Asturias Paraíso natural

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1 Asturias Paraíso natural Erfahrungsbericht Oviedo Studienjahr 2012/13 Oviedo? Wo liegt denn das? Mit dieser Frage sehen sich die meisten Erasmus-Studenten konfrontiert, die sich für ein Auslandsstudium an der Universidad de Oviedo (UniOvi) entscheiden. Die Hauptstadt der autonomen Gemeinschaft Asturien hat Einwohner und liegt ca. 35 km vom Atlantischen Ozean entfernt. Der grüne Norden Spaniens hat viel zu bieten und wird auch Paraíso natural genannt. Für Outdoor-Sportler bedeutet das die Möglichkeit zum Schwimmen und Surfen im Meer, Wandern und Skifahren in den Picos de Europa oder zum Kanufahren auf dem Río Sella. Es gibt viele Gerüchte um das Wetter in Oviedo. Dass es dort häufiger regnet als beispielsweise in Alicante, muss man leider hinnehmen. Zwischen August und Dezember 2012 hat es jedoch so gut wie nie geregnet. Wer aber das Marburger Wetter kennt, wird keine großen Überraschungen erleben. Ich habe mich für Oviedo entschieden, weil ich die Chance haben wollte, eine Stadt und eine Region Spaniens zu entdecken, die in Deutschland eher unbekannt ist und deswegen nicht von Touristen überrannt wird. So konnte ich meine eigenen Erfahrungen ohne Vorurteile (bis auf den Regen) machen und habe meine Entscheidung nach Oviedo zu gehen nicht bereut. Vorbereitung Nach der Bewerbung am Fachbereich 10 benötigte die Universidad de Oviedo (UniOvi) nur noch das Learning Agreement (LA), das ich als Scan einreichen konnte. Zwei Wochen später bekam ich es unterschrieben per Post neben dem Letter of Acceptance zurück. Vor Ort muss man sich dann nur noch im International Office anmelden. Um das LA zu erstellen kann man die Homepage der Universität zuhilfe nehmen, die alle nötigen Details, nach Studiengängen sortiert, enthält. Außerdem bietet die UniOvi eine Einführung für internationale Studenten an (Kosten ca. 60 Euro), für die man sich bereits aus Deutschland anmelden kann, ebenso wie für den Intensivsprachkurs (Kosten ca. 65 Euro). Dieser findet im Oktober und im Februar statt. Die Einführung fällt leider etwas kurz aus, eine Uni-Führung oder eine Einführung in die Funktionsweise der Bibliothek gab es leider nicht. Dafür werden 1

2 aber drei Ausflüge zu wichtigen Sehenswürdigkeiten und Schauplätzen der Geschichte Asturiens und Spaniens angeboten. Das Bafög-Amt empfiehlt den Antrag für das Auslands-Bafög mindestens 6 Monate vorher zu stellen. Ich war bereits zuvor Bafög-Empfängerin und reichte meinen Antrag mit allen geforderten Unterlagen (außer den spanischen, die ich aus Oviedo abgeschickt habe) Mitte Mai ein. Die erste Zahlung, obwohl der Antrag noch nicht vollständig war, erhielt ich Ende August. Damit das Geldabheben in Spanien einfacher und günstiger funktioniert, habe ich außerdem ein Konto bei der Internetbank DKB eingerichtet. Die Anmeldung kann man sich herunterladen und ausgefüllt per Post zurückschicken. Nach ca. 2 Wochen bekommt man alle Unterlagen zugeschickt. Eine Deutsche Bank gibt es in Oviedo zwar auch, jedoch ist man mit der DKB-Kreditkarte flexibler, weil man an allen Automaten kostenlos Bargeld abheben kann. Für Ende August buchte ich einen Flug von Frankfurt-Hahn nach Santander, um mir bereits vor Semesterbeginn ( ) einen Eindruck von der Stadt zu machen. Neben Ryanair gibt es noch die wesentlich teurere Variante