Erfahrungsbericht Wien. Manuela Drechsel. Studienaufenthalt im Sommersemester Küss die Hand oida!

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1 Erfahrungsbericht Wien Manuela Drechsel Studienaufenthalt im Sommersemester Küss die Hand oida! Warum Wien? Insgesamt 6 Monate, von Ende Februar bis Ende August, dauerte mein Auslandsaufenthalt in Wien. Ich habe mich dafür erst relativ spät entschieden, sodass es mir nicht mehr möglich war, über das ERASMUS-Austauschprogramm einen Platz in Wien zu erhalten. Da ich aber zu dem Zeitpunkt schon ein riesiger Fan der Stadt war und unbedingt nach dem 5. Semester eine Verschnaufpause von Jena brauchte und gern ins Ausland wollte, habe ich meinen Aufenthalt auf eigene Faust organisiert. Und ich muss ehrlich sagen, dass alles problemlos verlief. Viele meiner Freunde haben mich gefragt, warum ausgerechnet Wien? Warum willst du in ein Land, indem die gleiche Sprache gesprochen wird wie bei uns? Was bringt dir das, wenn dir nicht einmal die die Scheine anerkannt werden? Und ich weiß nicht, wie oft ich diese Fragen beantworten musste. Ich habe immer die gleiche Antwort gegeben: Weil es mir da sehr gut gefällt. Mir ging es nicht darum, an der Universität Wien viele Leistungsscheine zu machen, da ich wusste, dass die Anerkennung eh problematisch ist. Mir ging es bei meinem Aufenthalt auch nicht darum, eine andere Sprache zu lernen, sondern ich wollte einfach ein halbes Jahr in dieser tollen Stadt leben. Doch eines gleich vorweg das Leben in Wien ist teuer! Teurer jedenfalls als in Deutschland und das teils deutlich.

2 Die einzigen Ausnahmen, die mir im Moment einfallen, sind die Benzin-Preise und die Preise im Handy-Bereich. Aber die Kultur dort, die Menschen, die Umgebung all das faszinierte mich..und fasziniert mich auch heute noch. Vor meinem Auslandssemester war ich schon drei Mal in Wien. Ich kannte die Stadt schon ziemlich gut, habe dort Freunde gefunden und wusste mich zurecht zu finden. Für mich war Wien damals schon eine der schönsten Städte, die ich bisher gesehen und erlebt habe.»wien ist anders«die Rathauspropaganda trommelt seit den Neunzigerjahren diese Werbebotschaft. Aber was genau ist anders? Wien, die Donau-Metropole, bei der man zuerst an Mozart, Handkuss und Opernball denkt, soll eine Stadt im Wandel sein? Wien ist nicht nur Sisi und Sachertorte. Es gibt noch viel mehr zu entdecken. Die Möglichkeiten, sich in Wien abseits der Uni zu vergnügen, sind nahezu unbegrenzt. Wien bietet vor allem, aber nicht nur in kultureller Hinsicht alles, was das Herz begehrt. Die prachtvollen Theater ( ) bieten Unterhaltung auf höchstem Niveau und das für Studenten zu unglaublich günstigen Preisen. Bei schönem Wetter locken die Parkanlagen des Schloss Schönbrunn mit dem zugehörigen Tiergarten sowie der Wurschtel- Prater. An Regentagen bietet sich der Besuch eines der zahlreichen Museen an. Pflichtprogramm ist natürlich auch die Fahrt hinauf zur Pummerin, der großen Glocke des Stephansdoms, von wo aus man bei Freiheit von Höhenangst einen großartigen Blick über die Stadt genießen kann. Ebenfalls sehr gut gefallen haben mir das Hundertwasser-Haus, die Donau- Schifffahrt und die Besichtigung des Vienna International Centers, allgemein als UNO-City bekannt ( Glücklicherweise kam ich auch in den Genuss, die Fussball- Europameisterschaft 2008 live miterleben zu dürfen. Das Universitätshauptgebäude steht nämlich direkt auf der Fanmeile. Das Aufzählen weiterer Sehenswürdigkeiten würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, es empfiehlt sich die Mitnahme eines guten Reiseführers. Auch das Nachtleben in Wien, was uns Studenten ja sicher am meisten interessiert ist super. Die beliebteste Gegend Wiens zum Ausgehen ist wohl das Bermudadreieck, ein altes, jüdisches Stadtviertel. Hier gibt es unzählige Bars und Kneipen. Wie in den meisten Städten liegen viele der nettesten Ecken Wiens außerhalb der klassischen Touristenorte. Es gibt viele Clubs mit einem entschiedenen Schicki-Micki-Publikum, entsprechend strikt ist die Kleiderordnung und Türsteherpolitik. Aber es gibt auch die günstigeren und weitaus weniger spießigen Studentenclubs.

