ERWIN KANNES TROST DER FRAUEN

Transkript

1 MUSICAL ERWIN KANNES TROST DER FRAUEN LETTERLAND MUSICAL VON PETER LUND UND THOMAS ZAUFKE Spielzeit 2017/18

2 ERWIN KANNES TROST DER FRAUEN Melanie Flut ist anscheinend glücklich. Die Zwillinge sind jetzt neun Monate alt, ihr Tom, der Vater der Kinder, ist der beste Ehemann von allen und die anderen Frauen zerplatzen fast vor Neid. Wenn nur dieser obszöne Brief nicht wäre. Melanie hat noch nie in ihrem Leben einen solchen Brief erhalten. Und dann ist dieser Brief auch noch von diesem Erwin Kannes, dem Arbeitslosen, der so gar nichts im aufgeräumten Letterland verloren hat. Marie-Luise Reich, Melanie Fluts Nachbarin, hat bis gestern auch noch nie einen solchen Brief empfangen, während die andere Nachbarin, Kimberley Schnell, überhaupt noch nie ein solches Schreiben erhalten hat. Warum? Das weiß keiner! Aber die drei Freundinnen, bebrieft oder unbebrieft, sind empört! So etwas schreit nach Vergeltung, und Melanie wird mit der Aufgabe betraut, sich im Namen ihrer Geschlechts genossinnen zu rächen. Das allerdings ist schwieriger als gedacht. Denn Erwin kannes einfach und macht seinem Namen alle Ehre. Auch wenn er nicht so aussieht, der Mann hat ein Geheimnis: Erwin kannes: tanzen! Nach der missglückten Rache der drei Frauen dauert es nicht lange und jeder hat mit jedem Streit: Die Ehegatten mit den Gattinnen, die Hausfrauen untereinander, Marie- Luise mit ihrem Kühlschrank und auch der Nachwuchs lässt sich in den Letterland- Krieg hineinziehen. Die Musicalkomödie ERWIN KANNES TROST DER FRAUEN (LETTERLAND) ist eine Shakespeare-Paraphrase nach den Lustigen Weibern von Windsor, in der aus Sir John Falstaff Erwin Kannes wurde. Erwin Kannes ist, im Gegensatz zum Ritter Sir John Falstaff, die Aufnahme in den Ritterorden vom Hosenbande nur gelungen, weil ihm die Beinkleider nicht bis über die Gesäßfalte reichen. Komödiengerecht treiben das Autorenduo Thomas Zaufke und Peter Lund die krisenanfälligen Mittelständler an den Abgrund, bis endlich unter dem ewig scheinenden Theatermond, der schon Brechts Dreigroschenoper erleuchtete, das Loblied auf die körperliche Liebe gesungen wird. ERWIN KANNES gestaltet mit Können und Leidenschaft, genau wie Musiktheater sein soll. Franziska Becker (Marie-Luise Reich), Marysol Ximénez-Carrillo (Melanie Flut), 2 Alexander Prosek (Erwin Kannes). Elisabeth Köstner (Kimberley Schnell) 3

