Runder Tisch Gesundheit Lenzsiedlung 10
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- Sarah Hermann
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1 Runder Tisch Gesundheit Lenzsiedlung 10 Protokoll und Teilnehmerliste des Treffens am 30. November 2005 An dem Treffen nahmen 14 VertreterInnen von 13 Einrichtungen bzw. Organisationen teil sowie 5 Gäste teil. Zahlreiche Mitglieder des Runden Tisches hatten wegen Krankheit oder anderer Verpflichtungen bzw. Prioritäten abgesagt. Die Teilnehmerliste befindet sich am Ende des Protokolls. Martina Stahl (Stadtteilbüro Lenzsiedlung) moderierte das Treffen. Tagesordnung: I. Vorstellung des Dolmetscherdienstes Bremen II. Dolmetschen im Gesundheitsbereich die Lage in Hamburg III. Kurzvorstellung Bewohnerbefragung Lenzsiedlung IV. Terminplanung 2006 I. Das Projekt Dolmetscherdienst in Bremen Frau Dr. Mohammadzadeh und Frau Nottebaum stellen das Projekt Dolmetscherdienst in Bremen vor. Frau Mohammadzadeh berichtet zunächst über die Entwicklung des von ihr geleiteten Arbeitsbereichs Migration und Gesundheit im Gesundheitsamt des Landes Bremen. Zunächst gab es im Gesundheitsamt eine Arbeitsstelle für Flüchtlinge, deren MitarbeiterInnen zur Betreuung und Behandlung (!) ihre KlientInnen in den Unterkünften aufsuchten und so ein realistisches Bild von deren Lebenssituation gewannen. Hieraus sind verschiedene Berichte zur gesundheitlichen Lage der MigrantInnen in Bremen entstanden, die Gegenstand der politischen Diskussion waren. Sprachprobleme wurden in diesen Berichten als ein wesentliches gesundheitliches Handicap von MigrantInnen aller Altersgruppen benannt. Eine Lösung scheiterte immer wieder an fehlenden Geldern. Immerhin hat das Land Bremen in seinem in 2000 beschlossenen Integrationskonzept die Verbesserung der Kommunikation mit MigrantInnen im Gesundheitsbereich zu einem Ziel erklärt. Ein erster Schritt hierzu war ein 2002/2003 vom Gesundheitsamt herausgegebener Gesundheitswegweiser für Migrantinnen und Migranten, der einerseits nach Sprachen, andererseits nach Versorgungsbereichen (niedergelassene ÄrztInnen nach Fachgebieten, niedergelassene ZahnärztInnen, Krankenhäuser, Gesundheitseinrichtungen wie z.b. Beratungsstellen, Pflegedienste und Pflegeeinrichtungen sowie Hebammen) gegliedert das Versorgungsangebot jeweils in Bremen und in Bremerhaven darstellt. Wesentliche Grundlage dieser Darstellung war eine vom Gesundheitsamt durchgeführte Befragung, die zugleich in Erfahrung bringen sollte, wie in der Praxis mit sprachlichen Verständigungsproblemen umgegangen wird. Eine weitere Chance ergab sich in diesem Jahr durch die Bereitstellung von aus Toto-Lotto-Mitteln als Anschubfinanzierung für den Aufbau eines Dolmetscherdienstes. Dieses Projekt führt das Gesundheitsamt gemeinsam mit dem Flüchtlingshilfeverein Refugio durch. Frau Nottebaum ist befristet mit 15 WStd. als Koordinatorin für den Sprach- und Kulturmittlungsdienst tätig. Dieser ist dem Gesundheitsamt angegliedert wegen dessen guter Akzeptanz sowohl in der allgemeinen als auch in der fachlichen Öffentlichkeit.
