UdL Digital Roundtable Gespräche zur digitalen Integration
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- Caroline Fromm
- vor 8 Jahren
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1 UdL Digital Roundtable Gespräche zur digitalen Integration "Mobil durchs Netz Migranten in der digitalen Welt" Factsheet Nutzerzahlen Internet Quelle: (N)ONLINER Atlas 2010 Internetnutzung korreliert mit dem Alter, in den jüngeren Altersgruppen liegt die Internetnutzung bei über 90 zent. (NOA 2010) Die in Deutschland lebende Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist prozentual stärker in den jüngeren Altersgruppen vertreten. (Mikrozensus 2009)
2 100,00% 90,00% 80,00% 70,00% 60,00% 50,00% 40,00% 30,00% 20,00% 10,00% 0,00% Dt. Bev (o. M.) MigrantInnen (alle) Ausländer (o. dt. Stb.) Mig. (m. dt. Stb.) Mit allg. Schulabschluss in schulischer Ausbildung ohne allg. Schulabschluss Mit beruflichem Bildungsabschluss ohne beruflichen Bildungsabschluss Internetnutzung korreliert mit dem Bildungsniveau: Bei denjenigen, die keine Berufsausbildung abgeschlossen haben, liegt die Zahl der Internetnutzer unter 50 zent. (NOA 2010) Das Bildungsniveau der in Deutschland lebenden Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist niedriger als das der deutschstämmigen Bevölkerung. (Mikrozensus 2009) Nutzungsverhalten Befragungen von Migranten in Deutschland haben gezeigt, dass sie das Internet eher dazu nutzen, Beziehungen zu anderen Migranten zu pflegen oder aufzubauen als Kontakt zu Deutschen aufzunehmen, wobei es Unterschiede zwischen verschiedenen Migrantengruppen gibt: Türkischstämmige Nutzer haben im Vergleich zu Nutzern aus Russland häufiger Kontakt zu Deutschen und nutzen auch das Internet eher in deutscher Sprache. Diese Unterschiede verdeutlichen, dass die Internetnutzung individuelle, situations- und interessenabhängig ist und nicht von einer homogenen Nutzungsweise des Internet durch Migranten ausgegangen werden sollte. (Kissau, 2008, S.32) Aufgrund der zunehmend leichteren Zugangsmöglichkeiten zum Internet bleiben soziale Netzwerke nicht auf direkte Interaktionen beschränkt, sondern spielen sich verstärkt auch
3 virtuell ab. Neben den beliebten sozialen Plattformen (z. B. schülervz, studivz, Facebook, Twitter u.a.) wächst die Zahl an intraethnischen Internet-Foren, die sich an Personen der gleichen Herkunftsgruppe richten. Erste Studien legen nahe, dass Jugendliche der zweiten Generation in Deutschland solche virtuellen Online-Communities regelmäßig nutzen, um dort soziale Anerkennung zu finden und sich ihrer ethnonationalen bzw. kulturellen Identität zu vergewissern. (SVR 2010, mit Verweis auf Hugger 2009; Goel 2006, S. 116) Mobile Nutzung Die Mobilfunk-Penetrationsrate ist unter MigrantInnen gleich hoch, in einigen Altersgruppen auch höher als bei der Mehrheitsgesellschaft. Bei der Handynutzung zeigt sich, dass türkischstämmige Jugendliche hier die höchsten Nutzungszahlen aufweisen. (Trebbe/Heft/Weiß 2010, S. 87) Online Offline Bestimmte Internetportale richten sich an ein ethnisch definiertes Publikum. Die Leserschaft dieser speziellen Internet-Angebote überschreitet den Umfang mancher Printmedien deutlich (Androutsopoulos 2005). Über diese Angebote informieren sich Zuwanderer aber nicht nur über Ereignisse in ihrem Herkunftsland bzw. dem ihrer Familie, sondern versorgen sich auch mit aktuellen Nachrichten aus und über Deutschland (Baspinar/Hammeran/Simon 2007). Das Internet ermöglicht damit den Zuwanderern, bikulturelle und transnationale Orientierungen zu bewahren oder gar erst aufzubauen (Vogelsang 2008; vgl. z. B. auch das von der VolkswagenStiftung getragene jekt zu hybriden Identitäten von muslimischen Zuwanderern in Deutschland (Foroutan/Schäfer 2009)). Arabisch oder Russisch können als Lingua franca Brückenfunktionen für Zuwanderergruppen aus verschiedenen Ländern einnehmen. (SVR 2010, S. 208) Wie beim Fernsehkonsum ist auch das Internet als eine Brücke zur Heimat zu betrachten. Die neuen Portale für die Migrantenjugendlichen sind eine ganz wichtige Austauschplattform. Durch diese Portale haben viele die Möglichkeit, über Themen zu reden, die in den anderen Medien keine Beachtung finden. Es gibt kaum andere Medien, die die Besonderheit der jungen Migranten, und zwar die Mehridentität oder multikulturelle Identität, erkennt und entsprechende Angebote unterbreitet. (WISO-Diskurs FES 2010, S. 50) Dadurch dass Online- und Offline-Welten miteinander verknüpft sind, wirkt sich die gesellschaftliche Teilhabe im Internet somit auch auf das Leben außerhalb des Mediums Internet aus. (Kissau 2008, S. 33)