3 SIR JOHN (ERWIN) FALSTAFF (KANNES) Wer bedauerte, dass es nach Otto Nicolais komischer Oper Falstaff keinen würdigen Nachfahren des intelligenten musikalischen Unterhaltungstheaters deutscher Provenienz mehr gab, ist in Thomas Zaufkes und Peter Lunds Musical ERWIN KANNES TROST DER FRAUEN (LETTERLAND) bestens aufgehoben. Im Musical tanzt der Falstaff (alias Erwin Kannes), der als Theaterfigur Sir John Falstaff nicht nur in Die lustigen Weiber von Windsor vorkommt, sondern zum ersten Mal in den beiden Teilen von Heinrich IV.. Bei Shakespeare handelt es sich um einen wohlbeleibten, trink- und raufsüchtigen Soldaten, der in Die Lustigen Weiber von Windsor zur Selbstüberschätzung neigt und in Heinrich IV. melancholisch ist. Über die Jahrhunderte wurde der Name Falstaff zum Synonym für einen dicken Angeber und Genießer. Die Figur des Falstaff war sehr beliebt und wurde von Shakespeare und anderen Autoren und Komponisten immer wieder aufgegriffen und als komische Figur verarbeitet. In dieser Tradition stehen auch Thomas Zaufke und Peter Lund. Sir John Falstaff hat es als Bühnenfigur weit gebracht: Er spielt in Stücken eine Rolle, in denen er körperlich gar nicht auftritt: In Shakespeares Heinrich V. ist die Rede von dem in Ungnade gefallenen, sterbenden Falstaff, der den Frankreichfeldzug seines Königs von 1415 wohl nicht mehr erleben wird. Obwohl in der Shakespeareschen Originalfassung von Heinrich V. die Krankheit sowie der Tod Falstaffs nur kurz in den Szenen II.1 und II.3 erwähnt werden, erscheint er dennoch als eigen ständige Figur in vielen Theaterinszenierungen. In rund sieben Adaptionen, die den Namen Falstaff im Titel tragen, spielt er eine gewichtige Rolle, darunter auch Giuseppe Verdis Oper Falstaff. Des Weiteren gibt es rund 15 Adaptionen, die zwar nicht nach ihm benannt sind, in denen er aber die Hauptfigur ist, zum Beispiel in der Oper Sir John in Love von Ralph Vaughan Williams. Zu erwähnen ist auch Edward Elgars 1913 entstandene symphonische Studie Falstaff. Als letzte und aktuelle Adaption gilt das Musical ERWIN KANNES TROST DER FRAUEN von Thomas Zaufke (Text) und Peter Lund (Musik), das 2005 an der Neuköllner Oper in Berlin uraufgeführt wurde, danach in LETTERLAND umbenannt wurde und am TfN unter beiden Titeln läuft. Hier wird Sir John Falstaff zu einer ordinären, arbeitslosen Liegestuhlkartoffel erster Sorte mit dem Namen Erwin Kannes. Jürgen Brehm, Valentina Inzko Fink (Babies From Hell),. Marysol Ximénez-Carrillo (Melanie Flut), Elisabeth Köstner (Kimberley Schnell), 4 Jens Krause (Thomas Flut), Marysol Ximénez-Carrillo (Melanie Flut). Franziska Becker (Marie-Luise Reich) 5

4 TANZEN WELCHER TYP BIST DU? Tanzen ist en vogue elegant über das Parkett zu schweben, ist Ausdruck von Stil und Lebensfreude und kann ein erotisches Erlebnis sein. Oftmals beinhaltet das Tanzen auch eine äußerst sinnliche Komponente, wobei dies allerdings nicht für jeden Tanz gilt. Während Walzer, Discofox und Foxtrott klassische Tänze sind, liegt bei anderen Tanzarten häufig ein größeres erotisches Knistern in der Luft. Dies gilt besonders für lateinamerikanische Tänze wie Tango oder Samba. Tanzen gilt landläufig als vertikaler Ausdruck von horizontalem Verlangen. Evolutionsforscher haben die Annahme, Musik und Tanz hätten ihre Ursprünge in der Partnerwahl, bis heute nicht zu den Akten gelegt. Jugendliche und Erwachsene können ein schier unersättliches Bedürfnis nach Tanzen entwickeln. Natürlich geht es dabei auch darum, einen Partner zu beeindrucken oder sich in geschützter Umgebung auf weniger als eine Armlänge Abstand anzunähern, erklärt der Musikkognitionsforscher Gunter Kreutz von der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg. Welcher Tanz Typ bist du? Hier acht Möglichkeiten: DAS DISCO-TIER So tanzt du: Du bist der Star auf jeder Ü30-Party. Du liebst Discofox und Foxtrott streng hältst du dich an die vorgegebene Schrittfolge. Was die Musik angeht, bist du nicht wählerisch: Miley Cyrus oder Helene Fischer? Nicht wichtig! Hauptsache, du kannst allen zeigen, wie gut du deine sexy Drehungen hinbekommst. So bist du im Bett: So wie man sich auf dich beim Tanzen verlassen kann, kann man sich auch auf dich im Bett verlassen. Eins, zwei, Tep, eins, zwei, Tep. Dein Song: It s my life von Bon Jovi. DER GANG-STAR So tanzt du: Du machst die Winkekatze: Arm hoch, Arm runter. Wenn du mit einer Frau tanzt, machst du es wie Snoop Dogg in seinen Videos und bringst sie vor dir in Stellung. So bist du im Bett: Dein gesamtes sexuelles Wissen stammt aus intensiver Internetrecherche. Vor allem bist du davon überzeugt: Dir kann keiner widerstehen. Bei dem Song greifst du an: Schlechtes Vorbild von Sido. 6 Kara Kemeny (Anna Reich), Tim Müller (Karl-Heinz Bürger). Jürgen Brehm (Oliver Konnopke), Valentina Inzko Fink (Sandy Deutschmann) 7