2 Das Angebot Dolmetscherdienst wird mit einem Faltblatt beworben, das die Vorteile des Dolmetschens in der Behandlungs- und Beratungssituation für alle Beteiligten herausstellt und die Konditionen sowie das Verfahren für den Einsatz eines Dolmetscher konkret benennt. Geworben wird mit der (überwiegend) muttersprachlichen Kompetenz der verpflichteten DolmetscherInnen, ihrer Vertrautheit mit der Kultur der PatientInnen, ihren Erfahrungen im Übersetzen medizinischer Fragen und Informationen sowie ihrer Neutralität. Insbesondere die fehlende Neutralität der zum Dolmetschen herangezogenen Personen (verwandtschaftliche oder nachbarschaftliche Beziehung zur PatientIn einerseits; arbeitsrechtliche Abhängigkeit vom Be-handler/Berater oder organisatorische Zwänge andererseits) wird als großes Manko der Ist-Situation bezeichnet.[nicht angesprochen wird im Faltblatt die Frage der Übersetzungsqualität und der Qualitätssicherung.] Voraussetzung für den Dolmetschereinsatz ist die geklärte Kostenübernahme. Mit 24 für die erste Einsatzstunde und 12 je weitere angefangene 30 Minuten sowie einer Fahrtkostenpauschale von 16 ist der Tarif relativ günstig; gleichwohl liegt hier die entscheidende Barriere für die Anforderung des Dolmetscherdienstes, denn die Honorierung von Dolmetschern ist bei keiner Krankenkasse Teil des Leistungskatalogs. Das Projekt startete am mit 65 DolmetscherInnen für 30 Sprachen und 8 Dialekte. Nach der öffentlichen Bewerbung des Angebots meldeten sich zunächst weitere MigrantInnen, die als DolmetscherInnen tätig werden wollten, so dass jetzt (Ende November) 90 DolmetscherInnen für Einsätze zur Verfügung stehen. Nutzungsinteresse zeigten als erste Einrichtungen aus dem sozialen Bereich; erst seit Mitte November gibt es erste Anfragen aus dem Gesundheitsbereich. Die weitere Strategie des Projektes ist, mit sog. Großkunden also vor allem Krankenhäusern eine Vereinbarung über den Einsatz von Dolmetschern abzuschließen. Im Gegensatz etwa zu einem niedergelassenen Arzt haben sie die Möglichkeit Dolmetschkosten intern zu verrechnen. Von einer solchen Vereinbarung wird einerseits eine gesundheitspolitische und fachliche Signalwirkung erwartet, zum anderen hofft man, auf diesem Wege einen Fonds aufbauen zu können, aus dem mittellose Aufträge finanziert werden könnten. Noch im Dezember endet das aus Toto-Lotto-Mitteln finanzierte Anschubprojekt. Frau Nottebaum steht dann dem Projekt nicht mehr im bisherigen Umfang und in der bisherigen Funktion zur Verfügung. Die weitere Betreuung des Projekts muss aus der Linie des Gesundheitsamtes geleistet werden. II. Dolmetschen im Gesundheitsbereich die Lage in Hamburg Frau Wessel-Neb (Gesundheitsbehörde Hamburg, Tel ) skizziert die augenblickliche Lage in Sachen Gesundheitsdolmetschen in Hamburg. Es gebe verschiedene Angebote, die aber relativ unverbunden und in der Öffentlichkeit wenig bekannt seien. Die Einsicht, dass eine gute Verständigung sowohl im Interesse der NutzerInnen wie auch der DienstleisterInnen des Gesundheitswesens liege, sei leider noch kein Allgemeingut. Erfreulicherweise enthalte das Handbuch für das Gesundheitswesen, hrsg. von der Ärztekammer Hamburg, in dem auch weitere Gesundheitsdienstleister und Einrichtungen aufgeführt sind, Hinweise auf fremdsprachliche Kompetenzen in medizinischen und psycho- 2
3 therapeutischen Praxen. Somit gebe es zumindest für die Hand der Professionellen eine jährlich aktualisierte Informationsquelle. Das UKE startete in den 90er Jahren im Rahmen eines Projektes Migrantenversorgung den Aufbau eines Dolmetscherdienstes. Später wurde dieser wohl aus Kostengründen zunächst privatisiert und dann gänzlich eingestellt. Inzwischen haben sich mehrere der dort aktiven DolmetscherInnen in der Organisation Lingua medica zusammengeschlossen und bewerben und koordinieren ihre Tätigkeit gemeinsam. (Lingua medica, Tel. 040 / ) Frau Klei von Lingua medica stellt die Organisation kurz vor. Neben vielen Gemeinsamkeiten mit dem Bremer Projekt, das durch seine Anbindung an das Gesundheitsamt aber sicherlich besser positioniert ist, fällt der deutlich höhere wenngleich wohl nicht überzogene Preis auf. Das UKE selbst hat inzwischen einen Stamm von (Lingua medica-) Honorardolmetschern, die es bei Bedarf verpflichtet; die Höhe der Honorare ist [mir] nicht bekannt. In den Wohnunterkünften für Flüchtlinge in Hamburg hatte die Sozialbehörde bis vor wenigen Jahren auch DolmetscherInnen eingesetzt. Wie diese Arbeit organisiert und finanziert