A B S C H L U S S B E R I C H T
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- Lars Förstner
- vor 8 Jahren
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1 A B S C H L U S S B E R I C H T Auslandspraktikum an einer deutschen Schule in Spanien Die Deutsche Schule in der Provinz Málaga - COLEGIO ALEMÁN JUAN HOFFMANN ist eine von sieben deutschen Auslandsschulen in Spanien, die eine bilinguale Ausbildung deutscher und spanischer SchülerInnen mit Abschluss eines deutschen Abiturs zum Ziel hat. In den letzten Jahren hat sich das COLEGIO ALEMÁN mit seinen rund 700 SchülerInnen zu einer Schule der Begegnung entwickelt. Im Rahmen meines Studiums (Lehramt an Gymnasien) hatte ich die Möglichkeit, an dieser Schule mein drittes Praktikum zu absolvieren. Ausblick von der Schule Richtung Mittelmeer Ein Praktikum der besonderen Art Als deutsche Schule im spanischsprachigen Ausland stellt die DS Málaga eine besondere Schulform dar: Sie ist zunächst eine selbstständige Privatschule, die sowohl von den deutschen als auch spanischen Behörden offiziell anerkannt ist. Die besondere Lage der Schule mit längeren Anfahrtswegen und -zeiten sowie die
2 Integration deutscher Richtlinien in das spanische Schulsystem mit drei Monaten Sommerpause verwandeln das COLEGIO ALEMÁN quasi in eine Ganztagsschule. Somit hatten wir Praktikanten eine ziemlich ausgeplante Woche, was zwar reicher an Erfahrungen, aber manchmal auch recht anstrengend war. Um den SchülerInnen trotz des umfangreichen Stundenplans eine Freizeitaktivität zu ermöglichen, stellt die DS Málaga ein reiches Angebot an Arbeitsgemeinschaften zur Verfügung. Dabei steht die musisch-ästhetische, sportliche, naturwissenschaftliche und sprachliche Förderung im Mittelpunkt. Als zukünftige Musiklehrerin wurde mir aufgrund von Lehrermangel die Betreuung der Gesangsensembles anvertraut. Dies war eine große Herausforderung für mich, die mir dennoch viel Freude bereitete. Schulgebäude Ansonsten herrscht jedoch ganz normaler Schulalltag am COLEGIO ALEMÁN. Die Hauptverkehrs- und Unterrichtssprache ist deutsch und nur bei manchen Kollegen, Eltern und Schülern benötigt man die spanische Sprache. Als Landessprache gilt Spanisch innerhalb der bilingualen Ausbildung als Zweitsprache und hat einen hohen Stellenwert, was sich am obligatorischen Spanischunterricht (ggf. Nachführunterricht für später in die Schule eintretende deutsche SchülerInnen) sowie an den spanischen Fächern Religión (dt. Religion) und Ciencias naturales (dt. Naturkunde und -wissenschaft) zeigt. Weitere Fremdsprachen sind ebenfalls
3 hoch angesehen, so dass alle SchülerInnen ab Klasse 5 Englisch und ab Klasse 9 Französisch erlernen. Für mich als zukünftige Französischlehrerin war es sehr spannend mit etwas älteren SchülerInnen im ersten Lernjahr zu arbeiten (im Vergleich zu Deutschland mit Beginn des Französischunterrichts in Klasse 7). Außerdem hatten sie, vermutlich aufgrund der bilingualen Ausbildung, im Gegensatz zu deutschen SchülerInnen kaum Probleme im mündlichen Ausdruck, sondern vielmehr im schriftlichen Bereich, was einen ganz neuen Blick auf die Unterrichtsvorbereitungen und -ausführungen forderte. Die bilinguale Erziehung war ferner überall zu spüren, wo die SchülerInnen nicht nur im Unterricht, sondern auch in den Pausen zwischen deutsch, spanisch oder englisch switchten. Zugegebenermaßen war dies zu Beginn meines Praktikums etwas verwirrend, aber mit der Zeit gewöhnte ich mich daran. Vom Lehrerkollegium sind wir Praktikanten sehr herzlich aufgenommen und wie zukünftige Lehrer behandelt worden, denen man gern hilft, Anregungen gibt und die man auf ihrem Weg begleiten und unterstützen möchte. Für meine studierten Unterrichtsfächer standen mir drei Fachlehrer zur Seite. In Musik erhielt ich leider nur wenige Möglichkeiten zu unterrichten, auch zum Ausprobieren eigener Ideen und Methoden blieb kein Handlungsspielraum. Mir gefiel es hingegen sehr gut, die beiden Französischlehrer über einen längeren Zeitraum beobachten und sowohl eigenständig als auch im Teamteaching unterrichten zu dürfen. Auf diese Weise war es möglich, sich intensiv mit den verschiedenen Formen des Stundenaufbaus und der pädagogischen Möglichkeiten auseinanderzusetzen und viele didaktische Ideen zu sammeln. Außerdem konnte ich in der 11. Klasse das Projekt meiner Examensarbeit Szenische Interpretation von Musiktheater im Fremdsprachenunterricht am Beispiel des Musicals Les Misérables durchführen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Nicht alles lief wie ursprünglich geplant, doch die Erfahrungen, die ich bei der Umsetzung gemacht und die Reflexion, die ich von meinem betreuenden Fachlehrer erhalten habe, sind wertvoll für meinen bevorstehenden Berufseinstieg. Der Vorteil eines Praktikums über fast vier Monate bestand letztendlich darin, dass einerseits viele besondere Tätigkeiten übernommen werden konnten, wie die Hausaufgabenbetreuung in der Grundschule (ein Mal wöchentlich verpflichtend für alle Praktikanten) sowie die bereits erwähnte Betreuung und Leitung zweier Gesangsensembles (als Arbeitsgemeinschaft). Weiterhin wurde in der Grundschule (2. Klasse) eine Lehrerin in Musik unterstützt, die fachfremd unterrichten musste.