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6 DER HIPPIE So tanzt du: Selbstvergessen schwebst du über die Tanzfläche. Das Haar hängt dir gardinenartig ins Gesicht. Du bist voll in Ekstase. Noch krasser als Joe Cocker in Woodstock. So bist du im Bett: Kreativ und hemmungslos. Bei dem Song gehst du zum Angriff über: White Rabbit von Jefferson Airplane (aufgebaut wie ein Orgasmus Ekstase pur!). DAS WOOO-GIRL/BOY So tanzt du: Sobald Shakira oder J.Lo aus den Boxen dröhnt, kennst du kein Halten mehr und zeigst allen, was du kannst. Dabei geizt du nicht mit Wooo -Rufen und anderen Ausdrücken der Freude. So bist du im Bett: Du kennst dich aus, bist aber auch neugierig auf das, was da und wer da noch kommen kann. Bei dem Song greifst du an: Whenever Wherever von Shakira. DER STANDARD So tanzt du: Alles, was du in der Tanzschule gelernt hast, hast du auch verinnerlicht und kannst es jeder Zeit abrufen: Walzer links und rechts rum, Rumba, Cha-Cha- Cha Du wartest nur auf den Aufruf Alles Walzer oder Damenwahl. So bist du im Bett: Du hast einen Plan, an den hältst du dich, was nicht schlecht ist. Bei dem Song gehst du aufs Ganze: Smooth von Santana. DER SOLDAT So tanzt du: Gestampfe auf der Stelle ist dein Ding. Kontrolliert, ernstgesichtig, ist ja schließlich kein Spaß, im Geschlechterkampf überleben zu wollen. Ab und zu hebst du mal einen Arm und rufst Yeah! in Richtung DJ. So bist du im Bett: Kontrolliert und ernst, ist ja schließlich kein Spaß, beim Matratzenkampf überleben zu wollen. Bei dem Song greifst du an: Dein Schweiß von Sven Väth. DER LATEINAMERIKANER So tanzt du: Leidenschaft, Sex und Charme sind deine zweiten Vornamen. Du hast verstanden, worum es beim Tanzen geht: alles zu geben! Und genau das tust du auf der Tanzfläche und im Leben! So bist du im Bett: In jeder (Lebens)Lage gibst du alles. Das ist dein Song: Es gibt keine Musik, zu der man nicht verführen, pardon, tanzen kann. DER WIKINGER So tanzt du: Headbanging (inklusive animalischem Refrain-Mitbrüllen) ist das, bei dem du alles um dich herum vergisst. Grrrr! So bist du im Bett: Durch das viele Headbangen wird nicht nur dein Hals steif. Bei dem Song gehst du zum Angriff über: Killing in the Name of von Rage Against the Machine. 10 Ensemble 11

