Jesaja 35,3-10; Predigtreihe I (neu). 2. Advent, Ispringen Pfr. Andreas Schwarz, Pforzheim

Transkript

1 Jesaja 35,3-10; Predigtreihe I (neu). 2. Advent, Ispringen Pfr. Andreas Schwarz, Pforzheim 3 Stärkt die müden Hände und macht fest die wankenden Knie! 4 Sagt den verzagten Herzen:»Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen.«5 Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. 6 Dann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, und die Zunge der Stummen wird frohlocken. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Lande. 7 Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen, und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. Wo zuvor die Schakale gelegen haben, soll Gras und Rohr und Schilf stehen. 8 Und es wird dort eine Bahn sein, die der heilige Weg heißen wird. Kein Unreiner darf ihn betreten; nur sie werden auf ihm gehen; auch die Toren dürfen nicht darauf umherirren. 9 Es wird da kein Löwe sein und kein reißendes Tier darauf gehen; sie sind dort nicht zu finden, sondern die Erlösten werden dort gehen. 10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. Vorher - nachher. Eine beliebte Werbemaßnahme. Bilder zeigen sehr deutlich, was gemeint ist. Vorher Menschen, die offensichtlich unzufrieden sind. Mit ihrer Figur, mit ihrer Frisur, mit ihrem Styling, mit ihrer Kleidung. Nachher dieselben Menschen, die strahlen und glücklich sind, weil jetzt ihre Figur wunschgemäß ist, ihre Frisur modisch, ihr Styling positiv, ihre Kleidung angemessen ist. Dazwischen liegt die Behandlung, liegen Medikamente, veränderte Ernährung, liegt eine Typberatung. 1

2 Vorher nachher. Da ist offensichtlich etwas passiert. Etwas wurde verändert und zwar sichtbar positiv. Jeder kann es sehen. Die Bilder zeigen es unübersehbar. Die Lage war schlecht. Die Behandlung war empfehlenswert. Das Ergebnis ist wunderbar. Vorher nachher. Bilder sagen mehr als alle Worte. Das überzeugt. Das motiviert. Das hilft, sich auf eine Behandlung einzulassen. Das Ergebnis ist aller Mühe wert - weil man weiß, was draus wird Mit Überwindung hat es zu tun. Und auch mit der Aussicht und der Einsicht: da geht was. Das ist ein gewaltiger Schritt, wenn man sich das Vorher Bild anschaut. Ziemlich hoffnungslos. Unansehnlich. Da geht eigentlich nichts mehr. Die Hände sind müde. Von der vielen Arbeit, die morgens beginnt, wenn Du aufwachst. Zur Ruhe kommen sie erst, wenn der Tag vorüber ist. Vom Beten, wenn du siehst, wie an deinen Kräften gezehrt wird, wie die Verantwortung zu groß zu werden droht, wie die Sorgen zu einer echten Belastung geworden sind. Die Knie wanken. Der Gang ist eher unsicher, die Schritte vorsichtig. Es geht nicht mehr so frisch und sicher. 2

3 Zu viele Unebenheiten, zu viele Stolpersteine und Lücken auf dem Weg. Die Knie haben schon zu viel aushalten müssen, bergauf, bergab; runter auf die Knie und wieder hoch. Die Knochen werden zum Sinnbild des Inneren. Das Herz will nicht mehr. Plötzlich streikt es. Da war doch gerade gar nichts. Aber ständig und dauerhaft eine Beanspruchung. Immer was Neues: Du musst, du kannst nicht ausfallen; wie soll es gehen, wenn du nicht mehr kannst? Sie brauchen dich und deine Anwesenheit, deine Kraft, deine Arbeit. Aber wenn das Herz verzagt, dann nutzt alles Antreiben nichts mehr. Wie schön, wenn es so werden würde. Ein Traum, wenn die Lahmen springen, wenn die Stummen frohlocken. Was für ein Leben, wenn die müden Hände gestärkt sind, die wankenden Knie fest, die verzagten Herzen beruhigt sind. Was für eine Aussicht, dass jemand kommt und sagt: Sei getrost, fürchte dich nicht! Das wäre es. Das wird es. Einmal wird es so sein. Jetzt ist es wie eine immer wiederkehrende Sehnsucht im Advent. Dass einer kommt, der aus dem vorher ein nachher macht. Wir singen und bitten im Advent: Komm! Seid getrost, fürchtet euch nicht. Seht, da ist euer Gott. Er kommt. Darum feiern wir Weihnachten und den Advent davor, weil die Sehnsucht einen Ort braucht und ein Ziel. Die Sehnsucht lässt uns rufen: Komm!, denn unsere Wege bleiben unheilig und wir sind längt nicht rein. Wir wollen es anders, wir wollen, dass es ein Vorher Nachher gibt, dass es besser wird in dieser Welt, dass es besser mit uns wird. 3

