Bruchmechanikkennwerte für Stranggusswerkstoffe aus Kugelgrafit
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- Markus Heinz Dresdner
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1 SPEKTRUM FOTO + Grafiken: Gontermann-peipers Bruchmechanikkennwerte für Stranggusswerkstoffe aus Kugelgrafit Zur Ermittlung bruchmechanischer Kennwerte für Strangguss als Grundlage für die neue Stranggussnorm EN 16482: 2014 wurden Werkstofferprobungen an der Bergakademie Freiberg durchgeführt. VON RALF GORSKI, SIEGEN Technische Lieferbedingungen für metallische Werkstoffe sind ein wichtiges Bindeglied für das Werkstoffverständnis zwischen Materiallieferant und Kunden. Die konstruktiven Anforderungen für ein bestimmtes Bauteil resultieren in Bestellanforderungen an den Werkstoffwiderstand, meist in Form von z. B. Festigkeit und Zähigkeit. Die Mindestangaben für Festigkeit und Zähigkeit in technischen Lieferbedingungen (Nominalwerte, sortiert meist nach festigkeitsorientierten Werkstoffklassen) ermöglichen eine sichere Anwendung des gewählten Werkstoffs in der Verarbeitung. Diese Vereinbarung ist damit ein wichtiger Bestandteil vieler Regelwerke, die in aufsichtspflichtigen Bereichen wie zum Beispiel Druckgeräten, Off-Shore-Installationen, Schiffbau, Stahlbau und Windenergie zur Anwendung kommen. Eine anerkannte und Stranggießanlage für ein rundes Strangprofil bei Gontermann- Peipers in Siegen. praktisch anwendbare technische Lieferbedingung, die aktuelle technische Entwicklungen des Marktes widerspiegelt, ist damit eine wichtige Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit im Sinne von Ressourceneffizienz. Aber auch bei Schadensfällen und Reklamationen ist eine Norm auf dem aktuellen Stand der Technik eine wichtige Basis für die Bewertung und Einordnung durch Gutachter und Gerichte. 50 Giesserei /2014
2 Die aktuell gültigen Normen für Gusseisen mit Lamellengrafit (DIN EN 1561) und für Gusseisen mit Kugelgrafit (DIN EN 1563) sind beide für das Sandgießverfahren erstellt worden und erfassen Gussbauteile mit einer Wanddicke bis maximal 200 mm. Werden Gussprodukte mit mehr als 200 mm Wanddicke bestellt, so sind die Mindesteigenschaften mit dem Hersteller zu vereinbaren. Im Fall von Gusseisen aus Strangguss sind die Normen damit häufig nicht mehr anwendbar, da diese bis 600 mm Wandstärke produziert werden. Außerdem stellen die Herstellungsarten Sandgießen und kontinuierliches Stranggießen an sich Unterschiede dar, welche vom jetzt gültigen Regelwerk zum Nachteil des Stranggusses nicht abgebildet werden. Die verschiedenen Werkstoffeigenschaften sind für den Konstrukteur aus dem Regelwerk oft nicht einfach zu erfassen. So wird teilweise nach der Eigenschaft Härte bestellt, um optimale Bearbeitungseigenschaften in der Fertigung der Bauteile zu erreichen, jedoch wurde das Bauteil bei der Bauteilauslegung mit der Zugfestigkeit berechnet. Dieser Ansatz der Norm, entweder Härte oder Zugfestigkeit zu bestellen, ist vielen Einkäufern von Gusseisen oft nicht klar. Zur Verbesserung dieser, für Stranggusshersteller im speziellen und für wirtschaftliche und ressourcenorientierte Anwendung im Allgemeinen hinderliche Normensituation wurde in den letzten Jahren eine neue Norm für