mit Iberia oder Airberlin über Madrid bzw. Palma de Mallorca nach Oviedo zu fliegen. Die Unterkunft konnte ich durch eine ehemalige Teilnehmerin von Deutschland aus organisieren. Der Wohnungsmarkt in Oviedo ist sehr entspannt, es stehen viele Wohnungen zu günstigen Preisen leer und die meisten Erasmus-Studenten, die ich in Oviedo kennengelernt habe, wohnten mit Spaniern zusammen. Daher empfiehlt es sich, erst vor Ort nach einer Wohnung zu suchen. Die ersten Nächte kann man günstig im Hostel verbringen. Am besten sucht man sich eine Wohnung in der Nähe des Campus, an dem man studieren wird, da es kein Semesterticket gibt und man daher jede Busfahrt (1,20 Euro) selbst bezahlen muss. Auf die Dauer ist das für die meisten zu kosten- und zeitaufwendig. Für alles andere habe ich mich an der Checkliste der Romanistik orientiert und an den Vorgaben aus dem Erasmus-Infopaket. Studium an der Universidad de Oviedo Die UniOvi stellt derzeit noch von Licenciatura (Diplom) auf Grado (Bachelor) um. Als Erasmus-Student kann man aber aus allen Studiengängen wählen; das Angebot ist durch die Umstellung sehr groß. Jedoch kommt es auch öfter zu 2

3 Überschneidungen im Stundenplan. Viele Licenciatura-Kurse sind Ganzjahreskurse, während die Grado-Kurse über ein Semester gehen. Die meisten Dozenten haben aber kein Problem damit, wenn man dadurch nicht zu allen Stunden kommen kann, man sollte es aber in der ersten Woche mit ihnen abklären. Auf der Uni-Homepage kann man ca. eine Woche vor Vorlesungsbeginn die Kurse und Zeiten einsehen. Da das im Studienjahr 2012/13 leider nicht funktioniert hat, wurden die Stundenpläne zwei Tage vor Uni-Beginn im Hauptgebäude des jeweiligen Campus aufgehängt. Weil die UniOvi wie die Uni Marburg über die halbe Stadt verteilt ist, sollte man vorher in Erfahrung bringen, welche Kurse an welchem Campus stattfinden (siehe Uni-Homepage). Meine beiden Fächer Englisch und Spanisch sowie alle Geisteswissenschaften befinden sich am Campus El Milán, ein renovierter Kasernenbau mit kleinem Park, der im Gegensatz zur PhilFak zum Studieren einlädt. Die Orientierung, wann welcher Kurs wo stattfindet, war in den ersten Tagen schwierig, allerdings ging es den spanischen Studenten und Professoren nicht anders, so dass man sich nicht verloren fühlen musste. Man hat außerdem zwei Wochen Zeit sich zu überlegen, ob man einen Kurs definitiv besuchen möchte. Für Erasmus-Studenten wird diese Frist meistens sogar verlängert. Die Veranstaltungen finden zwischen 9 und 19 Uhr statt. Ein Kurs findet drei- oder viermal in der Woche statt und dauert eine Stunde. Zwischen den einzelnen Kursen gibt es keine Pausen, so dass der folgende Kurs meistens 5-10 Minuten später beginnt. Da ein Kurs an der UniOvi zeitlich aufwendiger ist als in Marburg, empfehle ich nicht mehr als 6 Kurse pro Semester zu belegen. Außerdem sollte man Zeit für den Intensivkurs einplanen, der 4 Wochen zu Beginn des Semesters jeden Tag nachmittags/abends stattfindet. Wer wie ich vorher noch nie länger als drei Wochen in Spanien war, wird anfangs das Gefühl haben, überhaupt nichts zu verstehen. Man braucht sich aber keine Sorgen zu machen, dass man den Anschluss komplett verliert. In den Veranstaltungen, die ich besucht habe, waren fast immer noch weitere Erasmus- Studenten; die Dozenten sind sehr rücksichtsvoll und erklären Sachen mehrmals oder sprechen langsamer. Außerdem bieten sie die Möglichkeit an, die Sprechstunde aufzusuchen und individuelle (Verständnis-)Probleme zu klären. Die spanischen Studenten sind auch sehr hilfsbereit, jedoch fällt es schwer, richtigen Kontakt mit ihnen außerhalb der Uni aufzubauen. Anders als die Erasmus-Studenten können sie ihren Stundenplan nicht frei zusammenstellen und so haben sich bereits im ersten 3

