Prozess. für funktionale Sicherheit. Modellbasierte Softwareentwicklung für elektrifizierte Antriebsstränge nach ISO 26262
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- Fritzi Bruhn
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1 SEITE 12 SIEMENS Prozess für funktionale Sicherheit Modellbasierte Softwareentwicklung für elektrifizierte Antriebsstränge nach ISO 26262
2 SEITE 13 Für die Realisierung sicherheitsrelevanter Fahrzeugfunktionen hat die Siemens- Division Drive Technologies ihre klassische Softwareentwicklung um die modellbasierte Entwicklung erweitert. Hierfür wurde ein eigener Prozess auf Basis von dspace TargetLink mit Unterstützung des strategischen dspace TargetLink Partners Model Engineering Solutions GmbH definiert, der den Anforderungen der Norm ISO ( Road Vehicles Functional Safety ) genügt.
3 SEITE 14 SIEMENS Sicherheitsrelevante Software im Fahrzeug Viele Zulieferer der Automobilindustrie entwickeln sicherheitsrelevante Software modellbasiert oder stehen vor der Herausforderung, ihre Softwareentwicklung zukünftig um modellbasierte Verfahren zu erweitern. Die modellbasierte Entwicklung bringt viele bereits belegte Vorteile mit sich wie höhere Qualität und einfachere Wartbarkeit der Software. Mit Einführung der neuen Norm ISO steht nun ein internationaler Standard für die funktionale Sicherheit von Elektrik/Elektronik-Systemen in Fahrzeugen zur Verfügung. Die ISO ist eine Ableitung der Sicherheitsnorm IEC 61508, angepasst an die spezifischen Gegebenheiten im Automobil. Im Gegensatz zur IEC- Norm geht die ISO konkret auf die modellbasierte Entwicklung ein. Dieser neue Standard stellt klare Anforderungen daran, was die Entwicklung für sicherheitsrelevante Software im Fahrzeug leisten muss, um deren funktionale Sicherheit im Hinblick auf unterschiedliche Automotive Safety Integrity Levels (ASIL, klassifiziert in Stufen von A bis D) zu gewährleisten. Die Frage, wie dies im Detail umzusetzen ist, bleibt durch den Standard weitgehend unbeantwortet. Die Praxis hat gezeigt, dass es für die Anwendung der Norm kein allgemeingültiges Vorgehensmodell gibt, sondern nur projektspezifische Lösungen zum Erfolg führen. Diese berücksichtigen die vorhandenen Prozesse und Toolketten der jeweiligen Organisation. (Abbildung 1) und Leistungselektronik bis zur intelligenten On-Board- Ladetechnik. Für Softwarefunktionen wurde bereits ein klassischer Entwicklungsprozess etabliert, der sich maßgeblich an dem in der Softwareentwicklung weit verbreiteten V-Modell orientiert. Dieser Entwicklungsprozess berücksichtigt die Vorgaben von Automotive SPICE (aspice: eine für das Automotive-Umfeld speziell angepasste Version des internationalen Standards ISO/IEC SPICE ) und CMMI-Dev (Capability Maturity Model Integration for Development). Die Einhaltung dieser beiden Reifegradmodelle wird von nahezu allen Fahrzeugherstellern gefordert und ist daher essentiell. Anforderungen an die modellbasierte Entwicklung sicherheitsrelevanter Software Siemens Drive Technologies hatte die Anforderung, die modellbasierte Entwicklung in die vorhandene klassische Entwicklung optimal zu integrieren, da zukünftig vermehrt sicherheitsrelevante Fahrzeugfunktionen modellbasiert mit MATLAB /Simulink /Stateflow und dspace Target- Link entwickelt werden sollen. Dazu mussten mehrere Kriterien erfüllt sein: Definieren eines ISO konformen Prozesses für die modellbasierte Entwicklung, der sich optimal in die vorhandene Prozesslandschaft einfügt, die verfügbaren Werkzeuge berücksichtigt und keine der geforderten Prozesseigenschaften (z. B. aspice-konformität) verletzt. Berücksichtigen aller Anforderungen aus ASIL A bis D mit Fokus auf Teil 6 des ISO-Standards (Produktentwicklung: Softwareebene). Definieren der Vorgehensweisen und Entwurfsmuster für den Entwurf von Modellarchitekturen mit Simulink und TargetLink im Rahmen der ISO Sicherstellen, dass alle funktionalen Anforderungen bis in den generierten Code hinein zurückverfolgt werden können (Requirements