7 ERWIN KANNES TROST DER FRAUEN (LETTERLAND) Musical von Peter Lund (Text) und Thomas Zaufke (Musik) PREMIERE 25. März 2018, Großes Haus AUFFÜHRUNGSDAUER ca. 2 Stunden 30 Minuten, inklusive einer Pause AUFFÜHRUNGSRECHTE LITAG THEATERVERLAG MÜNCHEN INSZENIERUNG Werner Bauer MUSIKALISCHE LEITUNG Andreas Unsicker AUSSTATTUNG Bettina Köpp CHOREOGRAFIE Annika Dickel DRAMATURGIE Christof Wahlefeld Während der Show kommen hochfrequente Lichteffekte zum Einsatz. ENSEMBLE Erwin Kannes Alexander Prosek Melanie Flut Marysol Ximénez-Carrillo Thomas Flut Jens Krause Kimberley Schnell Elisabeth Köstner Marie-Luise Reich Franziska Becker Anna Reich Sandra Pangl / Kara Kemeny Karl-Heinz Bürger / Zweites Date / Kühlschrank Tim Müller Sandy Deutschmann Valentina Inzko Fink Oliver Konnopke / Erstes Date Jürgen Brehm Babies From Hell Valentina Inzko Fink & Jürgen Brehm BAND Musikalische Leitung, Klavier und Keyboard Andreas Unsicker Elektrische und Akustische Gitarre Ralph König / Markus Ottenberg Elektrischer und Akustischer Bass Lars Lehmann / Peter Pichl Schlagzeug und Percussion Kristof Hinz / Simon Schröder Reed (Klarinette, Bassklarinette, Flöte, Tenorsaxophon) Thomas Zander / Volker Michaelis Trompete, Flügelhorn und Piccolo-Trompete Nigel Moore Einspielungen Cello Leo Hinz Werner Bauer Andreas Unsicker Bettina Köpp Annika Dickel Alexander Prosek Marysol Ximénez- Jens Krause Elisabeth Köstner Carrillo 12 13

8 Regieassistenz und Abendspielleitung Anja Telloke Ausstattungsassistenz Melanie Slabon Choreografische Assistenz und DanceCaptain Jürgen Brehm Inspizienz Stefan Garbelmann Soufflage Heinrich Maas / Tanja Kleine Regiehospitanz Helena Lurz TECHNIK/WERKSTÄTTEN Technische Direktion Konstanze Gindl* Mitarbeiter Technische Direktion David Maiwald, Alexander Maxein Ausstattungsleitung Hannes Neumaier* Technische Leitung Produktion Andrea Radisch* Bühnentechnik Eckart Büttner*, Oliver Perschke, Robert Nolewajka Beleuchtung Lothar Neumann*, Dominik Schneemann, Janine Christ Ton Achim Hausherr*, Indra Bodnar*, Paul Flemming Maske Carmen Bartsch-Klute*, Thora Geißler, Ines Keßler, Sabrina Siemann, Lea Sufin Requisite Silvia Meier*, Friederike Thelen Schneidereien Annette Reineking-Plaumann*, Egon Voppichler*, Anne Lauterbach Werkstättenleitung Werner Marschler* Tischlerei Johannes Niepel*, Dietmar Ernst* Malsaal Thomas Mache Schlosserei Joachim Stief* Dekoration Danja Eggers-Husarek, Anita Quade IMPRESSUM TfN Theater für Niedersachsen Theaterstraße 6, Hildesheim Spielzeit 2017/18 Intendant Jörg Gade Prokuristen Claudia Hampe, Florian Ziemen Direktion MusicalCompany Craig Simmons Redaktion Christof Wahlefeld Probenfotos Benjamin Westhoff Porträtfotos T.Behind-Photographics, privat Titelbild Look//one GmbH Layout Jolanta Bienia Druck Quensen Druck + Verlag GmbH & Co. KG Fotografieren sowie Ton- und Bildaufzeichnungen sind nicht gestattet und verstoßen gegen das Urheberrechtsgesetz. Gefördert durch: Sponsoren/Partner: Medienpartner: Freunde des Theater für Niedersachsen e. V. * Abteilungsleiter/-in Franziska Becker Sandra Pangl Kara Kemeny Tim Müller Valentina Inzko Fink Jürgen Brehm 14 15

9 EIN LOBLIED AUF DIE KÖRPERLICHE LIEBE SIE KANN SO VIELES WAS SONST KEINER SCHAFFT VERJÜNGT DAS HERZ BEKÄMPFT DIE BÖSEN TRIEBE UND SIE VERSÖHNT SO MANCHE NACHBARSCHAFT. DER MENSCH ALLEIN LIEBT MEISTENS ACH SO EINSAM WEIL ER NUR SEINEN EIGNEN KÖRPER LIEBT DOCH LIEBEN SICH ZWEI KÖRPER ERST GEMEINSAM IST DAS DAS SCHÖNSTE WAS ES