Erfahrungsbericht zu meinem Auslandssemester an der Marmara Universität in Istanbul

Transkript

1 Erfahrungsbericht zu meinem Auslandssemester an der Marmara Universität in Istanbul Am Anfang jedes Auslandssemesters steht natürlich die Bewerbung an der Partneruniversität. Ich habe mich für das Wintersemester 2015/2016 an der Marmara Universität in Istanbul beworben. Die Bewerbung verlief bei mir zuerst sehr problemlos jedoch wurden die Annahmebestätigungen der Marmara Universität erst Ende Juni versendet, was bei Studienbeginn Anfang September doch etwas spät war. Da die Bewerbung aber mehr obligatorisch ist und vorher schon klar war, dass ich, aufgrund der Nominierung durch die HM angenommen werde war dies für mich nicht weiter dramatisch. Ich habe mir, zur weiteren Vorbereitung den Standort der BWL-Fakultät angeschaut, da dieser etwas außerhalb vom Zentrum von Istanbul liegt und mir schon vorab Gedanken gemacht wo es am sinnvollsten ist zu wohnen. Man möchte natürlich gerne nah am Geschehen, sprich Bars, Clubs, Einkaufszentren etc. sein, jedoch auch nicht zu lange für den Weg von Wohnung/Wohnheim zur Uni brauchen. Ich habe mich auch bereits schon einmal nach möglichen Zimmern umgesehen, um einen ungefähren Überblick zu erhalten. Jedoch habe ich mir vorgenommen die ersten Tage in einem Hostel oder Airbnb-Wohnung zu wohnen und mir erst vor Ort eine langfristige Schlafmöglichkeit zu suchen. Ich habe von einigen gehört, die bereits von Deutschland aus Zimmer in Wohnungen oder Wohnheimen gefunden und gemietet haben, jedoch würde ich davon abraten, da hier auch ein paar böse Überraschungen bei diesen Zimmern mit dabei waren. Zu meiner Suche aber später noch mehr Nicht vergessen darf man bei der Vorbereitung natürlich auch das Learning Agreement mit der entsprechenden Fächerwahl. Dies erwies sich jedoch leider als sehr chaotisch und hat mich doch ein paar Stunden und Nerven gekostet die passenden Kurse rauszusuchen. Zum einen werden Kurse wie z.b. Entrepreneurship, welcher einer der möglichen anzurechnenden Kurse an der HM ist, an der Marmara

2 nur im Sommersemester angeboten, und zum anderen gab es zum Teil keine Modulbeschreibung zu den einzelnen Kursen, was die Auswahl natürlich erschwerte. An der Partneruniversität werden die Kurse des zweiten, vierten und sechsten Semesters nur im Sommersemester angeboten und die des ersten, dritten etc. nur im Wintersemester. Dies sollte man bei der Auswahl der Fächer beachten! Jedoch muss ich dazusagen, dass die Marmara Uni bei der sonstigen Auswahl der Kurse sehr flexibel ist. Dies heißt man kann grundsätzlich alle Kurse aus jedem Semester (sofern SS, bzw. WS) besuchen. Ich hatte einen Kurs sowohl aus dem ersten Semester als auch aus dem vierten und sechsten Semester. Darüber hinaus kann man auch Kurse wie Makroökonomie von der VWL-Fakultät wählen. Zu meinen am Ende tatsächlich gewählten Kursen komme ich später nochmal zurück. Ich muss hinsichtlich der Kommunikation mit dem International Office der Marmara Uni sagen, dass es hierbei sehr chaotisch zugeht und man zum Teil länger auf Antworten per warten muss. Hinzu kommt, dass die Marmara sehr viele Erasmusstudenten aufnimmt (in meinem Semester waren es in etwa 400 Studenten), was das Chaos eher verschlimmert. Jedoch geht meiner Erfahrung nach nichts unter und mit genug Geduld, bzw. mit entsprechenden nachhaken bekommt man auch seine Antworten. Ich bin Anfang September, ca. eine Woche vor dem offiziellen Semesterstart nach Istanbul geflogen. Der Transport vom Flughafen zu meinem Hostel, nahe des Taksim Platzes verlief sehr unkompliziert, da es hier ein direktes Busshuttle gibt. Die ersten Tage verbrachte ich mit Zimmersuche, ersten Versuchen sich grob zu orientieren und habe angefangen einen von zahlreichen bürokratischen Vorgängen abzuarbeiten. Zur Hilfe stellt die Marmara Universität genauso wie die HM jedem Erasmusstudenten einen Buddy zur Seite. Jedoch ist das Verhältnis in Istanbul ein etwas Anderes, da jeder Student in etwa fünf bis sechs Erasmusstudenten betreut. Die Hilfe des Buddys ist aber bei manchen organisatorischen Schritten, wie z.b. der Registrierung des Handys sehr hilfreich und erspart einem sehr viel Zeit. Die organisatorischen Vorgänge sind z.b. wie schon erwähnt die Registrierung des Handys, damit man dieses länger als 60 Tage nutzen kann, die Beantragung einer Istanbulcard für Studenten (Fahrkarte) und diverse Schritte für die Aufenthaltsgenehmigung, die man benötigt wenn man länger als 90 Tage in der Türkei bleibt. Hierzu zählen u.a. ein Gang zum Social Security Office um seine Krankenversicherung bestätigen zu lassen und ähnliches. Für die einzelnen Schritte und benötigten Unterlagen für diese Aufenthaltsgenehmigung bekommt man aber vorher von dem International Office der Marmara noch Informationen. Man kann alle diese gerade beschriebenen Dinge, wie Handy Registrierung etc. natürlich auch alleine erledigen, ist aber auch aufgrund der mangelnden Englischsprachkenntnisse der Beamten in den Behörden meiner Meinung nach nicht zu empfehlen.