4 Mehrheitsgesellschaft Herkunftsgesellschaft Gleichzeitig wird das Internet ( ) dazu genutzt, um sich über Geschehnisse im Herkunftsland und in Deutschland zu informieren, woran die Migranten gleichermaßen interessiert sind. (Kissau 2008, S. 31) Diejenigen [Migranten], die sich für einen der zwei gesellschaftlichen Kontexte stärker interessieren, nutzen also auch die entsprechenden Medien überproportional häufig. Negative Koeffizienten findet man übrigens nicht: So zeigen sich keine negativen Zusammenhänge zwischen einem starken Interesse für die Türkei und der deutschsprachigen Mediennutzung, d.h. ein Interesse für den Kontext des eigenen Migrationshintergrundes geht nicht zu Lasten der deutschsprachigen Mediennutzung. (Trebbe/Heft/Weiß 2010, S. 97) Zusätzliche Relevanz hat die Internetnutzung für benachteiligte Mitglieder einer Gesellschaft, zu denen auch Personen mit Migrationshintergrund zählen insbesondere im Hinblick auf gesellschaftliche Partizipation und politische Gleichberechtigung. Gerade für diese Bevölkerungsgruppe stellen zusätzliche Informationsressourcen, wie sie das Internet bietet, ein ganz besonderes Potential zur Erweiterung und Verbesserung ihrer Handlungsmöglichkeiten dar. (Kissau 2008, S. 29) Politische Partizipation Bei niedrigerem Bildungsniveau (Türken/Araber 1,77 / Deutsche 2,23, Skala 1-3) liegt der Wert für die politische Nutzung des Internet bei der Gruppe der Türkei/ Arabische Länder stämmigen Jugendlichen höher (0,66, Skala 1-4) als bei den deutschen Jugendlichen (0,54). Gleichzeitig weist die Gruppe der aus der Türkei und aus arabischen Ländern stämmigen Jugendlichen von allen Migrantengruppen die höchste Werte im Hinblick auf die empfundene Diskriminierung auf (1,98 negative Darstellung in den Medien, 2,18 Vorurteile verspürt, 2,31 politische Entscheidungen zum Nachteil der eigenen Gruppe, Skala 0 3). Ein Zusammenhang zwischen empfundener Diskriminierung und der Nutzung des Internet für politische Partizipation kann angenommen werden. (nach Mansel/Spaiser, unveröffentl.) Quellen: Kissau, Internetnutzung von Migranten ein Weg zur Integration? In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Bundeszentrale für politische Bildung 39/2008, S Mansel/Spaiser, Befragung von Jugendlichen, Institut für interdisziplinäre Konflikt-/Gewaltforschung Universität Bielefeld (unveröffentlicht) Mikrozensus Statistisches Bundesamt Deutschland. (N)ONLINER Atlas 2010 Eine Topographie des digitalen Grabens durch Deutschland. Initiative D21. Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), Einwanderungsgesellschaft 2010 Jahregutachten 2010 mit Integrationsbarometer, 2010 Trebbe/Heft/Weiß, Mediennutzung junger Menschen mit Migrationshintergrund. Landesanstalt für Medien Nordrhein- Westfalen (LfM), 2010 WISO-Diskurs Zur Rolle der Medien in der Einwanderungsgesellschaft, Friedrich-Ebert-Stiftung, 2010
5 Onlinebefragung zum Thema Mobil durchs Netz Migranten in der digitalen Welt Zur Vorbereitung des UdL Digital Roundtables wurde vom eine Onlinebefragung durchgeführt, bei der die Teilnehmenden fünf Statements zum Thema bewerten und kommentieren konnten. 1. Mobiles Internet ist ein Schlüssel zur Digitalen Integration von Migrantinnen und Migranten 62,5% Zustimmung in den Generell JA, aber u.u. werden die Rückzugsmöglichkeiten in die eigene Sprache/Ethnie stärker genutzt als die integrativen Elemente des web. Partizipation wird einfacher, wenn sie zu jeder Zeit und von jedem Ort aus möglich ist. Das erfordert aber einen kompetenten Umgang. Die Affinität von Migranten bezüglich mobilen Internets ist erstaunlich. Erst social communities haben aber diesen Wandel bewirkt. 12,5% Ablehnung in den 25% heit in den Kommt ganz drauf an, welche Seiten abgerufen werden. Die Sprache spielt dabei eine große Rolle. Die Nutzer müssen im Umgang geschult werden.
