Hinweise zum Anfertigen von Hausarbeiten

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1 Hinweise zum Anfertigen von Hausarbeiten - TIPP: Word und Open Office enthalten zahlreiche nützliche Features, die gerade bei Zeitdruck äußerst nützlich sein können. o BSP: Automatische Gliederung, Literaturverzeichnis als Tabelle automatisch alphabetisch anordnen etc. Machen Sie sich schon vor der ersten Hausarbeit mit den Features bekannt! Dies zahlt sich gegen Ende der Bearbeitung aus. I. Formalia 1. Immer Seitenbeschränkung beachten. o Man findet immer viel zu viel zu einem Thema, wirklich relevant ist aber das wenigste. Wenn der Platz nicht reicht, dann: Nicht mit der Formatierung tricksen (fällt jedem Korrektor im direkten Vergleich zu ehrlichen Arbeiten sofort auf). Statt dessen: Gutachten straffen. o TIPP: Sparen sie an Füllworten, die nicht unbedingt erforderlich sind. BSP: In diesem Zusammenhang oder nur am Rande sei angemerkt, dass 2. Rechtschreibung: o Lesen Sie Ihre Arbeiten immer mehrfach Korrektur. Die MS-Word-Rechtschreibprüfung übersieht viele Fehler. 1

2 3. Reihenfolge: 1. Deckblatt 2. Sachverhalt 3. Literaturverzeichnis 4. Gliederung 4. Deckblatt Stud. iur. Hans Wurst Marburg, den Universitätsstr Marburg 3. Fachsemester Matr.Nr Übung im Bürgerlichen Recht für Anfänger bei Prof. Dr. Olaf Deinert Sommersemester Hausarbeit 5. Sachverhalt - Kann oft aus dem Internet gecopypasted werden. o Achtung: Rechtschreibfehler dürfen nicht übernommen werden. 2

3 6. Literaturverzeichnis - Sinn und Zweck: o Leser soll nachvollziehen und ggf. nachschlagen können, worauf sich Verf. bezieht. - Literaturangaben müssen einheitlich sein: o Keine Gerichtsentscheidungen o Jeder zitierte Autor wird angeführt, auch wenn es sich dabei nur um einen Bearbeiter handelt. Akademische Titel werden nicht angegeben, Adelstitel schon o Alle bibliografischen Daten, die erforderlich sind, um ein Werk aufzufinden: Bücher: Autor oder Herausgeber, Titel, Aufl. und Erscheinungsjahr Bei Kommentaren auch den/die zitierten Autoren angeben. Zitierweise nur bei Verwechslungsgefahr (andernfalls formalistisch) o Zeitschriften Abkürzungen der Zeitschriftentitel reichen aus. BSP NJW 2003, Jahreszahlen nicht abkürzen. - TIPP: Planen Sie vor der Abgabe noch genügend Zeit für das Erstellen des Literaturverzeichnisses ein. Bei Monografien hilft häufig der Web-Opac der Philipps Universität. 7. Gliederung - Grundsatz: so knapp wie möglich, so ausführlich wie nötig o Es geht um einen ersten Überblick. Gliederung soll ein Fahrplan, aber kein Reisebericht sein o Bei hoher Untergliederung muss nicht jedes Detail in der Gliederung auftauchen. 3

4 - Gliederungsebenen richtig definieren. o Auch hier verschiedene Schulen o BSP: A. I. 1. a) aa) aaa) (1) o Oder Wichtig: Hat man sich einmal für ein System entschieden, muss man es auch konsequent durchhalten. o Häufiger Fehler: Wer A sagt, muss auch B sagen! Auf ein A. muss immer auch ein B. folgen! - Im Zivilgutachten müssen die Gliederungsüberschriften im Gutachten nicht nochmals wiederholt werden. 8. Fußnoten - Unterschiedliche Zitierweise o Am besten auf der Website des jeweiligen Professors nachschauen. o Alternative: Nach DUDEN zitieren! o Doppelnamen werden mit Bindestrich angeführt. BSP: Müller-Rockstroh o Mehrere Autoren werden durch Schrägstrich getrennt. BSP: Hoffmann-Riem/Schulz/Held, Konvergenz und Regulierung, S. 50 4