3 Zu meiner Wohnungs-, Zimmersuche, hier habe ich mich für die Gegend Sisli/Mecidyieköy entschieden, da ich hier sowohl nach Besiktas und Taksim einen relativen kurzen Weg habe, wo diverse Bars und Restaurants angesiedelt sind und zum anderen eine direkte Verbindung zum BWL Campus der Marmara in Bahcelievler habe. Jedoch kann ich auch jedem empfehlen direkt in Besiktas oder auch nähe Takism zu wohnen. Auf der asiatischen Seite in Kadiköy ist es an sich auch sehr schön und man hat hier viele Bars und ähnliches, jedoch ist der Weg sowohl in die Uni, als auch zum Feiern in Clubs, die überwiegend am Taksim gelegen sind doch etwas weit. In der Orientation-Week gab es viele nette Ausflüge und auch das gegenseitige Kennenlernen und das Eine oder Andere Bier zusammen trinken lief sehr gut. Sowohl die Orientation-Week, als auch etliche Trips und Partys werden von der ESN veranstaltet. Die ESN ist ein Studentennetzwerk die eng mit dem International Office zusammen arbeitet und die man auch immer fragen kann, wenn etwas unklar ist. Man muss dazu sagen, dass in meinem Semester etwa 80 % der Erasmusstudenten deutsch waren, daher blieb der Lernerfolg für mein Englisch etwas eingeschränkt, was mich aber nicht weiter stört, da dafür an sich die Türkei das falsche Ziel ist. Bevor die Uni losging haben wir bereits einen wunderschönen Trip Richtung Fethyie, in eine kleine abgeschiedene Bucht unternommen und haben dort ein paar Tage verbracht. Dieser Trip wurde zwar nicht von der ESN organisiert, jedoch gibt es hier in Istanbul etliche Organisationen mit denen man solche Kurztrips machen kann und die auch diverse Partys veranstalten. In der darauffolgenden Woche ging dann das Semester los und als ich die Vorlesungspläne für die einzelnen Semester gesehen habe, war mir klar, dass ich mein Learning Agreement nochmal etwas verändern muss. Zwei meiner gewählten Vorlesungen überschnitten sich mit zwei anderen Da jede Vorlesung nur einmal die Woche gehalten wird, war es auch nicht möglich einfach zu einer anderen Zeit zur Vorlesung zu gehen. Also ging das Gesuche nach passenden Kursen, die ich mir an der HM anrechnen lassen kann wieder los. Leider gab es auch nicht mehr allzu viele Möglichkeiten und ich habe bei meinen Alternativkursen ein paar Mal eine Absage des Prüfungsamts erhalten. Am Ende habe ich dann jedoch noch einen Kurs gefunden und noch eine Vorlesung für ein Allgemeines Wahlpflichtfach an der HM womit ich mir nun 20 ECTS meines Auslandssemesters anrechnen lassen kann. Bei meinen Vorlesungen gab es sowohl vom Niveau, als auch vom Lernaufwand größere Unterschiede. Bei Creativity at Work, dass ich mir als Wahlpflichtfach anrechnen ließ, handelte es sich mehr um eine Art Seminar, in dem wir hauptsächlich Übungen zur Kreativitätssteigerung und verschiedene Wege kreativ zu sein gelernt haben. Bei diesem Kurs kann man sich vorstellen, dass sich sowohl das Niveau des Kurses, als auch der Lernaufwand in Grenzen hielten. Hingegen Macroeconomics I von der VWL-Fakultät war hierzu schon ein etwas anderer Kurs und war mehr wie die Vorlesungen, die man von der HM kennt.

