Frühjahrscheck der Lüftung

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1 Frühjahrscheck der Lüftung Wilfried Brede, Serviceteam Alsfeld Die durch den Gesetzgeber vorgeschriebenen regelmäßigen Überprüfungen durch die Dekra oder den TÜV für PKW oder Traktor sind selbstverständlich. Genauso wichtig ist allerdings ein regelmäßiger Check der an 365 Tagen im Jahr benötigen Lüftungsanlage im Schweinestall. Vielmals wird erst bei eventuellen Problemen reagiert. Die vielen kleinen Fehler können aber unter Umständen große ökonomische Auswirkungen haben und sollten daher vermieden werden. Im Beratungsalltag stellen sich die Mängel überwiegend wie folgt dar: ungenaue oder defekte Temperaturfühler verschmutzte Lochplatten, Rieselkanäle, Zuluftelemente etc. verschmutzte Ansaugstutzen oder Abluftkanäle falsch eingestellte Klimacomputer bzw. Stallklimaregler Zudem sind oft planungstechnische Details nicht konsequent umgesetzt. Dazu gehören nicht ausreichend dimensionierte Querschnitte der Zuluft besonders im Sommer. Im Winterbetrieb findet keine adäquate Anpassung an die entsprechenden Verhältnisse statt. Als Folge können sich unterschiedlich belegte (Tierzahl bzw. Lebendmassebesatz) Abteile gegenseitig beeinflussen, die Energiekosten steigen und die Luftqualität verschlechtert sich. Zusätzlich können bei der Positionierung der Zuluftführung im Abteil bzw. der Abluftpunkte erhebliche Fehler gemacht werden. Resultierend aus diesen Mängeln ergeben sich oft die folgenden Probleme: zu hohe Temperaturschwankungen hohe Keimgehalte in der Stallluft zu hohe Schadgaskonzentrationen erhöhte Luftgeschwindigkeiten im Tierbereich Sicherlich führt nicht jeder Mangel zu einem sichtbaren Problem. Erhebliche Auswirkungen in der Produktion wird es aber geben, wenn mehrere Punkte nicht in Ordnung sind. Das Frühjahr kann als Zeitpunkt genutzt werden, die Stallklimaanlage mit allen zugehörenden Komponenten komplett durchzuchecken. Hierbei gilt es, die Lüftung für die kommende Sommersaison mit steigenden Temperaturen im Stall zu rüsten. Vor dem Hintergrund deutlich steigender Strompreise ist es zudem wichtig, sowohl die zu- als auch die abluftführenden Bauteile der Lüftung gründlich zu reinigen. Je nach Verschmutzungsgrad sind Energiekostenreduzierungen von bis zu 20 % möglich. Bei den im Winter niedrigen Temperaturen und dadurch niedrigen Luftaustauschraten sind die Ventilatoren nur im Teillastbereich genutzt worden. Daher waren Verschmutzungen im Abluftrohr für einen optimalen Wirkungsgrad nicht so auffällig. Eine Grundlage für eine optimierte Tiergesundheit und Kostenersparnis ist eine gute Zuluftverteilung auch bei minimaler Lüftung. Dies ermöglicht eine optimale Luftverteilung, gleichmäßige Temperatur im Abteil und dadurch geringe Schadgaskonzentration. Speziell Lochplattenkanäle bedürfen einer regelmäßigen Kontrolle und eventueller Reinigung. Bei diffusen Decken kann mit Hilfe von Nebelgeräten oder Wärmebildkameras überprüft werden, inwieweit unkontrolliert Zuluft einströmen kann. Insbesondere bei Zentralabsaugungen ist durch Schwachstellen in der Dämmung des es mit teilweise erheblichen Kondensatbildungen zu rechnen. Zusammen mit dem Staub aus der Abluft ergeben sich Verschmutzungen, die unbedingt entsorgt werden sollten. Da im Winter die Verschmutzung am größten ist, sollte der zentrale eher im Herbst bei noch hohen Außentemperaturen gereinigt werden. Auch die Flügel der Ventilatoren sollten regelmäßig kontrolliert und gereinigt werden. Staub in der Abluft in Verbindung mit Kondensat oder Regen kann zu erheblichen Schmutzablagerungen am Flügel führen, welche die Lüfterleistung entscheidend beeinträchtigten. 1/5