Strangguss erarbeitet. Dabei konnten die Erfahrungen der Stranggusshersteller aus vielen Erprobungen, bisherigen Anwendungen und eigenen, zum Teil veröffentlichten Untersuchungen, genutzt werden, um die notwendigen verlässlichen Mindestkennwerte für Gussprodukte aus Strangguss in die neue Norm zu integrieren. Hinsichtlich der Frage nach der Mindestzähigkeit wurde gegenüber den zitierten Normen bewusst ein neuer Weg beschritten, der darin besteht, dass man zu Zähigkeitseigenschaften, die meistens über den Kerbschlagbiegeversuch ausgedrückt werden, keine Angaben mehr macht. Die Erfahrung, dass Konstrukteure hier häufig die gleichen Maßstäbe ansetzen wie bei Walz- oder Schmiedestahl, führte vielfach zu Irritationen und Ausschluss des Stranggusses von einer vielversprechenden Anwendung. Da die Kerbschlagarbeit ohnehin keine unmittelbare Anwendung für eine quantitative Bauteilberechnung zulässt, muss man sich also daher für eine erfolgreiche und sichere Anwendung des Stranggusses die Frage stellen, welche anderen Prüfungen/Kennwerte für die Bauteilauslegung verwendet werden können [1]. Bild 1: Entnahme der Proben aus Strangguss (5). Tabelle 1: Untersuchte Werkstoffe und deren Kennwerte. Werkstoff Prüftemperatur R p0,2 (MPa) R m (Mpa) A(%) EN GJS C RT 300 (291) 424 (424) 25,9 (25,5) 20 C ,3 EN GJS RT 354 (358) 533 8(527) 15,1 (16,5) 20 C ,9 EN GJS 600-3C RT 448 (436) 782 (719) 7,0 (7,5) 20 C ,9 EN GJS U LT RT 256 (247) 372 (371) 22,6 (23,5) 20 C ,6 RT = Raumtemperatur Wert in Klammern = Mittelwert aus 3 Proben Als derzeit beste, weil technisch ausgereifte und allgemein anerkannte Alternative, sind bruchmechanische Kennwerte zu nennen. Diese ermöglichen dem Anwender eine angepasste Werkstoffauswahl im Hinblick auf Zähigkeit und Bauteilsicherheit, da eine zähigkeitsorientierte Bauteilberechnung möglich wird. Entsprechende Berechnungsrichtlinien und Prüfnormen sind national und international vorhanden z. B.: ISO Um für Strangguss bruchmechanische Kennwerte aus verschiedenen Produktionen zu erhalten, wurden durch Zusammenarbeit mit der Sektion Strangguss des Europäischen Gießereiverbands (CAEF) und allen europäischen Herstellern von Strangguss als Grundlage für die neue Stranggussnorm EN 16482:2014 Werkstofferprobungen durchgeführt. Folgende Unternehmen waren beteiligt: ACO-Guss GmbH, Kaiserslautern, A/S Tasso, Odense, Dänemark, Contifonte S.A., Saverne, Frankreich, Gontermann-Peipers GmbH, Siegen, United Cast Bar Ltd., Derbyshire, Großbritannien. Die Versuche wurden an der Bergakademie Freiberg durchgeführt. Aufgabenstellung der Untersuchung an Stranggussproben Die konstruktive Auslegung wird durch Kennwerte oder Materialeigenschaften beeinflusst. Dazu werden durch Zugproben die Zugfestigkeit, Dehnung und die Streckgrenze (R p0,2 ) ermittelt. Diese Kennwerte stellen eine einachsige Beanspruchung für das Bauteil dar, eine dreiachsige Beanspruchung ist daraus nicht abzuleiten. Für die Erstellung der Bruchmechanikproben wurde deshalb Probematerial aus Strangguss aus den verschiedenen Kugelgrafitwerkstoffen mit den Kennwerten in Tabelle 1 bereitgestellt. Die statischen bruchmechanischen Versuche wurden bei 20 C an fünf Parallelproben mit quasistatischer Prüfgeschwindigkeit