Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht. Hebr. 3,15
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- Innozenz Graf
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1 Gottesdienst am : Sexagesimä um 9.30 Uhr in M stein Lieder: 288, 1-5; 801/5; Gloria: 288,6-7; 268, 1-5; 428, Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht. Hebr. 3,15 Barmherziger Gott, Du Gott unseres Lebens und unserer Geschichte, Du Herr der ganzen Erde und der ganzen Schöpfung! Hilf uns, dass wir jetzt vor Dir zur Ruhe kommen Und diesen Sonntag würdig begehen. Hilf uns, dass wir einen neuen Zugang zu Deinem Evangelium finden. Tu uns jetzt unser Herz auf, dass wir auf die Botschaft deiner Apostel achthaben und uns neu auf unseren Glauben an Dich besinnen und auf unsere konkrete Nachfolge von Jesus Christus, unserem Herrn. Amen. Liebe Gemeinde! Träumen ist menschlich. Wir alle haben Wunschträume und leider auch Albträume. Heute sprechen wir mehr über die Wunschträume: Junge Menschen z.b. sprechen vom Traummann oder der Traumfrau und hoffen, dass ihre Träume in Erfüllung gehen und nicht wie Seifenblasen zerplatzen. Erwachsene fangen jetzt langsam wieder an, vom Urlaub zu träumen; manche wünschen sich eine Reise mit dem Traumschiff, anderen genügt ein traumhafter Wintersonntag im Achental. Künstler wiederum sprechen manchmal von der Traumfabrik, wenn sie von ihrem Lebenswerk träumen. Und Pfarrer, wovon träumen Pfarrer, mögen Sie fragen? Bei Martin Buber habe ich eine Traumgeschichte von einem jüdischen Kollegen gefunden, die ich großartig finde: Die Geschichte von Rabbi Eisik, Sohn Rabbi Jekels in Krakau. Dem war nach Jahren schwerer Not, die sein Gottvertrauen nicht erschüttert hatte, im Traum befohlen worden, in der Stadt Prag an der Brücke, die zum Königsschloß führt, nach einem Schatz zu suchen. Als der Traum zum drittenmal wiederkehrte, machte sich Rabbi Eisik auf und wanderte nach Prag. Aber an der Brücke standen Tag und Nacht Wachposten, und er getraute sich nicht zu graben. Doch kam er an jedem Morgen zur Brücke und umkreiste sie bis zum Abend. Endlich fragte ihn der Hauptmann der Wache, auf sein Treiben aufmerksam geworden, freundlich, ob er hier etwas suche oder auf jemand warte. Rabbi Eisik erzählte, welcher Traum ihn aus fernem Land hergeführt habe. Der Hauptmann lachte: Und da bist du armer Kerl mit deinen zerfetzten Sohlen einem Traum zu Gefallen hergepilgert! Ja, wer den Träumen traut! Da hätte ich mich ja auch auf die Beine machen müssen, als es mir einmal im Traum befahl, nach Krakau zu wandern und in der Stube eines Juden Eisik,
2 Sohn Jekels sollte er heißen, unterm Ofen nach einem Schatz zu graben. Eisik, Sohn Jekels! Ich kann s mir vorstellen, wie ich drüben, wo die eine Hälfte der Juden Eisik und die andere Jekel heißt, alle Häuser aufreise! Und er lachte wieder. Rabbi Eisik verneigte sich, wanderte heim und fing an, in seinem eigenen Haus zu graben. Und Tatsächlich, er grub den Schatz aus in seinem eigenen Hause. Er war plötzlich reich. Und er baute mit dem Schatz das Bethaus, das Reb Eisik Reb Jekels Schul heißt. Unser heutiger Predigttext erzählt ganz unscheinbar ebenso einen großen Traum, der dann auch Wirklichkeit werden durfte. In dem Buch von Jan Demas für Führungskräfte heute lese ich: Paulus und der größte Marketingerfolg der Geschichte: Was man erreichen kann, wenn man Träume umsetzt (von mir dem Zitat hinzugefügt) und die Sprache des Kunden spricht. Doch alles schön der Reihe nach: Paulus hat sich auf den Weg gemacht, um mit Silas und Timotheus das Evangelium als Schatz für die Menschen weiterzutragen. Sie sind schon ein gutes Stück unterwegs in der heutigen Westtürkei und befinden sich in Troas, dem atlten Troja, dem Ort mit dem Pferd des Odysseus. Wir waren vor gut 2 Jahren dort: Hier träumt Paulus in der Nacht von einer besonderen Erscheinung: Ein Mann aus Mazedonien steht vor seinem inneren Auge und winkt mit den Worten: Komm rüber und hilf uns! Es ist ein traumhaftes Wunder, liebe Gemeinde, wie das Evangelium zum ersten Mal ganz unscheinbar zu uns nach Europa gekommen ist. Und dann geht Paulus hinüber, genauer er fährt mit dem Schiff hinüber: