Rede. von Professor Dr. Helmut Schwarz, Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, anlässlich der. Verleihung des Communicator-Preises 2003

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1 Rede von Professor Dr. Helmut Schwarz, Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, anlässlich der Verleihung des Communicator-Preises 2003 am 16. September 2003 in Mainz Es gilt das gesprochene Wort!

2 Lieber Herr Kollege Singer, liebe Familie Singer, sehr verehrte Frau Ministerin Bulmahn, Madame le Ministre Haigneré, Frau Ministerin Ahnen, lieber Herr Oetker, lieber Herr Johann, lieber Herr Treusch, meine Damen und Herren. Schon zum vierten Mal können der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und die Deutsche Forschungsgemeinschaft heute gemeinsam den Communicator-Preis verleihen. Ich freue mich sehr, dass wir mit Herrn Professor Wolf Singer aus Frankfurt erneut einen der großen und langjährig aktiven Kommunikatoren der Wissenschaft auszeichnen können und gratuliere Ihnen, lieber Herr Kollege Singer, schon jetzt sehr herzlich. Ich tue dies auch im Namen des Präsidenten der DFG, Herrn Professor Winnacker, der aufgrund einer Reise nach China die Preisverleihung in diesem Jahr nicht selbst vornehmen kann. Als der Stifterverband 1998 der Deutschen Forschungsgemeinschaft, so wie den anderen großen Wissenschaftsorganisationen auch, eine beträchtliche Sonderzuwendung in Höhe von damals je DM für fünf Jahre zur Verfügung stellte, mit der Auflage, diese für einen Wissenschaftspreis zu verwenden, herrschte zunächst eine gewisse Ratlosigkeit. Welcher Preis sollte es sein, welche Leistung sollte ausgezeichnet werden?

3 Nach einigem Nachdenken hat die DFG sich dann 1999 entschlossen, den Wissenschaftspreis des Stifterverbandes als Communicator-Preis für die beste Vermittlung von Wissenschaft in die Öffentlichkeit auszuschreiben. Erstmals also ein Preis nicht für die professionellen Vermittler, die Journalistinnen und Journalisten, sondern für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich in besonderer Weise und kontinuierlich darum bemühen, ihr Fach und seine Ergebnisse möglichst allgemein verständlich der Öffentlichkeit nahe zu bringen. Die DFG will mit diesem hoch dotierten Preis ein Signal setzen, das auch im Zusammenhang mit der Initiative Public Understanding of Science, später Wissenschaft im Dialog zu sehen ist und das der Scientific Community verdeutlichen soll, für wie wichtig die DFG auch diesen Teil der Arbeit eines Wissenschaftlers hält. Der Erfolg gibt uns Recht es ist sicher so, dass der Communicator-Preis der bekannteste unter den Wissenschaftspreisen des Stifterverbandes geworden ist, was auch in der Natur der Sache liegt. So freuen wir uns sehr, dass der Vorstand des Stifterverbandes den Entschluss gefasst hat, den Communicator-Preis nicht nur noch einmal im nächsten Jahr, sondern für weitere fünf Jahre jährlich ausschreiben zu lassen. Die Resonanz auf die Ausschreibungen war sehr gut im Auswahlverfahren für den diesjährigen Communicator-Preis gab es 70 Bewerbungen. Sie wurden nach den Kriterien Relevanz, Zielgruppe, Originalität und Nachhaltigkeit von einer Jury geprüft, wobei die wissenschaftliche Qualifikation des Kandidaten selbstverständlich vorab mit geprüft wird. 2

