Ole Dammann. Kollaboration zwischen Spezialisten in Innovationsprojekten der Chemiebranche
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- Angelika Scholz
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1 Ole Dammann Kollaboration zwischen Spezialisten in Innovationsprojekten der Chemiebranche
2 GABLER RESEARCH
3 Ole Dammann Kollaboration zwischen Spezialisten in Innovationsprojekten der Chemiebranche Mechanismen der Wissensintegration Mit einem Geleitwort von Prof. em. Dr. Dr. h.c. mult. Alfred Kieser RESEARCH
4 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über < abrufbar. Dissertation Universität Mannheim, Auflage 2011 Alle Rechte vorbehalten Gabler Verlag Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011 Lektorat: Stefanie Brich Sabine Schöller Gabler Verlag ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN
5 Geleitwort Aufgrund des stetig zunehmenden Wettbewerbsdrucks, dem sich Unternehmen ausgesetzt sehen, stellen Innovationen einen der kritischen Faktoren für deren langfristigen Erfolg dar. Nur durch die kontinuierliche Entwicklung neuer Produkte und Verfahren können viele Unternehmen ihre Marktposition verteidigen bzw. verbessern und damit langfristig ihr Bestehen sichern. In forschungsintensiven Branchen wie der Chemiebranche mit komplexen Innovationsprozessen sind Spezialisten der unterschiedlichsten Disziplinen an Innovationen beteiligt. Wie die Beiträge dieser Spezialisten effektiv zu neuen Produkten oder Verfahren integriert werden können, ist eine entscheidende Frage, deren adäquate Beantwortung den Erfolg einer Neuentwicklung wesentlich mitbestimmt und somit in das Zentrum des unternehmerischen Interesses rückt. Zu dieser Frage versucht die vorliegende Arbeit Antworten zu erarbeiten. War lange Zeit in der wissenschaftlichen Literatur die Meinung vorherrschend, dass eine erfolgreiche Wissensintegration einen umfangreichen Wissensaustausch zwischen den beteiligten Spezialisten ein intensives Lernen voneinander voraussetzt, wurde in jüngerer Vergangenheit mit dem Konzept des Transaktiven Organisationalen Lernens (TOL-Konzept) ein Ansatz entwickelt, der aufzeigt, dass Beiträge verschiedener Spezialisten zu Produkt- oder Verfahrensinnovationen integriert werden können, ohne dass die Spezialisten viel von ihrem Wissen untereinander austauschen. Dies wird ermöglicht durch Einsatz solcher Mechanismen wie Modularisierung, Prototyping oder Transactive Retrieval. Die zu entwickelnden Produkte oder Verfahren werden zunächst in einzelne Komponenten zerlegt, die so geschnitten sind, dass sie jeweils weitgehend von Spezialisten einer Art entwickelt werden können (Modularisierung). Die einzelnen Komponenten werden durch Trial-and-Error-Prozesse (Prototyping) aufeinander abgestimmt. Ohne einen zeitaufwändigen und umfangreichen Wissensaustausch können so die Komponenten relativ schnell sozusagen quick and dirty entwickelt, in ihrem Zusammenspiel getestet und im Bedarfsfall besser angepasst werden. Welche Spezialisten für ein Innovationsprojekt herangezogen werden sollten, kann durch Ausnutzung des in den Gedächtnissen von Mitarbeitern gespeicherten Wissens über die im Hause und bei externen Kooperationspartnern vorhandenen Kompetenzen herausgefunden werden (Transactive Retrieval). Nachdem die Relevanz dieser Mechanismen bereits für die IT- und Elektronikbranche nachgewiesen worden war, wird dies in der empirischen Untersuchung von Ole Dammann nun auch für die Chemiebranche, die ganz anders ist, aufgezeigt. Das TOL-Konzept erfährt dadurch eine