4 Semester konstante Gruppen gebildet, die alle die gleichen Veranstaltungen besuchen. Die Methodenvielfalt der Dozenten ist leider eingeschränkt. Einige Kurse finden als Vorlesung ohne Beteiligung der Studierenden statt. Es gibt zwar oft PowerPoint-Präsentationen; diese werden den Studenten aber selten zur Verfügung gestellt, d.h. die meisten schreiben sie ab, da die Dozenten die viel zu voll geschriebenen Folien nur Wort für Wort vorlesen. Manche Professoren verwenden gar keine Hilfsmittel und halten einen einstündigen Monolog. Man lernt zwar auch in diesen Kursen etwas, aber ich fand es nach einigen Wochen sehr ermüdend. Zuhause musste ich oft Aufgaben erledigen, die ich sonst in Marburg während eines Seminars mache, da sehr viel Zeit mit dem Abschreiben der Folien verloren geht. Allerdings gibt es auch sehr gut gestaltete Veranstaltungen (Sociolingüística), die mehr Seminarcharakter haben. Man muss sie nur finden! In diesen werden Materialien vor dem Kurs (online) zur Verfügung gestellt, so dass die gemeinsame Zeit für Diskussionen und Fragen genutzt werden kann. Diese Veranstaltungen ähneln denen in Marburg und haben mir am meisten Spaß gemacht. Sehr zu empfehlen ist der Intensivsprachkurs zu Beginn des Semesters. Er ermöglicht einen schnellen Einstieg in die Sprache und in die Kultur Asturiens. Der Kurs schließt mit einer Klausur ab, die alle bestanden haben, und man erhält 4 ECTS-Punkte dafür. Die Prüfungsleistung wird in den meisten Kursen als Klausur abgelegt. Meine Klausuren beinhalteten oft Fragen nach weniger wichtigen Aspekten der Vorlesung, aber es war möglich, alle Klausuren mit einem normalen Lernaufwand gut zu bestehen. Wenn man die spanischen Studenten nach ihren Unterlagen fragt, leihen sie diese auch gerne aus. In den Licenciatura-Kursen muss man während des Semesters keine weitere Prüfungsleistung ablegen; in manchen Grado-Kursen gibt es eine kontinuierliche Bewertung, so dass die Abschlussklausur entfällt. Meine Bewertung des Studiums an der UniOvi fällt gemischt aus. Aus den gut strukturierten und spannenden Veranstaltungen konnte ich viel für mich und mein Studium mitnehmen. Jedoch muss man sich darauf einstellen, dass das Studium in Spanien andere Schwerpunkte und Methoden hat als in Deutschland. 4

5 Das Leben in Oviedo Das Wetter während meines Erasmus-Jahres war bis Dezember sehr gut, wärmer und schöner als in Deutschland. Von Januar bis Mai allerdings hat es oft geregnet und die Temperaturen gingen im Februar auch mal bis 0 C zurück. Jedoch bekam ich von vielen Spaniern zu hören, dass das Frühlingswetter sonst wesentlich besser ausfalle und der viele Regen selbst für asturische Verhältnisse nicht normal sei. Auch wenn es regnet, werden in Oviedo die Straßen jeden Abend mit Wasser gereinigt und der Müll wird täglich abgeholt. Überall merkt man, dass Oviedo die sauberste Stadt Europas ist, weshalb ich mich gleich sehr wohl dort gefühlt habe. Die Altstadt ist wunderschön, im Mittelpunkt steht die