durchgeführt, und die Kennwerte des J-Integrals nach ISO wurden bestimmt. Außerdem wurden die 0,2 %-Dehngrenze R p0,2 und die Zugfestigkeit R m sowie der Elastizitätsmodul E bei Raumtemperatur und bei 20 C aus dem gleichen Probematerial ermittelt, um die Proben hinsichtlich der Materialqualität mit der Norm EN 1563 vergleichen zu können. Die Festigkeitskennwerte wurden im statischen Zugversuch (an drei Parallelproben bei Raumtemperatur) und der Elastizitätsmodul über Laufzeitmessungen von Ultraschallwellen bestimmt. Das Versuchsmaterial wurde in Form von Rohlingen mit Aufmaß von der Gontermann-Peipers GmbH übergeben. Die Entnahme der Rohlinge nach Norm EN 16482:2014 (Bild 1) erfolgte ebenfalls durch das Siegener Unternehmen, die Probenfertigung Giesserei /
3 Spektrum Bild 2: Zeichnung der SEN(B) -10-Probe. Bild 3: Rissinitiierungspunkt. durch die Technische Universität Bergakademie Freiberg [2]. Ablauf und Auswertung der Versuche Bruchzähigkeitsversuche Die Bestimmung der statischen Bruchzähigkeit wurde nach ISO an seitengekerbten und mit einem 8 mm tiefen Rissstarterkerb (Bild 2) versehenen SEN(B)-10-Proben der Abmessung 10 x 20 x 100 (BWL) mm durchgeführt. Bei -20 C wurden fünf Parallelproben und bei Raumtemperatur wurden drei Parallelproben je Werkstoff geprüft. Die Ermüdungsrisserzeugung erfolgte an einer Resonanzprüfmaschine Typ Rumul Testronic 250 kn. Die Versuche wurden mit der Rumul-Software Anschwingen gefahren. Als Versuchsbedingungen der Ermüdungsrisserzeugung wurden festgelegt: > Umgebungsbedingungen: Raumtemperatur, Laborluft > Prüfaufbau: Drei-Punkt-Biegung mit einer Stützweite S = 80 mm, Kraftverhältnis: R = 0,1 > Systematische Verringerung der Beanspruchung nach einem definierten Frequenzabfall (Gesamtstufenanzahl = 4), Kf = 13MPa m am Ende der Ermüdungsrisserzeugung > Einstellung einer Ermüdungsrisslänge, die zu einem a/w-verhältnis von ca. 0,5 führt. Nach dem Seitenkerben mit einem Spitzkerbfräser (0,1 x B auf jeder Seite) erfolgte die statische Prüfung an einer rechnergesteuerten, servohydraulischen Prüfmaschine Typ MTS 880. Die Abkühlung auf 20 C wurde in einer Kühlkammer unter Verwendung von Stickstoffdampf realisiert. Die Versuchsdurchführung erfolgte mit der MTS-Software Fracture Toughness unter definierten normativen Bedingungen. Bei der Anwendung der Elastischen Plastischen Bruchmechanik (EPBM) mit dem Kennwert J-Integral wird allgemein davon ausgegangen, dass ein physikalischer Rissinitiierungspunkt existiert, der 52 Giesserei /2014
4 Bild 4: Was ist Blunting und wie verläuft die Rissinitiierung? Kraft, F F Q / F C F Q / F C F Q / F C F U F U F m V C / q C V C / q C V C / q C V U / q U V U / q U V m / q m (1) (2) (3) (4) (5) (6) Note 1 F Q ist die maximale Kraft die zur vorläufigen K Bestimmung genutzt wird. IC Bild 5: Unterschiedliche Rissausbreitung. a a b a b als ein auf ein Bauteil übertragbarer Kennwert angesehen wird. Die Bestimmung dieses physikalischen Rissinitiierungswertes (Bild 3) ist seit langem Bestandteil von Expertendiskussionen. Dabei haben sich 2 Pole herausgebildet, die in Genauigkeit und Praktikabilität ihren wesentlichen Unterschied finden. Im Allgemeinen wird bei der Ermittlung von elastisch plastischen J-Integral