6 VI Geleitwort wesentliche Weiterentwicklung. Die Mechanismen des TOL-Konzepts finden sich auch in der Chemiebranche wieder, womit dieses Konzept auf eine noch breitere empirische Basis gestellt wird. Zusätzlich wird dieses Konzept um weitere Unterkonzepte erweitert, die speziell für die Chemiebranche von Bedeutung sind. Ole Dammann gelingt es, unsere Kenntnis darüber, wie Wissen erfolgreich und möglichst effektiv integriert werden kann, um weitere wichtige Aspekte zu erweitern. Generelle Bedeutung auch für Branchen außerhalb der Chemiebranche kann seine Erkenntnis erlangen, dass Routinen eine wichtige Rolle bei der erfolgreichen Abstimmung des Spezialistenwissens zukommt. Die kontinuierliche Weiterentwicklung solcher Routinen fördert die Fähigkeit einzelner Spezialisten, ihr Wissen effektiv zu neuen Produkten oder Verfahren zu integrieren, und steigert damit die Innovationsfähigkeit von Unternehmen. Ein besonderer Gewinn dieses Buches liegt darin, dass auch der mit Verfahren der Chemiebranche weniger vertraute Leser gut nachvollziehbare Einblicke in die Praxis eines innovationsgetriebenen Unternehmens gewinnt. Aus den Schlussfolgerungen dieser Studie können Unternehmen, die an Fragen einer effektiven Wissensintegration interessiert sind, wertvolle Rückschlüsse ziehen. Von diesem Buch profitieren damit nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Praktiker. In beiden Gruppen wünsche ich diesem Buch viele Leser. Mannheim, im März 2011 Alfred Kieser
7 Vorwort Auf meinem vierjährigen Weg zur Dissertation haben mich viele Kollegen, Freunde, meine Geschwister und Verwandte mit Ratschlägen und jeglicher Form von Aufmunterung begleitet. Bei ihnen möchte ich mich ausdrücklich bedanken. Vor allem aber möchte ich mich bei meinem Doktorvater Herrn Prof. (em.) Dr. Dr. h. c. mult. Alfred Kieser für die Betreuung meiner Arbeit, seine Anregungen und die zahlreichen Diskussionen, ohne die die vorliegende Arbeit nicht so geworden wäre, wie sie jetzt ist, bedanken. Dass ich die Frage, gerade von jüngeren Kollegen oder Studierenden, ob ich noch einmal promovieren würde, mit einem klaren Ja beantworten kann, liegt nicht zuletzt aber auch an den Konferenzteilnahmen und einem Forschungsaufenthalt an der Stanford University, bei denen Prof. Kieser mich sei es durch einen gemeinsamen Konferenzbeitrag, wertvolles Feedback zu Konferenzbeiträgen mit anderen Kollegen oder die Hilfe bei meiner Bewerbung unterstützt hat und diese dadurch ermöglichte. Für die Zeit am Lehrstuhl möchte ich mich auf diesem Wege bei Herrn Prof. Kieser nochmals herzlich bedanken. Herrn Prof. Dr. Walther A. Oechsler bin ich für die Übernahme meines Zweitgutachtens zu Dank verpflichtet. Zudem möchte ich mich bei Herrn Prof. Ulrich Lichtenthaler dafür bedanken, dass ich auch nach der Emeritierung von Herrn Prof. Kieser am Lehrstuhl weiterbeschäftigt wurde und Teil seines Lehrstuhlteams sein durfte. Ein großer Dank gebührt auch der ChemCompany und den zahlreichen Interviewpartnern, ohne die die Arbeit nicht möglich gewesen wäre und die mir geduldig auf jede Frage geantwortet haben. Die Gespräche mit den verschiedensten Spezialisten Chemikern, Physikern, Biologen, Ingenieuren, um nur einige zu nennen haben meinen wirtschaftswissenschaftlichen Horizont enorm erweitert, dafür vielen Dank. Was aber wäre eine Promotion ohne ein gutes Team im Rücken? Aus meiner Sicht dürfte es schwer sein, ein besseres Lehrstuhlteam zu finden, das für fachliche sowie lehrstuhltechnische Fragen gleichermaßen ein offenes Ohr hat und dessen Mitglieder sich gegenseitig immer wieder moralisch aufbauen. Insbesondere möchte ich mich bei Suleika Bort, Carola Windlin und Simone Schiller-Merkens bedanken, bei Nicole Jung, mit der ich gemeinsam das Büro und so manche Unianekdote geteilt habe, bei Florian Ramsperger, mit dem ich so manche hitzige