Traceability). Gewährleisten, dass bereits auf Modellebene gegen die Anforderungen getestet werden kann, also noch bevor der generierte Code überhaupt vorliegt. Planung einer projektspezifischen, ISO konformen Umsetzung Für die Umsetzung der Anforderungen hat Siemens Drive Technologies als professionellen Partner die Model Engineering Solutions GmbH (MES) beauftragt. MES ist TargetLink Strategic Partner und berät die Industrie im Bereich der Qualitätssicherung eingebetteter Software im Automobil. MES bietet dspace Partner-Dienstleistungen Abbildung 1: Permanenterregter Synchronmotor für automotive Anwendungen. Elektrische Fahrzeugkomponenten von Siemens Siemens Drive Technologies entwickelt, produziert und vermarktet Schlüsselkomponenten für elektrisch angetriebene Fahrzeuge, und zwar projektbasiert, je nach den spezifischen Anforderungen der Kunden aus der Automobilindustrie. Das Portfolio reicht dabei von Elektromotoren
4 SEITE 15 Leistungselektronik Subsystem System Antriebsstrang Umrichter Motor Batterie... Steuerung Komponenten CAN- Treiber AUTOSAR Std. Core... Rotor Stator Abbildung 2: Systemzerlegung und Definition der Ebenen eines elektrischen Antriebsstrangs. rund um die ISO konforme Entwicklung an, u.a. GAP-Analyse (Identifizierung strategischer und operativer Lücken), Prozessmodellierung, Prozesshandbücher und Unterstützung bei der Prozessimplementierung. MES hat sich im Rahmen zahlreicher Serienprojekte einen umfassenden Überblick verschafft, wie sicherheitsrelevante Software für das Automobil in Deutschland entwickelt wird und wie die Anforderungen der ISO insbesondere in modellbasierten Softwareprojekten umzusetzen sind. Anforderungen an Module... Modellbasierter Entwicklungsprozess bei Siemens Drive Technologies Die ISO konforme Softwareentwicklung erfolgt im Bereich der elektrifizierten automotiven Antriebsstränge von Siemens Drive Technologies. Das komplexe System Antriebsstrang lässt sich in verschiedene Subsysteme und die zugehörigen Systemebenen zerlegen (Abbildung 2). Auf der Subsystemebene befinden sich der Umrichter (Inverter), der den Fluss der elektrischen Energie zwischen Batterie (Gleichspannung) und Motor (Wechselspannungen) realisiert, und der Motor, der anschließend die elektrische in mechanische Energie wandelt. Die Subsysteme wiederum bestehen aus Komponenten, beispielsweise dem Stator des Motors oder der Steuerelektronik des Umrichters. Die Runtime-Software, die auf dieser Steuerelektronik ausgeführt wird, befindet sich eine Ebene unterhalb der Komponentenebene, der sogenannten Modulebene. Die Software selbst (nicht dargestellt) gliedert sich in zahlreiche Softwaremodule, die wiederum in mehrere Softwarefunktionen unterteilt werden können. Einige dieser Funktionen werden, auf Basis des hier vorgestellten Prozesses, zukünftig modellbasiert entwickelt. Der Softwareentwicklungsprozess Die code- und modellbasierte Softwareentwicklung erfolgt nach dem V-Modell (Abbildung 3). Ausgangssituation für die Modulentwicklung P1 Initialisierung P2 Modellarchitektur (Strukturmodell) P3 Modellentwurf Implementierungsfunktion P3 Modellentwurf MIL-Funktionstest sind die Anforderungen für ein Softwaremodul, wie beispielsweise die Momentenregelung des elektrischen Antriebs. Im Systementwicklungsprozess entstehen diese Anforderungen durch schrittweise Verfeinerung der Kundenanforderung bis auf die entsprechende Systemebene (hier: Modulebene). Den Entwurfsphasen stehen geeignete Testphasen gegenüber, um den Reifegrad der Funktionsmodelle und -software abzusichern. Phasen des modellbasierten Entwicklungsprozesses Dieser modellbasierte, ISO konforme Entwicklungsprozess besteht aus vier Kernphasen: Phase 1 Initialisierung : Diese Phase umfasst alle vorbereitenden Maßnahmen vor Projektstart wie Kick-off-Meeting, Aufsetzen der Entwicklungsumgebung, Definition der Anforderungen an das Umgebungsmodell sowie Festlegung und Zuweisung von Rollen und Verantwortlichkeiten. Die klassischen Rollen aus der Softwareentwicklung, wie