Zusammenfassung der Ziele der Bioökonomie
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- Lieselotte Morgenstern
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1 Zusammenfassung der Ziele der Bioökonomie Mit der Entwicklung der Bioökonomie soll der Wandel von einer auf fossilen Rohstoffen basierenden hin zu einer auf erneuerbaren und nachwachsenden Rohstoffe basierten Wirtschaft vorangetrieben werden. Dieser Transformationsprozess orientiert sich an folgenden übergeordneten Handlungsfeldern (BMBF 2012, BÖR 2013): Weltweite Ernährungssicherheit (Vorrang), Nachhaltige Agrarproduktion, Gesunde und sichere Lebensmittel, Nachwachsende Rohstoffe industriell nutzen, Energieträger auf Basis von Biomasse (BMBF 2012). Um diese Ziele zu erreichen verfolgt die Bioökonomie ganzheitliche Ansätze um ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Belange gleichermaßen zu berücksichtigen und im Sinne nachhaltiger Lösungen zu integrieren. Dafür bedarf es dem konzertierten Zusammenwirken einer Vielzahl von wissenschaftlichen Disziplinen sowie politischen und wirtschaftlichen Akteuren zur Schaffung der notwendigen Innovation (BÖR 2013). Von besonderem Interesse sind dabei die Beiträge der Bioökonomie für globale Verpflichtungen insbesondere auf den Feldern der (gesunden) Welternährung sowie beim Klima-, Ressourcen- und Umweltschutz im Zusammenhang mit der Nutzung biologischer Ressourcen (BMBF 2012). Alle Teilbereiche sind wissensbasiert und deren Entwicklung in besonderem Maße von kontinuierlichen Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen abhängig. Derzeit steht die Bioökonomie am Beginn eines langfristigen und sektorübergreifenden Entwicklungsprozess (BÖR 2013). Im Folgenden sind die mit der Entwicklung der Bioökonomie verbunden Ziele, unterteilt in die Produktion und Bereitstellung nachwachsender Rohstoffe, deren Weiterverarbeitung
2 - 2 - und Konversion, der dafür nötigen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, sowie die Internationalisierung dieses Entwicklungsprozesses, dargestellt. Die Zusammenstellung der Ziele basiert auf den Veröffentlichungen des BÖR 2010 und 2013, des NABU 2011, des BMBF 2012 und des BMELV Produktion und Bereitstellung nachwachsender Rohstoffe: Sektoren: Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und Aquakulturen, Mikrobielle Ressourcen Ressourcenschonende, nachhaltige und standortangepasste Produktion: Boden: Bodenfruchtbarkeit erhalten und verbessern (Humuserhalt/-aufbau), Nachhaltige Intensivierung des Anbaus auf den derzeit genutzten Flächen; Erschließung von Grenzertragsstandorten; angepasste Bodenbearbeitungstechnologien, -meliorationsverfahren und neuartige Bodenhilfsstoffe; Wasserspeichervermögen erhöhen, Wasser: höhere Wassernutzungseffizienz, Bewässerung, Auswirkungen veränderter Niederschlagsmengen und -verteilungen, Water harvesting, Grauwassernutzung, Virtueller Wasserverbrauch. Biodiversität: (Wald-)Nutzungskonzepte zum Erhaltung der Artenvielfalt. Nährstoffe: Nährstoffkreisläufe schließen; neuartige, technische Maßnahmen in der Düngerformulierung, Düngerausbringung und Dosierung, verbesserte Nährstoffausnutzung der Pflanzen durch Züchtung; effiziente Rückgewinnung und Wiederverwendung von Sekundärrohstoffen (insbes. P). Ökosystemdienstleistungen: Schutz, Nutzung und Wechselwirkungen erforschen. Steigerung des Ertrags und der Effizienz: Energie, Düngung (insbes. P und N), Pflanzenschutzmittel, Pflanzenzüchtung (z.b. smart breeding ; GABI), Genomforschung, Bioinformatik und synthetische Biologie; Diversifizierung der Tierproduktion (Nutzung des genetischen Potentials), Urban/Vertical Farming, precision farming. Verbrauch und Inanspruchnahme sowohl der nachwachsenden wie auch der nicht regenerierbaren Ressourcen reduzieren. Reduzierung der Inanspruchnahme von Agrarflächen durch nicht landwirtschaftliche Nutzung ( intelligentes Flächenmanagement ). Standortangepasste Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels. Reduzierung von Abfällen. Vermeidung des Ausstoßes von klimarelevanten Gasen.