2 Eine Dichtigkeitsprüfung der Abluftkanäle sollte zusätzlich vorgenommen werden. Auch hier können Nebelgeräte oder Wärmebildkameras helfen. Ihr Stallklimaberater kann Ihnen hierbei sicherlich weiterhelfen. Bei einem oder mehr zuschaltenden Ventilatoren sollten die Zuschaltventilatoren hinsichtlich ihrer Funktion überprüft werden. Falls die Ventilatoren während der Wintersaison ausgebaut waren, sollte beim Einbau auf die richtige Drehrichtung geachtet werden. Besonders bei alten Abluftrohren ohne eine GFK-Innenbeschichtung sollte der Abrieb beim Einsatz von Rohreinbauventilator in Augenschein genommen werden. Spezielle Edelstahlringe mit aufgeschweißten Fangtaschen für die Halterungen der Ventilatorarme vermindern eventuelle Zerstörungen der Abluftrohre. Diese Edelstahlringe gibt es passend für alle Rohrdurchmesser. Angezeigte Temperaturen müssen mit echten Temperaturen im Stall abgeglichen werden Bei modernen Lüftungssteuerungen werden zeitgesteuert die nicht benötigten Ventilatoren in Betrieb genommen, um ein Festsetzen zu verhindern. Die über diesen Zuschaltventilatoren angebrachten Verschlussklappen, die eine Fehlluft verhindern sollen, müssen in die Funktionsprüfung übernommen werden. In zwangsbelüfteten Ställen werden in der Regel Axialventilatoren eingesetzt. Die Förderleistung dieser Ventilatoren ist stark druckabhängig. Bei zu hohen Strömungswiderständen wird die notwendige Luftrate nicht erreicht. Die Ursachen für zu hohe Strömungswiderstände liegen häufig in zu klein bemessenen Ansaugstutzen bzw. Abluftkanälen. Gepaart mit unzureichend gestalteten Umlenkungen oder übergangslosen Verengungen der Abluftkanäle ergeben sich erhebliche Strömungswiderstände, die zu unnötigen Stromkosten führen werden. Temperaturfühler sind äußerst sensibel Immer wieder fallen in der Beratung erhebliche Unterschiede zwischen der tatsächlichen Temperatur im Abteil und der am Klimacomputer angezeigten auf. Mit Hilfe preiswerter Minimum- Maximum-Thermometer, die gleichzeitig Temperaturschwankungen sichtbar machen, können Sie die Fühler kalibrieren. Ihr Stallklimaberater kann mit Hilfe geeichter Messgeräte bei einer Grundeinstellung behilflich sein. Für längerfristige Temperaturoder auch Feuchtemessungen haben sich Temperaturlogger bewährt, die in selbstdefinierten Abständen Lufttemperatur und Luftfeuchte aufzeichnen können. Über einen USB-Anschluss können die Werte am PC ausgelesen und verarbeitet werden. Die wichtigste Regelgröße aller Stalllüftungen ist der Temperaturmesswert. Daher ist die Position des Temperaturfühlers im Abteil ausschlaggebend für eine repräsentative und unverfälschte Messung. Das bedeutet, dass der Fühler so weit wie möglich in der Nähe des Tierbereiches zu montieren ist. Selbstverständlich muss er so montiert sein, dass Beschädigung durch die Tiere verhindert werden. In der Praxis ist der Fühler oftmals immer noch an der Außenwand, in Deckennähe oder direkt am Ansaugstutzen angebracht. Diese Orte sind schlichtweg ungeeignet. Je nach Zuluftsystem müssen auch bei der Wahl eines Standortes im Abteil eventuelle negative Einflüsse berücksichtigt werden. Weitere Ursachen für hohe Energieverbräuche liegen in mangelhaften Gebäudeisolierungen, eventuellen Undichtigkeiten bei Flüssiggasleitungen (Schnellkupplungen überprüfen und eventuell wechseln) und erhöhten Minimalluftraten aufgrund fehlerhafter Zuluftverteilung. Probleme bei der Reglereinstellung von Lüftungs- und Heizungsanlagen Immer wieder werden Fehler beim Betrieb und der Errichtung von Lüftungs- und Heizungsanlagen im Beratungsalltag festgestellt. Vielmals sind durch lapidare Ursachen hohe Energieko- 2/5