Software Engineer, Softwarearchitekt usw., wurden hier um neue Rollen für die modellbasierte Entwicklung erweitert, wie beispielsweise den Model Engineer für die Funktionsmodellierung in Simulink. Als Anforderung der ISO-Norm wird in dieser initialen Phase zum Beispiel die Auswahl der projektrelevanten Abbildung 3: V-Modell für modellbasierte SW-Entwicklung bei Siemens Drive Technologies (Auszug). P3 Modellentwurf MIL-Modultest P3 Modellentwurf MIL-Funktionsintegrationstest Back-to- Back-Test Back-to- Back-Test Back-to- Back-Test P4 Code-Generierung, SIL-Modultest P4 Code-Generierung, SIL-Funktionsintegrationstest P4 Code-Generierung, SIL-Funktionstest P4 Code-Generierung, Modellimplementierung
5 SEITE 16 SIEMENS Modellierungsrichtlinien festgelegt (vgl. ISO , 5.4.7), die mit dem Model Examiner (MXAM) automatisiert überprüft werden können. Phase 2 Modellarchitektur : Hier werden die Anforderungen für ein zu entwickelndes Softwaremodul oder eine Softwarefunktion in funktional zusammenhängende Einheiten gekapselt, ein geeignetes Umgebungsmodell ausgewählt und das Testkonzept für die Komponente im Hinblick auf den Modelltest verfeinert. Kernaktivität dieser Phase ist jedoch die Definition und Umsetzung der Modellarchitektur durch den Modellierer und den Softwarearchitekten. Die entworfene Modellarchitektur inkl. der Schnittstellen wird durch das Strukturmodell abgebildet, das aus leeren, miteinander verbundenen Simulink-Subsystemen besteht. Dieses Strukturmodell definiert somit bereits das Grundgerüst für die Softwarearchitektur, die später durch TargetLink-Subsysteme und -Funktionen definiert wird. Hinsichtlich der Modell- bzw. Softwarearchitektur stellt die ISO-Norm beispielsweise folgende Anforderungen (siehe ISO , 7.4, Tab. 3): Hierarchische Struktur und geringe Komplexität der Softwarekomponenten Geringe Größe bzw. Komplexität von Schnittstellen Hohe Kohäsion innerhalb der SW- Komponenten Eingeschränkte Kopplung der SW-Komponenten Diese Anforderungen werden durch unterschiedliche Vorgehensweisen erfüllt, wie (1) die Anwendung von Designpatterns für die Modellarchitektur, (2) durch Review der Architektur sowie (3) toolgestützt durch den Einsatz von M-XRAY zur Messung und Bewertung der Modellkomplexität. Die ISO stellt weiterhin Anforderungen an das Testen der Softwaremodule und -funktionen wie beispielsweise anforderungsbasiertes Testen, Schnittstellentest und Back-to-Back-Test zwischen Modell und Code (vgl. ISO , Tabelle 10 und 13). Das Testkonzept des Moduls bzw. der Funktion wird in dieser Phase entsprechend erweitert. Phase 3 Modelldesign : In dieser Phase werden die funktionalen Anforderungen für das Modul und die Funktionen im Strukturmodell ausmodelliert. Es entsteht das sogenannte Funktionsmodell. Zudem wird das Modul entsprechend dem Testkonzept im Model-in-the- Loop-Modus (MIL) als Simulink-Simulation in double-precision gegen Eine durchgängige Toolkette, bestehend aus spezialisierten Entwicklungswerkzeugen, ist für einen ISO konformen Entwicklungsprozess unabdingbar. Dr. Ingo Stürmer, MES die zugehörigen Anforderungen getestet. Dies hat den Vorteil, dass bereits auf einer abstrakten Ebene nachgewiesen werden kann, ob das Verhalten des Modells den Anforderungen entspricht bevor der Code überhaupt vorliegt (Ziel: frühzeitiges Testen). Das Funktionsmodell stellt Abbildung 4: Beispielmodellierung der Phase 2 Modellarchitektur mit Detaildarstellung des Schritts Anforderungen partitionieren. Initialisierung Prozessinitialisierung abgeschlossen Komponentenanforderung Modellbibliotheken Überarbei- tungs- Protokoll Architekt Anforderungen partitionieren Strukturmodell erstellen Softwarearchitektur testen Test-Level-Konzept überarbeiten Anforderungen partitionieren Architektur Anforderungen ISO Entwicklung von Modell- und Architektur Model Engineer Architektur überarbeitet Requirements Engineer Anforderung überarbeitet Prüfung fehlgeschlagen Prüfung bestanden Test-Level- Konzept überarbeitet Modellentwurf