5 II. Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens Systematisches Vorgehen: - Untersuchungsgegenstand wird präzise umschrieben. und folgt einem klaren gedanklichen Aufbau. - Standpunkte müssen objektiv begründet werden. o Positionen müssen Nachvollziehbar und Nachprüfbar sein: daher Fußnoten in Hausarbeiten als Nachweise! - Rechtsprobleme und Meinungsstreitigkeiten werden so strukturiert wie möglich abgehandelt. o Argumentationstechniken bei Meinungsstreitigkeiten 5

6 III. Erstellen des Gutachtens Stufe 1: Vorbereiten Besorgen Sie sich alles, was sie für die Fertigstellung der Hausarbeit brauchen schon im Vorhinein: o Standardwerke aus der Universitätsbibliothek ausleihen. o Papier o Toner/Tinte o Kaffee und Schokolade Stufe 2: Lesen! Der Sachverhalt muss gründlich gelesen werden. Mindestens 3-mal, bevor man sich an das Erstellen einer Lösungsskizze macht. (Am besten wird der SV verinnerlicht, wenn man ihn selbst abtippt und nicht aus dem Internet kopiert. Stufe 3: Denken! Es gilt die Devise: Erst denken, dann schreiben! 1) Schwerpunkte des Falles sondieren. Worum geht es in dem Fall? Was sind die Besonderheiten: BSP o Ratenkauf eines Minderjährigen o Stellvertretung o Falsa demonstratio non nocet 6

7 2) Vorläufige (klausurmäßige) Lösungsskizze erstellen. Wie in einer Klausur setzt man sich mit dem Gesetzestext hin und sucht nach einer ersten, noch unverbindlichen Lösungsskizze für den Fall. Sobald ein Prüfungspunkt problematisch erscheint, den Punkt markieren. 3) Grobgliederung für die Hausarbeit erstellen. Die erste Gliederung wird jetzt mithilfe eines Handkommentars, bspw. Jauernig oder Palandt, abgearbeitet. Lesen Sie sich die Kommentierungen zu den in Ihrer Lösungsskizze vorkommenden durch und notieren Sie sich mögliche Probleme, Meinungsstreitigkeiten etc. Stufe 4: Planen Erstellen Sie sich einen Zeitplan für die Hausarbeit, den sie möglichst auch einhalten. Ziel ist es, dass Sie die Arbeit auch fristgerecht zu einem Abschluss bringen. TIPP: Das Durchmachen der letzten Nächte vor der Abgabe kommt zwar sehr häufig vor, ist aber wenig effizient, da man übermüdet häufig unnötige Fehler begeht. TIPP: Lassen Sie sich nicht von Kommilitonen beeindrucken, die vorgeben, nach kürzester Zeit schon fertig zu sein. Schnell bedeutet nicht gut. Verlassen Sie sich nicht blind auf die herrschende Seminarmeinung, diese ist nicht immer richtig. Stufe 5: Recherchieren Das Recherchieren nimmt die meiste Zeit in Anspruch und muss gewissenhaft erfolgen. 7

8 TIPP: Arbeiten Sie sich immer vom Allgemeinen zum Speziellen vor. Beginnen die Recherche bei der herkömmlichen Studienliteratur wie Brox/Walker. Sobald sie auf ein rechtliches Problem stoßen, vertiefen Sie ihre Recherchen mithilfe von Kommentarliteratur und einschlägiger Rechtsprechung. Haben Sie sich dann zu einem Kernproblem, etwa einem Meinungsstreit vorangearbeitet, können Sie in die Tiefe gehen und auf Monografien, bspw. Dissertationen oder Habilitationen, und Aufsätze in Fachzeitschriften zurückgreifen. TIPP: Es ist ganz normal, dass man vielmehr ließt, als man schließlich verwerten kann. a) Unproblematisches Konventionelle Literatur (Lehrbücher) reicht aus. BSP: Die Definition eines Vertragsschlusses muss nicht mit zehn Nachweisen aus Rechtsprechung und Fachaufsätzen belegt werden, wenn das Zustandekommen eines Vertrages offensichtlich unproblematisch ist. b) potenzielle Probleme Sobald Sie auf einen Aspekt der Lösung stoßen, wo die Studienliteratur nicht genügend Auskünfte liefert, lesen Sie die Problematik nochmals in vertiefender Literatur, beispielsweise in einem Kommentar nochmals nach. c) Kernprobleme Sobald Sie einen Schwerpunkt des Falles lokalisiert haben, müssen sie den Dingen auf den Grund gehen: Lesen Sie die Vertiefungshinweise in den Fundstellen der Kommentare und Monografien nach. Meist handelt es sich dabei um Entscheidungen und Aufsätze. 8