Werten eine Risswiderstandskurve aufgenommen, welche das J-Integral als Funktion des stabilen Risswachstums beinhaltet. Diese Kurve wird mit der Einprobenmethode (Compliance Technik) oder der Mehrprobenmethode ermittelt. Ähnlich zur Bestimmung der R p0,2 -Dehngrenze im einachsigen Zugversuch wird der kritische Wert des J-Integrals, also der übertragbare Kennwert, aus dem Schnittpunkt einer Hilfsgeraden, mit der Risswiderstandskurve ermittelt. In der ursprünglichen amerikanischen Norm der ASTM E 813 orientierte sich die Konstruktion der Hilfsgeraden an der Beobachtung, dass sich bei duktilen Werkstoffen vor der Rissaus lösung eine Ausrundung der Rissspitze einstellte, das sogenannte Blunting. Die entsprechende Hilfsgerade erhielt dann anhand einer allge meinen Bauteilfließlastlösung der Form (R p0,2 + R m )/2 eine Steigung und wurde per Definition a b Bruch Pop in an der Abszisse am Punkt Δ = 0,2 mm angesetzt. Dieser Wert wurde im Laufe der Jahre vielfach kritisiert, da nachgewiesen werden konnte, dass der Wert schon beträchtliche Anteile an stabilem Risswachstum enthält und damit nicht mehr als physikalischer Initiierungswert bezeichnet werden kann. Demgegenüber zeichnet er sich durch ein hohes Maß an Praktikabilität und Reproduzierbarkeit aus, da der Schnittpunkt die Risswiderstandskurve im abflachenden Teil erfasst, was zu einer geringeren Streuung führt. Untersuchungen zur Erfassung des tatsächlichen Initiierungswertes führten zu der Entwicklung der Stretch Zone Width Giesserei /
5 Spektrum Tabelle 2: : E-Modul und Bruchzähigkeit. Werkstoffkurzzeichen Prüftemperatur Elastizitätsmodul Bruchzähigkeit b a,c in GN/m 2 in MPa Îm E K J EN-GJS C-LT RT ,7 20 C EN-GJS C RT ,3 20 C EN-GJS-500-7C RT C EN-GJS C RT ,5 20 C EN-GJS-600-3C RT ,3 (KIC) 20 C a Mittelwert aus 3 Messungen. b Mittelwert aus 5 Messungen. c An SEN (B) 10 Probenstück nach ISO geprüft [14]. (SZW)-Methode (Bild 4). Dabei wird angenommen, dass die Größe der SZW (also die auf der Probe nach dem Versuch mittels Rasterelektronenmikroskop vermessbare Ausdehnung der Blunting Zone in Risswachstumsrichtung) ein Maß für die Initiierung ist. Entsprechend wird mit dieser Eingangsgröße der Startpunkt der Hilfsgeraden auf der Abszisse abgetragen und eine Gerade ohne Steigung errichtet. Der Schnittpunkt liegt jetzt meisten im steilen Anstiegsbereich der Risswiderstandskurve und ist entsprechend streuanfällig hinsichtlich der Genauigkeit der Risswiderstandskurvenermittlung im Anfangsbereich und der Stretch Zone Width Messung, die einige Erfahrung und ein Rasterelektronenmikroskop erfordert. Ferner gibt es für die Anwendung bruchmechanischer Kennwerte der EPBM eine weitere Besonderheit, die eine Verknüpfung mit den einfacheren Rechenmethoden der Linear Elastischen Bruchmechanik (LEBM) auf der Beanspruchungsseite (risstreibende Kraft) ermöglicht. Diese besteht darin, dass J i - und J c -Werte in einen äquivalenten Spannungsintensitätsfaktor K J oder auch K mat, genannt nach folgender Gleichung, umgerechnet werden können: K J = E J 1 - v Falls das Werkstoffverhalten keine Aufnahme einer Risswiderstandskurve zulässt (z. B. infolge einer instabilen Rissausbreitung evtl. auch nach anfänglich stabilem Risswachstum), wird