8 VIII Vorwort Diskussion über diverse Themen des Lebens beim Mittagessen führte, bei Lars Leiner, mit dem ich mich über alle Belange des Sanitärbereichs sowie das System Wissenschaft austauschen konnte, und bei Waltraud Leininger, die sich nicht nur auf die unermüdliche Suche nach Rechtschreibfehlern in meiner Doktorarbeit gemacht hat, sondern mir auch bei den kleinen Problemen des Lehrstuhlalltags zur Seite stand. Gerade in meinen letzten Monaten der Dissertation waren aber auch die Famulanten des Lehrstuhls eine große Hilfe, die mir durch ihren Einsatz den Rücken freigehalten haben. Hierbei möchte ich mich namentlich v. a. bei Christoph Dickmann, Johannes Diedrichsen, Dominik Gross, Jennifer Landes und Domicella Poplawski bedanken. Herrn Prof. Kieser muss ich aber nachdrücklich noch einmal für die sorgfältige Auswahl des Lehrstuhlteams danken, ohne die ich meine Freundin Bernadette Bullinger nicht kennengelernt hätte. Bernadette hat mich gerade in Phasen, in denen meine Gemütslage zwischen das ist die beste Arbeit der Welt und das ist alles großer Mist schwankte, immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Zwar bedaure ich, dass sie bis zuletzt nicht die gleiche Begeisterung für das TOL-Konzept wie ich teilte, allerdings konnte ich mit ihr immer wieder fachliche Fragen diskutieren. Dafür möchte ich mich bei Bernadette herzlich bedanken. Es ist keine Übertreibung, wenn ich zum Schluss meines Vorworts sage, dass ohne meine Eltern diese Arbeit nicht zustande gekommen wäre. Sie haben mich zur Promotion ermuntert und mich auch während des Studiums in jeder erdenklichen Form unterstützt und gefördert. Ihnen widme ich diese Arbeit. Mannheim, im März 2011 Ole Dammann
9 Inhalt Geleitwort... V Vorwort... VII Abbildungsverzeichnis... XIII Tabellenverzeichnis... XIII Abkürzungsverzeichnis... XV Einleitung... 1 Ausgangspunkt der Arbeit... 1 Zielsetzung, Herangehensweise und Aufbau der Arbeit Komplexität interdisziplinärer Innovationen, Modularisierung und Spezialisierung Innovation Definition und Merkmale Innovation und Komplexität Modularisierung und Spezialisierung als Ausweg aus der Komplexität Herausbildung unterschiedlicher Perspektiven und Kommunikationsprobleme als Folge der Spezialisierung Organisationales Lernen OL: Skizzierung des OL-Felds und die Entwicklung einer Arbeitsdefinition OL: Integration des individuellen Wissens zu Organisationswissen zwei unterschiedliche Perspektiven der Wissensintegration Cross-Learning -Perspektive geteilte Wirklichkeitskonstruktionen Spezialisierungsperspektive: Das TOL-Konzept Lernen und begrenzte Rationalität Entwicklung der forschungsleitenden Fragestellung Methodik Methodisches Design Qualitative empirische Sozialforschung als Untersuchungsansatz Fallstudie als Forschungsmethode Forschungsvorgehen Auswahl des Falles Ablauf der Datengewinnung und eingesetzte Forschungsinstrumente Datenauswertung Beschreibung des Untersuchungsfelds Forschung aus Sicht der ChemCompany Besonderheiten der Forschung in der Chemiebranche... 89