3 sten, schlechte biologische Leistungen sowie Krankheiten bei den Tieren und auch beim Betreiber der Anlage festzustellen. Die wesentlichen Punkte sind: 1. Die Solltemperatur wird nicht an die jeweilige Jahreszeit angepasst. Wenn bei Außentemperaturen von über 30 C die Solltemperatur im Stall noch auf 20 C steht, führt dies in der Regel zu einer Atemwegserkrankunge der Tiere. Am Tag läuft die Lüftung bei der angenommenen Außentemperatur von 30 C normal (100 % Luftleistung). Wenn sich am Abend die Außentemperatur auf 18 bis 20 C abkühlt läuft die Lüftung auf 100 % weiter, bis der eingestellte Sollwert erreicht ist. Daher ist es ohne weiteres möglich, in einem Zeitraum von 24 Stunden eine Temperaturdifferenz von 10 bis 12 K zu haben. Diese heftige Temperaturschwankung ist für die Tiere nicht kompensierbar. Atemwegserkrankungen sind vorprogrammiert. Bedacht werden sollte, dass auch Anpassungen notwendig sind. Bei zu großen Temperaturdifferenzen arbeiten die Automatikfunktionen eventuell etwas träge und dadurch leiden die Luftqualitäten im Stall. 2. Der Regelbereich wird nicht an die jeweilige Jahreszeit angepasst. Im Sommer oder bei hohen Tag-Nacht-Schwankungen sollte der Regelbereich auf 4 bis 5 K erhöht werden, während er im Winterbetrieb auf 2 K reduziert werden kann. Resultat dieser Anpassung ist eine trägere Lüftung im Sommer, die die bereits angesprochenen Temperaturschwankungen minimiert. Bei relativ konstanten Temperaturen wie in der Regel im Winter kann die Lüftung feinfühliger eingestellt sein. 3. Die Solltemperatur der Heizung wird nicht richtig eingestellt. Bei einer Solltemperatur von 24 sollte der Heizkontakt bei 0,5 bis 1 K unter der Solltemperatur eingestellt sein. Die Heizung sollte dann den eingestellten Sollwert um 1 K erhöhen. durch ein Überheizen können aber gleichzeitig zu erhöhten Energieverbräuchen führen. 5. Die Mindestluftrate sollte auf die Anzahl und das Gewicht der Tiere angepasst werden. Weiterhin sollten folgende Grundsätze beachtet werden: Regelbereich auf 3 K stellen ( Sommer 5-7 K, Winter 2-4 K ) Mindestluftabschaltung auf 3 K einstellen Mindestluftrate dem Tiergewicht angepasst von 10 % bis 35 % anpassen ( hierzu muss eine Heizung installiert sein ) Maximalluftrate immer 100 % (bei Zentralabsaugungen in Abhängigkeit von der Abteilbelegung zwischen 50 und 100 %) Heizungskontakt auf 0,5 K Aufheizung auf 1 K Bei geregelten Heizungen Einkontakt auf 0,3 bis 0,5 K; den Regelbereich dann auf 1,5 K stellen Der Zentralgang sollte auf 5 10 C aufgeheizt werden. Die Einstellungen sollten wie oben beschrieben vorgenommen sein. Untertemperaturalarm 3 K ausgehend vom Sollwert Übertemperaturalarm 4 K ausgehend vom Sollwert; bitte beachten sie die Anpassung bei steigenden Außentemperaturen. Außentemperaturverschiebung auf 4 K einstellen Um einen möglichst hohen Klimakomfort im Stall zu schaffen, sollten die Einstellungen im Klimacomputer möglichst häufig überprüft werden. Bei allen Einstellungen sollte immer bedacht werden, dass das Tier maßgebend ist. 4. Die Temperatur der Zuluft sollte an die Außentemperaturen angepasst werden. Optimal ist eine Temperaturdifferenz zwischen der Abteiltemperatur (25 C) von K zu der Zulufttemperatur (5 C 10 C). Dies ist jedoch nur möglich, wenn entsprechende Außentemperaturen herrschen. Klimacomputer mit Außen- und Zuluftfühlern übernehmen diese Tätigkeit vollautomatisch. Zu hohe Vorraumtemperaturen Temperaturfühler gehören in den Tierbereich 3/5