6 SEITE 17 somit eine ausführbare Spezifikation der funktionalen Anforderungen dar. Die ISO Norm stellt hierbei insbesondere Anforderungen an das Design der Softwaremodule und -funktionen, wie z.b. die Verwendung einer geeigneten Notation. Dabei erfüllt bereits die Verwendung von Simulink bzw. TargetLink die Anforderung an eine semi-formale Notation für ASIL- B- bis -D-Komponenten (vgl. ISO , Tabelle 7). Neben diesen High-Level-Anforderungen an die Notation werden aber ganz konkrete Maßnahmen zur Fehlerprävention gefordert, wie beispielsweise die Vermeidung impliziter Typkonvertierungen (vgl. ISO , Tabelle 8). Phase 4 Codegenerierung : In der Implementierungsphase wird das Funktionsmodell mit den für die Codegenerierung mit TargetLink benötigen Informationen angereichert (Funktionspartitionierung, Zahlendarstellung, Datentypen, lokale/ globale Variablen etc.). Projektabhängig kann diese Phase weitere Unterphasen beinhalten, wenn beispielsweise zuvor ein reines Simulink-Funktionsmodell verwendet wurde, das zunächst noch in ein TargetLink- Modell umgewandelt werden muss. Die Testergebnisse des generierten Codes als in-the-loop-simulation (SIL) werden im Rahmen eines Back-to-Back-Tests gemäß ISO mit den Ergebnissen des MIL-Tests des Funktionsmodells verglichen. Sobald der generierte Code getestet vorliegt, werden die modellbasierten Entwicklungsaktivitäten wieder mit der codebasierten Softwareentwicklung zusammengeführt, d. h. beispielsweise, dass die Testaktivitäten für den Integrationstest mehrerer Module oder Funktionen bis zum Systemtest wieder den gängigen Vorgehensweisen für die Codeverifikation folgen. Hier kommen die oben genannten Testmethoden wie anforderungsbasiertes Testen, Schnittstellentest und Back-to-Back-Test wieder zum Einsatz, die für den Integrationstest spezifische Überdeckungsmaße erfüllen sollen, wie Function Coverage und Call Coverage (siehe ISO , Tabelle 15). Prozessmodellierung der modellbasierten Entwicklung nach ISO Entwicklungsprozesse werden bei Siemens Drive Technologies einheitlich und werkzeuggestützt mit ARIS modelliert. Alle notwendigen Prozessschritte zur modellbasierten Entwicklung von Programmcode gemäß ISO werden so vollständig dokumentiert. Die Dokumentation erfolgt in mehreren sukzessiv aufeinander aufbauenden Dokumentationsstufen, die im Folgenden kurz beschrieben werden. Die Phase Modellarchitektur (Abbildung 4) des Entwicklungsprozesses lässt sich verkürzt als sog. ereignisgesteuerte Prozesskette darstellen (Abbildung 4, links). Erst die detaillierte Darstellung (Abbildung 4, rechts) zeigt, welche Rolle beispielsweise im Prozessschritt Anforderungen partitionieren auf Basis welcher Dokumente den Prozessschritt im Sinne der Entwicklungsergebnisse und der Anforderungen der ISO durchführt. Prozesshandbuch für die modellbasierte Entwicklung Neben der grafischen Darstellung der Prozessschritte für die modellbasierte Softwareentwicklung wird bei Siemens Drive Technologies der Entwicklungsprozess ausführlich in einem Prozesshandbuch erläutert. Das Handbuch beinhaltet definierte Prozessschritte mit detaillierten Handlungsanweisungen für alle beteiligten Personen. Zusätzlich enthält das Handbuch separate Kapitel zu den für die modellbasierte Entwicklung relevanten Themen wie z. B. modellbasiertes Testen, Design der Modellarchitektur und Anforderungen der ISO an den Softwareentwicklungsprozess. Für die Beschreibung jedes einzelnen Prozessschritts wurde dabei eine Struktur gewählt, die die Informationen so aufbereitet, dass sich der Prozessanwender oder ein anderer Interessierter schnell orientieren kann und Informationen leicht findet. Die für das Prozesshandbuch gewählte Kapitel- und Unterkapitelstruktur beinhaltet für jede Prozessphase fünf Punkte (Abbildung 5), wie hier am Beispiel Modellarchitektur erläutert: 1. Ziele: Definiert, welche Ziele durch die Prozessphase erreicht werden sollen. Für die Phase Modellarchitektur bedeutet dies die funktionale Dekomposition der Anforderungen in Teile, die durch eine Hierarchie von Softwarefunktionen realisiert werden können. Hier muss bereits die Softwarearchitektur berücksichtigt wer-