3 In der Fluc-Wanne ( feiert die Indie-Szene, im Flex ( ) tummeln sich Raver und eher alternative Typen. Mein Favorit ist ganz klar der Otto- Wagner-Pavillon/Club U ( Warum? Macht euch doch einfach selbst ein Bild. Insgesamt gesehen ist das Leben in Wien wesentlich entspannter als in Deutschland. Die Menschen sind bei weitem nicht so hektisch und gestresst wie hier sondern viel freundlicher und offener. Man spricht zurecht von der Wiener Gemütlichkeit, die man besonders gut im Kaffeehaus bei einer Wiener Melange ausleben kann. Zur Organisation meines Auslandsaufenthaltes: Ende Dezember 2007, also wirklich ziemlich spät, bin ich nach Wien gefahren und habe mich auf Wohnungssuche begeben. Vorher hatte ich mich im Internet auf (das ist das Schwarze Brett der Universitäten in Österreich. Den Tipp habe ich von einer Freundin erhalten, die schon länger in Wien studiert. Auf dieser Homepage findet man auch ganz viele Jobangebote. In Wien ist es wirklich nicht schwer einen gut bezahlten Studentenjob zu finden.) informiert und mir einige Wohngemeinschaften ausgeguckt, wo ein Zimmer zur Zwischenmiete ausgeschrieben war. Ich habe mir nur ein Zimmer angucken müssen und war von der Lage, der Ausstattung, dem Preis und den Mitbewohnern total begeistert, sodass ich mich sofort für dieses Zimmer entschieden und glücklicherweise auch die Zusage erhalten habe. In Anbetracht der Tatsache, dass auf dem Wohnungsmarkt in Wien nicht sehr viele freie und vor allem bezahlbare Zimmer angeboten werden, war ich sehr glücklich über meine Wahl, denn ins Studentenwohnheim wollte ich nicht. Die Wohngemeinschaft befindet sich im 20. Bezirk, direkt an der U-Bahnlinie 4. Von da aus betrug mein Weg zur Uni sieben Minuten. Luxus pur. Weiterhin musste ich alle Formalitäten klären. Ich habe mich in Jena beim Studierenden-Service-Zentrum über die Beurlaubung informiert. Da ich schon wusste, dass es mit der Anerkennung der Scheine ein Problem geben wird, habe ich mich bewusst für die Beurlaubung in Jena entschieden und in Wien nur die Kurse belegt, die mich wirklich interessieren und die in der Vielfalt in Jena nicht angeboten werden. Ja, das wars dann auch eigentlich schon mit der Vorbereitung.