6 2. Location based services unterstützen Migrantinnen und Migranten bei der Orientierung in ihrem Lebensumfeld 62,5% Zustimmung in den LBS tragen dazu bei, dass MigrantInnen sich selbständig im Alltag zurechtfinden, reduzieren aber die Notwendigkeit personeller Kommunikation. Sich vorab von zuhause (in Ruhe) über lokale Angebote zu informieren baut Barrieren ab diese auch zu nutzen. 12,5% Ablehnung in den Ich glaube nicht, dass Location based S. weitgehend genutzt werden, für die Orientierung verlassen wir uns stark auf unser soziales Umfeld. 25% heit in den 3. Das Internet erweitert und verändert auch das reale Lebensumfeld von Migrantinnen und Migranten 95% Zustimmung in den Der Trend zum Social Network (Xing, Facebook,..) führt immer häufiger auch zu realen Treffen der Interessensgemeinschaften. Das Internet eröffnet unkompliziert Kommunikation, ist Ratgeber und Ausdrucksmittel. Das Internet ergänzt die reale Welt und macht sie leichter. 5% Ablehnung in den Schön wäre es. Die Chance ist da die geringere Beschimpfungshemmschwelle allerdings auch.
7 4. Mobile Internetnutzung ermöglicht Migrantinnen und Migranten den ständigen und unmittelbaren Austausch mit der Herkunftsgesellschaft 88,2% Zustimmung in den Das hängt aber natürlich vom Zugang der Menschen im HL zum Internet ab Auf Grund dieser einfacheren Erreichbarkeit z.b. Satelliten TV aus Herkunftsland wird Integration erschwert (Sprache lernen ist beinah egal) Transnationale soziale Räume werden geschaffen. Soziale Beziehungen und Netzwerke werden am Leben erhalten. 11,8% heit in den Aussage stimmt zwar, aber braucht man das? Der Austausch mit der Heimat ist etwas persönliches/ intimes, für das man Zeit und Ruhe braucht.
8 5. Im globalen Social Web spielen Begriffe wie Mehrheitsgesellschaft und Zuwanderer keine Rolle mehr 42,1% Zustimmung in den Bei vielen social communities ist es egal, in welchem Land ich wohne, welche Sprache ich spreche und vor welche Staatsagehörigkeit ich habe Social Web ist international und daher spielt die Herkunft, etc. meist keine Rolle mehr. Im Gegenteil, sie macht das Ganze lebhafter! Die Entwicklung eigener Websprachen und Verhaltenskodizi im Web erschafft neue Bedeutungen von Identität. Ein gemeinsamer digitaler sozialer Raum wird geschaffen, am besten mit einer gemeinsamen Sprache. 52,6% Ablehnung in den Das mag für einige Cyber- Freaks gelten, aber nicht für die Mehrheit der Web-Nutzer. In- and outgroup Dynamiken finden sich immer und überall, auch im Internet und Social Web. Die Mehrheitsgesellschaft und die Zuwanderer sind doch auch im Netz unter sich! Wo soll die Schnittstelle sein? Auch im Web wird es immer Diskriminierung geben. Die Kommunikation erfolgt oft schriftlich. "Lern du erst mal deutsch!" liest man leider oft. 5,6% heit in den
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