3 - 3 - Einflussnahme auf bestimmte Geschmackskomponenten, ernährungsphysiologische Eigenschaften oder den Gehalt an gewünschten Inhaltsstoffen durch gezielte Züchtung und Veränderung entsprechender Gene. Weiterentwicklung der Anbau-, Ernte- und Transportstrukturen und -technologien (bodenschonend bzw. ernteverlustärmer; Fernerkundungs- und Informationssysteme nutzen z.b. für Wettervorhersagen). Verstärkter Aufbau physischer Genbanken. Entwicklung neuer, nicht-invasiver Verfahren für die Züchtung (prädiktive Merkmale selektieren). Verknüpfung von Tierschutz und gesundheitlichem Verbraucherschutz. -> Ertrags- und Effizienzsteigerung der verschiedenen Produktionssysteme. -> Flächenkonkurrenz: Nahrungsmittel > stoffliche Nutzung > energetische Nutzung (Koppelprodukte). -> Import von Produkten und Energieträgern anstatt Rohstoffen. -> Dezentrale, integrative und standortangepasste Erzeugung. -> Auswirkungen direkter und indirekter Landnutzungsänderungen berücksichtigen. Weiterverarbeitung und Konversion nachwachsender Rohstoffe: Sektoren: Nahrungsmittelindustrie, Getränkeindustrie, Chemieindustrie, Pharmaindustrie, Biotechnologie, Kosmetikindustrie, Holzindustrie, Papierindustrie, Lederindustrie Erschließung von Wachstumsmärkten: Fokus auf hohe Wertschöpfungspotentiale mit hoher Effizienz (z.b.: Fein- und Spezialchemikalien, Wirkstoffe und funktionelle Inhaltsstoffe für medizinische, nutritive, kosmetische und agrochemische Anwendungen, Biopolymere, Biokunststoffe, Basischemikalien). Innovationen: schnelle Anwendungsreife; junge und innovative Unternehmen, industrielle Biotechnologie, Bioraffinerien. Nutzung von Kaskadeneffekten und Koppelprodukten: Multi-purpose Bioraffinerien. Weiterentwicklung von Normen, Standards und Lebenszyklusanalysen. Vielzahl neuartiger Forschungs- und Technologiebereiche systemisch miteinander verbinden. Prinzipielle Technologieoffenheit des Standorts Deutschland.
4 > Nutzungswege von Biomasse mit Vernetzungen und Wechselwirkungen betrachten, um Innovationspotentiale, sowie Konkurrenzen der Nutzungswege zu erkennen. -> Kaskaden- und Koppelnutzung von Biomasse durch intelligente Verknüpfung von Wertschöpfungs- bzw. Prozessketten um die Ressourceneffizienz zu verbessern. -> Hochwertige Nutzung von Rest- und Abfallstoffen. -> Einheitliche Bewertungsmaßstäbe zur Beurteilung der verschiedenen Nutzungspfade. -> Nutzung von Schlüsseltechnologien (z.b.: Biotechnologie) und Transfer in die wirtschaftliche Nutzung -> Kreativität und Innovation fördern. Rahmenbedingungen: Sektoren: Politik (Kommunal, Länder, Bund, EU und international), Umweltschutz, Verbraucherschutz Balance zwischen den konkurrierenden landwirtschaftlichen Flächenansprüchen für die Ernährungssicherung und den Einsatz von Biomasse für Industrie und Energie finden. Wissenschaftlich-analytische Basis für die Bewertung und den Vergleich landwirtschaftlicher Produktionssysteme verbessern. Bioökonomieforschung auf Markt-Systeme fokussieren. Stärken der Forschungsförderung, Weiterentwicklung der Forschungsinfrastruktur und internationale Vernetzung deutscher Forschung (z.b.: Steuerliche Förderung von FuE-Ausgaben), Innovationen und Start-ups fördern (z.b.: Entlastungen bei Sozialabgaben und zinsgünstige Anschubfinanzierungen). Fächer- und strukturübergreifende Zusammenarbeit ( ungewöhnliche Allianzen, public-private partnership). Transfer von Wissen unter Einbeziehung und Förderung lokaler Kompetenzen in biund multinationalen Forschungsnetzwerken. Effektive und erfolgsorientierte Controlling-Maßnahmen. Sicherung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Bioökonomie in Deutschland und die Wachstumspotenziale auf den internationalen Märkten stets berücksichtigen.