4 Eine große Hilfe hierbei war mir vor allem die gut organisierte Homepage der Universität Wien, der ich alle wichtigen Infos entnehmen konnte ( bzw. ). Ende Februar bin ich dann mit Sack und Pack mit dem Zug nach Wien gefahren. Die Fahrt von Jena aus mit dem ICE ist vollkommen problemlos. Man muss nur einmal in Nürnberg umsteigen und ist zirka sieben Stunden unterwegs. Ich bin dann zur Universität Wien gefahren um mich zu immatrikulieren und um den Semesterbeitrag zu bezahlen. Der ist um einiges höher als in Jena. 379,22 Euro musste ich überweisen. Und darin ist noch nicht einmal das Semesterticket enthalten. Das musste ich mir an den Vorverkaufsstellen der Wiener Linien besorgen für schlappe 128,50. Ja, ein stolzer Preis. Aber es lohnt sich wirklich. Man kann unbegrenzt Bim (also Straßenbahn), U-Bahn, Bus sowie einige Züge der ÖBB nutzen. Und damit kommt man so gut wie überall hin. Also auch wer gerne reist ist ihn Wien richtig, da man viele Städte und Natur in der Nähe hat. So habe auch ich die 6 Monate genutzt um nach Prag, Bratislava, Graz und Salzburg zu fahren. Die Universität Wien: Die Universität an sich hat mir sehr gut gefallen Sämtliche Anmeldungen zu Veranstaltungen, Prüfungen etc. laufen über ein webgestütztes Informationssystem ( über das man auch an so ziemlich alle Infos zu Veranstaltungen, Orten, Zeiten, Vortragenden, Prüfungsleistungen usw. kommt. Ein System, das mir sehr gut gefällt, zumal für einen Studenten hierdurch viele Wege entfallen bzw. sich sehr einfach über das Web abwickeln lassen. Meines Wissens ist die Universität Wien die größte deutschsprachige Universität überhaupt was man an den vielen verteilten Instituten auch merkt. Trotzdem war es zumindest an den Instituten, an denen ich zu Gast war, so, dass die Vorlesungen, Übungen, Seminare etc. allesamt auf engstem Raum beisammen waren, so dass lange Wege von Gebäude zu Gebäude zwischen den Veranstaltungen (wie ich sie aus Jena gewohnt war) bis auf sehr wenige Ausnahmen entfallen. Ich habe es während meiner Zeit auch nicht erlebt, dass Räume überfüllte gewesen wären oder ähnliches.

5 Ich habe fast nur Kurse in Germanistik gewählt, weil da das Angebot viel umfangreicher und die Kurse weitaus weniger überlaufen waren. Mit den Kursen in Sozialkunde war es etwas schwieriger. Das Lehramtsfach Sozialkunde an sich gibt es in Wien nicht. Dort heißt es Geschichte, Sozialkunde und politische Bildung. Der Schwerpunkt liegt da natürlich nicht in der Politik sondern in Geschichte. Soziologie und Volkswirtschaft spielen dabei gar keine Rolle. Deswegen habe ich dazu nur Vorlesungen besucht. Die meisten beschäftigten sich mit der Geschichte, Politik und Kultur Österreichs. Mal will ja schließlich auch etwas über das Land erfahren, in dem man ein halbes Jahr verbringt. Meinen Stundenplan habe ich mir, wie in Jena auch selbst zusammengestellt. Dabei waren mir die Professoren, Sekretärinnen und die studentischen Hilfskräfte eine große Hilfe. Sie haben unglaublich schnell auf s geantwortet, waren immer freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend. Ich bin mitten in laufende Strukturen und Jahrgänge gekommen und hatte überhaupt keine Probleme, Anschluss zu finden. Trotz der Tatsache, dass ich keine Erasmus- Studentin war, bin ich trotzdem zu den Einführungsveranstaltungen für Erasmus- Studierende und auf die Erasmus- Partys gegangen und habe dort schnell viele Gleichgesinnte aus allen Nationen gefunden. Überrascht hat mich dennoch die Tatsache, dass so viele Deutsche in Wien ein Auslandssemester machen. Damit hatte ich irgendwie nicht gerechnet. Abschließendes Fazit: Insgesamt hat mir mein Aufenthalt in Wien sowohl in akademischer Hinsicht als auch abseits des Uni-Lebens sehr gut gefallen. Ein Grund dafür, dass alles mehr oder weniger reibungslos und ohne größere Probleme abgelaufen ist war die gute Vorbereitung, in deren Verlauf ich wie gesagt schon im Vorfeld selbst in Wien war. Ich kann ein Erasmus- Semester in Wien wirklich weiter empfehlen, vor allem im Sommer. Auch wenn ich keine andere Sprache gelernt und mir keine Leistungen für mein weiteres Studium in Jena anerkannt wurden kann ich trotzdem sagen, auch ein Semester im deutschsprachigen Ausland ist für die persönliche Weiterentwicklung sehr von Vorteil. Ich würde es jeder Zeit wieder tun. Also auf nach Wien. Ich wünsche euch viel Spaß.