entweder nach dem K-Konzept (K IC, Kurventyp (1) evtl. auch (2) und (3) oder dem J-Integral-Konzept am Instabilitätspunkt (J C bzw. J uc, Kurventyp (4) und (5) in Bild 5 ausgewertet. Bei der Anwendung der kritischen J-Integralwerte am Instabilitätspunkt J uc ist zu beachten, dass dieser Wert nicht auf andere Bauteildimensionen übertragbar ist und auch nicht in einen kritischen Spannungsintensitätsfaktor umgerechnet werden darf. Der J c -Wert kann dagegen direkt verwendet werden, da er keine Anteile von stabilem Risswachstum enthält,aber gegenüber dem K IC -Wert den Effekt lokaler Plastizität vor der Rissspitze richtig berücksichtigt. Bestimmung des E-Moduls Die elastischen Eigenschaften sind u. a. von der Ausbreitungsgeschwindigkeit elastischer Wellen im Werkstoff abhängig. Die Anregung einer elastischen Welle kann z.b. durch geeignete Ultraschallprüfköpfe erfolgen. Üblicherweise wird nach dem Impuls-Echo-Verfahren gearbeitet, d. h. es werden Schallimpulse (als Longitudinaloder als Transversalwelle) in das Werkstück gesendet und die Zeit bis zum Rückwandecho ermittelt. Bei Kenntnis der Länge des Schallweges (d. h. der doppelten Wandstärke) können die entsprechenden Schallgeschwindigkeiten VL und VT abgeleitet werden. Die elastische Konstante Elastizitätsmodul E kann dann bei Kenntnis der Dichte p berechnet werden [3]. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 aufgeführt. Versuchsergebnisse Ergebnisse der statischen Bruchmechanikanalyse bei Raumtemperatur An den verschiedenen Gusswerkstoffen wurde bei Raumtemperatur die Bestim- Bild 6: Bruchmechanische Berechnung bei kritischen Regionen eines Hydraulikblocks. 54 Giesserei /2014
6 mung der Bruchzähigkeit nach ISO durchgeführt. Die wichtigsten Ergebnisse sind: Bei Raumtemperatur zeigt nur der Werkstoff EN GJS C kein elastisch-plastisches Werkstoffverhalten mit stabilem Risswachstum. Aus den Erfahrungen mit dem GJS 400 (z. B. umfangreiche Castor-Untersuchungen) wurde der bauteilübertragbare Rissinitiierungspunkt Ji/cl analytisch aus dem Schnittpunkt der Risswiderstandskurve mit der construction line ermittelt. Die ermittelten Werte sind in Tabelle 2 aufgeführt. Ergebnisse der statischen Bruchmechanikanalyse bei 20 C Bei 20 C zeigen nur die Werkstoffe EN GJS C, EN GJS CD und EN GJS ULT ein stabiles Risswachstum. Es konnten ohne REM-Untersuchungen keine bauteilübertragbaren Rissinitiierungspunkte J i bei diesen Temperaturen ermittelt werden. Folgende Mittelwerte wurden für die Werkstoffe ermittelt: EN GJS C: J 0,2BL = 41,0 kj/m 2 EN GJS 500-7CD: J 0,2BL = 30,5 kj/m 2 EN GJS ULT: J 0,2BL = 50,0 kj/m 2 K R 1,0 0,8 0,6 FAD Grenzkurve für GOPAG 500 0,4 kritischer Fehler: 2a crit = 12,0 mm, 2c = 24 mm 0,2 Rissannahme: 2a 0 = 4 mm, 2c = 8 mm 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 Bild 7: FA-Diagramm Hydraulikblock. Zusammenfassung Die dargestellten Werkstoffuntersuchungen zeigen deutlich, dass Gusseisen mit Kugelgrafit auch bei Strangguss sehr gute Materialeigenschaften aufweist. Die Rissausbreitung ist bei den geprüften Temperaturen nicht spröde, sondern es ist von einer duktilen stabilen Rissausbreitung auszugehen. Der Gefügeeinfluss auf die Werkstoffeigenschaften korrespondiert mit dem Abfall an