4 Verdreckte Lüfter sind zu säubern Verschmutzte Rieseldecken sind zu säubern (Industriestaubsauger) Alarmanlage und Notstromversorgung in Kontrollen einbeziehen Wenn es der Fall sein sollte, dass eine Lüftungsanlage ausfällt, müssen die erforderlichen Notfalleinrichtungen funktionieren. Ein Testalarm sollte regelmäßig durchgeführt werden. Dazu gehört zuerst das Alarmgerät mit einer Meldung über eine Blitzleuchte oder ein Signalhorn. Bei Ställen im Außenbereich muss ein zusätzlicher Alarm über ein Telefonwahlgerät abgesandt werden. Bei ISDN-Anlagen soll beachtet werden, dass im Falle eines Spannungsausfalles diese nur mit Hilfe einer unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV-Anlage) funktioniert. Die gilt selbstverständlich sowohl für den Alarmabsender als auch Alarmempfänger. Die Kapazität einer solchen USV sollte mindestens 30 Minuten besser zwei Stunden betragen. Bedenken sollte man einen regelmäßigen Wechsel der Akkus sowohl im Alarmgerät als auch in der USV- Anlage. Eine Kontrolle der im Wählgerät gespeicherten Telefonnummern gehört ebenfalls dazu. Notluftöffnungsregler sind nur zur Unterstützung bei einem Stromausfall geeignet. Die Regler öffnen im Bedarfsfall sämtliche Stellklappen und ermöglichen eine gewisse Schwerkraftlüftung. Bei einem Spannungsausfall müssen geeignete Notstromaggregate vorgehalten werden. Auch diese müssen einer regelmäßigen Funktionsprüfung unterzogen werden, damit in einer Notfallsituation keine wertvolle Zeit verloren geht. Durch die sowohl im zapfwellenbetriebenen Notstromaggregat und auch in der Lüftungsanlage verbauten Fehlerstrominduktionsschalter (FI-Schalter) kann es zu Problemen bei der Inbetriebnahme kommen. Testen Sie die Aggregate daher vorab mit Ihrem Elektriker auf die Funktion. Fazit Einmal jährlich sollte die komplette Stallklimaanlage überprüft werden. Mit Hilfe von professionellen Stallklimaberatern werden eventuelle Schwachstellen oder Fehler aufgedeckt und können für die kommende Saison abgestellt werden. Immer wieder fallen Fehleinstellungen am Regler oder Klimacomputer auf. Nutzen Sie den Betriebsbesuch um die Einstellung der Geräte mit dem Berater zu besprechen. Weitere Tipps und Bilder finden sie im DLZ-Magazin Primus. Erleben Sie hier einen Einblick. 4/5

5 Checkliste Lüftung Aufgabe Ort Hilfsmittel bzw. Geräte erledigt Reinigung Zuluftkanal Ventilatoren Abluftschacht Luft-Luft-Wärmetauscher Besen, Industriestaubsauger, Wasserschlauch Dichtigkeitsprüfung Zuluftkanal Abluftschacht Stalldecke Gülleschieber, Türen, Fenster, etc. Wärmebildkamera, Nebelgerät Temperaturfühler Funktionstest aller Fühler Max.- Min.- Thermometer, Temperatur-Datenlogger, Infrarotthermometer Luftgeschwindigkeit Zuluftkanal Abluftstutzen Tierbereich Anemometer, Messung & Berechnung Schadgase Abteile Gasspürpumpe mit z.b. Dräger-Röhrchen, Messungen auf NH3, CO2, H2S Funktionsprüfung Mischluftklappen Stellklappenantriebe Lüftung Stellantriebe Heizung Ventilatoren, Absperrklappen Alarmanlage, Telefonwählgerät Alarmanlage Akkuprüfung Notstromaggregat Sichtprüfung, Funktionsprüfung, Verstellung am Klimacomputer Heizung Fußbodenheizung Dichtigkeit der Gasleitung Funktion der Heizgebläse Funktion der Wärmetauscher Wärmebildkamera, Infrarotthermometer Arbeitssicherheit Schutzgitter am Ventilator FI-Schalter DER DIREKTE DRAHT Wilfried Brede, Serviceteam Alsfeld Telefon: 05673/ Stand: März 2012 Redaktion Proteinmarkt c/o AGRO-KONTAKT Hermannshof, Nörvenich Tel.: ( ) Fax: ( ) proteinmarkt.de ist ein Infoangebot vom Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e. V. (OVID) in Zusammenarbeit mit der Union zur Förderung von Oelund Proteinpflanzen e. V. (UFOP). 5/5