5 - 5 - Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses verbessern (hohe Qualität in der Aus- und Weiterbildung, interdisziplinär und praxisnah). Wissen der bioökonomischen Forschung verstärkt der Öffentlichkeit vermitteln. Offene gesellschaftliche Diskussion über kritische Teilbereiche unterstützen. Sensibilisierung der Verbraucher hin zu einem schonenden Umgang mit Ressourcen und dem möglichen Beitrag neuer Technologien. -> Enges Zusammenwirken politischer, wirtschaftlicher, wissenschaftlicher, ökologischer und sozialer Akteure bei Entwicklung der Bioökonomie. -> Rahmenbedingungen für die Finanzierung von Forschung und Entwicklungen innovativer Produkte verbessern. -> Wachsende gesellschaftliche Anforderung an Art, wie produziert wird, berücksichtigen (Umwelt-, Klima-, Natur- und Tierschutz sowie bei der Einhaltung sozialer Standards). -> Gut ausgebildete und informierte Fachkräfte. Internationaler Kontext: Sektoren: Politik (regional und international z.b. UN, WTO etc.), Umweltschutz, Aufbau partnerschaftlicher Strukturen insbes. mit Schwellen- und Entwicklungsländern. Etablierung und Weiterentwicklung von international anerkannten Nachhaltigkeitsstandards. Nachhaltige Steigerung der Produktivität in der Landwirtschaft und deren Einbindung in eine integrierte ländliche Entwicklung in Entwicklungs- und Schwellenländern. Konsequente Umsetzung des Rechts auf Nahrung unter Berücksichtigung von Umwelt- und Sozialstandards (UN CFS). Untersuchungen zu global differenzierten Ernährungsgewohnheiten und deren Auswirkungen auf die Gesundheit sowie die damit verbundenen Konsequenzen für die Bereitstellung von Lebensmitteln. Verschärfte Flächenkonkurrenz, auch durch steigende Nachfrage nach tierischen Produkten. Überprüfung internationaler Warenströme vor dem Hintergrund einer möglichen Übernutzung
6 - 6 - lokal begrenzter Wasserressourcen und der Beeinträchtigung der Wasserqualität sowie die Sicherung der Wasserversorgung der lokalen Bevölkerung (Virtueller Wasservrebrauch). Systematische Überprüfung der breiten Anwendung von ökologischen Anbaumethoden unter lokalen Standortbedingungen und Vergleich mit konventionellen Anbauverfahren. Bilaterale Handelsabkommen zur Bestimmung der Handelsbedingungen (z.b.: Verbesserung des Marktzugangs und Erleichterte Einfuhr). Effekte deutscher Exporte und Importe von Produkten der Bioökonomie auf Ernährungssicherung und Nachhaltigkeit bei der Erzeugung in Produzentenländer berücksichtigen. Ausbau internationaler Forschungs- und Technologiekooperationen (insbes. Innovationspotentiale). -> Aufbau partnerschaftlicher Strukturen und bilateraler Handelsabkommen. -> Etablierung und Anwendung von Nachhaltigkeitsstandards in den Produzentenländern und auf Überprüfung der Einhaltung hinwirken. -> Chance für nachhaltige, ländliche Entwicklung. -> Recht auf angemessene Ernährung etablieren. -> Ausbau internationaler Forschungs- und Technologiekooperationen. Verwendete Literatur: Gutachten des Bioökonomierats (2010) - Innovation Bioökonomie NABU (2011) - Bioökonomie: Können neue Technologien die Energieversorgung und die Welternährung sichern? BMBF (2012) - Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030: Unser Weg zu einer biobasierten Wirtschaft Eckpunktepapier des Bioökonomierates (2013) - Auf dem Weg zur biobasierten Wirtschaft BMELV (2013) - Politikstrategie Bioökonomie: Nachwachsende Ressourcen und biotechnologische Verfahren als Basis für Ernährung, Industrie und Energie
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