7 SEITE 18 SIEMENS Initialisierung die von der Norm empfohlenen Methoden für die modellbasierte Entwicklung umgesetzt werden sollen. Ziele Abbildung 5: Struktur fundamentaler Themen und Prozessschritte für jede Prozessphase des ISO konformen Entwicklungs prozesses bei Siemens Drive Technologies. den, die später durch das TargetLink- Modell definiert wird, um einen zeitaufwändigen Umbau des Funk tionsmodells in ein Implementierungsmodell zu vermeiden. Ein weiteres Ziel ist die Verfeinerung des Testkonzepts für das Modul (Abbildung 4). 2. Eingangskriterien: Definiert, welche Informationen und Arbeitsprodukte (Work Products) zu Beginn der Aktivität verfügbar sein müssen. Um die Ziele der Phase Modellarchitektur zu erreichen, müssen z.b. die im über geordneten Systementwicklungsprozess erstellte Komponenten-Anforderungs-Spezifikation und die initiale Version der Anforderungs-Spezifikation vorliegen. 3. Aktivitäten (im Detail): Beschreibt die Prozessschritte detailliert was ist von wem durchzuführen, welche Arbeitsprodukte werden benötigt und welche erstellt. Bei der Beschreibung der einzelnen Aktivitäten wird, wie bereits im Kontext zu Abbildung 4 erläutert, insbesondere auf die ISO relevanten Anforderungen ver wiesen. Diese beziehen sich beispielsweise auf die Softwarearchitektur, die Testmethoden, den Reviewprozess usw. Aktivitäten In gleicher Weise müssen die verwendeten Tools geeignet sein, hohe Produktqualität und ISO- Konformität zu gewährleisten. So ist der Code-Generator TargetLink bereits für den Einsatz in sicherheitsrelevanten Entwicklungsprojekten bis hin zu ASIL D durch den TÜV SÜD qualifiziert. Grundlage hierfür ist die Einhaltung des von dspace veröffentlichten TargetLink-Referenzworkflows, der die Best Practices für die Modell- und Codeabsicherung für TargetLink beschreibt. Dieser Workflow wurde im Siemens-Entwicklungsprozess integriert. Von MES wurde der Model Examiner (Functional Safety Solution) zur Richt- Eingangskriterien Arbeitsprodukte Erfolgskriterien 4. Arbeitsprodukte: Enthält die Zusammenfassung aller in den einzelnen Schritten der Prozessphase entstehenden Arbeitsprodukte (Work Products), also auch jener mit ISO Relevanz, wie z.b. das Test Level Konzept und die Überarbeitungsprotokolle. 5. Erfolgskriterien: Führt die Kriterien auf, die erfüllt sein müssen, damit der Prozessschritt als Der vom TÜV SÜD anerkannte TargetLink- Referenzworkflow hat es uns erleichtert, einen ISO konformen modellbasierten Entwicklungsprozess rund um dspace TargetLink aufzusetzen. Dr. Heiko Zatocil, Siemens erfolgreich abgeschlossen bewertet und der nächste Schritte begonnen werden kann. Für die Modellarchitektur wären dies unter anderem, dass die Modellarchitektur im Strukturmodell umgesetzt ist und letzteres mit dem Umgebungsmodell erfolgreich integriert wurde. Ein Glossar mit allen wichtigen Begriffen, speziell die der modellbasierten Entwicklung, erleichtert den Einstieg. Die einzelnen Kapitel des Handbuchs sind in sich geschlossen und können auch unabhängig von der Beschreibung des Prozesses gelesen werden. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Prozesshandbuchs ist die Erläuterung, wie und mit welchen Werkzeugen ISO konformer Prozess und Toolkette Zentral für die praxisrelevante Definition und Umsetzung des Prozesses war die externe Unterstützung durch MES: Hier wurde mit dem Wissen, was funktioniert und was nicht, wertvolles Know-how von extern eingeholt. Ebenso trugen Erfahrungen aus unterschiedlichen Siemens-Projekten zum Erfolg bei. Dazu wurden Experten für Prozessmodellierung eingebunden, die den umfassenden Systementwicklungsprozess bei Siemens gestalten. Dabei wurde deutlich, dass eingeführte Prozesse, die transparent organisiert und für sicherheitsrelevante Aspekte optimiert sind, schon elementare Anforderungen eines ISO gerechten Vorgehens erfüllen können.