4 Saget den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Wir haben sie in uns, nicht nur die belasteten und gefährdeten Herzen, sondern die verzagten Herzen. Die Herzen, die sich über nichts mehr richtig freuen können, weil sie immer das Schlechte vorwegahnen, das dahinter lauern wird. Die Herzen, die die Welt grau in grau sehen, statt bunt und farbenfroh, wie sie Gott gemacht hat. Die Herzen, die stets jammern und klagen über das, was alles schief geht im Leben und in der Welt, und die sich über das Gute und Schöne nicht mehr freuen können. Die Herzen, die Gott nicht mehr wahrnehmen, über den die Engel jubeln. Saget den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Es ist wie genau zu uns gesprochen, in unsere Zeit, in unsere Ohren. Gott macht unser Leben neu, darum fürchtet euch nicht! Wenn Gott kommt, dann ist für Furcht kein Platz Gott heilt die verzagten Herzen. Fürchte dich nicht! Gott bereitet dir eine Bahn. Das ist nicht irgendein Weg, es ist heiliger Weg, denn er führt dich direkt mit Gott zusammen. Er selbst geht darauf und kommt dir entgegen. Er kommt arm und gering zu uns armen und geringen Menschen. Er setzt sich der Welt aus, so wie sie ist da, wo die Lahmen lahm und die Blinden blind sind, wo die Wüste eine Wüste und der Löwe ein Löwe ist. Er kommt, er begegnet uns aus vorher wird nachher. Er stärkt und ermutigt uns. Er stärkt die müden Hände und macht die wankenden Knie fest; er richtet die verzagten Herzen auf. Er lehrt uns zu leben ohne Furcht. Wo es trocken ist, erfrischt er. Wo es gefährlich ist, schenkt er Raum zum Leben. Hoffnung blüht auf für unser Leben 4

5 und die Hoffnung für die Ewigkeit. Er sagt: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Und lässt uns getrost leben. Er sagt: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Und lässt uns getrost sterben. Ja, natürlich: die Lahmen bleiben lahm, die Blinden blind, die Wüste eine Wüste und der Löwe ein Löwe bleibt. Und doch schenkt er dem Vorher ein Nachher. Es bleibt nicht, wie es ist. Das Entscheidende für mein Leben heißt: ich bin erlöst. Ich muss nicht mehr aus eigener Kraft mein Leben bewältigen. Ich muss nicht alles allein in Ordnung bringen. Ich muss nicht die Welt retten, weder die große, ganze, noch meine kleine, überschaubare. Ihm, meinem Gott, vertraue ich alle an, die ich liebe. Und die ganze Welt dazu. In diesem Vertrauen tue ich, was mir aufgetragen ist, lebe mein Leben, wie Gott es mich leben heißt. Denn ich bin erlöst. So wird mein Herz getrost und unverzagt. Ich bin erlöst. Das gilt, seit mein Leben begann, denn Christus ist für mich gestorben. Ich bin erlöst, das gilt, seit ich getauft bin, denn Christus ist für mich auferstanden. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe! Ich bin erlöst, das gilt auch, wenn ich sterbe, denn Christus hat mir den Himmel aufgetan. Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen werden entfliehen. Vorher nachher. Weil ich weiß, dass mir der Himmel offen steht, kann mich nichts mehr zerstören. Weil ich weiß, dass ich eine Zukunft habe, weil sie in Gottes Hand liegt, kann ich leben und hoffen und glauben. Denn Gott ist gekommen, er kommt aufs Neue, und er wird wiederkommen. Amen. 5