4 Die Bewerbungen, die nach einer Vorauswahl in die engere Wahl gekommen sind, werden von zwei Jurymitgliedern unabhängig voneinander noch einmal genauer beurteilt und dann in der Sitzung vertreten. Dies ähnelt ein wenig den DFG- Begutachtungsverfahren. Die Jury unter dem Vorsitz der DFG-Vizepräsidentin Professor Ursula Peters, die aufgrund eines Auslandsaufenthaltes heute leider nicht bei uns sein kann, ist zusammengesetzt aus Journalisten verschiedener Medien Printmedien, Hörfunk und Fernsehen - sowie Kommunikations- und PR-Fachleuten und Wissenschaftlern. Insgesamt 27 Bewerbungen des diesjährigen Verfahrens wurden positiv beurteilt, darunter zehn, die die so genannte Favoritenliste erreichten. Aus diesen wurde Professor Wolf Singer mit großer Mehrheit als Communicator-Preisträger 2003 ausgewählt. Die Entscheidung für Herrn Singer fiel letztlich aufgrund der Nachhaltigkeit seines Engagements und der breiten und umfangreichen Vermittlungsarbeit in sehr unterschiedlichen Medien seit vielen Jahren, wobei die Jury auch das neue Schulprojekt Brücken schlagen würdigte. Wolf Singer bedarf eigentlich kaum der Vorstellung. Er wurde 1943 in München geboren und nahm 1962 an der Ludwig-Maximilians- Universität sein Medizinstudium auf. Nach der Promotion ging er zunächst an die University of Sussex in England und habilitierte sich 1975 an der TU München für das Fach Physiologie wurde er als wissenschaftliches Mitglied der Max- Planck-Gesellschaft und Direktor an das Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt berufen. Er beschäftigt sich mit den Grundlagen der Hirnentwicklung, insbesondere mit der Entwicklung, Struktur und funktionellen Organisation der Großhirnrinde sowie den neuronalen Grundlagen der Wahrnehmung. Singer engagiert sich seit vielen Jahren für die breite öffentliche Vermittlung seiner Forschungsergebnisse. 3

5 Aus zahlreichen Beiträgen in Zeitungen und Zeitschriften sowie Interviews in Rundfunk- und Fernsehsendungen ist er bekannt als ein Wissenschaftler, der sich der gesellschaftlichen Diskussion um sein Forschungsgebiet stellt - auch wenn sie unbequem wird - und versucht, durch Aufklärung die biomedizinische Grundlagenforschung für Laien transparent und nachvollziehbarer zu machen. Dabei hat sich Wolf Singer immer bemüht, die Erkenntnisse der Hirnforschung auch mit anderen gesellschaftlichen Fragen in Zusammenhang zu bringen. Dazu gehört aus jüngster Zeit die bildungspolitische Debatte nach PISA, für die die Erkenntnisse der Neurobiologie eine entscheidende Rolle spielen. Dabei sollen Erkenntnisse über die kindliche Hirnentwicklung und den prägenden Einfluss von Umweltfaktoren die Notwendigkeit einer grundlegenden Reform der Kinderbetreuung und Erziehung wissenschaftlich untermauern. Mit seinem jüngsten Projekt Brücken schlagen - Wissenschaft in die Schulen hat Wolf Singer ein Programm initiiert, dass bei Schülerinnen und Schülern schon früh Interesse an wissenschaftlichen Themen wecken soll. Wissenschaftler halten Vorträge in Schulen, Schüler besuchen Institute, und es gibt gemeinsame Projekte und Praktika. Dieses ursprünglich in Frankfurt initiierte Projekt hat so große Resonanz erfahren, dass auch andere Regionen es übernehmen. Wolf Singer ist bereits Träger zahlreicher Auszeichnungen und Preise, darunter auch des Körber-Preises für die Europäische Wissenschaft. Der Communicator-Preis, den wir Ihnen heute verleihen dürfen, wird symbolisiert durch ein Hologramm, das Sie hier sehen können. Es ist vom Kölner Künstler Michael Bleyenberg gestaltet, versucht das Thema der Hirnforschung künstlerisch umzusetzen und soll vor allem den Gedanken der Transparenz in der Wissenschaft verdeutlichen, also ganz einfach 4

6 sichtbar machen, dass es sich lohnt, die Dinge ins rechte Licht zu setzen. Erst dann entfaltet die Wissenschaft so wie ein Hologramm ihre ganze Leuchtkraft. Und nun freue ich mich, gemeinsam mit Herrn Dr. Johann Ihnen, lieber Herr Singer, den Communicator-Preis 2003 überreichen zu dürfen. 5