8 SEITE 19 linienkonformität der Modelle und M-XRAY zur Messung und Beherrschung der Modellkomplexität eingesetzt. Damit wurden bereits durch den Einsatz von Werkzeugen wichtige Anforderungen der ISO-Norm an die modellbasierte Entwicklung erfüllt (vollständige Abdeckung von Teil 6, 5.4.7, Tabelle 1). Es hat sich gezeigt, dass die bei Siemens eingesetzte Werkzeugkette geeignet ist, den in der Norm definierten Prozess projektspezifisch mit Leben zu füllen. Die bei Siemens entwickelte Werkzeugkette realisiert darüber hinaus bidirektionale Traceability von den Anforderungen über den hier beschriebenen Code-Generator bis in den Test. Frühere Tests und deutlich verbesserte Entwicklungssicherheit Mit der neuen ISO wird die modellbasierte Entwicklung als qualitativ hochwertige Vorgehensweise bei der Entwicklung sicherheitsrelevanter Software für das Automobil hervorgehoben. Die Prozesserweiterung der codebasierten um die modellbasierte Entwicklung bringt wesent liche Vorteile, da die Software frühzeitiger und mit besserer Methoden- und Werkzeugunterstützung abgesichert werden kann. Eine firmenspezifische Anpassung der internen Prozesse an die Anforderungen der Norm ist hierfür notwendig. Siemens Drive Technologies hat bereits erste sicherheitsrelevante Softwarekomponenten nach dem neuen Vorgehensmodell erfolgreich entwickelt. Die modellbasierte Entwicklung wird neben der klassischen Entwicklung eine immer wichtigere Rolle einnehmen und findet durch die Einhaltung ISO konformer Prozessschritte zunehmende Verbreitung. David Brothanek, Dr. Martin Jung, Verena Jung, Michael Krell, Reinhard Pfundt, Dr. Elke Salecker, Dr. Ingo Stürmer, Dr. Heiko Zatocil David Brothanek David Brothanek ist Senior Manager und Spezialist mit Schwerpunkt Prozessmodellierung, -optimierung und -implementierung bei der Headframe IT GmbH in Essen, Deutschland. Verena Jung Verena Jung ist Teamleiterin für den Bereich Integration und Test und unter anderem verantwortlich für die Ko ordination der Testaktivitäten in der und Komponentenentwicklung bei der Siemens AG in Erlangen, Deutschland. Reinhard Pfundt Reinhard Pfundt ist als Manager verantwortlich für die Planung und Koordination der Software für Frequenzumrichter, DC/DC-Wandler und On-Board-Ladegeräte bei der Siemens AG in Erlangen, Deutschland. Dr. Ingo Stürmer Dr. Ingo Stürmer ist Gründer und CEO der Model Engineering Solutions GmbH in Berlin, Deutschland. Er ist anerkannter Spezialist für Entwicklungsprozesse mit dspace TargetLink und hilft Kunden, ihre modellbasierten Entwicklungsprozesse zu optimieren und firmenspezifische Toolketten nach ISO zu qualifizieren. Dr. Martin Jung Dr. Martin Jung ist Leiter des Bereichs und System entwicklungsberatung der develop group in Erlangen, Deutschland, und hält einen Lehrauftrag für Softwarearchitektur an der FAU Erlangen, Deutschland. Michael Krell Michael Krell ist Functional Safety Manager bei der Siemens AG in Erlangen, Deutschland. Er unterstützt bei der Umsetzung der ISO-Anforderungen in den Projekten. Dr. Elke Salecker Dr. Elke Salecker ist Senior Software Consultant bei der Model Engineering Solutions GmbH in Berlin, Deutschland. Sie ist Expertin für modellbasierte Softwareentwicklung nach ISO und unterstützt Kunden bei der Prozessdefinition und -implementierung. Dr. Heiko Zatocil Dr. Heiko Zatocil ist Leiter der Funktionsentwicklung bei der Siemens AG in Erlangen, Deutschland, und treibt dort die modellbasierte Softwareentwicklung maßgeblich voran. Er initiierte und koordinierte die Erstellung des beschriebenen Prozesses.
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