %) Kohlrabi 225 ha (11 %) Eissalat ha (51 %) Möhren 220 ha (13 %) Spargel nicht im Ertrag 273 ha (16 %) Spargel im Ertrag 991 ha (59 %) Starke Fokussierung auf einzelne Gemüsearten 2014: Abwanderung von Eissalat aus NI nach NRW Seite 19

21 NI: Lüneburg und Uelzen, 2012 LK Lüneburg, ha LK Uelzen, ha Sonstige 481 ha (33 %) Möhren 498 ha (34 %) Spargel 69 ha (6 %) Sonstige 120 ha (10 %) Möhren 202 ha (16 %) Buschbohnen 135 ha (9 %) Spargel 152 ha (11 %) Speisezwiebeln 192 ha (13 %) Speisezwiebeln 830 ha (68 %) Ähnliches Anbauportfolio in benachbarten Landkreisen Seite 20

22 Bsp. für wichtige Landkreise bzgl. Spargel, 2012 LK Potsdam-Mittelmark, ha LK Nienburg (Weser), ha Spargel nicht im Ertrag 452 ha (16 %) Sonstige 188 ha (7 %) Spargel im Ertrag ha (77 %) Möhren 85 ha (7 %) Sonstige 142 ha (12 %) Spargel nicht im Ertrag 185 ha (16 %) Spargel im Ertrag 759 ha (65 %) Seite 21

23 RLP: Rhein- Pfalz-Kreis, 2012 Rhein-Pfalz-Kreis, ha Sonstige ha (36 %) Radies ha (19 %) Spinat 524 ha (5 %) Blumenkohl 637 ha (6 %) Seite 22 Lauch 790 ha (7 %) Feldsalat 891 ha (8 %) Möhren ha (11 %) Bundzwiebeln ha (9 %) * Beinhaltet Mehrfachanbau auf der gleichen Fläche Betriebe Ø ha pro Betrieb % des dt. Anbaus Gesamt ,8 10 % Radies * 60 % Möhren % Bundzwiebeln 20 53* 54 % Feldsalat 25 36* 38 % Lauch % Blumenkohl % Spinat 30 17* 15%

24 SH: Dithmarschen, 2012 LK Dithmarschen, ha Blumenkohl 172 ha (4 %) Sonstige 577 ha (12 %) Frischerbsen zum Drusch 180 ha (4%) Rotkohl 318 ha (7 %) Weißkohl ha (54 %) Betriebe Ø ha pro Betrieb % des dt. Anbaus Möhren 904 ha (19 %) Gesamt ,2 4,1 % Weißkohl ,8 40,4 % Möhren 64 14,1 8,9 % Rotkohl 146 2,2 15,7 % Frischerbsen zum Drusch 8 22,5 4,3 % Blumenkohl 17 10,1 3,9 % Seite 23

25 Niederbayern, 2012 Niederbayern, ha Sonstige ha (29 %) Speisezwiebeln ha (21 %) Rote Bete 204 ha (3 %) Landkreise Eissalat 208 ha (4 %) Rotkohl 302 ha (5 %) Weißkohl 437 ha (7 %) ha Spargel 656 ha (11 %) Einlegegurken ha (20 %) % Gemüseanbaufläche Niederbayerns Dingolfing-Landau ,5 % Deggendorf ,8 % Straubing-Bogen ,5 % Betriebe Ø ha pro Betrieb % des dt. Anbaus Gesamt ,3 4,9 % Speisezwiebeln 150 8,6 13,5 % Einlegegurken 48 25,5 47,6 % Spargel 40 14,2 2,8 % Weißkohl 96 4,6 7,0 % Rotkohl 84 3,6 14,9 % Eissalat 41 5,1 5,0 % Rote Bete 64 3,2 14,6 % Seite 24

26 Zusammenfassung Gemüsebau in Deutschland im Wandel Leicht steigende Anbauflächen Deutlicher Strukturwandel mit steigenden Betriebsgrößen Regionale Unterschiede in Bezug auf Betriebsstrukturen Regionale Spezialisierung auf Gemüsearten Klimatische Bedingungen, Boden und Zugang zu Wasser (z.b. Radies, Bundzwiebeln Pfalz, Kohl Dithmarschen, Zwiebeln - Uelzen) Herausbildung spezifischer Vermarktungsstrukturen (z.b. Landgard am Niederrhein) und lokaler Märkte (z.b. Spargel - Potsdam) Bedeutung von Lebensmittelindustrie / Verarbeitung (z.b. Spinat Borken, Einlegegurken Niederbayern) Know-how, Technik und Beratung Seite 25

27 Literaturhinweis & Ausblick ThünenWorking Paper mit ca. 100 Abbildungen ab Mitte März 2016 abrufbar unter: Neues Projekt: Refowas reduce foodwaste(bmbf) Laufzeit: Juni 2015 bis Mai Stelle im Gartenbau Team Fallstudien zu den WSK Salat und Möhre (NRW, NI und RLP) Erstellung typischer Betriebe und ökonomische Analyse Seite 26

28 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kathrin Strohm Thünen-Institut für Betriebswirtschaft Bundesallee Braunschweig Tel: Kathrin Strohm Seite 27