war und ob diese DolmetscherInnen weiterhin abrufbar auch für Einsätze im Gesundheitsbereich - zur Verfügung stehen, müsste neu recherchiert werden. Einen neuen Impuls für das Thema Dolmetschen bedeutet das Projekt MiMi (s. hierzu das Protokoll des Runden Tisches Gesundheit Lenzsiedlung Nr. 8), das der BKK Bundesverband gemeinsam mit dem Ethnomedizinischen Zentrum Hannover durchführt und das in Hamburg vom Schnittstellenprojekt Schnelsen koordiniert wird. Zwar geht es hier vorrangig um die muttersprachliche Information zu Gesundheitsthemen, doch dürfte damit auch das Thema Dolmetschen neue Aufmerksamkeit erhalten. Die Gesundheitbehörde unterstützt das Projekt MiMi etwa durch Fortbildung der geschulten Mediatoren aktuell zum Thema HIV/Aids. Frau Wessel-Neb weist noch auf eine aktuelle Umfrage zur Verständigung mit nicht deutschsprachigen Patientinnen und Patienten an Berliner Krankenhäusern hin, die deutlich macht, dass Probleme in der Verständigung mit nicht deutschsprachigen Patienten in Berlin kein Randproblem sind, was für Hamburg sicher auch gelten dürfte. Im Zusammenhang mit dem Thema Gesundheitsdolmetschen sind auch fremdsprachige Informationsbroschüren zu erwähnen. Frau Wessel-Neb verteilt einen von der Gesundheitsbehörde herausgegebenen Merkblatt-Block mit den wichtigsten Hamburger Telefon- Nummern und Adressen zum Thema Hilfe im Notfall? in 14 Sprachen. (s. auch dort Broschüren A-Z ; zu bestellen bei: Frau Brigitte Krüger, Behörde für Wissenschaft und Gesundheit, Billstraße 80 A, Hamburg, Tel , Fax ) Zu der gerade erschienenen Neuausgabe des Ratgebers Diabetes (aus der Reihe Ratgeber bei chronischen Krankheiten der Gesundheitsbehörde) gibt es ein türkischsprachiges Faltblatt mit den wichtigsten Informationen zu der in der türkischen Bevölkerungsgruppe zunehmend auftretenden Krankheit (dt.ratgeber und türk.faltblatt ebenfalls zu bestellen bei Frau Brigitte Krüger, BWG, s.o.). Auch für die Broschüre Schwangerschaft im Konflikt, gibt es zusammenfassende Faltblätter in 13 Sprachen (Zu bestellen bei: Frau Rita Siebert, Behörde für Wissenschaft und Gesundheit, Billstraße 80, Hamburg, Rita.Siebert@bwg.hamburg.de). 3
4 Eine von der Gesundheitsbehörde 2002 im Druck veröffentlichte Übersicht Fremdsprachige Gesundheitsinformationen für die Allgemeinheit ist vergriffen, kann aber im Internet ( s. Broschüren A-Z ) eingesehen und heruntergeladen werden. III. Bewohnerbefragung Lenzsiedlung Herr Nickel (Institut für Medizin-Soziologie) stellt kurz eine für Januar/Februar geplante Befragung von BewohnerInnen der Lenzsiedlung zum Thema Gesundheit vor. Er verteilt den Entwurf eines Fragebogens und ein Papier zum methodischen Vorgehen. Die TeilnehmerInnen des Runden Tisches werden gebeten, Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge (zu Fragebogen und methodischem Vorgehen) per Mail oder Fax bis Mitte Dezember an Stefan Nickel zu richten. IV. Termine 2006 Herr Lorentz schlägt für 2006 vor, das Plenum des Runden Tisches nur dreimal tagen zu lassen. Auf diesem Wege soll versucht werden, das ursprüngliche breite professionelle Spektrum des Runden Tisches wieder versammeln zu können. Den Arbeitsgruppen komme dann für die Intensität der Kooperation eine noch größere Bedeutung zu als im laufenden Jahr. Nach inzwischen vorgenommener Korrektur sind für 2006 folgende Plenumstermine geplant: 15. Februar, 7. Juni und 11. Oktober 2006 jeweils Uhr im Bürgerhaus Lenzsiedlung Christian Lorentz Gesundheitsamt Hamburg Eimsbüttel Teilnehmer Runder Tisch Gesundheit Lenzsiedlung am 30. November 2005 Herr Balaghy Aqtivus Frau Böhmert Institut für Medizin-Soziologie am UKE Frau Boni-Tamm Freiberufl. Sozialwissenschaftlerin Herr Fischlin Verein Lenzsiedlung e.v. Herr Lorentz Gesundheitsförderung Gesundheitsamt Eimsbüttel Herr Nickel Institut für Medizin-Soziologie am UKE Frau Ott Beratungszentrum Sehen, Hören, Bewegen, Sprechen Frau Scheidtweiler Hamburger KinderHaus/Rudolf-Ballin-Stiftung Frau Schöning Familien-Hebamme Lenzsiedlung Frau Stahl Lawaetz Stiftung Quartiersmanagement Lenzsiedlung Frau Stiefvater Rauhes Haus Frau Voigt CDU-Fraktion in der BV Eimsbüttel Frau Wiese Jugendamt Erziehungsberatungsstelle 4
5 Frau Zapf Kinderhaus Janusz Korczak Gäste Frau Gobelius BLiZ/VHS Osdorf Frau Klei Lingua Medica Frau Dr. Mohammadzadeh Gesundheitsamt Bremen Frau Nottebaum Dolmetscherdienst Bremen/Gesundheitsamt Bremen Frau Wessel-Neb Behörde für Wissenschaft und Gesundheit 5
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