Über 13 Brücken musst du gehen

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1 e Über 13 Brücken musst du gehen Die Pegnitz in der Nürnberger Altstadt Damals wie heute teilt der Fluss die Altstadt in zwei Hälften: die Sebalder- und die Lorenzerseite. Dreizehn Brücken verbinden die beiden Stadtteile. Aus der Vogelperspektive lässt sich wunderbar erkennen, wie sich die Pegnitz mehrmals teilt und dabei die Insel Schütt und die Insel am Trödelmarkt entstehen lässt. Im Mittelalter war der Fluss, wie man es der Darstellung Pfinzings entnehmen kann, von Mühlrädern gesäumt. Sie wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die Pegnitz hat keine wirtschaftliche Bedeutung mehr. Erst im 20. Jahrhundert gelang es, die ständige Hochwassergefahr durch hohe Staumauern, Rückhaltebecken und Freiflächen vor der Altstadt zu bannen. Heute ist kaum noch vorstellbar, dass der Fischbach einst in einem offenen Bett mitten durch die Altstadt plätscherte. Er floss entlang der Vorderen- und Hinteren Ledergasse, trieb bei der Hutergasse die Almosenmühle und in der Oberen Wörthstraße die Krötenmühle an und mündete schließlich bei der Karlsbrücke in die Pegnitz

2 Der Kaufmann und Ratsherr Konrad Groß, einer der reichsten Männer seiner Zeit, stiftete 1339 das Heilig-Geist-Spital. Es hatte zwei Funktionen: einerseits war es ein Krankenhaus, zugleich aber ein kostenloses Altenheim für mittellose Menschen. Auch heute wird noch ein Teil des Heilig-Geist-Spitals als Seniorenwohnheim genutzt. Das Gebäude aus dem 16. Jahrhundert, das den nördlichen Arm der Pegnitz überspannt, ist eines der begehrtesten Fotomotive der Nürnberger Altstadt. Auch Johann Adam Delsenbach hielt diesen Blick in Verbindung mit der Museumsbrücke bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts in einem Kupferstich fest (Abbildung oben). Die Museumsbrücke, erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt, wurde mehrmals durch Hochwasser zerstört beschloss der Rat daher, die Brücke aus Stein neu zu errichten. Während der Jahrhunderte hatte die Brücke mehrere Namen: Barfüßerbrücke, Josephsbrücke, Königsbrücke, Obere Brücke und Plobenhofbrücke. Geblieben ist der Name Museumsbrücke. Denn im 19. Jahrhundert hatte neben der Brücke, in der jetzigen Königsstraße 1, die Gesellschaft Museum ihr Versammlungshaus. Während des venezianischen Marktes, der alljährlich im Rahmen der Städtepartnerschaft mit Venedig stattfindet, bringen Gondoliere hier italienisches Flair in die Altstadt (Bild links unten)

3 Nicht immer ist der direkte der beste Weg: Wie gut, dass die Pegnitz nicht schiffbar ist, sonst wäre dieser Flussabschnitt zwischen Hersbruck und Hohenstadt ein willkommenes Betätigungsfeld für Flussdompteure. So sind diese Mäander ein Wunder an fränkischer Flusslandschaft geblieben. Nirgendwo sonst lässt sich die Pegnitz in friedlicher Auenlandschaft so viel Zeit, um voran zu kommen. Die Schönheit solcher Jahrtausende währender Verträumtheit zeigt sich vor allem aus der Luft. 112

4 Im Mittelalter umgab Nürnberg ein grüner Gürtel von ungefähr 300 Gärten. Seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts kultivierte man mediterrane Pflanzen. Im 17. und 18. Jahrhundert orientierten sich die vermögenden Familien Nürnbergs an der barocken Gartenkultur Italiens und Hollands. An ein Hauptgebäude schloss sich ein Garten an, der von einer Mauer umgeben war. Am Ende des langgestreckten Terrains befand sich oft eine Gärtnerwohnung oder ein Pavillion. Im Garten züchtete man Zitrusfrüchte, die in der günstigen Südlage zum Pegnitzufer besonders gut gediehen und in Gewächshäusern überwinterten. Die Antike diente als Vorbild und man verglich die Südfrüchte mit den goldenen Äpfeln aus dem Garten des Hesperos, die Herakles entwendet hatte. Die Gärten schmückten Zitronen- und Orangenbäumchen, Brunnen und barocke Statuen, die die Götterwelt der Antike verkörperten, wie links oben im Barockgarten Johannisstraße Nr Der Kaufmann und Botaniker Johann Christoph Volkamer besaß einen der größten Hesperidengärten und veröffentlichte 1708 ein Werk über die Pflege der Zitruspflanzen, das er Nürnbergische Hesperiden betitelte. Heute sind die Barockgärten willkommene grüne Oasen der Ruhe im Großstadttrubel. Abbildung rechts oben: Kolorierter Kupferstich (1708) aus Christoph Volkamers Nürnberger Hesperiden, der Fetzersche Hesperidengarten, Johannisstraße 13 mit Pomeranzenfrucht. 41

5 Seit Alexander Marx die Burg Veldenstein vor 170 Jahren in diesem Kupferstich festhielt, hat sich von diesem Standpunkt aus erstaunlich wenig verändert. Mit starken Wällen, Bastionen, Mauern und Türmen ragt die Burg 56 Meter über dem Pegnitzgrund empor. Auf Dolomitfels steht der 21 Meter hohe Bergfried und bietet einen umfassenden Rundblick. Die Ursprünge der Burg reichen ins 13. Jahrhundert zurück, 1269 wurde sie erstmals als novum castrum (neues Haus oder genauer: neuer befestigter Ort) erwähnt, woraus sich der Name Neuhaus ableitete. Damals waren die Bamberger Bischöfe in Besitz der Gebäude und der Ländereien. Im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte kam die Burg in den Besitz der Familie des führenden Nationalsozialisten Herrmann Göring, einer der Hauptkriegsverbrecher bei den Nürnberger Prozessen. Bei Kriegsende 1945 durchsuchten die Amerikaner die Burg vergeblich nach verborgenen Nazi-Schätzen. Heute werden Teile der Burg als Hotel genutzt. Vorhergehende Doppelseite: Neuschnee an der Pegnitz bei Engenthal