Kathedrale und über die ganze Stadt sind kleine bis große Parks verteilt. An fast jeder Ecke findet man einen Alimerka-Supermarkt und einen Geldautomaten, die einem das Leben wirklich erleichtern. An der UniOvi gibt es ein kleines Sportangebot. Der Sportplatz war von meiner Wohnung leider zu weit entfernt, um das Angebot richtig nutzen zu können. Man benötigt zunächst eine Sportkarte, die 20 Euro kostet. Belegt man einen Kurs (Dauer ca. 6 Wochen) kostet dieser weitere 20 bis 30 Euro. Die Vereine in Oviedo bieten aber eine sehr gute Alternative z.b. für Tischtennis, Badminton und Volleyball. Ich selbst habe ein Fitnessstudio (36 Euro pro Monat) besucht und war mit dieser Entscheidung sehr zufrieden. Die UniOvi hat außerdem einen Chor und bietet während des Semesters viele weitere Veranstaltungen an (z.b. Literatursymposium, Projekttage zu den Themen Wirtschaft, Musik und Literatur). Die Lage Oviedos ist außerdem Ideal für Skifahrer, Surfer und Wanderer durch die Nähe zu den Picos de Europa und zum Atlantik. Das Busnetz ist sehr gut ausgebaut, so dass auch Ausflüge in die umliegenden Städte und Dörfer einfach zu organisieren sind, z.b. nach Covadonga und Ribadesella. Die Erasmusorganisationen ESN und AEGEE bieten viele Veranstaltungen z.b. eine wöchentliche Tapasnacht in wechselnden Bars und Reisen nach Santiago de Compostela, Portugal, Bilbao, Madrid, Andalusien und Ibiza an. Wenn man feiern gehen möchte, bietet die Stadt von Donnerstag bis Samstag viele verschiedene Angebote. Da der Lebensrhythmus in Spanien generell 2-3 Stunden später ist als in Deutschland, isst man am Wochenende oft gegen Uhr zu Abend und geht anschließend (ca. 1 Uhr) ins Partyzentrum in der Altstadt. Feiern dauern oft bis in den nächsten Morgen und die Straßen sind zu jeder Tageszeit belebt. Das 5

6 Nationalgetränk Asturiens ist die Sidra, eine Art Apfelwein, die in hohem Bogen ausgeschenkt wird. Ihr wurde sogar eine ganze Straße gewidmet, der Bulevar de la Sidra, in der sich eine Sidrería an die nächste reiht. Besonders empfehlenswert ist die Tierra Astur, die auch die traditionellen Espichas ausrichtet, die man unbedingt erlebt haben sollte. Obwohl Oviedo für spanische Verhältnisse eine eher kleine Stadt ist, findet man immer etwas Neues zu entdecken. Fazit Obwohl meine Bewertung der UniOvi eher gemischt ausfällt, konnten mich die Stadt, die Lage und die Menschen in meiner Entscheidung nur bestärken. Meine Sprachkenntnisse haben sich schon in den ersten Wochen sehr schnell verbessert, weil die Asturianer einem keine andere Wahl lassen als Spanisch zu sprechen. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und auch die Mentalität der Spanier, das Leben einfach mal zu genießen, hat mich fasziniert. Ich konnte viele Reisen in ganz Spanien unternehmen und das Land von einer anderen Seite kennen lernen. Zum Schluss sollte ich noch bemerken, dass meine Sicht auf mein Auslandsjahr in Oviedo auch deshalb eher durchschnittlich wirkt, weil sie von einem Trauerfall in der Familie stark überschattet wurde. Nichtsdestotrotz bereue ich meinen Entschluss nicht und kann Oviedo als Erasmus-Studienort für 10 Monate sehr empfehlen, denn Asturias es España y lo demás, tierra conquistada. Wer noch Fragen hat oder gerne mal ein paar Bilder von meinem Auslandsaufenthalt sehen möchte, kann sich meine Kontaktdaten von Frau Rokitzki geben lassen. 6