4 Eine wichtige Aufgabe der Praktikanten war es außerdem, Vertretungsstunden, in der Regel mit vorbereiteten Unterrichtsmaterialien des Fachlehrers, zu übernehmen. Andererseits war es sehr interessant, an schulischen Veranstaltungen wie der Gesamtlehrerkonferenz zu Beginn des Schuljahres, dem Elternabend oder Elterngesprächen, sowie an diversen Aktivitäten wie zum Beispiel den Musikabenden, dem Sportfest und dem Weihnachtsbasar teilnehmen zu dürfen. Die Lebenswelt außerhalb meines Praktikums Ich hatte das große Glück, dass sich meine Gastinstitution auf Anfrage meinerseits um eine Gastfamilie für mich gekümmert hat. Dadurch konnte ich zum Einen meine spanischen Sprachkenntnisse erweitern und durfte zum Anderen die spanische Kultur hautnah erleben. Für vier Monate lang war ich Teil des Familienlebens. Gemeinsam starteten wir in den Tag und fuhren zur Schule. Dort trennten sich unsere Wege, bevor es nachmittags wieder heim ging. In den Abendstunden unterstützte ich meine Gastmutter, indem ich zeitweise auf die Kinder aufpasste, mit ihnen spielte, sie badete oder für das zu Bett gehen vorbereitete. Im Umgang mit den Kindern lernte ich schnell, meine sprachlichen Hemmungen zu überwinden und auch sie fanden bald viel Freude daran, meine Aussprache zu korrigieren. In der Regel half ich bei den Vorbereitungen für das gemeinsame Abendbrot, bei dem über die Erlebnisse des Tages berichtet und über neue Erfahrungen diskutiert werden konnte. So lernte ich nicht nur die typisch andalusischen Köstlichkeiten kennen, sondern die Gespräche mit meinen Gasteltern haben mich sowohl sprachlich als auch menschlich weitergebracht. An den Wochenenden wurde hin- und wieder ein kleiner gemeinsamer Ausflug unternommen oder ich erlebte Familienbesuche, wo ich die Spanier unter sich und im Umgang miteinander beobachten konnte.
5 Selbstverständlich hat man die spanische Lebensart schon im Verlauf der Woche wahrgenommen. Nicht nur im Schulalltag fiel mir auf, dass für jede Aufgabe ein Auto benötigt wurde, um diese in der langgezogenen Küstenregion erledigen zu können. Die langen Fahrtwege vermittelten schnell das Gefühl, nicht viel geschafft zu haben. Dafür strahlte das spanische Leben eine ganz andere Ruhe aus. Man begann den Tag gemütlich und tendenziell etwas später als daheim in Deutschland; nachmittags folgte die Siesta, in der alle zu Hause bleiben und sich aufgrund der wärmeren Temperaturen (vor allem im Sommer) ausruhen; und das Wochenende ist eher den Familienbesuchen als großen Ausflügen gewidmet. Es herrscht die stille Überzeugung, dass sich für alles eine Lösung findet, die nicht immer lange im Voraus geplant sein muss. Ich muss zugeben, dass ich diese spanische Gelassenheit nicht immer unangenehm fand, da der Fokus so scheinbar viel mehr auf die kleinen Dinge und Augenblicke des Lebens gerichtet ist. Um auch den Kontakt zu gleichaltrigen Leuten zu halten, habe ich gelegentlich einen Ausflug mit meinen Mitpraktikantinnen unternommen. Gemeinsam haben wir die südlichste Region Spaniens Andalusien mit den beeindruckenden historischen Städten wie Córdoba, Granada oder Sevilla erkundet. Gleichzeitig waren diese Wochenenden für mich jedoch vor allem ein wichtiger Austausch zu den Erlebnissen und Erfahrungen des Praktikums. Sei es, um über persönliche Ereignisse zu berichten, sich Hilfen oder Anregungen zu holen oder einfach, um von neuen didaktischen Ideen zu erzählen und darüber zu diskutieren. La Mezquita en Córdoba La Plaza de España en Sevilla La Alhambra en Granada Im Großen und Ganzen kann ich festhalten, dass mein Leben außerhalb des Praktikums durch den ausgefüllten Schulalltag und das Familienleben sehr bestimmt war. Mir blieben wenig Freiheiten, um spanische Jugendliche kennen zu lernen, einer Freizeitaktivität nachzugehen oder das Leben auf eigene Faust zu erkunden. Da es mir jedoch sehr wichtig war, meine Sprachkenntnisse zu erweitern, habe ich mich von Anfang an bewusst für das Leben in einer Gastfamilie entschieden und ich möchte keine dieser Erfahrungen missen.
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