10 X Inhalt Produktsegmente und Struktur des F&E-Bereichs der ChemCompany Struktur und Organisation der Innovationsprojekte in der ChemCompany Darstellung der untersuchten Projekte Projekt A Projekt B Projekt C Projekt D Projekt E Projekt F Projekt G Synoptische Darstellung der analysierten Innovationsprojekte Ergebnisse der empirischen Analyse Wie wird das Wissen von Spezialisten mit unterschiedlichen Fachhintergründen in Innovationsprojekten der Chemieindustrie integriert? Eine Frage nach der Gültigkeit des TOL-Konzepts, dessen Mechanismen und Annahmen in der Chemieindustrie Wissenslokalisierung Transactive Memory als Grundlage der Wissenslokalisierung Lokalisierung von Wissensträgern im Rahmen der Rekrutierung in das Projekt Lokalisierung von Wissensträgern im laufenden Projekt Zusammenfassung der Ergebnisse zur Wissenslokalisierung Wissenstransfer Zeitpunkt des Wissenstransfers Umfang des Wissenstransfers Einflussfaktoren des Wissenstransfers Richtung des Wissenstransfers und am Wissenstransfer beteiligte Personen Wissenstransfer mithilfe von Personen mit fachübergreifendem Wissen Mechanismen des Wissenstransfers Zusammenfassung der Ergebnisse zum Wissenstransfer Wissensgenerierung Modularisierung als Basis der Wissensgenerierung Prototyping als Mechanismus zur Wissensintegration Zusammenfassung der Ergebnisse zur Wissensgenerierung Wissensspeicherung Zusammenfassung der Ergebnisse zur Wissensspeicherung Wissensumsetzung Transactive Encoding Direkte Wissensumsetzung Zusammenfassung der Ergebnisse der Wissensumsetzung Common Knowledge Gemeinsames Produkt- und Verfahrenswissen Gemeinsames Fachwissen Gemeinsame Sprache Zusammenfassung der Ergebnisse zum Common Knowledge Muss das TOL-Konzept verändert werden, um den Wissensintegrationsprozess in der Chemiebranche vollständig erklären zu können? Eine Frage nach möglichen Erweiterungen des TOL-Konzepts
11 Inhalt XI Feedback Processing Zusammenfassung der Ergebnisse zum Feedback Processing Boundary Objects Zusammenfassung der Ergebnisse zu Boundary Objects Der Einfluss organisationaler Routinen auf das mentale Prototyping Zusammenfassung der Ergebnisse zu den organisationalen Routinen Einordnung der Ergebnisse in OL-Konzepte Ausblick Limitationen der empirischen Arbeit Implikationen für die Forschung Anregungen für die Praxis Anhang Anhang 1: Überblick Interviewthemen Anhang 2: Zitationsbeispiel und Transkriptionserläuterung Literaturverzeichnis
12 Abbildungsverzeichnis Abb. 1-1: Schematische Darstellung des Kommunikationsprozesses Abb. 2-1: TOL-Konzept Abb. 4-1: Abstrakte Darstellung des Innovationsprozesses in der Chemiebranche Abb. 4-2: Produktsegmente der ChemCompany Abb. 4-3: Forschungsverbund der ChemCompany Abb. 4-4: Phase-Gate -Prozess der ChemCompany Abb. 4-5: Innovationsprozess Projekt A Abb. 4-6: Innovationsprozess Projekt B Abb. 4-7: Innovationsprozess Projekt C Abb. 4-8: Schematische Darstellung des Verfahrens in Projekt D Abb. 4-9: Struktur Projekt E Abb. 4-10: Innovationsprozess Projekt E Abb. 4-11: Innovationsprozess Projekt F Abb. 4-12: Struktur eines typischen Innovationsprojekts im Bereich Fungizide Abb. 5-1: Erweiterte Version des TOL-Konzepts Tabellenverzeichnis Tab. 3-1: Charakteristika der Innovationsprojekte Tab. 3-2: Hauptkategorien auf Basis des TOL-Konzepts und der Cross-Learning - Perspektive Tab. 4-1: Synoptische Darstellung der Innovationsprojekte
13 Abkürzungsverzeichnis F&E Forschung und Entwicklung HSE Health, Safety and Environmental Aspects OL Organisationales Lernen o. V. ohne Verfasser/-in TOL Transaktives Organisationales Lernen
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