Paulus trägt mit seinen Glaubensbrüdern den Glauben an den einzigartigen Gott weiter nach Europa, wo es doch schon immer so viele Götter gegeben hat. Das Besondere in der Mission der Apostel: Das Evangelium wird nicht aufgezwungen, es wird vielmehr begehrt als echte Hilfe zum Leben. Und der früher so stolze Pharisäer Paulus macht sich jetzt ganz demütig auf die Reise. Er versteht seinen Traum als Ruf Gottes, auf den er hören möchte. Und zum ersten Mal wird das Evangelium von Paulus auf europäischen Boten getragen. Und mitten in der Erzählung dieser einzigartigen Apostelgeschichte wechselt der Erzähler in den Wir-Stil. Vielleicht ist hier Lukas zu den Aposteln dazu gestossen. Vielleicht ist dem griechischen Arzt und Evangelisten gerade diese Geschichte wie aus der Seele gesprochen und vielleicht war er viel zu bescheiden als dass er sich selber ins Licht setzen möchte. Das Abenteuer mit dem neuen Glaubensweg in Europa ist spannend: Doch hören Sie selbst den Predigttext: Apostelgeschichte 16, 9-15 Der Ruf nach Mazedonien Und Paulus sah eine Erscheinung bei Nacht: ein Mann aus Mazedonien stand da und bat ihn: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns! (10) Als er aber die Erscheinung gesehen hatte, da suchten wir sogleich nach Mazedonien zu reisen, gewiß, dass uns Gott dahin berufen hatte, ihnen das Evangelium zu predigen.
3 (11) Da fuhren wir von Troas ab und kamen geradewegs nach Samothrake, am nächsten Tag nach Neapolis (12) und von da nach Philippi, das ist eine Stadt des ersten Bezirks von Mazedonien, eine römische Kolonie. Wir blieben aber einige Tage in dieser Stadt. (13) Am Sabbattag gingen wir hinaus vor die Stadt an den Fluß, wo wir dachten, dass man zu beten pflegte, und wir setzten uns und redeten mit den Frauen, die dort zusammenkamen. (14) Und eine gottesfürchtige Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; der tat der Herr das Herz auf, so daß sie darauf achthatte, was von Paulus geredet wurde. (15) Als sie aber mit ihrem Hause getauft war, bat sie uns und sprach: Wenn ihr anerkennt, daß ich an den Herrn glaube, so kommt in mein Haus und bleibt da. Und sie nötigte uns. In Philippi, liebe Gemeinde, fing alles an mit uns europäischen Christen. Später wurden die Philipper zu einer Art Lieblingsgemeinde des Apostels Paulus; aber zurück zu den Anfängen: Zuerst suchten Paulus und seine Mitarbeiter nach Möglichkeiten der Begegnung. Und ein gebürtiger Jude sucht da besonders am Sabbat. Aber eine Synagoge finden sie nicht in Nordost-Griechenland, also gehen sie vor die Stadt hinaus zu einem altbekannten Gebetsplatz am Fluß. Und wen finden die Männer in Europa: Zuallererst nur Frauen, die hier am Fluß beten. Doch die Apostel ergreifen nicht die Flucht wie manche Männer bis heute am Weltgebetstag der Frauen. Die Apostel sind sich nicht zu schade, mit den Frauen zu reden, sie auf Christus anzusprechen und ihren Glauben. Und dann geschieht wieder etwas völlig Überraschendes, das uns Lukas mit köstlichem Humor erzählt: Der Mann aus dem Traum des Paulus ist eine Frau,- und eine Ausländerin dazu: Lydia aus dem kleinasiatischen Thyatira. Und noch etwas Besonderes darf ich hinzufügen: Waren die ersten Nachfolger Jesu in Palästina Arme und Bettelarme, die erste Nachfolgerin in Europa war eine Purpurhändlerin. Dieser Beruf war damals nur Senatoren und Beamten vorbehalten. Die erste Christin auf europäischem Boden war also wahrscheinlich eine reiche und vornehme Frau. Von ihr heißt es im Text: Sie war gottesfürchtig, dh. Obgleich sie keine Jüdin von Geburt war, verehrte sie den jüdischen Gott. Von ihr gilt, wie ich das schon oft wohlhabende und vornehme Menschen haben sagen hören: Eine Gottesfurcht braucht der Mensch zum Leben. Herrlich, wie der Erzähler weitermacht. Von dieser Lydia heißt es im Text ganz sympathisch: Der tat der Herr das Herz auf. Also nicht: Sie tut etwas Besonderes; nein, sie läßt etwas Besonderes mit sich geschehen. Der Glaube, sagt Paulus an anderer Stelle, kommt aus dem Hören. Im Hören des Evangeliums erschließt sich Lydia der Sinn des Lebens und die Botschaft Gottes. In diesem Hören wird sie eine aufgeschlossene und herzliche Frau.