4 Man merkte auch sofort, dass der Professor in dieser Vorlesung mehr von den Studenten erwartete, als nur die Anwesenheit.. Entsprechend schwierig und anspruchsvoll waren auch die Midterms & Finalexams. In Istanbul an den Universitäten gibt es jeweils ein Midterm eine Zwischenprüfung und ein Finalexam. Das Gute hierbei ist, dass sich der Lernaufwand auf zwei Prüfungen aufteilt und man am Ende des Semesters nicht den gesamten Stoff für eine Klausur lernen muss. Aufgrund meiner gewählten Kurse hielten sich meine Vorlesungszeiten in Grenzen, womit meine Woche nicht zu voll gepackt war und ich genug Freizeit hatte um Istanbul zu erkunden. Es gibt hier natürlich so viel zu sehen, dass man dafür mehr als fünf Monate braucht um sich alles anzusehen. Aber das ist auch gar nicht nötig, da man mit der Zeit von ganz allein immer mehr sieht und die Stadt für einen immer etwas Neues bereithält. Darüber hinaus werden auch, wie ich bereits oben schon erwähnt habe, sowohl von ESN, als auch von anderen Organisationen immer wieder Tagesausflüge, wie Wandern und Klettern und auch Mehrtagestrips, wie Kappadokien und Butterfly Valley angeboten. Bei diesen Ausflügen sollte man sich unbedingt beteiligen, da man hier etwas aus der Stadt rauskommt, dem Verkehr und der Hektik Istanbuls etwas entfliehen kann und man dazu noch sehr schöne Landschaften und Orte sieht.

5 Mit jedem Monat, den man länger in Istanbul lebt, lernt man immer neue Plätze, Tee- Häuser, Imbisse und auch Restaurants etc. kennen. Dies ist natürlich sehr schön, da man hier weg von den sehr touristischen Örtlichkeiten, wie z.b. direkt am Taksim Platz kommt, und mehr hin zu den Geheimtipps. Hier habe ich sehr schöne und gute Möglichkeiten zu Essen & Bars in Besiktas und Kadiköy kennengelernt. Hier ist auch abends stets was los und man kann dort sehr gut was trinken gehen und auch die eine oder andere Shisha rauchen und natürlich, was auf keinen Fall auch tagsüber fehlen darf, eine entspannte Runde Backgammon (Tavla) und dazu einen schönen Tee (Cay). Falls man nicht Backgammon spielen kann ist das kein Problem, in Istanbul gibt es genug Möglichkeiten und genug Zeit um dies zu lernen. Dies ist sehr zu empfehlen, da man damit dem Stress und Chaos der Stadt kurzzeitig etwas entfliehen kann und die Hektik, die man tagtäglich um sich rum hat nicht bemerkt. Dies ist bei Türken ein wohl bewährtes Mittel zur Entschleunigung und habe ich das in meiner Zeit am Bosphorus sehr zu schätzen gelernt. Dies bemerkt man vor allem in den späten Nachmittagsstunden und den frühen Abendstunden. Zu diesen Zeiten kann man sehr schön beobachten, wie sich die Teelokale langsam füllen und man von allen Seiten hört, wie auf den Backgammonbrettern fleißig gewürfelt wird. Abgesehen von diesen Freizeitbeschäftigungen gibt es natürliche noch unzählige andere Möglichkeiten seine Freizeit zu gestalten. Es werden sowohl von der Uni, als auch von einigen Studenten u.ä. diverse Aktivitäten, wie tauchen, Fussball, Basketball uvm. angeboten. Darüber hinaus gibt es, wie auch schon anfangs erwähnt genug Möglichkeiten die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Auch sehr empfehlenswert sind Ausflüge in den Belgrad Forest oder auch in der näheren Umgebung, wie Bebek. Außerdem gibt es auch günstige Möglichkeiten für Wochenendausflüge, wie zum Beispiel Zypern (türkische Seite) oder Sofia in Bulgarien zu reisen und sich dort die Stadt und Landschaft anzusehen. Zypern natürlich bevorzugt noch in den wärmeren Monaten wie September und Oktober.

6 Alles in allem ist zu sagen, dass Istanbul sowohl seine guten und etwas schlechteren Seiten hat, die einem nach längeren Aufenthalt immer mehr auffallen, jedoch machen auch grad diese Dinge die Stadt erst so aufregend und überwältigend. Vor allem aber der unglaubliche Unterschied zu Städten wie München und anderen deutschen Städten macht den Aufenthalt in Istanbul so besonders. Istanbul war zu Beginn nicht meine erste Wahl für mein Auslandssemester, jedoch war ich im Nachhinein sehr froh diese Möglichkeit bekommen zu haben und kann nur jedem empfehlen diese Erfahrung zu machen. Falls es irgendwelche Fragen etc. geben sollte helfe ich gerne und gebe auch gerne Tipps. Erreichbar dann am Besten per unter