Ferrit zu mehr Perlit. Auch bei dem Werkstoff EN GJS mit 100 % Ferrit, ist trotz des hohen Siliziumanteils die Rissausbildung stabil duktil. Die bruchmechanischen Untersuchungen an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg zeigen, dass es zusätzlichen Bedarf für Untersuchungen mit dem Rastermikroskop an den Bruchflächen gibt, um das Bruchverhalten noch detaillierter zu beschreiben. Die bisher häufig verfolgte Praxis, an jedem einzelnen Bauteil eine Bruchmechnikuntersuchung durchzuführen, sollte wegen der verfahrensspezifischen Merkmale für den Strangguss nur bedingt gelten, da für die geometrisch eindeutigen Halbzeuge in Rund- und Vierkantabmessungen sehr konstante Gießbedingungen erzielt werden und daher auch homogene Eigenschaften vorliegen. So ist zum Beispiel die Rissinitiierung und die Rissausbreitung sehr vom Gefüge, der Teilchengröße und damit von den Gießparametern abhängig. Bei Strangguss sind diese weitgehend konstant. Folglich ergibt sich für den Konstrukteur eine gute Basis zur Berechnung mit den standardmäßig ermittelten Werkstoffkennwerten oder mit vereinbarten Mindesteigenschaften. In einem Kundenprojekt [6] wurde für einen Hydraulikblock bei einer Belastung von 420 bar eine FEM-Berechnung durchgeführt und die Belastungsspitzen ermittelt. Um Bauteilversagen durch Rissbildung zu bewerten, wurde eine bruchmechanische Berechnung auf Rissinitiierung für kritische Positionen bei einem Hydraulikblock durchgeführt (Bild 6). Eine Position im sogenannten Spool Hous wurde mit dem in Bild 7 dargestellten Modellrohr mit innenliegendem Fehler unter Innendruck erfasst. Die Ergebnisse der Beanspruchungsrechnungen und der Risszähigkeitsprüfung wurden zu Grunde gelegt, um für einen Modellfehler von 4 mm Durchmesser und 8 mm Länge die Bauteilsicherheit zu ermitteln. Das Ergebnis ist im Failure Assessment Diagramm (FA) in Bild 7 dargestellt. Die grünen Bemessungspunkte liegen innerhalb L R Fehlermodell des Diagramms und zeigen gegenüber den Grenzpunkten, die sich bei einer weiteren Fehlervergrößerung ergeben würden (rote Punkte), eine deutliche Sicherheit. Der kritische Fehler beträgt 12,2 mm Höhe und 24,4 mm Länge bei einem Druck von 420 bar. Diese Art von Sicherheitsberechnungen geben dem Konstrukteur deutliche Hinweise auf die Eignung des eingesetzten Materials und der gewählten Konstruktion. Es werden weitere Untersuchungen zu diesem Thema folgen, die dann ein größeres Spektrum an Herstellern und Werkstoffen sowie weitere Proben mit einbeziehen. Ralf Gorski, Geschäftsführer Gontermann- Peipers GmbH, Siegen Literatur: [1] Hasse, S.: Duktiles Gusseisen, Handbuch für Gusserzeuger und Gussverwender, Verlag Schiele & Schön, 1996 [2] Prüfbericht vom der Technischen Universität Bergakademie Freiberg, Bestellnummer [3] DIN Deutsches Institut für Normung e.v. :Norm DIN EN Teil 2 Bestimmung des Elastizitätsmoduls, März 2007 [4] ISO 12135:2002, Metallic materials Unified method of test for the determination of quasitatic fracture toughness [5] pr EN (2012) Gießereiwesen Gusseisen- Strangguss [6] Interner Untersuchungsbericht IWT (Dr. Langenberg) an einem Hydraulikblock bei 420 bar Druckbelastung Giesserei /
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