4 Lydia ist als erste europäische Christin das Paradebeispiel dafür, dass Menschen Gott in ihr Leben hereinlassen: Sie läßt sich das Herz aufschließen. Sie läßt sich taufen. Sie läßt sich ziemlich spontan ins neue Gottesvolk aufnehmen. Ein kurzer Tauf- oder Konfirmandenunterricht war das damals; Ihr, liebe Konfirmanden könnt jetzt protestieren, dass Ihr im Vergleich mit Lydia so lange gehen müßt. Dafür hat Lydia ganz aktiv ihren eigenen Weg mit Gott gesucht. Sie ist sehr mündig ihren eigenen Weg gegangen. Gottes Weg für sich suchen und seinen eigenen Weg selbständig gehen, das gehört im Glauben zusammen. Und Lydia entscheidet auch gleich, dass ihr ganzes Haus, dh die Diener und Kinder und wer noch alles in ihrer Großfamilie lebte, dass alle mitgetauft werden, dass alle in den Bund des Volkes Gottes aufgenommen werden und einen tragenden Glauben finden. Manchmal, liebe Gemeinde, werde ich gefragt: In der Urkirche wurden doch nur Erwachsene getauft! Warum tauft denn die Kirche heute Kinder? Heute finden Sie eine Antwort: Wenn es da heißt: Als sie aber mit ihrem Hause getauft war, dann wurden da selbstverständlich auch die Kinder mitgetauft! Und gleichzeitig wird mit Lydia die Art von Frau in Europa getauft, die auch ein Leben lang hinter dieser Entscheidung dahintersteht für sich und die Kinder, wie bis heute eben auch viele Frauen und hoffentlich auch Männer hinterher sind, dass Taufe, Glauben und Bekenntnis zusammengehören. Lydia ist der Urtyp von Frau, bei dem Glaube und Nachfolge Jesu sich gegenseitig entwickeln. Ihre erste Tat bei Paulus und seinen Mitarbeitern war, dass Lydia sie nötigte, wie es heißt, also sie ganz dringlich in ihr Haus eingeladen hat, um ihnen als Schwester Christi begegnen zu können und mit ihnen ihre Probleme besprechen und bearbeiten zu können... Träumen ist menschlich, liebe Gemeinde. Und Träumen macht auch menschlich. Jüdische und christliche Träume machen Menschen zu Geschwistern. Der berühmteste Traum der Moderne ist der von Martin Luther King, dessen Todestag sich in wenigen Wochen zum 40. Mal jährt. Martin Luther King wurde zu einem Märtyrer für seinen Traum wie Paulus, aber ihre Träume leben noch heute, z.b. darin dass mit Obama erstmalig ein farbiger Amerikaner Präsidentschaftskandidat ist: M.L.King träumte: Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können... Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilen wird... Ich habe einen Traum, dass eines Tages... kleine schwarze Jungen und Mädchen die Hände schütteln mit kleinen weißen Jungen und Mädchen als Brüder und Schwestern. Amen.
5 Fürbitten Guter Gott, dein Wort kommt uns nahe, dein Wort geht uns an. 1. Lass uns dankbar werden mit Herzen, Mund und Händen. Lass dein liebevolles Wort wirken in dem, was wir sagen, fühlen und tun. 2. Lass Dein gutes und klares Wort wirksam sein im Zusammenleben mit unseren Eltern und Kindern, Freunden und Kollegen, ganz einfach mit unseren Mitmenschen. 3. Schöpferischer Gott, gib uns Träume und Visionen, mit denen wir unser Leben gestalten, dass es schön und gerecht und hilfreich und sinnvoll werde. 4. Gott der Freude! Im Fasching feiern wir gerne und setzen Masken auf. Dabei wird uns bewusst: Wir spielen unsere Rollen im Leben. Hilf uns, dass diese Rollen uns nicht starr machen. Und hilf uns auch, dass wir andere nicht auf ihre Rollen festlegen. 5. Barmherziger Gott! Wir beten für alle kranken Menschen: Erwecke sie durch deine Nähe und Wärme zu neuem Leben und lass sie mit den Augen der Liebe neu sehen lernen. 6. Wir bitten Dich für unser Land, dass in den Medien und überall die Würde des Menschen geachtet und der Wahrheit gedient werde. 7. Wir bitten dich für unsere jungen Menschen, dass sie erleben und lernen, was ihnen Hoffnung gibt: Das Teilen lernen, das Teilen der Arbeit und der Schätze und des Geldes. 8. Wir bitten Dich für unsere Gemeinde und Kirche, dass dein Wort aus ihrem Dienst zu vielen spreche und viele hier Trost und Rat und Gemeinschaft und Freunde finden. Vaterunser
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