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10 TIPP: Hier trennt sich häufig die Spreu vom Weizen: Schlechte Bearbeitungen touchieren die Probleme, mittelgute erkennen sie und richtig gute erkennt man daran, dass Verf. die Quellen gelesen, verstanden ansprechend im Gutachten umgesetzt hat. Vorsicht: Kaum ein Fall ist gleich, deshalb verlassen Sie sich bitte nicht auf irgendwelche Musterlösungen von Repetitoren oder Falllösungen, beispielsweise aus der JuS. Darin sind häufig wichtige Vertiefungshinweise enthalten. Sie sind aber meistens vom Niveau her auf Klausuren ausgelegt. Vorsicht: Gerade bei Falllösungen von Repetitoren handelt es sich häufig nicht um mustergültigen Gutachtenstil. Sie verfolgen meist didaktische Ziele, wollen den Lesern also etwas beibringen. Es handelt sich dabei aber keinesfalls um den perfekten Gutachtenstil. Vorsicht: Schreiben Sie niemals eine Falllösung einfach so ab. Das fällt den Korrektoren meist auf und die Prüfungsleistung wird mit null Punkten bewertet. TIPP: Wenn Sie etwas Wichtiges gelesen haben, notieren Sie sich die Fundstelle auf einem Schmierzettel, damit Sie sie wiederfinden. Stufe 6: Ausarbeiten Beim Ausformulieren der Lösung gelten dieselben Grundsätze wie bei Klausuren: o Achten sie UNBEDINGT auf einen sauberen Gutachtenstil. o Kurze, prägnante Sätze verfügen über die größte Überzeugungskraft. o Belegen sie Ihre Aussagen mit Fußnoten. ABER: Die eigentliche Subsumtion darf nicht mit Fußnoten belegt werden: Prof. Dr. X hat in seinem Aufsatz in der JuS 1999 sicherlich nichts über Ihren Sachverhalt gesagt! 10

11 Tipp: Verfallen Sie nicht in lehrbuchartige Ausführungen! Achten Sie auf eine korrekte Deduktion: Eine gute Falllösung verwendet nur Informationen, die für die Subsumtion relevant sind. Beispiel: Ferner müsste das allgemeine Persönlichkeitsrecht des X verletzt sein. a) Negativ Schon im alten Griechenland verfolgte man Persönlichkeitsrechtsverletzungen im Rahmen der Hybris-Klage. Auch im antiken Rom kannte man mit der iniuria ein rechtliches Instrument, um ehrrürigen Handlungen und Behauptungen begegnen zu können. Heutzutage wird das allgemeine Persönlichkeitsrecht sehr weit verstanden [Die zusätzlichen Informationen haben in einer wissenschaftlichen Publikation oder einem Vortrag durchaus ihre Berechtigung. In einer Hausarbeit sind sie überflüssig, da sie für die Subsumtion, um die es letztlich ausschließlich geht, nichts beitragen!] b) Positiv Dieses beruht auf Art. 1, 2 GG und weist sich durch einen offenen Tatbestand aus, der auch Bedrohungen erfasst, die aus dem Einsatz moderner Kommunikationsmittel erwachsen. [Der letzte Satz kann für die Subsumtion beispielsweise dann relevant sein, wenn es um eine Persönlichkeitsrechtsverletzung im Internet geht.] 11

12 Stufe 7: Überarbeiten Erst das letzte Schleifen macht einen Brillanten aus einem Diamanten! o Lesen Sie sich die Arbeit nochmals ganz detailliert durch und achten Sie dabei auf: Gutachtenstil immer eingehalten Wurden Begriffe wie weil, da, denn (Urteilsstil!) etc. verwendet Orthografie (verlassen Sie sich bitte nicht auf die Rechtschreibprüfung von MS-Word, diese ist oft fehlerhaft). Zeichensetzung Grammatik Stimmen die Formalia? Haben Sie einheitlich zitiert? o Nehmen Sie wenn nötig Kürzungen vor: Manipulationen am Schriftbild wie veränderter Zeilenabstand, Seitenränder etc. fallen (negativ) auf. Wenn Sie mit den verlangten Seitenzahlen nicht zurechtkommen, dann haben Sie wahrscheinlich zu langatmig geschrieben. Stufe 8: Pünktlich abgeben Bitte beachten Sie, dass sie unter Zeitdruck arbeiten. Planen Sie genügend Zeit ein, um aus der Arbeit ein Produkt zu machen. 12